Text: Text

Kopfschütteln war die erste Reaktion, die ich für einige der Tracks übrig hatte. Augenbrauenhochziehen und gleichzeitiges Stirnrunzeln ebenso. Ein bejahendes Seufzen und ein schön eine andere. Kurzum: „Text“ ruft sehr gemischte Gefühle ab. Verlassen kann man sich auf nichts. Von einer Sekunde zur nächsten ändert der Kahn seine Richtung. Von himmelblau zu stockduster. Von Gitarre zu Keyboards und seltsam anmutenden Soundarrangements.

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VA: We Love You… So Love Us

Compilations sind oft genug der größte Stuss und glänzen durch unsinnige Songauswahl, Konzeptlosigkeit und qualitativer Diaspora. Warum also den Sampler aus dem Hause We Love You, neben Nu Camp und Bad Magic das dritte Sublabel von Wall Of Sound (u.a. The Wiseguys, Propellerheads, Les Rhythmes Digitales), kaufen, anhören und akzeptieren? Ganz einfach: Weil er klasse ist und mindestens ebenso gut ist wie „Super Discount“, einer der besten Sampler überhaupt.

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La Musica Della Mafia: Il Canto Di Malavita

„Während die abgesägte Schrotflinte singt / Schreit und stirbt der Verräter“, „Verräter, erst schlitze ich Dir das Gesicht auf, dann bringe ich Dich um“ oder „Du bist ein Spitzel und ein Verräter / Wer Fehler macht, bezahlt mit dem Leben“. Auf der anderen Seite dann: „Ich bin lieber im Gefängnis als ein Verräter“ oder „Dieser Mund spricht nicht / Ich werde diese drei Jahre schultern“. Dazu die Musik der ´Ndrangheta, die Klänge der kalabrischen Mafia, die die Beteuerungen der Inhaftierten, entgegen der verhängten Gerichtsurteile unschuldig zu sein, untermalen. Zusammengestellt wurde diese bis dato einzigartige Ansammlung an Mafialiedern von dem Fotografen Francesco Spano, dem Journalisten Maximilian Dax und dem Labelchef Peter Cadera.

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Live: Ween

Stuttgart, Longhorn. 5.9.2000

Sie lachen sich auf der Bühne an und witzeln über ihre eigenen Gags und auch über das Publikum. Ween, das sind Dean und Gene Ween, im richtigen Leben natürlich keine Brüder, sowie drei gut bezahlte und ausgezeichnete Musiker, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die ganze Geschichte der Rockmusik kreuz und quer zu zitieren und auf Bands wie Pink Floyd, AC/DC, Elvis Presley, Van Halen oder The Doors querzuverweisen. Einmal in einer Coverversion, einmal mittels geschickt eingebauter Zitate in die eigenen Songs.

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Sublime: What I Got

Die Ska-Dub-Rocker und Dauer-Haschischkonsumenten Sublime beehren uns posthum mit einer Single-CD, die seit längerem einen Werbejingle eines Handynetzbetreibers untermalt. Nun will sich jene Firma zwar mit der Unterstützung der nach dem Tod ihres Sängers aufgelösten Band brüsten, dabei hat „What I Got“ schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Trotzdem werden sich Sublime (jetzt: Long Beach Dub Allstars) freuen, weiterhin kräftig Tantiemen abgreifen zu können.

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Infectious Grooves: Mas Borrachio

Früher war alles irgendwie besser. Da waren Suicidal Tendencies noch einmalig und Infectious Grooves das funkige Nebenprojekt von Hauptinitiator Mike Muir. Mittlerweile sind die Grenzen zwischen beiden Unternehmen verwischt. Die einen rocken mehr (IG), die anderen funken mehr. Trennlinien zu ziehen fällt schwer. Und ob man diese Entwicklung unbedingt ausnahmslos gutheißen sollte ebenso. Wie gesagt: Früher war alles besser. Da hatte Mike Muir noch eine Vision und ließ die Finger vom sommerlichen Gefunke. Früher halt.

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Szenen einer Ehe (2)

Verheiratet zu sein macht mir nach nunmehr drei Wochen Ehe weiterhin Spaß und bereitet mir tatsächlich große Freude. Einerseits ist die Last sehr groß. Man weiß, man hat seinen Partner fürs Leben (hoffentlich) gefunden. Nun liegt es an einem selbst – an der Kompromissbereitschaft, der Anpassungsfähigkeit, dem Verständnis – die Beziehung nicht zu vernachlässigen. Andererseits gibt einem das amtlich beglaubigte Papier eine vorher nicht gekannte Rückendeckung, sozusagen ein feinmaschiges Netz unter dem Salto Mortale Beziehung, einen Airbag für die Achterbahnfahrt namens Leben.

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Phat World (7)

Was soll ich sagen: Wieder zu spät. Daher ab jetzt keine Versprechungen mehr. ‚Tschuldigung dennoch. Nun aber zu Big L, Busta Rhymes, The Creators, Dilated Peoples, Drama, Eve, Lil‘ Kim, Gunshot, J-Shin, Jurassic 5, The Pharcyde, Trick Daddy, Trina, den beiden Samplern Ryde Or Die Vol. II und 2001: Rhyme Odyssey sowie Absolute Beginner, Das Bo, 5 Sterne Deluxe, MC Rene, Plattenpapzt, Sékou The Ambassador, Spax und Texta.

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Peaches: The Teaches Of Peaches

Sie will, dass wir an ihren Nippeln nuckeln und uns mit einem guten Fick aller Schmerzen entledigen („Fuck The Pain Away“). Und ficken wollen sie wohl alle („Set It Off“). Ja, meine Damen und Herren, sie haben richtig gelesen. Mit Hilfe der Roland MC 505 Groovebox hat Peaches alias Merill Nisker, kanadische Staatsbürgerin wohnhaft in Berlin, ihre eigenen Stücke komponiert, die nun den Weg auf ihr Debüt „The Teaches Of Peaches“ gefunden haben. Entdeckt wurden sie von der Kitty-Yo-Mannschaft in einem Stripclub als sie gerade dabei war, sich auf der Bühne zu entblättern. Das hinterließ bleibenden Eindruck bei Patrick Wagner & Co.

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Hidalgo: I Wrote A Song For You

Erinnert sich noch jemand an die Charming Prophets aus Nürnberg, die vor zwei Jahren ein vielseits sträflich missachtetes Album über Stickman Records auf dem Markt brachten? Deren Sängerin ist Betty Mugler und live ist diese Dame eine bezaubernde Erscheinung, die schon einmal mit lässigem Cowboyhut die Bühne betritt und ihr daraufhin einige männliche Gäste zu Füssen liegen und sie um Autogramme bitten. Das kann passieren. Habe ich selbst so erlebt. Jetzt ist sie nachdem ihre vorherige Band das Handtuch warf, zurück und möchte nicht nur mir, nein, uns allen ein Lied, ja sogar mehrer vortragen, die sie für mich/uns schrieb. Herrlich das.

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Szenen einer Ehe (1)

Früher hatte ich eine Freundin. Damit ist seit ein paar Tagen Schluss. Nein, nicht mit ihr, sondern mit dem Status des Freundinnenhabens. Ein kurzes Ja mitten im Post-Junggesellenabschiedsfeierrausches genügte und: aus der Traum. Nie mehr Freundinnen, nie mehr Beziehungen. Statt dessen: Verheiratetsein und Ehe-Alltag. Manch einem soll beim Erklingen des Wortes Ehe ein eisiger Schauer über den Rücken laufen. Ich hingegen hatte kaum Zeit in den Stunden vor dieser weitreichenden Sekunde des Ja-Sagens über Sinn oder Unsinn nachzudenken – geschweige denn nachher: Händeschütteln, Küsschen hier, Küsschen da, Feiern, Wohnung putzen (Stroh im Bett und dieser miesen Scherze nachts um vier), Flittertage (ganze drei an der Zahl), Ämterochsentour, links liegengebliebene Arbeiten erledigen etc.

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Sonic Youth: NYC Ghosts & Flowers

Sonic Youth live zu begutachten ist nicht unbedingt ein Ereignis dem man mit großer Vorfreude entgegenblicken muss. Thurston Moore, Kim Gordon, Lee Ronaldo und Steve Shelley können sich ohne weiteres in Trance spielen und damit in improvisierten Versatzstücken ihrer Songs verlieren und das Publikum auf eine Geduldsprobe stellen. Sie übertreiben es öfters gerne. Liest man sich dann die Liner Notes ihres neuen Albums „NYC Ghosts & Flowers“ durch und stolpert über den Namen Jim O’Rourke, der für den Job des Produzenten engagiert wurde, kann unsereins Böses erahnen. Sollten sich Sonic Youth dem Chicagoer Avantgardisten gnadenlos ausgeliefert haben? Jein.

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Brassy: Got It Made

Muffin Spencer ist mitverantwortlich dafür, dass im letzten Jahr im vereinigten Königreich eine einheimische Band auf den Plan trat, die gar nicht britisch klang, trotzdem von vielen Seiten Lob einsteckte. Single der Woche im NME und überschwängliche Livekritiken in selbiger Gazette. Auch die deutsche Presse hielt sich nicht zurück. Die taz urteilte wie folgt: „Wo Sonic Youth in der Elektronik nach Verunsicherung suchen, dienen die Techniken aus dem HipHop bei Brassy allein dazu, ihren Poprock an die Neuzeit anzudocken. Die Breakbeats, die Schlagzeuger Johnny Barrington gebaut hat, sind im HipHop-Kosmos zwar arg altertümlich, für flotten White Trash aber gerade gut genug. Zudem gehen die sloganartigen Refrains unverschämt gut ins Ohr.“ Die Süddeutsche Zeitung schrieb anlässlich eines Konzertbesuchs: „Front-Göre Muffin Spencer, die Schwester vom großen Jon, und ihre scratchenden und polternden Mitstreiter kämpften für ihr Recht auf Partys und gegen Spießertum. Nicht oft kommen Vorgruppen so gut an. Und doch spielte Muffin die Genervte und schnauzte das Volk an.“

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And You Will Know Us By The Trail Of Dead: Madonna

Sie kommen aus Austin, Texas, und sie werden bald in aller Munde sein. Mund ist das richtige Stichwort, denn der steht einem offen, begegnet man zum ersten Mal ihrer Auffassung von gnadenlos rockender Gitarrenmusik. Was sich auf ihrem selbstbetitelten Debüt noch vage andeutete, bekommt auf „Madonna“ (Der Albumtitel hat nichts mit der Pop-Ikone zu tun!) seinen perfekten Schliff. Verzerrte Gitarren, dezenter Gesang mit kurzweiligen Schreieinlagen, Tribal-mässige Drums mit hoher Kopfnicker-Verwertbarkeit und absoluter Ekstase-Garantie.

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Prefuse 73: EstrocaroEP

Gleicher Mann, gleiches Label, andere Baustelle. Scott Herren, der in diesen Tagen eine LP „Folk Songs for Trains, Trees and Honey“ unter dem Pseudonym Savath+Savalas auf Warp herausbringt, kann nicht genug bekommen. Gleicht Savath+Savalas einer rudimentären, abgespeckten Version von Kreidler, aufgefüllt mit elektronischer Watte à la Boards of Canada, kommt bei Prefuse weniger Wärme aus den Boxen gekrochen. Zwar gleicht ein ganzes Stück „Five Minutes Away“ dem Bruderprojekt in seiner einheimelnden Wärme, diese wird aber bei dem Großteil der EP durch Push Button Object-mäßige Beatarhythmetik durchtrennt.

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End Of April: In Your Arms… Like Chains

Mit einem Jerky Boys-artigen Hörspiel (das sind zwei verrückte New Yorker, die per Telefon Leute verarschen) beginnt die Mini-CD von End Of April, der neuen Band des ehemaligen Headcrash-Shouters Allen Wright. Nachdem sich Headcrash aufgrund der nicht enden wollenden Probleme mit dem Business auflösten, ging Allen zurück in die USA in den Kreis der Familie. Zeitgleich kündigte er an, dass man bald wieder von ihm hören würde. Damit sollte er Recht behalten.

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