Die Aeronauten – Schuldigung

Neben den beiden Hits „Schuldigung“ und „Countrymusik“ vom 97er Album „Jetzt Musik“ sind 4 weitere Tracks (2 aus dem 95er Album „Gegen Alles“, einer aus der Maxi-CD „Bettina“, einer aus dem Album „1:72“) auf der Maxi. Man erhält hier also einen günstigen Einblick in das Schaffen der Band. Schön sind vor allem die Bläser bei den beiden Hits und früher oder später fängt man sowieso an sich für Countrymusik zu interessieren! (6-Track-Maxi, Laufzeit 19:40)

Morrissey – Maladjusted

Der Exzentriker, Lyriker und Popmusiker Morrissey zeigt sich mal wieder von seiner besten, das heißt leidvollsten Seite. „Maladjusted“, unangepaßt, entfremdet – der Titel ist Programm. Morrissey aus dem grauen Manchester bringt es auf seinem sechsten regulären Sololongplayer fertig – wie immer in seinen guten Momenten – Pathos mit Leidenschaft, Zynismus mit Humor und Intelligenz mit Unterhaltung zu verknüpfen. Sei es die mit Ironie hoch drei gewürzte Geschichte eines scharfen Fensterputzers („Roy’s Keen“), sei es ein gefällig-abgründiges Seele/Leib-Drama (die Single-Auskopplung „Alma Matters“) – der homoerotisch-asketisch-neurotische Morrissey findet diesmal fast immer die richtigen Ausgänge aus seinen Wahnvorstellungen.

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Kaleef: 53rd State of Mind

„Golden Brown“ beschert den Stranglers 1982 ein wohlverdientes Stück vom Big-business-Kuchen. Eine grossartige Band tut das Unerwartete und bringt einen verträumten Popsong mit subtil-ironischem Text heraus. Die Stranglers werden zum Hausnamen für unzählige Dumpfbacken-DJs, die ansonsten lieber Stock-Aitken-Waterman-Zeugs in Serie abnudeln.

Als Kaleef 15 Jahre später ihre Version von „Golden Brown“ auf den Markt bringen, gibt es keine Überraschungen. Die Recycle-Welle war und ist in vollem Gange, und Leichenfledderei wurde schon weitaus intelligenter betrieben. „You’re talking nonsense“, die Anfangszeile der Kaleef-Version, trifft die Sache ziemlich gut. Einen weiteren pseudo-motivierten Rap über böse Drogen und fiese Dealer, wer braucht das?

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Luna: ihop

Unnötiger Kauf weil zu gut! Unverständlich? Wer sich die Maxi kauft muß die Platte („Pup Tent“) danach sowieso haben, weil Luna schlichtweg phantastisch sind (vgl. Album Kritik). Da aber die 3-Track-Maxi zwei Titel enthält, die auf dem Album drauf sind, kauft man sich die Maxi nur wegen eines Titels (wie gesagt das Album kauft ihr danach sowieso)! Wie auch immer, ein gutes Werk tut ihr auf jeden Fall.

Luna: ihop
(Beggars Banquet)
(Laufzeit 15:49)

Chris Cacavas: Anonymous

Irgendwann in den Achtziger haben Dan Stuart und Chuck Prophet den guten Chris „Chez“ Cacavas einfach nicht mehr zu den anstehenden Aufnahmen der gemeinsamen Band Green On Red eingeladen. So hat der Keyboarder der Band gedacht, daß in allem Schlechten auch etwas Gutes steckt, sich seine schlummernden Solopläne zu Herzen genommen, die Gitarre gepackt, die Stimme geölt und eine Platte gemacht (Chris Cacavas & Junkyard Love – s/t; 1989 Heyday Records). Mit den Junkyard Love hat er dann weitere 3 Platten aufgenommen (plus zwei Return-To-Sender-Veröffentlichungen beim Mailorder Label Normal).

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Radiohead: Karma Police

Man sollte besser keine Songs aus dem letzten Radioheadalbum auskoppeln, denn die Songs geben im Albumformat ein wunderschönes, depressives Gesamtbild ab, das der einzelne Song schwerlich widerspiegelt. Einziger Vorteil: mal wieder ein schönes Video auf MTV und Viva und zwei nette Bonus-Tracks. Aber egal, die Single soll’s eh‘ nur zur limitierten Auflage des Albums als Bonus geben.

Radiohead: Karma Police MCD
(EMI)

Blackstreet: Fix

Teddy Riley bemüht den allgegenwärtigen Wu-Tang Clan (Ol‘ Dirty Bastard) und den nicht mehr ganz so gegenwärtigen Slash (of Guns’n’Roses fame) zum Aufpeppen des im Original nicht ganz so fluffigen „Fix“. Heraus kam dabei ein Crossover-Brett vom Schlage En Vogue mit „Free Your Mind“. Fragt sich nur, welche Zielgruppen damit angesprochen werden sollen? Puff Daddy zeigt wie’s gemacht wird.

Blackstreet: Fix
(Interscope/Universal)

Tim Isfort Orchester

Geschichten wie sie nur das Leben schreiben kann: Alles wird gut. Auch für einen Musiker und Toningenieur Ende zwanzig, der sich als Allzweck-Bassist und Werbekomponist durchs Leben schlägt und sich sein eigenes kleines Studio aufbaut. Einer, der mit 80er-Jahre-Pop aufgewachsen ist, Jazz und Filmmusik mag und der davon träumt, Musik für ein Unterhaltungsorchester alter Prägung zu schreiben. Mit den dazugehörigen Arrangements und dem adäquaten Sound: warm, weich und analog. Einer, der genug Ausdauer aufbringt, um gegen alle Trends und Sachzwänge seine Ideen umzusetzen.

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Die Aeronauten – jetzt musik

Sind Die Aeronauten Hamburger Schüler? No, Schweizer kann man nicht so einfach in Norddeutschland vereinnahmen. Inzwischen sollte darauf verzichtet werden, deutschsprachige Rockmusik mit Alltagstexten die Erinnerungen auslösen nur nach Hamburg einzuordnen. Vielleicht hatten die Norddeutschen zuerst den kommerziellen Erfolg. Jungs wie Die Aeronauten sind aber schon länger im Geschäft und Lado hat kaum abgefärbt. Im Gegenteil. Die Aeronauten sind sich und ihrere Musik treu geblieben. Passend daß die Texte sich mit dem Alter der Texter entwickeln, während die Tocos immer noch über die Abi-Zeit singen.

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Paul Weller: Heavy Soul

Zu Zeiten von The Jam oder Style Council war Paul Weller für mich die Personifizierung des guten Geschmacks. Rein optisch betrachtet, würde ich das auch heute noch unterstreichen. „Heavy Soul“ erinnert allerdings an einen Musikstil, mit dem ich den alten Hipster freiwillig niemals in Verbindung gebracht hätte: Hippie-Folk-Rock, inklusive Gitarrenduell auf den beiden Stereo-Kanälen. War das nötig?

Paul Weller: Heavy Soul
(Island)

Pornomat: zu schön EP

Poppiger Alternativ-Rock, deutsch getextet. Die Mucke ist ganz ordentlich, die Texte gefallen mir nur mäßig, die Verbindung paßt oft nicht. Wie kann man nur den Tod der Schwester zu fröhlicher Musik todtraurig besingen? Zu oft ist der Sprechgesang zu holprig. Man merkt halt doch, wenn reden die Unfähigkeit zu singen kaschieren soll. Insgesamt werde ich den Eindruck nicht los daß die vier Hamburger Jungs so wie die ganz frühen Ärzte klingen wollen. Fehlgeschlagener Versuch auf der Deutschtextwelle mitzuschwimmen.

Pornomat: zu schön EP
(Big Note Records)

Luna – Pup Tent

Gute Gitarrenarbeit ist im Zeitalter der digitalen Vertonung von Emotionen zu einem Suchen nach Nuggets in schlammigen Wasser geworden. Wie einst die alten Goldschürfer durchwühlt man seinen Claim, wobei die Hoffnung auf neue Funde täglich schwindet. Findet man denn doch einen solch funkelnden Klumpen, so ist die Freude um so größer. Aber genug mit dem Fabulieren, mit „Pup Tent“ von Luna ist endlich mal wieder eine Bandplatte herausgekommen, die solche Freude aufkommen läßt.

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Musikbücher IV

Sechs mehr-oder-weniger-Neuerscheinungen gilt es euch heute näherzubringen. Beginnen wir mit dem von mir sehnlichst erwarteten Werk „Lyrics And Poems“ von Joni Mitchell, erster von drei angekündigten Bänden, deren beiden noch ausstehenden den „Malereien“ respektive „Autobiografischem“ gewidmet sein sollen. Nun schön. Es freut mich natürlich, endlich sämtliche Songtexte der großen Joni zwischen zwei Stückern Pappdeckel im Regal zu haben – von mir aus hätt’s auch Hardcover sein können, da bin ich ganz bibliophiler Snob und scheue die Extramärker nicht.

Aber na gut, dann halt Broschur. Nur: Kündet der Titel nicht von „Lyrics AND Poems“, dem also, was unsereiner landläufig „Gedichte“ nennt und von denen in Jonis Schublade garantiert noch mancher Versuch ruht? Kündet er. Wird aber nicht gebracht. Bloß Songtexte. Und der Verlag entschuldigt sich auf einem beigelegten Papierstreifen auch noch dafür, daß leiderleider die Texte der für Februar 1998 erwarteten 18. Mitchell-Platte, „Taming The Tiger“, nicht haben abgedruckt werden können – „due to circumstances beyond our control“, ja, ja, das sagt Herr Rühe auch gerade. Als großer Verehrer der Kanadierin will ich aber mal nicht so sein. Haben wir halt nur die Songtexte und ein erläuterndes Vorwort nebst Anmerkungen, denn es gibt ja soviel zu schreiben über diese „lyrics“, diese Juwelen unter all dem Schrott herkömmlichen Popgereimes. Ha! Nichts da! Kein Vorwort! Keine Anmerkungen! Nur eine Seite kümmerlichste Diskografie am Schluß des Buchs! In mir breitet sich eine große Traurigkeit aus, und wäre mir zum Weinen zumute, ich würde es gewiß tun. Bist du dran schuld, Joni? Oder der knickrige Verlag? Apropos Verlag: Wo ist der deutsche Verlag, der mich die Texte ins Deutsche übertragen läßt? Mit Vorwort! Mit Anmerkungen! Wir werden die Literaturpreise nur so abräumen, meine Damen und Herren Verleger! Sie werden in den Parnass aufsteigen, bei Desinteresse aber weiter in der Hölle der 698. Dylan-Biografie schmoren! Nur Mut! Melden!

Kommen wir zu zwei recht ansprechenden Werken über die englischen Folkrockpioniere Fairport Convention, zunächst zu einer aktualisierten Neuauflage des bereits 1972 erschienenen „Meet On The Ledge. Fairport Convention – The Classic Years“. In den reichlich düsteren Jahren der britischen Popmusik zwischen etwa 1970 und 1976, also dem Split der Beatles und dem Siegeszug des Punk, kam akustischer Trost in erster Linie aus den Gefilden des Folkrock. Den hatten die Briten keineswegs erfunden, wie uns manchein oberflächlich recherchierender Journalist gerne weismachen möchte, und es war auch nicht so, daß die Erleuchtung, altes englisches Liedgut mit modernen Rocktönen zu verbinden, über Nacht gekommen wäre. Nein, das Licht leuchtete von Amerika her, vom Folkrevival der Frühsechziger, dem Countryblues, von Woody Guthrie, Tom Paxton, Pete Seeger und, er darf natürlich nicht fehlen, vor allem Bob Dylan. Die Byrds schließlich machten vor, wie sich Folk und Rock verbünden konnten (nebenbei sei bemerkt, daß sie vom englischen Genius profitierten, den Beatles nämlich), die Insulaner machten es nach. Fairport Convention, 1967 vom umtriebigen Ashley Hutchings gegründet (er zeichnete auch für das Inslebenkommen von Steeleye Span und der Albion Country Band verantwortlich), begnügten sich auf ihrem Debütalbum noch mit Joni Mitchell-Covern und ersten Eigenkompositionen, die den amerikanischen Vorbildern huldigten. Zwei Ereignisse änderten das: Zunächst der Beitritt von Sandy Denny (sie kam für Judy Dyble, die singende Bibliothekarin), dann mit dem wachsenden Selbstbewußtsein des milchgesichtigen Gitarristen Richard Thompson, der fortan als Komponist glänzte. Beide stellten sich in der Folgezeit nicht nur als treibende Kräfte von FC heraus, sondern wurden auch die herausragenden englischen Singer/Songwriter der Siebziger. Thompson ist bis heute an der Spitze geblieben, Sandy Denny fiel 1978 eine Treppe runter und war tot, aber leben wird sie immerdar. 1969 brachte man mit „Liege & Lief“ das erste britische Folkrock-Album heraus, und es strahlt bis heute.

Unsere zweite FC-relevante Neuvorstellung heißt „Fairportfolio“, stammt von Kingsley Abbott, einem Jugendfreund der Band, und bietet auf ca. 60 Seiten Einblicke in die Anfangsphase, mit seltenen Fotos und Zeitungsschnipseln, rührend unprofessionell abgedruckt, aber eben mit Liebe, wie es einer im Eigenverlag erschienenen Publikation frommt. Kostet stücker 30 Mark, ist beim Autor erhältlich (Adresse siehe unten) und nur etwas für ausgemachte Liebhaber der Band.

Das nächste Buch, das ich euch ans Herz legen will, behandelt ein amerikanisches Thema, ist allerdings auch von einem Engländer geschrieben worden (na, und so ganz neu ist es auch nicht: 1996. Aber wann soll ich denn den ganzen Kram lesen?!): „Waiting For The Sun. The Story Of The Los Angeles Music Scene“. Barney Hoskyns heißt der Autor, hat lange in L.A. gelebt, schreibt heute für verschiedene Zeitschriften, u.a. für MOJO, und so wie wir keine Zeitschrift hierzulande haben, die an MOJO heranreicht (schleicht’s euch, Rolling Stone-Schreiber! Nur daß sie „Happy Boys Happy“, den fulminanten Schmitt/Twelker-Happen über die Small Faces, etwas unterkühlt-britisch besprochen haben, ist den Mojo-Mannen anzulasten. Typisch angelsächsischer Neid, klar, und außerdem gehört das gar nicht hierher, verwirrt nur die Leser, die darauf warten, daß ich die Klammer endlich zumache. Mach ich’s also. Es geht also jetzt (nach der Klammer) damit weiter, daß ich gesagt habe, es gäbe keine Zeitschrift wie MOJO hierzulande (danach kommt besagte Klammer, die ihr aber ignorieren könnt, weil ihr gerade mittendrin seit, d.h. eigentlich habe ich sie ja zugemacht) (nein, nicht DIE Klammer! Das ist eine Klammer in der Klammer, und die mache ich jetzt zu. So:), und jetzt muß ich weiterfahren, daß es selbstverständlich auch kein solches Buch über die L.A.Szene hierzulande gibt. Ergo:), so haben wir selbstverständlich auch kein solches Buch über die L.A.-Szene. Wie denn auch! Das Ding ist in Leinen gebunden! Wiegt ungefähr so viel wie ein Pfund Kaffee (ich hab’s ausprobiert; es war entkoffeinierter)! Ist in einer Sprache geschrieben, die mehr als den Grundwortschatz benötigt! Enthält kein einzig Sterbenswörtlein über die Kelly Family! Ist also in Deutschland unverkäuflich! Und ein Standardwerk!

Hoskyns entwickelt die Geschichte des musikalischen L.A. chronologisch, beginnt etwa in der Nachkriegszeit und endet im Hier und Jetzt. Was man erwarten konnte. Aber da betet nicht nur einer Daten runter, sondern er hat seine Grütze beim Schreiben stets dabei, was man ja nicht von allen sagen kann, die schreiben. Das Ganze ein „Sittenbild“ zu nennen, wäre nicht falsch. Schwerpunkt des Buches ist natürlich die Mitt- bis Endsechziger-Phase der Canyon-Schickeria, als sich von Zappa bis zu den Eagles alles in den diversen Tälern tummelte. Hoskyns beschreibt, wie sich der anfängliche Idealismus der friedlichen und kreativen Gemeinschaft allmählich zum blanken Horrorszenario wandelt. Man hat sich von der Außenwelt abgekoppelt, schnupft, spritzt, raucht, was nur irgendeinen Kick verspricht, und wird in Gestalt von Charles Manson und seiner Family schließlich mit dem Entsetzen konfrontiert. Was einige ernüchtert, andere nur resigniert ins nächste Refugium weiterziehen läßt. Hoskyns arbeitet bei der Beschreibung jener Jahre vor allem mit Gruppen- und Solistenporträts – was ein kleines Manko ist, denn dabei kommt ihm manchmal der analytische Verstand abhanden. Aber nur kurzzeitig, er findet ihn schnell wieder. Alles in allem liefert er den Beweis, daß Musikjournalismus weder reine Starparade noch soziologisch-tiefgründelndes Gewäsch sein muß. Man kann auch erzählen, sich an Anekdoten delektieren und, wie erwähnt, das Hirn als kongenialen Partner der Schreibhand akzeptieren. Vielleicht auch bald in Deutschland? Wo sich ein Verlag findet, der eine Übersetzung finanziert? Dürfte auch Paperback sein. Auf holzhaltigem Papier. Wunschtraum eines ewig Unbelehrbaren.

Über „Frauen im Rock“ (selten dämlicher Begriff!) ist in den letzten Jahren eine wahre Flut von Publikationen geschwappt, einige auch an dieser Stelle besprochen und doch artig gelobt. „Trouble Girls. The Rolling Stone Book Of Women In Rock“, herausgegeben von Barbara O’Dair ist nun der bislang kompetenteste Reader zum Thema. Zwar kein Lexikon im eigentlichen Sinne, aber ein Nachschlagewerk erster Güte, was vor allem daran liegt, daß a) wirklich fähige Autorinnen (und Fotografinnen!) mitwirken und b) der übliche US-Zentrismus amerikanischer Publikationen hier erfreulicherweise etwas abgemildert wurde. Man findet z.B. einige schöne Seiten über Sandy Denny, und selbst June Tabor wird wenigstens zweimal namentlich erwähnt. Daß ich das noch erleben darf! Schön auch, daß man sich endlich einmal des Themas „Groupies“ ohne den moralischen Zeigefinger angenommen hat. Der Janis Joplin-Beitrag ist herrlich ironisch, die Karen Carpenter-Story analytisch erhellend. Und so weiter. Selbst Gillian G. Garr, Autorin eines mäßigen Rockfrauenbuches, das gerade bei 2001 verramscht wird, weiß zu Laurie Anderson Erbauliches zu schreiben, was ich ihr, ehrlich gesagt, nicht mehr zugetraut hätte. Natürlich: Auch dieses Werk kann das große Dilemma nicht überwinden, daß man beim Thema „Frauen und Rockmusik“ stets auch die gesellschaftliche Seite berücksichtigen muß, dabei aber fast zwangsläufig die reine künstlerische Leistung in den Hintergrund rückt. Aber so ist das halt: Die Geschichte der Rockfrauen ist vor allem die Geschichte ihrer Diskriminierung – und die Geschichte ihrer Emanzipation.

Emanzipation ist auch ein gutes Stichwort für unsere letztes Werk: Es heißt „Björk. Björkgraphy“, wurde von Herrn Martin Aston geschrieben und handelt natürlich von Leben und Wirken jener seltsamen Frau Gudmundsdottir aus dem hohen Norden. Wie fast alle ihre Kolleginnen ist auch Björk inzwischen das Objekt sogenannter „illustrated biographies“ geworden, also gemeinhin stark bebilderter Broschüren, deren Textteil wohl nur aus Versehen mit hineingerutscht ist. Nicht so dieses Buch, das auf satten 336 Seiten die Stationen der Karriere Björks Revue passieren läßt. Tappi Tikarass, Kukl, Sugarcubes, endlich die blendenden Soloveröffentlichungen – nichts wird übergangen, aber das kann man schließlich von einer Bio erwarten. Nicht unbedingt zum Standard gehört es, sich auch über das gesellschaftliche Umfeld schlau zu machen, zumal es sich im Falle Björks um das exotische der Insel Island handelt. Aber Aston gelingt auch dies, man merkt, er war dort und hat sich umgeschaut, hat einiges Merkwürdige beobachtet und gibt es im einleitenden Kapitel seines Buches preis. Daß auf den 336 Seiten manches zu erschöpfend behandelt wird und gewisse Ermüdungen beim Leser nicht ausbleiben können, ist selbstverständlich. Aber noch erträglich. Für alle Fans ein Muß, auch wenn die aktuelle Entwicklung („Homogenic“, das letzte Album, das Säureattentat usw.) in diesem 96er Werk naturgemäß fehlen.

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Für alle, denen es wieder einmal viel zu schnell gegangen ist, hier noch einmal Titel, Autoren, Verlage, Preise:

Joni Mitchell: The Complete Poems And Lyrics. London (Chatto & Windus) 1997, Preis: 14 Pfund 99
Patrick Humphries: Meet On The Ledge. Fairport Convention - The Classic Years. London (Virgin Books) 1997, 176 Ss. Preis: 9 Pfund 99
Kingsley Abbott: Fairportfolio. Personal Recollections of FAIRPORT CONVENTION from the 1967-1969 era. North Lopham 1997 (zu beziehen über: Kingsley Abbott, "Hollycot", High Common, North Lopham, Diss, Norfolk, IP22 2HS), Preis: ca. 10 Pfund
Barney Hoskyns: Waiting For The Sun. The Story Of The Los Angeles Music Scene. London (Viking/Penguin) 1996, 356 Ss. Preis: 20 Pfund, die sich lohnen.
Barbara O'Dair: Trouble Girls. The Rolling Stone Book Of Women In Rock. New York (Random House) 1997, Preis: 25 $
Martin Aston: Björk - Björkgraphy. London (Simon & Schuster) 1996, Preis: 10 Pfund 99