And You Will Know Us By The Trail Of Dead: Madonna

Sie kommen aus Austin, Texas, und sie werden bald in aller Munde sein. Mund ist das richtige Stichwort, denn der steht einem offen, begegnet man zum ersten Mal ihrer Auffassung von gnadenlos rockender Gitarrenmusik. Was sich auf ihrem selbstbetitelten Debüt noch vage andeutete, bekommt auf „Madonna“ (Der Albumtitel hat nichts mit der Pop-Ikone zu tun!) seinen perfekten Schliff. Verzerrte Gitarren, dezenter Gesang mit kurzweiligen Schreieinlagen, Tribal-mässige Drums mit hoher Kopfnicker-Verwertbarkeit und absoluter Ekstase-Garantie.

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Brassy: Got It Made

Muffin Spencer ist mitverantwortlich dafür, dass im letzten Jahr im vereinigten Königreich eine einheimische Band auf den Plan trat, die gar nicht britisch klang, trotzdem von vielen Seiten Lob einsteckte. Single der Woche im NME und überschwängliche Livekritiken in selbiger Gazette. Auch die deutsche Presse hielt sich nicht zurück. Die taz urteilte wie folgt: „Wo Sonic Youth in der Elektronik nach Verunsicherung suchen, dienen die Techniken aus dem HipHop bei Brassy allein dazu, ihren Poprock an die Neuzeit anzudocken. Die Breakbeats, die Schlagzeuger Johnny Barrington gebaut hat, sind im HipHop-Kosmos zwar arg altertümlich, für flotten White Trash aber gerade gut genug. Zudem gehen die sloganartigen Refrains unverschämt gut ins Ohr.“ Die Süddeutsche Zeitung schrieb anlässlich eines Konzertbesuchs: „Front-Göre Muffin Spencer, die Schwester vom großen Jon, und ihre scratchenden und polternden Mitstreiter kämpften für ihr Recht auf Partys und gegen Spießertum. Nicht oft kommen Vorgruppen so gut an. Und doch spielte Muffin die Genervte und schnauzte das Volk an.“

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King´s X: Please Come Home…Mr. Bulbous


King´s X gehören zu einer handvoll Bands, deren Name zum Synonym eines ganz eigenen Stils, bzw. Sounds wurde. Die Texaner wurzeln vom Beginn ihrer Karriere im harten Rock, gepaart mit unglaublich guten Harmoniegesängen. Als King´s X 1988 ihr Debüt „Out Of The Silent Planet“ veröffentlichten, waren sie mit ihrem kantigen Sound und den verschachtelten Harmonien der musikalischen Zeit weit voraus.

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Richard Ashcroft: Alone with Everybody

Richard Ashcroft ist ein ganz Großer. So groß, dass auch ein mittelprächtiges Solo-Debütalbum kaum Kratzer an seiner Reputation hinterlassen wird. Schade, denkt man schon nach wenigen Minuten, spätestens aber beim zweiten Take, dass dem Durchschnitt von der Musikpresse so breiter Raum eingeräumt wird, während Bands wie Jack Ashcroft in derselben Disziplin locker an die Wand spielen. Leider unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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Tocotronic vs. Console: Freiburg V3.0

Die Spezialität von Tocotronic besteht darin, schluffige, laute und oft irgendwie zerrende Gitarrenmusik zu machen. Für ihre Melodien würden zwei oder drei Notenlinien vollkommen ausreichen. Popmäßig simpel und hymnisch sind sie, vor allem aber apathisch. Denn Tocotronic sind die Meister des Midtempo-Rocks. Der Gesang ist klagend, monoton und meistens am Rande des Ausdruckslosen. Als Slacker wurde das Hamburger Trio mal bezeichnet, in Wahrheit aber unterwandert es den Rock durch gezieltes Understatement und gibt ihm durch seine Teilnahmslosigkeit die Leidenschaft zurück. Die Riff-Folgen haben die Einfachheit eines Status Quo-Songs und die Melancholie eines Leonard Cohen. Pathos und Charme sind ein anderes Thema, die Texte auch – eine normale Rockband sind Tocotronic jedenfalls nicht.

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Gallery: Blue

„Blue“ in der Original-Version von Eiffel 65 war schon peinlich genug. Als Melodiccore-Elektronik-Stück wird´s nicht unbedingt besser. Man sollte vielleicht nicht rausposaunen, dass diesmal Deutsche am Werk waren. Um mit grässlichem Akzent und bar jeder Inspiration einen Song zu Tode zu daddeln, der noch nie einer war.

Gallery: Blue
(Virtual Records)

Bananafishbones: Glam

Der Wille zum Ohrwurm klingt aus jeder Note. Doch trotz des lässigen Swings, trotz Schrammelgitarren und Moog bleibt „Glam“ als Popsong allzu flach. Außerdem hören sich Bananfishbones erschreckend stark nach Schülerband an. Mehr als nötig jedenfalls. Weniger Koketterie täte es auch…

Bananafishbones: Glam
(Bonanza/Polydor/Universal)

Miles: Miles

Was macht denn die fränkische Indie-Hoffnung auf ihrem neuen Album? Ich hätte viel von den vier Würzburgern erwartet, aber die Hinwendung zum Breitwand-Pop ist eine echte Überraschung. Abba spielt die größten Hits der Pet Shop Boys – so könnte man das schlicht „Miles“ betitelte Album auf einen Nenner bringen. Pop-Musik im großen Stil, weg von den Alternativ-Gitarren, hin zu Fender Rhodes und Moog Synthesizer. Weißer Frack statt Jeans.

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Walter Trout: Live Trout

März 2000, Tampa Bay Blues Fest: Nach einem Horrortrip aus verspäteten Flugzeugen, fehlendem Hotelzimmer, mangelndem Schlaf und zu wenig Essen steigt Walter Trout auf die Bühne und spielt diesen atemberaubenden Gig, der jetzt als Doppel-CD der Nachwelt erhalten bleibt. Jeder kennt diesen Mythos, wenn Musiker und Instrument „Eins“ sind und das Spielen mehr von Intuition als von Technik geführt wird. Näher dran als Walter Trout an diesem Tag kann man nicht sein. Er lässt seine Strat weinen, schreien, lachen, jubeln und spielt auf der ganzen Palette der Emotionen. Technisch perfekter kann man spielen, emotionaler nicht!

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The Awesome Machine: …It’s Ugly Or Nothing

Schwarzes edles Cover mit Gold-Schrift – rein äußerlich könnte auf der CD fast alles sein. Dass sich hinter der dezenten Fassade „dreckiger Rock“ versteckt, erwartet man eigentlich nicht, man ahnt es nur, wenn man bemerkt, dass das Label eigentlich „I used to fuck people like you in prison“ heißt. The Awesome Machine machen Stoner-Rock und legen hart und düster los.

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Jimi Tenor: Out Of Nowhere

Wenn es Pop-Jounalisten mit Musik ohne Songstrukturen zu tun kriegen, reden sie schnell von Filmmusik. Das neue Album von Jimi Tenor wird eine Invasion des Wörtchens „Filmmusik“ auslösen, denn eine klare Schublade für „Out of nowhere“ gibt es nicht. Bislang galt der eigenbrötlerische Finne als Elektroniker, seine Debüt gab er noch mit Dancefloor und Clubmusic, das letzte Werk war ein groovender Stilmix, und das neueste Lebenszeichen ist schlicht Freestyle. Elektronik, Black Music, Jazz, Ethno und E-Musik sind die Gebiete, die Tenor hier erforscht und zusammenführt.

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Musikbücher VI

A href, Freunde! Mit diesem orientalischen Gruß melde ich mich nach einer längeren Zeit des Schweigens wieder einmal mit neuen Musikbüchern, die sich wie immer dadurch auszeichnen, dass sie schon steinalt sind.

Aber halt! Eine Ausnahme. In bälde erscheinen wird die erste deutschsprachige Joni-Mitchell-Biografie, ein Werk von außerordentlicher literarischer Klasse, philosophischem Tiefsinn und aberwitzigstem Witz. Der nicht genug zu lobende Starcluster-Verlag wird die gut 200, mit vielen unglaublichen Fotos gewürzten Seiten as soon as possible herausbringen, lächerliche 49 Mark 80 dafür verlangen und expressement versenden.

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