Grant Hart: Good News for Modern Man

Dank Amerikas vielleicht zukünftiger First Lady Tipper Gore, die jahrelang für eine Zensur in der Rockmusik kämpfte, um die Marktanteile der Countrymusik zu schützen – man kommt schließlich aus Tennessee – kommen manche Schallplatten heutzutage mit „Parental Advisory“ Aufklebern heraus. Aber manche brauchen eher eine Warnung, wie man sie aus der Apotheke kennt – nicht für den Konsum in Verbindung mit Autofahren oder dem Gebrauch von schweren Geräten geeignet.

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Sandvipers: Dead Slow (LP)

Hier haben wir eine zehn Songs umfassende LP, von einer Kölner Band veröffentlicht, und entweder fehlt uns ein Inlay-Sheet oder der Band das Geld, um eins zu drucken, denn sonst ist zu Besetzung/Bandgeschichte/Mitgliedern leider nichts zu sagen. Was besonders schade ist, denn wenn ich die Texte auch lesen könnte, würden die Band wahrscheinlich einen Preis für ihr fehler-sowie akzentfreies Englisch bekommen.

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Interview: Wollie Kaiser

Der Kölner Musiker kennt keine Gnade, wenn es um die Schöpfung neuer Musik, neuer Klänge geht. Schon immer griff er gerne auf Originale zurück, um zu unterstreichen, „wie unwichtig letztlich die Qualität der Vorlage ist“. Als Mitglied der legendären KÖLNER SAXOPHON MAFIA, als Sessionmusiker und Solist nahm Wollie Kaiser über 40 LPs/CDs auf, kooperierte u. a. mit Kenny Wheeler, Mark Feldman oder SERIOUS SOLID SWINEHEARD. Seit 1989 wirkt er zudem als Dozent an der Folkwanghochschule in Essen. Über sein jüngstes Projekt, die CD „New Traces For Old Aces“, mit schrägen Interpretationen von Songs der „Sixties Beat“-Heroen THE SMALL FACES sprach mit ihm Roland Schmitt:

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Steve Earle: Transcendental Blues

Steve Earle marschiert geradeaus. Vom Titel darf man sich nicht täuschen lassen lassen. Weder von der Metaphysik, noch vom Blues. Und auch nicht vom Vollbart des Propheten. Sogar Earle selbst bezeichnet „Transcendental Blues“ als Rock-Album. Genaugenommen ist der Nachfolger des Bluegrass-Opus „The Mountain“ aber ungemein vielschichtig. Sanft plätschernde Midtempo-Folksongs finden sich genauso wie straighte Uptempo-Rocker, traurige Singer-Songwriter-Balladen und versponnene Symphonien. Selbst ein Bluegrass hat sich wieder draufgeschlichen. Nach eigener Aussage, „just to tick everybody off“. Um allen, die schon den Finger recken, das Maul zu stopfen. Mal frei übersetzt….

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Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 19

Ich mach mir ein bißchen Sorgen. Gerade hab ich mir eine Jeans gekauft. Eine von diesen dunkelblauen mit den riesigen Umschlägen am Hosenbein. War letztens für die Zeitung auf einem Elektronik-Event, da waren viele Kunststudenten und haben durch ihren Anblick wohl meinen modischen Wagemut geweckt. Aber jetzt hab ich mir zu dieser Hose auch noch Turnschuhe gekauft, und zwar so richtig große, klobige Skaterschuhe. Was soll das werden? Ein laufendes Kindchenschema? Ich fühl mich eigentlich ganz wohl drin, aber die Proportionen gehen irgendwie wieder in Richtung Kindergartenalter. Wenn ich mir noch einen Brotbeutel um den Hals hänge, holt mich sicherlich morgens jemand ab. Eigentlich warte ich drauf, dass mich im Job mal jemand drauf anspricht. Vielleicht eine genervte Chefin, die mich fragt, ob ich ihr so von vornherein jeden Wind aus den Segeln nehmen will, falls sie mal auf die Idee käme, mich zu kritisieren. Ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Aber etwas gedrungenere Turnschuhe sehen zu der Hose einfach Scheiße aus.

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End Of April: In Your Arms… Like Chains

Mit einem Jerky Boys-artigen Hörspiel (das sind zwei verrückte New Yorker, die per Telefon Leute verarschen) beginnt die Mini-CD von End Of April, der neuen Band des ehemaligen Headcrash-Shouters Allen Wright. Nachdem sich Headcrash aufgrund der nicht enden wollenden Probleme mit dem Business auflösten, ging Allen zurück in die USA in den Kreis der Familie. Zeitgleich kündigte er an, dass man bald wieder von ihm hören würde. Damit sollte er Recht behalten.

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Gee Strings: Bad Reputation (7″)

Punk Rock ist wie Bier, und erst nachdem ich das endlich festgelegt habe, konnte ich beide maximal geniessen. Ich meine, es gibt Bereiche im Leben– Arbeit, Wohnsitz, Beziehungen– in denen Fortschritt zum Vorteil ist. Aber auch Bereiche, in denen die Jagd auf was Neues keinen Sinn hat. Niemand setzt sich hin, drinkt sein Bier und beschwert sich, daß es genau so schmeckt wie gestern und vorgestern- genau das wollen wir alle. Wir sollen das auch von Punk Rock wünschen, und dafür gibt es Bands wie Gee Strings, die teils aus Köln und teils aus Aachen kommen.

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Lambchop: Up With People

Es fängt an als Zwitter zwischen Folksong und Akustik-Pop. Dann mischen sich Plüsch und Geblubber dazu, und unversehens avanciert das spröde Geschrammel zu dürrem Funk. Kurt Wagner soult sich die Seele aus den schäfrigen Stimmbändern, Bläser und Backingchor tun das ihre, über dem unaufhörlich perlenden Stromgitarren-Fluss eine Black-Music-Symphonie zu positionieren. Das Leben ist langer, träger Strom mit sanft keimendem Glückgefühl…

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Travis: Driftwood

Mit dieser zweiteiligen Single-CD wollen uns Travis den Tag versüßen und erreichen dies natürlich auch. Zwar ist eine Doppel-Maxi besonders auf der Insel Gang und Gäbe und irgendwie doch nur dazu da, den Jungs und Mädels das Geld aus der Tasche zu locken, aber diese hier hat es in sich. Schließlich kann man von den vier sympathischen Schotten, die noch keinerlei Starallüren an den Tag legen, nie genug bekommen. Einmal ihnen verfallen, kommt man nicht mehr von ihnen los. Oder?

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V.A.: Misturada 4

Der vierte Teil dieser Serie ist zugleich der erste, der mir untergekommen ist. Macht aber nix. Das Konzept der mir vorliegenden Platte ist simpel aber trotzdem spannend. Brasilianische Musik, wie sie bei dem Label Far Out auf der CD „Friends From Rio 2“ vor einiger Zeit erscheinen ist, wird auf „Misturada 4“ von Dance-, Electro- und TripHop-Experten in neue Klanggewänder gesteckt. So kamen 4 Hero, IG Culture, Dalata, Kyoto Jazz Massive, Offworld, Soul Circuit, Roc Hunter, Flytronix und G. Force & Seiji in den Genuss des Remixens von brasilianischen Hüftschwingern.

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Stuck Mojo: Declaration Of A Headhunter

Oh, ist das Cover peinlich! Auch Titel wie „Hatebreed“ oder „Give War A Chance“ tragen nicht unbedingt dazu bei, mich neugierig zu machen. Hat sich aber gelohnt: Bislang von Stuck Mojo völlig unbefleckt wusste ich nur, dass sie Crossover machen und der krankt ja schon seit einer Weile an latenter Ideenlosigkeit. Die vier Amis haben zwar auch nicht die Innovation im Patronengurt, aber das Songmaterial stimmt.

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Reincidentes: ¿Y Ahora Qué?

Von wegen Europa – die Meisten waren schon x-mal in Spanien, aber beim Aufzählen von spanischen Bands tun sich alle ein bisschen schwer. Während skandinavische Rock-Bands vom Norden her die musikalische Weltherrschaft anstreben, kommt ihnen aus dem Süden wenig entgegen. Mutig auf dem Weg sind die vier Spanier von Reincidentes. In ihrer Muttersprache ballern sie 15 Songs in rund 47 Minuten raus und müssen sich keinesfalls vor anderen Bands verstecken.

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Payola: For Those Who Know

Sie haben schon eine Single, eine EP und ein Album (oder waren es zwei? Das Labelinfo gibt ungenaue Angaben hierzu.) veröffentlicht und waren schon fast in den ewigen Jagdgründen Gast nachdem ihr Sänger das Handtuch warf. Aber Payola geben sich so leicht nicht geschlagen. Der Weg aus der Krise war in Neuzugang Nico Kozik (auch Nico Le Bon genannt) – nicht verwandt oder verschwägert mit dem berühmten Posterkünstler aus San Francisco – gefunden. Schlag auf Schlag ging es fortan zu.

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