Gry: Public Recording

Schwer verdauliche Kunstkacke war das mindeste, was man von einem Projekt rund um FM Einheit (Ex-Einstürzende Neubauten) erwarten durfte. Doch es kam ganz anders. Mit der Dänin Gry holte er sich eine ehrfurchtehrbietende Gänsehautstimme hinters Mikro, instrumentale Unterstützung fand er unter anderem bei Sjang Coenen, Alexander Hacke, Saskia von Klitzing, Caspar Brötzmann und der Band Aether, als deren Frontfrau die abtrünninge Gry üblicherweise fungiert. Die Aufnahmen im Münchner Marstall gestaltete Einheit als öffentliches Happening, dem der Name des neuen Album Rechnung trägt: „Public recording“. Und was soll man sagen? Es groovt!

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Western Electric: Western Electric

Western Electric, das ist eher ein Kollektiv als eine Band. Aus der Asche verschiedener Combos formiert, haben sich zahlreiche Musiker um Produzent Sid Griffin versammelt. „Americana“ oder „Neo-Folk“ wären zwei Etiketten, die passen würden. Mit einem festen Anker in der Country-Musik sind neun Tracks entstanden, die neben „normalen“ Instrumenten verstärkt auf Banjo, Steel Guitar oder Mandoline zurückgreifen.

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16 Horsepower: Secret South

Ho, Brauner! Davis Eugene Edwards reitet wieder durch die mentale Prärie. Aber anstatt die Weiten des kargen Landes zu vertonen, sind 16 Horsepower auch auf ihrem neuen Album gewohnt klaustrophobisch. Mit „kompakt“ kann man ihren Sound gar nicht beschreiben, „eng“ trifft es eher. Und Edwards singt nicht, er proklamiert. Seit ich 16 Horsepower kenne, überlege ich, an wen mich seine Stimme noch erinnert. Und jetzt die Erleuchtung: Schlagt mich tot (nein, so was tun wir bei Hinternet nicht – Red.), aber er klingt wie eine manische Mischung aus Mike Peters (The Alarm) und Liam Ó Maonlaí (Hothouse Flowers).

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Interview: Pariah

The Glaswegian underground is rising

Imagine a band that sounds like Immense, Mogwai or the Icelandic newcomer Sigur Ros. Imagine this band is called Pariah and was formed six months before they recorded their first demo, a 3-track CD including the songs „The Night-Time Driver“, „Sleeps With Cactii“ and „Youths Can Help“. Imagine they are all 19 years old and live in Glasgow (one of them just moved from Edinburgh to Glasgow). Imagine – while doing this interview – we, that is: David (19, keyboard, bass), Andy (19, guitars, samples) and me, were standing in a Glaswegian pub called „Nice’n’Sleazy“ pouring down about three jugs of lager. Here is the result of it.

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No Fun At All: State Of Flow

Mist, hier hätte genau die selbe Einleitung wie zu der neuen Millencolin gepasst. Anyway, „State Of Flow“ braucht 47:25 Minuten für zwölf Songs – in der Vergangenheit hätte eine halbe Stunde gereicht. Also auch hier ist etwas Ruhe eingekehrt, aber keine Langeweile. An manchen Stellen blitzt ein bißchen amerikanischer Gitarrenrock durch, doch die meisten Songs erinnern ziemlich an die vergangenen Scheiben von Bad Religion.

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Millencolin: Pennybridge Pioneers

Ich kann´s nicht mehr hören! Sobald eine Band die ausgetretenen Pfade verlässt, geht das Geschrei der Die-Hard-Fans los. Dass sie dabei klingen wie die eigenen Großeltern, ist noch niemandem aufgefallen. Jaja, früher war alles besser. Da waren Bands wie Millencolin oder No Fun At All noch richtig schnell oder haben sogar Ska-Songs gespielt… Aber das war halt früher; irgendwann gibt es wichtigere Dinge im Leben als Skateboard fahren.

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Tracy Bonham: Down Here

Mitte der Neunziger hatte ich den Eindruck, dass die Plattenindustrie alles signed, was weiblich ist, bigott erzogen wurde und im Idealfall noch authentisch ein Instrument halten konnte. Um viele von diesen „angry young women“ ist es sehr ruhig geworden. Einige, wie z.B. Fiona Apple, haben sich für das zweite Album lange Zeit gelassen, um jetzt -nach dem großen Hype- ihr neues Werk zu präsentieren. Auch Tracy Bonham hat eine Pause von rund vier Jahren hinter sich und legt mit „Down Here“ ihr zweites Werk vor. Sollte sie in dieser Zeit in Vergessenheit geraten sein, zeigt sie jetzt sehr deutlich, dass ihr Erfolg mit „The Burden Of Being Upright“ keine gepushte Eintagsfliege war.

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Bobby Whitlock – It’s About Time

Vor kurzem habe ich mir „Hell To Pay“ von Jeff Healey auf CD gekauft, weil mir dieses geile Stück Musik seit 1990 nur auf Tape vorlag. Fast zeitgleich flatterte mir die CD von Bobby Whitlock ins Haus. Und eben dieser hat bei vier Liedern von „Hell To Pay“ die Tasten der Hammond B-3 gedrückt. Und was will uns diese spannende Anekdote sagen? Bobby Whitlock ist als Songwriter und Musiker auf so vielen Produktionen vertreten, dass es eine Kunst ist, ihn zu übersehen: Eric Clapton, Derek and the Dominos, Allman Brothers, George Harrison sind wirklich nur einige davon. Trotzdem kennt ihn kein Mensch. Sein bereits fünftes Soloalbum „It´s About Time“ klingt auch wie die Essenz aus dreißig Jahren Rock und Rhythm´n´Blues.

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Lana Lane: Secrets Of Astrology

Gemeinsam mit ihrem Mann Erik Norlander legt die amerikanische Sängerin nun ihr fünftes reguläres Studioalbum vor. Ob den Zuhörer die Geheimnisse der Astrologie interessieren, sei dahingestellt, aber musikalisch geht es ordentlich zur Sache. Lana Lane ist die perfekte Schnittstelle aus Prog-Rock, Symphonic-Metal und Hard-Rock. Getragen wird die CD von ihrer wandlungsfähigen Stimme, die in den härteren Nummern absolut überzeugt, aber so gar nicht in das Klischee der Rock-Röhre passen will.

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Subway To Sally: Schrei

Subway To Sally ist eine Band für Fans. Wenn diese die Vorzüge der sieben Mittelalter-Rocker anführen, fallen die selben Begriffe, wie wenn die Gegner die Abscheulichkeiten aufzählen. Gut, über Texte, Pathos, Bühnenshow kann man diskutieren, „Schrei“ ist eine wuchtige, ungeschminkte Live-CD, die Anhängern wie Gegnern gleichermaßen Argumente liefert, warum die Band so genial / unerträglich ist.

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Cathal Coughlan: Black River Falls

Der Nordire Cathal Coughlan ist bereits seit Anfang der 80er Jahre beständiges Mitglied des großen Musikzirkus. Nicht, dass sich sein Lebenslauf lustig liest, aber er kommt mir vor wie der traurige Clown, der absolut nie das Richtige tut. Sein alter Weggefährte Sean O´Hagan -mit dem er den Kern von Microdisney formte- ist inzwischen bei den High Llamas, während er bei solch berühmten Formationen wie The Fatima Mansions sein Dasein fristete. „Black River Falls“ könnte die Initialzündung für einen Neuanfang sein.

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Electric Music: North London Spiritual Church

Bislang lautete Hinternet-Regel Nr. 1: CDs, die ein Auto auf dem Cover haben, sind klasse. Regel Nr. 2 heißt ab heute: CDs, die eine Dämmerung auf dem Cover haben, sind auch klasse. Siehe die „letzte“ Yo La Tengo und die „erste“ Electric Music. Hier gibt sich eine kleine Perle mächtig Mühe, nicht erkannt zu werden. Schlurft mit Sack-Klamotten, Anglerkappe und hochgezogenen Schultern durchs Leben.

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Spock’s Beard: Don’t Try This At Home

Der Titel des Live-Albums zauberte gleich ein Lächeln auf mein Gesicht. Wer Spock´s Beard kennt, weiss, dass ihre Songs nicht aus dem Stehgreif reproduzierbar sind. Da wird improvisiert und gefrickelt bis der Hausmeister die Hauptsicherung rausdreht oder die Live-CD zu Ende ist. Das ist hier leider schon nach 50 Minuten der Fall. Die Musiker um Neal Morse waren bei dem mitgeschnittenen Konzert in Holland so gut aufgelegt, dass es wirklich ein Jammer ist, dass nicht noch ein paar mehr Titel den Weg auf den Silberling gefunden haben.

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Neil Young: Silver & Gold

Lange hat’s gedauert, bis dieses Album erndlich fertig war. Bereits 1997 nahm Neil Young die ersten Stücke für sein Album „Silver & Gold“ auf. Damals noch solo und rein akustisch. Danach ließ er sich viel Zeit, um dieses Album zu vervollständigen. Songs wurden überarbeitet, verworfen, ausgetauscht. Auch die Wiedervereinigung von Crosby, Stills, Nash & Young profitierte von diesem musikalischen Output. In der fertigen Fassung wird Young von einer kompletten Begleitband unterstützt, die aber offenbar mehr für die Noten bezahlt wurde, die sie nicht spielte.

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