HipHop-Lexikon

Eins vorweg: Ich habe natürlich nicht alle Einträge in diesem Lexikon nachgeschlagen und auf ihre Richtigkeit überprüft. Dazu fehlt mir derzeit die Muse und vor allem die Zeit. Ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür und akzeptiert trotzdem mein nicht zu voreilig gefälltes Urteil. Statt dessen habe ich die Tauglichkeit des Lexikons im Rahmen meiner täglichen Arbeit getestet. Ich habe nämlich mittels dieses Buches Artikel verfaßt und konnte so einige interessante wie auch wichtige Fakten in selbigem recherchieren.

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Wheat: Hope and Adams

Manchmal sind Bands, die sich nicht entscheiden können, die interessantesten. So wie Wheat, ein Trio aus Taunton, Massachussets. „Machen wir nun niedlichen, aber spröden Pop mit Synthies und Geschrammel, Low-Fi-Lounge, Noise oder ein bißchen Folk?“ mögen sich die drei gefragt haben. Gut, dass sie sich selbst keine Antwort geben konnten. Low-Fi und lazy klingt jedenfalls alles, was sie abliefern. Gut abgehangen, kratzig und dezent melancholisch mit viel Understatement. Aber auch mal mit halb-symphonischen Streichern, kombiniert mit absichtsvoll dilettantischer Melodika und betont gelangweiltem Genöle. Princes in rags…

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Brendan Perry: Eye Of The Hunter

Alle Gänsehäute in Hab-Acht-Stellung, hier kommt die ultimative Mischung aus Frank Sinatra, Nick Cave und Chris Isaak! Der perfekte Entertainer, geklont aus einer Hälfte des Goth-Duos „Dead can dance“. Muß man sich mal vorstellen! Drei Jahre nach dem letzten „Dead can dance“-Album jetzt also das erste Solo-Album von Brendan Perry. Und was für eines! Düstere Balladen mit viel Hall, süßlichen Melodien und spartanischer Instrumentierung. Verhuschte Synthies und dunkle Bläser, zartes Akustik-Gezupfe, jede Menge Pedal Steel Guitar, ein paar Streicher und ein jazziger Off-Beat-Rhythmus. Perry ist nunmal ein melancholischer Kaltblüter. Schneller als in Zeitlupe geht hier gar nichts. In seiner Ernsthaftigkeit und der ausgefeilten Produktion fast schon ein Singer-Songwriter-Werk oder ein hypersensibles Folk-Album. Wären da nicht der Hall, die Pedal Steel Guitar, die Synthies, die Bläser…

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Studio Grande: Studio Grande

Schrammelrock kann man nölig und betroffen schlenzen lassen (das nennt sich dann „Grunge“), man kann ihn aber auch ordentlich und stramm festsurren – und ab geht die Post (das machen Studio Grande)! Lange ist mir nicht mehr ein solch minimalistisches Line up untergekommen: Gitarre-Baß-Schlagzeug, und der Gitarrist ist zugleich noch der Sänger. Die meiste Zeit lassen Studio Grande es richtig krachen und bewegen sich irgendwo zwischen Independent und Punk, mitunter ufert die ganze Sache auch ein bißchen aus (das nennt sich dann „Noise“), aber zum Ausgleich gibt´s dafür auch einige langsamere Stücke, sogar eine wunderschön triefige Ballade („Manchmal“) – naja, wunderschön bis auf den Text, aber auf die Lyrics komm ich später noch zu sprechen, die haben´s verdient…

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Gus Gus: This is normal

Darauf habe ich nicht erst seit dem umwerfenden 4AD-Event auf der Popkomm gewartet, sicherlich eines DER Konzerte, das ich im Leben nie und nimmer missen möchte. Was dieses audiovisuelle Klangkollektiv an Performance darbietet, ist wohl mit einem normalen Bandformat nicht zu vergleichen. Der Sänger, von grünem Licht diabolisch angestrahlt, wirkte mit einer ungewöhnlichen, dafür umso markanteren Stimme wie aus einer anderen Dimension. Die tanzende Sängerin, oder besser gesagt, singende Tänzerin nahm mit ihrer björkhaften Manier nicht nur die Männerwelt in ihren Bann.

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Hardknox: Hardknox

Wenn Ihr Eure Anlage mal so richtig aufmischen wollt, dann legt Hardknox ein! Das klingt reißerisch, entspricht aber lediglich dem monsterhaften Sound des Big-Beat-Duos. Prodigy sehen arm dagegen aus, naja, sie sind zumindest melodischer verglichen mit Hardknox und machen im Gegensatz zu diesen regelrecht „Popsongs“. Hardknox-Songs sind stets akustische Massaker, selbst noch im Downtempo: grimmig, bedrohlich und laut. Das besorgen die Verzerrer, ohne die keiner ihrer Takes auskommt. Und schön phatt kommen sie daher, mindestens so phatt wie Propellerhead, die dagegen allerdings wie zahme Dandys wirken. Nur um nochmal das aggressive Potential von Hardknox zu unterstreichen, aber das steckt ja schon im Namen…

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Das Weeth Experience: Aural scenic drive

Läßt sich Trip Hop auch auf Gitarren spielen? Ja! Fragt „Das Weeth Experience“. Die machen´s euch vor. Spielen herrlich melancholischen Americana-Rock im Zeitlupen-Tempo, verlieren sich in endlosen Feedback-Schleifen, brechen mittendrin ab, fangen wieder an, lassen ihre Verzerrer krachen, die Stromgitarren heulen und geben der Lead-Klampfe für ein Solo „frei“. Pedal Steel Guitar und Vibraphon sind auch dabei. Manchmal zumindest. Kritiker schrieben einst: „Als wolle Neil Young Tortoise remixen“. Und das triffts.

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Kloster, Kölsch und Kaffee

Ein Gespräch mit Nick Laird-Clowes alias Trashmonk

Laird Clowes war in den 80ern Chef der Dream Academy, als Teenie – nachdem er mit 13 von zu Hause auriß, um zum Isle of Wight Festival zu kommen – Dauergast bei John Lennon (in dessen Haus er seinen ersten Sex hatte), später Mitbewohner von Paul Simon, Backing Vocals auf dem letzten T. Rex-Album, Mitarbeit an Pink Floyds „Division Bell“, von Brian Wilson als Genie bezeichnet und und und…

Nach neun Jahren meldet sich der Engländer jetzt mit eigenem Album zurück („Mona Lisa Overdrive„), das zurückhaltend und leicht verschroben klingt, wunderschöne lyrische Folksongs und beatle-esque Ethno-Elektronik-Fusion enthält und den gesammelten Weltreisen des Typs Rechnung trägt. Es ist sein erster Deutschlandbesuch, aber die Basics hat er schon drauf: „Ein Kolsch bitte“. Etwas sei noch vorausgeschickt: „amazing“ ist eines seiner Lieblingworte: amazing, isn´t it? It is.

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Comedy-Lexikon

Wenn ein Verlag Lexika im Wochenrhythmus veröffentlicht, läßt das natürlich beim wachen Rezensenten die Alarmglocken schrillen. Und in der Tat: das womit der Lexikon Imprint-Verlag („jedem sein Lexikon“) da die Schaufenster der Buchhandlungen zukleistert ist selten akzeptabel (siehe das HipHop-Lexikon), oft überflüssig und gelegentlich so ärgerlich wie das vorliegende Comedy-Lexikon.

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Console: 14 Zero Zero

80er-Jahre Synthie-Pop mit altmodischem Casio-Rhythmus und futuristischer Computer-Stimme, das ist die Basis von „14 Zero Zero“. Martin Gretschmann, der Sound-o-nat von The Notwist und der Mann hinter „Console“, ist allerdings kein Fast-Food-Stümper, sondern ein Tüftler vor dem Herrn, und so hat er einen netten kleinen, verschachtelten und mit allerlei Geräusch-Mätzchen gespickten Elektronik-Ohrwurm zusammengefriemelt, der sich fröhlich und luftig durch seine 3´45 min swingt!

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Badly Drawn Boy: Once around the block

„Future Folk“ nennt die Plattenfirma das, was Badly Drawn Boy macht. Odyssee of the space farmer! Tatsache ist: der Einmann-Betrieb (Damon Gough) liefert wieder drei fröhliche Low-Fi-Kunstwerke ab. Und wenn man mag, kann man diesen Schrammel-Pop als „Folk“ bezeichnen.

„Once around the block“ ist clever gemachter Swing mit einem Hauch von Sixties. Der Anfang klingt ein bißchen wie das Intro von „Tanze Samba mit mir“. Dazu ein wenig Wah-Wah in der Gitarre, daß sie gerade so schmatzt. Obendrüber sprödes, aber munteres Sing-a-Long, denn Badly Drawn Boy will nie wirklich virtuos oder „schön“ klingen – tut es aber doch. Ätsch! Ein cool gezupfter Bass und kleine Vibra-Tupfer sorgen für den letzten Schliff.

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Interview: Tindersticks

Ein Neuanfang?

Ich möchte nicht lange um den heißen Brei reden… Nicht jeder Kritiker scheint es zu mögen, das neue Album der britischen Band Tindersticks. Stagnation und Einfältigkeit wird ihr vorgeworfen. Vorwürfe, die ich überhaupt nicht teilen kann. Ich scheine einer der wenigen zu sein, der der Band weiterhin die Stange hält und die Melancholie und Düsternis ihrer Songs genießt. Doch, wie in meiner Rezension schon erwähnt, hat „Simple Pleasure“ auch einige fröhlichen Seiten zu bieten. Dickon Hinchcliffe, der seine Stimme, die zarten Klänge einer elektrischen Violine und eines Keyboards zum Gesamtsound beiträgt, stand uns für ein ausgiebiges Gespräch zur Verfügung.

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Today Is The Day: In The Eyes Of God

Vom zukunftsweisenden Noise Rock zum Satanismus. Das ist die teuflische Gradwanderung von Today Is The Day mit wenigen Worten ausgedrückt. Wer sie damals verehrte, wird kaum mehr der musikalischen Entwicklung von Mastermind Steve Austin folgen können/wollen. Der Grund für diese radikale Neuorientierung ist nicht bekannt. Wahrscheinlich war es der Austin immer schon angeborene Drang zum Extremen. Er wollte wohl mehr als nur einer der vielen kranken Noise Rocker sein und weitere Maßstäbe setzen.

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V.A.: Rise 13. Magick Rock Vol. 1

Wer in Sachen Stoner Rock auf dem Laufenden sein will, der fragt am, besten immer bei Lee Dorrian nach. Sein Ausstieg bei Napalm Death war der Startschuss für eine außergewöhnliche Karriere. Erst im ultraschnellen Grindcore verwurzelt, dann plötzlich im ultralahmen Doom abgetaucht. Irgendwann kam dann die Hippie-Begeisterung über ihn und auf einmal hatte er sogar sein eigenes Label gegründet.

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Mikolajewicz: Sven Die Gondeln Trauer Tragen

Trauer, Trauer, meine Damen und Herren. Nein, es geht nicht um unseren Willy Millowitsch, sondern um den für mich immer noch schmerzlichen Ausstieg von Sven Franzisko bei Fischmob, der deutschen Indie-Hoffnung überhaupt. Wie werden die Jungs die Trennung musikalisch verkraften? Welchen Weg werden sie zukünftig beschreiten? Fragen über Fragen, auf die keiner eine gute Antwort hat. Sven hingegen ist wohl schon über den Berg und hat nicht nur mit Lotte Ohm angebändelt (höre entsprechende Maxi: „Hinter Diesen Mauern“, erschienen bei WEA), sondern auch noch sein Soloprojekt Mikolajewicz reaktiviert. Erst hieß es im Jahre 1996 „Gleiche Höhe Ist Kein Abseits“, nun „Sven Die Gondeln Trauer Tragen“. In Sachen Albumbetitelung ist er halt stets für eine Überraschung zu haben.

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Junkie Xl: Big Sounds Of The Drags

Der Musikbastler Tom Holkenborg und sein Kompagnon Rudeboy (Urban Dance Squad) sorgten 1997 mit ihrem Erstschlag „Saturday Teenage Kick“ für mächtig Aufsehen. Der Erfolg stellte sich demnach schnell ein. Um allen zu zeigen, dass ihr Debüt keine Eintagsfliege war, sondern der Start für ein konkurrenzfähiges und innovatives Projekt, das durchaus Bandcharakter hat, steigern sie sich mit „Big Sounds Of The Drags“. Ein langes Jahr hat Tom in die Studioarbeit investiert, um das Album zu dem zu machen, was es letztendlich geworden ist: eine Ansammlung komplexer, tanzbarer Tracks, die ohne weiteres Vergleiche mit den Chemical Bros. standhalten.

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