Catatonia: Dead from the waist down


Im Leben eines jeden Musik-Fans kommt vermutlich einmal der Punkt, wo man das Gefühl hat, die Euphorie der Jugendzeit sei unwiderbringlich verloren. Das kann daran liegen, daß die vermeintliche Lieblings-Band nur noch lahmen Müll produziert oder allein bis dato nie-gehörte Standard-Werke aus den Sixties die Ohren noch zum Glühen bringen, während die neuen Sachen allesamt nichts mehr taugen. Dann fühlt man sich unverstanden und alt.

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Live: Kiss

Münchner Olympiahalle, 19.3.1999

Ewig junger Rock ’n‘ Roll
Nein, die Zeit zurückdrehen kann auch ein Mann wie Paul Stanley nicht. Der Gitarrist von Kiss, einer der größten Rockbands aller Zeiten, lacht und tanzt dennoch. Er steht auf einer Minibühne am anderen Ende der Münchner Olympiahalle, singt und bearbeitet seine Gitarre. Der kleine Fleck Bühne, der vielleicht die Grundfläche einer Telefonzelle hat, wird eingeschlossen von etwa 12 000 Rockfans, die Stanley zujubeln. So und nicht anders sieht Rock `n‘ Roll aus – Musiker und Publikum in hautengem Kontakt, bereit, sich gegenseitig etwas zu geben. Auf der einen Seite diejenigen, für die die Musik von Kiss Lebensgefühl und jahrelanger Begleiter ist. Auf der anderen Seite vier Musiker, die nach 80 Millionen verkaufter Platten bestimmt nicht Finanznot zu einer Tour und dem ersten Studioalbum nach 20 Jahren getrieben hat. Sondern eher die Liebe zu ihren Fans.

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GusGus: This Is Normal

Darauf habe ich nicht erst seit dem umwerfenden 4AD-Event auf der Popkomm gewartet, sicherlich eines DER Konzerte, das ich im Leben nie und nimmer missen möchte. Was dieses audiovisuelle Klangkollektiv an Performance darbietet, ist wohl mit einem normalen Bandformat nicht zu vergleichen. Der Sänger, von grünem Licht diabolisch angestrahlt, wirkte mit einer ungewöhnlichen, dafür umso markanteren Stimme wie aus einer anderen Dimension. Die tanzende Sängerin, oder besser gesagt, singende Tänzerin nahm mit ihrer björkhaften Manier nicht nur die Männerwelt in ihren Bann.

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Beangrowers: 48k

Ziggy Stardust und seine Spiders sind wieder da, und sie klingen wie Garbage in silbernen Plateaustiefeln! Aber erst mal die Fakten: die Beangrowers sind ein junges Trio aus Malta (!), zwei Jungs und ein Mädel: Alison Galea (voc, git, synth), Ian Schranz (dr, synth) und Mark Sansone (bs, synth, voice art). „48k“ ist ihr Debüt-Album. Ich geb ihm vier von fünf möglichen Punkten, denn das Rad haben sie nicht grad neu erfunden (s. Verweis auf obige Band), und wer weiß, was zudem noch auf das Konto von Produzent Gareth Jones (…) geht, ich bin da ein bißchen mißtrauisch…

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Wilco – Summerteeth

Britannia rules auf der ´99er-Scheibe der einstigen Americana-Heroen. „Summerteeth“ ist Wilcos Beatles-Album! Verschroben und von einer erfrischenden Unbekümmertheit wie früher, aber auch sehr viel poppiger in Melodien und Arrangements. Harmonika- und Banjo-Klänge sind noch nicht zu reinen Special Effects verkommen, aber gegen die Walls of Sound, die sich gelegentlich auftürmen, kommen sie kaum noch an.

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Kristofer Åström & Hidden Truck: Go,went, gone

Nein, er ist kein Unbekannter. Kristofer ist vielleicht dem Leser als Sänger der schwedischen Band Fireside ein Begriff. Im Gegensatz zum Sound von Fireside, übt sich Åström im klassischen Songwriting mit Akkustik-Gitarre. Wie so viele seiner Musikerkollegen, muß man eigentlich sagen. Denn der Akkustik-Klampfen-Output ist seit dem großen Erfolg des Unplugged-Konzerts von Nirvana seinerzeit unvermindert hoch. Kaum ein Sänger der Grunge-Generation, der sich nicht dazu berufen fühlt sein „persönliches und reduziertes Album“ heraus zu bringen. Die Anzahl der Veröffentlichung dieser Art ist natürlich auch proportional zur Größe des Mittelmaßes unter diesen Alben. Das, in der Tat gefällige, Name-Dropping scheut sich nicht, große Namen, wie Nick Drake, Red House Painters oder Elliott Smith ins Rennen zu schicken. Leider kommt Kristofer Åström über ein „Klingt wie …“ mit seiner Platte nicht hinaus.

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Mesh: The point at which it falls apart

…alle Eingaben bei der Genfer Menschenrechtskommission, 20 000 Protestunterschriften und die Mahnwachen von Amnesty International waren vergebens: Anfang des Monats wurden „Mesh“ wegen musikalischen Fehlverhaltens aus Bristol abgeschoben und im Morgengrauen nach Basildon ausgeflogen. Ja, so kann´s gehen, wenn man zum wiederholten Mal statt des landesüblichen Trip Hops, wie ihn die Kollegen Massive Attack und Portishead als Markenzeichen der Region etabliert haben, traditionell hämmernden und eingängigen Synthie-Pop der frühen 80er macht! Das ist wie Erdbeeren-Essen im Dezember, nämlich unökologisch, unethisch und standortschädigend!

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Danys Welt (1)

So, jetzt soll ich also auch eine Kolumne verfassen (auf daß das Hinternet voll werde) und meine Gedankenwelt der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen!

Ich halte das ja für unverantwortlich und gefährlich, aber meine nähere Umwelt (mein Freund Kai, Hilde, das Kaninchen und Ohm, die sich momentan im Winterschlaf befindliche Schildkröte) halten den Gedanken für enorm und außerordentlich klasse und prima. Na klar, ist ja auch ihre Idee und Egozentrik ist ihnen fremd, aber na gut, los geht’s.

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Pole: LP2

Ich hätte ja nicht gedacht, daß es so schnell geht. Stefan Betke legt schon einen nach. War doch seine LP1 erst vor vier Monaten an gleicher Stelle die Schönheit der Ausgabe. Muß man bei musikalischen Schnellschüssen eigentlich immer mißtrauisch sein, gibt es bei Pole keinen Grund dazu. LP2 macht genau da weiter, wo der Vorgänger aufhörte. Basierte LP1 strukturell noch auf dem Knacken eines defekten Waldorf-Filters, das mit unglaublich fetten Dub-Bässen unterlegt war, so verzichtete Stefan Betke bei den neuen Aufnahmen auf den defekten Filter.

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Equatronic: Motivation

Der Chefredakteur weiß, wie man Rezensenten lockt: „Beeinflußt von Yazoo und Depeche Mode“ sagt er, mit der CD winkend, und meint das Duo Equatronic (Oliver Thom und Dorothea Brandt) aus der Gegend ums saarländische Völklingen, einem häßlichen Industrie-Ghetto aus grauen Betonklötzen und dank des jahrzehntelangen Zechen-Ausstoßes sicherlich eine der häßlichsten Städte Deutschlands. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Völklingens Bewohner haben ein sonniges Gemüt, nennen sich „Cindy“ und suchen sich einen „Bert“, um fröhlich trällernd durch die Schlager-Welt zu ziehen.

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Blumfeld: Old Nobody

Es könnte ganz gut passieren, daß sich Herr Distelmeyer mit seinem neuem Album „Old nobody“ von seiner alten Fangemeinde verlassen sieht. Er macht es ihr auch nicht gerade leicht. Hat er doch jetzt den Sound der Achtziger für sich entdeckt. Insbesondere der Sound von George Michael und von Prefab Sprout hat es ihm angetan. Dumm nur, daß sich der größte Teil seiner Hörerschaft von diesem Sound eher peinlich berührt fühlen dürfte und damit wohl auch kaum Verständnis für seine neu entdeckte Liebe zu cleanen Pop-Sounds aufbringen kann. Unverdient, wie ich meine. Denn Jochen Distelmeyer hat die seltene Gabe Emotionen in Worte zu fassen und damit auch dem Zuhörer verständlich zu machen. Er hat wohl auch die Frau seines Lebens getroffen, zumindest hat er sich die letzten beiden Jahre ausführlich mit der Thematik beschäftigt.

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The Black Crowes: By your Side

Eigentlich hatte ich mit dem Gedanken gespielt, „By your Side“ zur Schönheit der Ausgabe zu machen. Gott sei Dank, kam dann aber noch Pole auf meinen Plattenteller. Ansonsten hätte ich mich wahrscheinlich mit schweren Anfeindungen seitens der Redaktion konfrontiert gesehen. Retro hin oder her, die Black Crowes klingen natürlich wie eine Southern Rockband aus dem Jahre 1972. Aber das machen sie verdammt gut! Und es macht verdammt viel Spaß!

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