Interview: Tindersticks

Ein Neuanfang?

Ich möchte nicht lange um den heißen Brei reden… Nicht jeder Kritiker scheint es zu mögen, das neue Album der britischen Band Tindersticks. Stagnation und Einfältigkeit wird ihr vorgeworfen. Vorwürfe, die ich überhaupt nicht teilen kann. Ich scheine einer der wenigen zu sein, der der Band weiterhin die Stange hält und die Melancholie und Düsternis ihrer Songs genießt. Doch, wie in meiner Rezension schon erwähnt, hat „Simple Pleasure“ auch einige fröhlichen Seiten zu bieten. Dickon Hinchcliffe, der seine Stimme, die zarten Klänge einer elektrischen Violine und eines Keyboards zum Gesamtsound beiträgt, stand uns für ein ausgiebiges Gespräch zur Verfügung.

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Tori Amos: To Venus And Back

„Venus Orbiting“ heißt die erste CD dieses Doppelpacks und liefert elf neue Studiosongs von Tori Amos. Die zweite CD trägt den Titel „Venus Live. Still Orbiting“ und beglückt den Fan mit elf Livestücken, die sie während ihrer Plugged World Tour ’98 mitschnitt sowie zwei weiteren Songs („Sugar“, „Purple People“), die während des Soundchecks aufgenommen wurden.

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Mikolajewicz: Sven Die Gondeln Trauer Tragen

Trauer, Trauer, meine Damen und Herren. Nein, es geht nicht um unseren Willy Millowitsch, sondern um den für mich immer noch schmerzlichen Ausstieg von Sven Franzisko bei Fischmob, der deutschen Indie-Hoffnung überhaupt. Wie werden die Jungs die Trennung musikalisch verkraften? Welchen Weg werden sie zukünftig beschreiten? Fragen über Fragen, auf die keiner eine gute Antwort hat. Sven hingegen ist wohl schon über den Berg und hat nicht nur mit Lotte Ohm angebändelt (höre entsprechende Maxi: „Hinter Diesen Mauern“, erschienen bei WEA), sondern auch noch sein Soloprojekt Mikolajewicz reaktiviert. Erst hieß es im Jahre 1996 „Gleiche Höhe Ist Kein Abseits“, nun „Sven Die Gondeln Trauer Tragen“. In Sachen Albumbetitelung ist er halt stets für eine Überraschung zu haben.

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Today Is The Day: In The Eyes Of God

Vom zukunftsweisenden Noise Rock zum Satanismus. Das ist die teuflische Gradwanderung von Today Is The Day mit wenigen Worten ausgedrückt. Wer sie damals verehrte, wird kaum mehr der musikalischen Entwicklung von Mastermind Steve Austin folgen können/wollen. Der Grund für diese radikale Neuorientierung ist nicht bekannt. Wahrscheinlich war es der Austin immer schon angeborene Drang zum Extremen. Er wollte wohl mehr als nur einer der vielen kranken Noise Rocker sein und weitere Maßstäbe setzen.

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V.A.: Rise 13. Magick Rock Vol. 1

Wer in Sachen Stoner Rock auf dem Laufenden sein will, der fragt am, besten immer bei Lee Dorrian nach. Sein Ausstieg bei Napalm Death war der Startschuss für eine außergewöhnliche Karriere. Erst im ultraschnellen Grindcore verwurzelt, dann plötzlich im ultralahmen Doom abgetaucht. Irgendwann kam dann die Hippie-Begeisterung über ihn und auf einmal hatte er sogar sein eigenes Label gegründet.

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Junkie Xl: Big Sounds Of The Drags

Der Musikbastler Tom Holkenborg und sein Kompagnon Rudeboy (Urban Dance Squad) sorgten 1997 mit ihrem Erstschlag „Saturday Teenage Kick“ für mächtig Aufsehen. Der Erfolg stellte sich demnach schnell ein. Um allen zu zeigen, dass ihr Debüt keine Eintagsfliege war, sondern der Start für ein konkurrenzfähiges und innovatives Projekt, das durchaus Bandcharakter hat, steigern sie sich mit „Big Sounds Of The Drags“. Ein langes Jahr hat Tom in die Studioarbeit investiert, um das Album zu dem zu machen, was es letztendlich geworden ist: eine Ansammlung komplexer, tanzbarer Tracks, die ohne weiteres Vergleiche mit den Chemical Bros. standhalten.

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Chris Cornell: Euphoria Morning

Vielleicht ist es doch gut, dass Soundgarden das Handtuch geworfen haben. Zum einen waren sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und hätten wohl nicht mehr erfolgreicher sein können; zum anderen liegt nunmehr das lang erwartete Soloalbum von Sänger Chris Cornell auf dem Tisch und entschädigt für so manche Durststrecke seit dem überraschenden Split im Jahre 1997. Dass er auch solo gut kann, das wissen eingefleischte Klanggärtner bereits seit dem „Singles“-Soundtrack und dem Weihnachtsliedchen „Ave Maria“, seinerzeit im Doppel mit Eleven. Jetzt ist er für ein ganzes Album in die Rolle des Singer/Songwriter geschlüpft (Ihr wisst schon, die depressiven Akustik-Klampfer mit der Pulle neben dem Schaukelstuhl auf der Veranda ihrer Farm klagend.).

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Bloodhound Gang: Hooray For Boobies

Der Erfolg der BLOODHOUND GANG ist vielen unbegreiflich. Nach ihrem Hit „Fire Water Burn“ wurde es erst einmal still um die Rasselbande. Dann kündigte sich ihre EP „Along Comes Mary“ an und plötzlich horchten alle auf. Der Song dudelt seitdem jeden Tag immer in der Disco, im Radio oder im TV; die EP schoss im Zuge dessen an die Spitze der deutschen Charts. Quo vadis, Vernunft und Sitte? In den Abgrund, das ist mal klar. Denn jeder, der sich mit „Hooray For Boobies“ eingehender befasst, wird feststellen, dass Harald Schmidt, Oliver Kalkofe und wie-sie-alle-heissen Schwachstecker sind.

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Days Of The New

Travis Meek ist Eigenbrötler, aber nicht seit jeher. Vor zwei Jahren stärkte noch eine komplette Band seinen Rücken (als das ebenfalls mit ‚Days Of The New‘ betitelte Debüt erschien), jetzt steht er völlig alleine da. Im Frieden soll man sich getrennt haben, denn Travis wollte seine „Vision ausleben und sah daher Days Of The New nicht mehr als eine kleine Rock’n’Roll-Band. Letztendlich war es so, dass es durchaus mit der Band hätte klappen können, wenn sie bereit gewesen wären, zu experimentieren.“

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Fu Manchu: King Of The Road

Eins ist klar: Fu Manchu sind einer der ganz dicken Fische im Stoner Rock-Teich. Sie haben den Dreh raus, den Hörer zu fesseln. Ihre Gitarren-Riffs sind mörderisch. Sie kommen aus den Boxen geschossen und bohren sich in dein Gehirn und das fressen sie dann ganz geruhsam von innen heraus auf. Ohrwürmer halt. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Warum auch? Wollen wir ja so und nicht anders.

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The Tea Party: Triptych

Wäre da nicht eine große deutsche Ladenkette mit drei Buchstaben, die unbedingt dafür sorgen musste, dass dem deutschen Rockfan eine ganz besondere Perle nicht vorenthalten bleibt, „TRIPtych“ hätte noch etwas in den Lagerräumen der Plattenfirma geschlummert. Aber die Importabteilung von ‚WOM‘ wollte das neue Album der kanadischen Tea Party mit aller Macht einliefern, was in der Chefetage der deutschen Vertretung des Labels von Tea Party einen Stein ins Rollen brachte.

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Three Fish: The Quiet Table

Es ist mehr als ein Nebenprojekt, was Jeff Ament, Robbi Robb und Richard Stuverud vor ein paar Jahren ins Leben gerufen haben. Ihr Zusammenspiel könnte man fast magisch nennen. Wer weiß, dass hier Pearl Jam (Jeff) auf Tribe After Tribe (Robbi) trifft, der wird mit zustimmen. Das Trio, das sich schon auf Reisen nach Asien und Afrika inspirieren ließ, hat ein melancholisches, nachdenklich stimmendes Feuer entfacht, das auf den Namen „The Quiet Table“ hört.

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Fink – Mondscheiner

Mondscheiner heißt eigentlich moonshine und ist ins Deutsche übersetzt illegal gebrannter Whisky. Die amerikanische Regierung macht je gerade mächtig Front gegen das illegale Schnapsbrennen, hebt Lager aus, zerstört den Fusel und verhaftet die Schwarzbrenner. Einige dieser Fusel sollen gar lebensgefährlich sein. Fink sind das nicht. Trotz aller Melancholie und schwarzem Humor in ihren Texten ist ihnen die Freude am Leben geblieben. Auch der Weggang zweier Musiker konnte die nunmehr wieder zum Quartett angewachsene Gruppe nicht erschüttern geschweige denn in den Tod treiben. Wer ein richtiger Cowboy ist, der kennt doch keinen Schmerz. Da heißt es Augen-zu-und-durch und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Wäre auch blöd gewesen einfach die Flinte ins Korn zu werfen und den Sattel für alle Ewigkeit an den Nagel zu hängen. Ich hätte sie vermisst, die Musik von Fink.

1998 auf der Popkomm schleifte mich Kollege Keimel mit auf ihr Konzert und plötzlich ging mir ein Licht auf. Country ist verdammt cool und sexy. Hundertprozentig Country ist das nicht unbedingt, was uns mit „Mondscheiner“ in die Stube flattert. Auch Pop und Indie Rock erfüllen den Raum. Jedenfalls ist der Hang zur berittenen Musik unüberhörbar. Die dazugehörigen Texte sind teilweise sehr abstrakt und bizarr und immer wieder wunderschön und wunderbar zum Zuhören geeignet. Nils Koppruch hat nicht nur eine gute Stimme, er hat zudem Charisma und beneidenswerte lyrische und (mit seinen Kollegen) musikalische Ergüsse zutage gebracht.

Fink
Mondscheiner
(L’Age d’Or/Indigo)

Filter: Title Of The Record

Haben sie nun Knatsch, oder nicht? Können sie sich auf den Tod nicht ausstehen oder haben sie sich doch gern? Die Rede ist von Trent Reznor alias Nine Inch Nails und Richard Patrick alias Filter. Eins ist klar: Die Medien und die Industrie zwingen sie zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Nicht nur werden beide immer nach ihren Verhältnis befragt, fast zeitgleich kommen ihre Alben auf den Markt. Filter haben immerhin vor- und die Meßlatte hoch gelegt. Die Schreibzunft ist sich fast einig: „Title Of The Record“ ist das Album des Jahres.

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Air: Premiers Symptomes

Nein, es ist kein neues Album, das uns da aus Frankreich gereicht wird. Es ist lediglich ein Aufguss bereits älteren Stoffes aus dem Hause Air. Gott sei Dank aber kein laues Instant-Süppchen, sondern eine kräftige Suppe mit viel Würze und Substanz. Mit der Veröffentlichung von „Moon Safari“ änderte sich für Jean Benoit Dunckel und Nicolas Godin bekanntlich einiges. Über Nacht waren sie nicht nur im Underground zu begehrten Stars geworden. Wer sich in schimpfte, musste „Moon Safari“ sein eigen nennen. Alles andere war Frevel. Demnach waren 800.000 Damen und Herren weltweit für einen gewissen Zeitraum in.

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Apollo Four Forty: Gettin‘ High On Your Own Supply

Big Beat, ja, das ist dieses große Ding, das manch einer gerne jeder elektronischen Platten als Stempel aufdrücken möchte. Big Beat = Wumms? Das ist nur eine Frage in diesem Zusammenhang. Labelisierung hin oder her, Apollo Four Forty hatten es sich zu Zeiten der Bandgründung zum Ziel gemacht, Rock mit Dance zu verheiraten. Ein wahrlich gewagtes und schwieriges Unterfangen. Auf ihrem dritten Album ist dies mit sehr profanen Mitteln verwirklicht worden. Cheasy Rockgitarre, trifft Disco-Heulen und die zusammen treffen auf Leierorgel und stampfende Beats. Das soll die Verschmelzung von Rock und Dance sein? Ich weiß nicht.

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