Interview: Tanga

Popmusik – völlig befreit

Wie ist Tanga entstanden?

PB: Tanga gibt’s erst seit ca. einem Jahr. Damals war für uns eine Umbruchzeit, in der wir sehr viele experimentelle Musik gemacht haben. Wir haben uns dann aber doch selbst wiedergefunden und festgestellt, daß es eben doch die Popmusik ist, die wir machen wollen. Für uns war es ein sehr wichtiger Prozeß, wieder ein Songgefüge zu finden. Deswegen ist Tanga auch entstanden. Wir haben dafür alles aufmacht und können wieder völlig befreit von der E-Musik Pop-Musik machen.

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Interview: Richard Butler

Madonna, Richard Burton und ich

Erinnert sich hier noch jemand an die frühen 80er Jahre. An die Psychedelic Furs? Sister Europe? Oder wenigstens „Pretty in Pink“? Der damalige Kopf der Furs Richard Butler hat die Band längst aufgelöst. Aus der Konkursmasse brachte er seinen Bruder Tim in die neue Band Love Spit Love mit. Nach der Debüt-CD stieg Tim wieder aus: Um sich seiner eigenen Band zu widmen und um nicht mehr nur den Sidekick für seinen Bruder zu spielen. Jetzt sind Love Spit Love paritätisch besetzt (zwei Engländer, zwei Amerikaner) und mit neuer CD am Start. Anläßlich der zugehörigen Promotour durch Europa stand Richard Butler Mike Lehecka Rede und Antwort:

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Pearl Jam: Yield

Die Altmeister des Grunges sind zurück. Nach einer langen Funkstille und vielen Fragezeichen, die durch die Musikwelt schwirrten, gibt „Yield“ Antworten auf viele Fragen. Entspannt und beinahe altersweise klingen viele Songs, von Aggressivität keine Spur. Passend zu dem Eindruck, daß die Band ihren Frieden gefunden hat, ist auch die Beobachtung, daß Eddie Vedder wieder Interviews gibt. Alles normal also, eine Band unter vielen, die man ohne Verlust in der Versenkung verschwinden lassen kann? Keineswegs. Dafür hat die Band und Sänger Eddie Vedder zu viel zu bieten: Enspannte Rocksongs, die wundervoll ausgewogen aufgenommen worden. Mit Sinn für die ruhigen, liebevollen Momente im Leben, für den Alltag, der über weite Teile ohne Ekstase und Rausch das Leben bestimmt.

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Goldie: Saturnz return

Nach „Timeless“ aus dem Jahr 1995 veröffentlicht der Engländer Goldie mit „saturnzreturn“ sein zweites Album. Als Doppel-CD mit einer Laufzeit von insgesamt zweieinhalb Stunden und unter Mitwirkung vieler prominenter Künstler ist die Platte ein Mammutwerk geworden. Ob sie von der Musik-Öffentlichkeit als ein bahnbrechendes Werk eingestuft wird, bleibt noch abzuwarten.

„Hinter-Net!“ ist jedenfalls der Meinung, daß „saturnzreturn“ ein herausragendes und ungewöhnliches Album ist und verschreibt ihm eine Sonderbehandlung. Eine chronologische Abhandlung von unserem Sturmduo Carsten Frank und Kai Martin.

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Catatonia: International Velvet

Na endlich: starke Frauen sind wieder auf dem Vormarsch, siehe auch Guano Apes… (wie erfrischend nach den klampfenden Betroffenheits-Weibchen a la Tori Amos, Kristin Hersh und Co.). Als musikalische Visitenkarte von Catatonia reicht momentan der Knaller „Mulder and Scully“, an dem mich vor allem die stimmliche Unentschiedenheit der Sängerin Cery Matthews beeindruckt (man KÖNNTE auch „androgyn“ sagen, aber dieser elegante Ausdruck geht an ihrer zupackenden, wenn auch hypnotischen Substanz vorbei)! Und die Frau kann das „R“ rollen, ach was – ausspucken!

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Diverse: Willkommen zuhause

Auf die Inneren Werte kommt es nicht nur im wahren Leben an, sondern auch in der Musik… Wer würde schon von einer Band wie PUR, die gigantische Verkaufszahlen vorweisen kann, auf die gesamte deutsche Musikszene Rückschlüsse ziehen? Zugegeben, die Versuchung ist groß, vor allem nach einem kurzen Abstecher in die Welt des Dudelfunks und der Plattenabteilungen der Kaufhäuser… Wieder nichts gefunden? Abhilfe schafft der Sampler „Willkommen zuhause“.

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Charles Bukowski: Ausgeträumt

Um es gleich vorweg zu nehmen: Mit „Pulp“, so der Originaltitel von „Ausgeträumt“, dem letzten zu Lebzeiten von Hank publizierten Werk, bedient Charles Bukowski weniger pubertierende Jünglinge oder die inzwischen erwachsenen Jünglinge von einst, die den aufkeimenden Trieben mit Stories wie „Leben in einem texanischen Hurenhaus“ begegneten. „Ausgeträumt“ ist eine Geschichte, in der sich Buk zu einem größeren Teil als in seinem übrigen Romanwerk der Fiktion zuwendet. Das will nicht heißen, daß Bukowski kurz vor seinem Tod eine Kehrtwendung um 180 Grad gemacht hat und nun die Nähe von Rosamunde Pilcher suchte. Das Millieu, in der die Handlung spielt, ist das gewohnte aber es handelt sich nicht um eine Szeneschilderung oder Autobiographisches. Der Erzähler ist diesmal nicht Buks alter ego Henry Chinasky, sondern der Privatdetektiv Nick Belane.

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Alphons Silbermann: Propheten des Untergangs

in den gärten der stadt sproß zufriedenheit
die stammtische waren mit lorbeer drapiert
die bäder gekachelt die zäune lackiert
der überfluß lähmte die aufmerksamkeit
es gähnte die langeweile
der mann mit der angst bot zum sonderpreis
geschäfte zum vorzug bei eile

Dieser Strophe aus dem Lied „Der Angstverkäufer“ von den Puhdys findet sich auf der im Orwelljahr erschienenen Platte „Das Buch“. Ganz dem sozialistischen Zeitgeist des Kalten Krieges verschworen präsentierten die DDR-Rocker damit Agit-Pop der seichtesten Art mit der Message: Augen auf!, wer sich von Bürgerlichkeit und Langeweile einlullen läßt, der gerät in die Fänge des Angstverkäufers, der in dem Lied erstaunlicherweise den amerikanischen Namen „Jack“ trägt.

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Joseph Parsons: 5am

Da legt man eine Blue Rose-Scheibe ein, deren erste Takes „Sister Moon“ und „200 Miles“ heißen und wartet, ehrlich gesagt, doch etwas ängstlich, was das wohl zu bedeuten hat, aber – Ach! Alles in Ordnung! Wieder ein Gitarrenschrammler, für dessen Refrains das Wörtchen „Tonight“ vollkommen ausreicht, kann man zur Not ja auch fünfmal hintereinander singen. Sind bloß „200 Miles“, nicht „2000 Lightyears“…

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Live: Tito & Tarantula

15.03.`98, München/Muffathalle

Ja, das Leben ist nicht leicht. Aus Ottonormal-Konzertbesucher wird nicht so leicht Richard Gecko, und die Muffathalle mutiert auch nicht zum Titty Twister. Somit sind die wichtigsten Dinge des Abends geklärt. Kein Vampir wird uns beißen, everyone gets out here alive. Genug gemeckert, daß es die Band aus Quentin Tarantinos Kultfilm „From Dusk till Dawn“ auch in real gibt, ist toll genug. „Tito & Tarantula“ machten in der knallvollen Münchner Muffathalle mächtig Stimmung. Und das nicht nur mit der bekanntesten Nummer „After dark“, diesem wunderbar-lässigen Song, der nach Sonne und Wüste schmeckt.

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Stella: Extralife

„An extra life is what I need…“

Wenn drei sich streiten, freuen sich die vierten. Und das sind all die, die in den nächsten Wochen das Debut-Album der Hamburger Band Stella in den CD-Player legen und in ihren Wohnzimmern tanzen. Stella sind cool und auftregend, elegant und tanzbar zugleich.

„Extralife“ verdient es, mit einem Klangkosmos verglichen zu wer-den: Tausend kleine Melodien, Geräusche und Samples verbinden sich zu einer eleganten Mischung aus Pop, New Wave und groovigen Beats.

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The Hood: Rustic houses forlorn valleys

Bristol, Leeds, Wetherby und wo Hood sonst noch mixen und engineeren lassen: das riecht zehn Meter gegen den Wind nach Trip Hop. Und irgendwo in der Nähe müßte noch ein Kaff namens Portishead liegen…
Bluesig, karg und schleppend klingt´s in der Tat, aber ohne großartig spacigen Touch, eher apokalyptisch. Ein bißchen Ambient, müdes Gitarrengeklimper, gelangweiltes Gesäusel und vor allem viiiiiiiiiiieeeel Zeit sind die Zutaten. Alles achtlos in den großen Klangtopf geschmissen, wer zufällig in der Küche vorbeikommt, kann ja mal umrühren – WENN jemand vorbeikommt…

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Live: Jimmy Page und Robert Plant

Prag, Sportovni Hala, 25.02.1998

Die Zeitmaschine streikte

Alles hat ein Ende. Led Zeppelin haben sich bisher geweigert, nach dem Tod ihres Schlagzeugers John Bonham 1980 wieder aufzutreten. Wie ist also die kleine Tour durch Osteuropa zu verstehen, die Sänger Robert Plant und Gitarrist Jimmy Page unternahmen? „Die Gitarre und die Stimme von Led Zeppelin“ kündigte das Ticket zum Konzert in der Prager Sportovni Hala an: 16 000 Konzertbesucher kamen und sahen zwei exzellente Musiker, die immer noch voller Spielfreude stecken, aber die Zeitmaschine in die Siebziger nicht aktivieren können.

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Musikbücher V

From the bottom of the ocean to the mountains of the moon: Willkommen zu einer musikliterarischen Reise aus den Niederungen deutscher Beschränktheit hin zu den Höhen deutschen Weltbürgertums, aus dem Elend der Sprache mitten hinein in den Reichtum der Phantasie.

I’m your captain: denn, Leser, du brauchst einen Lotsen, der dich nicht nur sicher führt, sondern dich auch darauf vorbereitet, welcher ungeheure Druck tief unten im Meer des Büchermarktes dein Haupt beschweren wird. Eine Gewöhnungssache. So nähern wir uns dem Ort, wo sich dir die geballte Dummheit tonnenschwer auf die Schädeldecke legt, ganz allgemach mit einem Zitat:

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HIM: Interpretive Relief System

Ganz im Sinne von NAPALM DEATH-Schlagwerker Mick Harris (s.SCORN) macht sich auch Doug Scharin, Ex-Schlagwerker bei Codein (gibt’s die eigentlich noch?) auf den Weg in’s Dub-Wunderland. Wie auch schon oben Genannter bevorzugt auch Scharin eher die dunklen Töne; weshalb er dann auch gleich bei Wordsound in Brooklyn veröffentlicht hat, den Spezialisten für Sounds im kranken Mischungsverhältnis.

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Propellerheads: Decksandrumsandrockandroll

Es ist sicher viel zu früh, über DIE CD des Jahres 1998 zu sprechen. Wenn ich aber die besten Scheiben des Jahres 1997 und die ersten 1998 höre, müssen sich die anderen Herrschaften schon sehr anstrengen, um noch einen draufzusetzen und in meiner persönlichen Bestenliste noch weiter oben zu landen. Propellerheads haben beste Chancen auch am 31.12. noch ganz oben zu stehen.

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