Na, so was. Da lamentiert man, dass die Amis und die Angelsachsen egozentriert durch die Krimiwelt laufen – und gleich kommt der gute Sebastian Fitzek daher und zeigt ihnen, was ne →vernünftige teutonische Thrillerwerbung ist. Sarah Weinman, gestern noch sauer, ist schwer fasziniert und hat sogleich die Initiatoren der Reklamesoße für Fitzeks „Therapy“ interviewt. Doch, clevere Burschen. Sieht man schon daran, dass sie wissen, wie sinnlos es wäre, mich mit solcherlei Schabernack zu belästigen.
Nacktkrimi online!
Seit Tagen redet die Krimiwelt über nichts anderes: Anlässlich der Veranstaltung „Kunst gegen Kohle“ am 17. April in Wiesbaden hat die einheimische Autorin Christiane G. während einer Lesung sämtliche Hüllen fallen lassen (der „Wiesbadener Kurier“ berichtete ausführlich). Jetzt endlich können wir den Pflasterstein des Anstoßes online genießen – nein, nicht die nackte Künstlerin, aber →ihren nackten Text.
WeiterlesenWin-win Situation
„Er ist einer der beliebtesten und kompetentesten Moderatoren Deutschlands. Gemeinsam mit ihm werden wir nicht nur die Marke ‚ran‘ erstklassig präsentieren, sondern auch die journalistische Kompetenz von Sat.1 weiter ausbauen.“
Sat.1-Geschäftsführer Guido Bolten
Der erste Satz gilt nur in einem Deutschland fernab unserer kleinen Gemeinschaftspraxis. Aber das mit dem Ausbau der journalistischen Kompetenz stimmt wohl. Nicht nur für Sat.1, sondern auch fürs ZDF.
Nachtrag:
Mit der Verpflichtung des “Flach-Plauderers’ (turi2) entwickelt sich Sat.1 immer mehr zur “Bad Bank’ des deutschen Fernsehens
blogmedien.de: Abwrackprämie für Kerner
„Criminalbibliothek 1850 – 1933“: neueste Lieferungen

Zeit für ein wenig Werbung in Sachen Krimitradition. Dieser Tage erscheinen in der von mir herausgegebenen Reihe „Criminalbibliothek 1850 – 1933“ der zweite und dritte von insgesamt zehn Bänden. Über die Notwendigkeit, J.D.H. Temme in dieser Bibliothek zu präsentieren, muss hier nichts mehr gesagt werden. Der wohl wichtigste Krimiautor der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, engagierter Kämpfer für das Recht und zugleich glänzendster Stilist, wird mit drei längeren Erzählungen vorgestellt.
WeiterlesenPaprotta twittert
Doch, die darf. Die schon. Keine Widerrede. Der Astrid verzeihe ich auch →das Twittern. Soll sie.
Krieg am Doppelnabel der Welt
Ja doch, es vermittelt uns, die wir am Rande der bewohnten Krimiwelt dahinvegetieren, schon ein wenig klammheimliche Freude, wenn wir Zeuge eines Schlagabtauschs werden, bei dem ein Weltnabel dem anderen seinen Platz missgönnt. Eine Gruppe britischer Autoren, die sogenannte „Curzon Group“ hat ein „Manifest“ in der →Presse lanciert, das sich gegen die Hegemonie amerikanischen Thrillerschreibens wendet und eine Rückkehr zur traditionellen – und originelleren – Form britischer Kriminalliteratur fordert. „All the writers in this group believe in bringing that back … Too many of the American thrillers are just being churned out to a rigid formula. Good writing is never a production line.“
WeiterlesenKrimistammtisch: Nachklapp
Nein, mit diesem Thema konnte Charles den Tex bei den Mitgliedern des Krimistammtisches nichts falsch machen. Die Risiken des Digitalen sollte man kennen, und wenigstens theoretisch können wir alle zu Opfern werden. Bis hin zum „Identitätsverlust“? Das sei dahingestellt, aber selten hat ein Autor einen Roman geschrieben, der es ihm so einfach machte, einen Sympathievorschuss von seinen LeserInnen zu kassieren. Ist doch, wie Henny erkannt hat, „die Einfühlung in den Protagonisten schon frühzeitig so stark fortgeschritten, dass der Vorschuss reicht, um für einen Bucherfolg alles Weitere aus dem professionellen Krimiärmel zu schütteln“.
WeiterlesenRIP JG Ballard
10 Songs für JG Ballard (1930-2009)
- Joy Division: The Atrocity Exhibition
- Gary Numan: Down in the Park
- The Normal: Warm Leatherette
- The Buggles: Video Killed the Radio Star
- Hawkwind: High Rise
- Madonna: The Drowned World
- Manic Street Preachers: Mausoleum
- The Jawbox: Motorist
- John Foxx: Underpass
- Dan Melchior´s Broke Revue: Me and JG Ballard
Nachrufe im →Guardian und bei der →BBC.
Und – passend zur Songliste – noch ein Artikel aus dem Guardian: →How JG Ballard cast his shadow right across the arts.
Krimistammtisch: Charles den Tex, Die Zelle
Fünf aufmerksame Leserinnen und Leser haben am Krimistammtisch Platz genommen: →Henny Hidden, Thomas Elfers, →Kirsten Reimers, →Joachim Feldmann und dpr. Sie erzählen von ihrer Lektüre des Kriminalromans „Die Zelle“ des Holländers Charles den Tex. Es werden keine Bierkrüge auf Köpfen zerschlagen, keine unüberwindlichen Gräben tun sich auf. Man ist sich, im Groben, einig: „Die Zelle“ ist ein verdienstvolles, aber kein überragendes Buch. Jede / jeder findet Stärken und Schwachstellen, das Spannende daran: jede / jeder findet andere. Darüber morgen etwas mehr. Für heute: die fünf Rezensionen.
Seitdem ich John Katzenbachs „Patienten“ gelesen habe, ist mir deutlich geworden, dass man mit einem Krimi, dessen Thema um einen Identitätsverlust kreist, große Spannung erzeugen kann.
80 at last
Nachträglich zum gestrigen 80. von James Last meine Lieblingszitate aus zwei gerade gelesenen Interviews:
Heute fallen Stars durch Skandale auf: Amy Winehouse oder Dieter Bohlen. Bei Ihnen stand die gute Stimmung im Vordergrund. Ist das eine Frage der Zeit?
Das sind Extreme. Mit Amy Winehouse, das ist schade. Die kann doch heute machen, was sie will, und sofort ist die Polizei da. Bei Bohlen leider nicht.
Die Zeit: →„Auf was für Partys gehst du denn?“
Sie dirigieren ein Vierzig-Mann-Orchester mit bloßem Schnippen, so aus dem Handgelenk. Oft tun Sie sogar überhaupt nichts.
Musiker sind nicht blöd. Bis vier zählen können die selber.
Nachösterlicher Krimisamstag
Nach einer kurzen Feiertagspause geht es an diesem Krimisamstag beim Titelmagazin wieder hoch her. Doris Wieser hat →Guillermo Martinez gelesen und assoziiert sofort Jorge Luis Borges. Derweil Claire Gorrara einer weiteren geschlossenen Krimibuchhandlung, dem →„Murder One“, nachtrauert. Nüchtern indes fragt Frau Dr. Lehmann in ihrer heutigen →Warenkunde, wie lange einer tot ist, wenn er tot ist. Und die anderen Herrschaften? Sven Jachmann hat in einem →Comic geschmökert, Sabina Schutter mit Gewinn →Stefan Kiesbye gelesen, Nadja Israel zweifelt an →J.M. Calder, Beate Mainka schwärmt für →Paule Constant. Und dpr? Der ist auf dem Holländertrip. Heute →Tomas Ross, am Montag Krimistammtisch mit Charles den Tex. Darauf ein mörderisches Wiegenlied von →Alfred Jarry.
Nichtstun
Mal gucken, ob der Alligator merkt, dass die heutige Krimirezension nicht von mir, sondern von Anna Veronica, unserer Fachreferentin für pakistanische Kriminalliteratur, geschrieben wurde. Ich selbst drehe Däumchen. Warte auf die letzten Eingänge zum Krimistammtisch, an dem am Montag Freibier und Meinungen in Strömen fließen sollen. Überlege, ob anlässlich eines runden Geburtstags ein Klassiker-Check angebracht wäre und wie ich den zweiten Mord im dritten Krimi inszenieren könnte. Und einen alten Krimi habe ich auch noch zu benachworten. Summa: Ich übe mich im Nichtstun und freue mich aufs Wochenende, wenn die Arbeit wieder richtig losgeht.
Mohammed Hanif : Eine Kiste explodierender Mangos
Wenn 1988 in Islamabad, Pakistan, zum 4. Juli in der amerikanischen Botschaft eine Grillparty unter dem Motto ‘Kabul – Texas’ steigt, dann kostümieren sich die (wohlgemerkt) amerikanischen Gäste gern und überschwänglich als afghanische Stammesfürsten. Und wenn der OBL (Osama Bin Laden) anklopft und ihm der örtliche CIA-Chef im Vorübergehen anerkennend zuraunt : “Gute Arbeit. Machen Sie weiter so”, dann lässt sich der OBL getrost durchs Party-Getümmel treiben, auch ohne rechten Anschluss zu finden.
WeiterlesenMarkku Ropponen: Finnischer Mitsommer
Noch ein guter Finne. Nach Pentti Kirstilä und Matti Rönkä, beide im stolzen Besitz des Grafit Verlags, nun Markku Ropponen, den sich Piper geangelt hat. Für Ropponen die zweite Chance auf dem deutschen Markt, nachdem bereits 1997 im Pettersson Verlag „Ein Mann verschwindet im Regen“ folgenlos erschienen ist.
WeiterlesenCross-Marketing
„Meine Eltern sind übrigens durch einen IKEA Prospekt auf das Buch gestoßen, sagen sie. Es sei dort als Kaufempfehlung drin gewesen und sie hätten es daraufhin im örtlichen Buchhandel bestellt.“
Das schreibt Nina in einem →Kommentar zu ihrer Besprechung von Ralf Strackbeins Krimi „Der Billy-Code“ bei der „Krimikiste“. Ein Buch, in dem ein Mord geschieht und sich alle Beteiligten – wegen eines Schneesturms – bis zum Showdown in einem „Möbelgeschäft“ aufhalten. Hübsch.
WeiterlesenAndrea Maria Schenkel: Bunker
Je kürzer der Text, desto ausführlicher die Rezension. Und dann ist es noch nicht mal eine… Aber ist „Bunker“ überhaupt ein Krimi? Wird wohl, oder? Ihn zu analysieren, das ist ganz bestimmt einer…
Wenn einem die Kritikaster das eigene Werk wie ein nasses Handtuch um die Ohren hauen, dann kommt Lob gerade recht. Aber, mal ehrlich, möchte man wirklich SO gelobt werden? : „(…) nicht ganz so geglückt ist wie die ersten beiden (…) Dafür besticht die Konstruktion (…)“ – „eklatante sprachlich-dramaturgische Schwächen (…)bei aller Kritik, eher Respekt (…)“ – „Aber die frühere Faszination hat sie nicht hervorgerufen. (…) Eine Etüde eben.“
Osterpause
So. Über Ostern urlaubt die wtd-Redaktion. Natürlich auf den Osterinseln, Geld ist schließlich genug da. Wir lesen Jerry Oster und hören die alten Scheiben von Blue Oster Cult, während sich unsere Leser im idyllischen saarländischen Ostertal oder einer italienischen Osteria erholen, Hartgesottene zieht es nach Osterreich, noch Hartgesottenere spielen die Schlacht von Osterlitz nach. Und bevor wir jetzt alle in die Wortspielhölle wandern: Frohe Ostern! Man sieht sich. Nächsten Dienstag.
Ernst Solèr: Staub im Paradies
Ernst Solèr, der voriges Jahr im Alter von erst 48 Jahren verstarb, gehörte zu der lobenswerten Gattung solider Krimihandwerker. Die Bücher des Schweizer Autors sind unaufdringlich, schlagen selten über die Stränge, unterhalten bestens. Auch das letzte Abenteuer des Zürcher Kommandanten Fred Staub wuchert mit Solèrs Qualitäten – einige Misstöne inklusive.
WeiterlesenSchlag nach bei…
Hallo, liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem plotverarbeitenden Gewerbe! Na? Sitzt ihr wieder niedergeschlagen vor dem weißen Bildschirm? Keine Idee? Nix Knackiges plotmäßig? Die Figurenrede will auch nicht so? – Heißer Tipp: Ihr müsst mehr Klassiker lesen! Genau!: Das Zeuch, das sie einem in der Schule bis zum Erbrechen um die Ohren… doch, doch, das hilft eurer Kreativität auf die Sprünge! Das hier zum Beispiel, daraus läss sich was basteln…
WeiterlesenDer Traum der Aufklärung
Wir müssen mitstreiten, uns einmischen und die Rechte der Öffentlichkeit zurückerobern. Mit „wir“ meine ich uns, das Volk, das die Verfassung geschaffen hat und das den aufklärerischen Grundsätzen, die dabei Pate standen, in der Alltagsrealität der Informationsgesellschaft zur Geltung verhelfen sollte. Gewiss, digitalisieren müssen wir. Aber wichtiger noch: Wir müssen auch demokratisieren.
Robert Darnton, Leiter der Universitätsbibliothek von Harvard in Le Monde diplomatique über Segen und mögliche Gefahren des Buchdigitalisierungsprojekts von Google: →Im Besitz des Wissens.