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Wie sang Bruce Cockburn vor rund 25 Jahren in „Laughter“:

„Let’s hear a laugh for the man of the world
who thinks he can make things work
tried to build the New Jerusalem
and ended up with New York.“

Alles falsch – das neue Jerusalem ist Mannheim.

Xavier Naidoo hat in Offenbarung 21,16 den passenden Vers dazu entdeckt und verkündet in „Sie ist im Viereck angelegt“ seine Erkenntnis: Aha, Mannheim ist also Zion.

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Giant Sand: Cover Magazine

Robbie Williams hat´s getan. Tom Jones hat´s getan. Metallica haben´s getan. Und jetzt auch Giant Sand. Möglich, dass jeder Musiker irgendwann auf die Idee kommt: ein Album nur mit Coverversionen.

Die Palette der amerikanischen Wüstenrocker ist besonders bunt geraten: Neil Young und X neben Goldfrapp und Sonny&Cher, Black Sabbath und Nick Cave neben Johnny Cash. Die Klassiker „Fly me to the moon“ und „King of the road“ sind auch mit drauf. Und P.J. Harvey ist mit Lied und als Gastmusikerin vertreten. Ach ja, eine Eigenkomposition von Giant Sand-Kopf Howe Gelb hat sich doch noch dazwischengemogelt: „Blue Marble Girl“, das schwer an die „Wild horses“ der Stones erinnert.

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Interview: Swing-Legenden

Zusammen sind Sie 230 und ein paar Zerquetschte alt. Max Greger, Paul Kuhn und Hugo Strasser, die „Swing-Legenden“. Gemeinsam touren Sie mit Swing-Hits von Basie, Dorsey, Ellington, Miller und Co. Greger am Saxophon, Strasser an der Klarinette und Kuhn als Sänger am Mikro.

Greger ist auf der Bühne übrigens auch launiger Conferencier und kann ganz gehörig granteln. Der zurückhaltende Strasser verbreitet seinen bekannten Charme. Und Kuhn ist der gelassene Pragmatiker, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist.

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Medication: Medication

Große Namen werfen ihre Schatten voraus. Das Quintett Medication präsentiert sich zusammengewürfelt aus ziemlich bekannten bis mehr oder weniger bekannten Bands. Allen voran Whitfield Crane (ex Ugly Kid Joe) am Mikro und Logan Mader (ex Machine Head) an der Gitarre. Bevor Medication mit dem Debütalbum im Sommer zum ganz großen Schlag ausholen, gibt’s jetzt eine gleichnamige 5-Track-EP als Appetizer.

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A Boy Named Sue: Johnny Cash Revisited

Tributalben sind eine nette Sache. Sofern sie gut gemacht sind und von einem Kenner zusammengestellt wurden. Bei „A Boy Named Sue“ ist das durchaus der Fall. Hier hatte der deutsche Country-Poet Franz Dobler die Oberaufsicht übernommen und sorgfältig in seinen persönlichen Tonarchiven nach obskuren Interpretationen bewährter Johnny Cash-Klassiker geforscht. 19 Songs hat er für hörenswert erachtet, von denen immerhin 15 zuvor noch nicht veröffentlicht worden waren. Der Anlass für dieses Unternehmen war natürlich der 70. Geburtstag von Mister Cash, den dieser am 26. Februar dieses Jahres feiern durfte.

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Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 22

Vielleicht ist es nur eine ganz normale Häutung. Vielleicht stimmt es aber auch, was mein Ausweis sagt: ich werde 30.

Indizien gibt es genug. Ich fange zum Beispiel an, merkwürdige Musik zu mögen. Normalerweise, sagt man, fangen Menschen ab 30 an, Country zu hören. In dem Punkt bin ich bekanntlich frühvergreist. Nein, ich fange gerade an, Sinatra zu mögen. Hat man Töne? Ich dachte, Sinatras Ruhm würde mir bis zum Ende des Lebens ein Rätsel bleiben. Stimmlich fand ich ihn ungefähr so potent wie Bob Dylan oder Tom Waits. Mit anderen Worten: ich fand, er kann nicht singen. Und jetzt?

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Kev Russell’s Junkers – Buttermilk & Rifles

Wenige kennen ihn, den kleinen Bruder von Lucky Luke. Mit seinem Pferd Sad Hobbler reitet er im Schatten seines großen Bruders durch die Welt. Apropos Schatten – dieser Mann zieht definitiv nicht schneller als derselbe, weil er so unscheinbar ist, dass er gar keinen hat. „Buttermilk & Rifles“ ist randvoll gestopft mit kleinen, sympathischen Looser-Balladen, die mit ihrem hintergründigen Humor erst beim zweiten oder dritten Mal zünden. Kev Russell war früher bei The Gourdes und hat jetzt mit einer Armada von Gastmusikern ein Album aufgenommen, das all denen gefallen müsste, die auch nicht schneller ziehen als ihr Schatten und dabei Mark Olson oder Mary Gauthier hören.

Kev Russell's Junkers
Buttermilk & Rifles
(Munich Records/Indigo)

Lambchop – Is a Woman

Das sechste Album von Lambchop wirft bei Schreiberlingen die Manierismus-Maschine an. Ungläubig sitzt man vor diesem Werk, und versucht krampfhaft, Eingebungen wie: „unterkühlte Jazzatmosphäre“, „blaue Nacht“, „gepflegte Arrangements“ zu verwerfen. Ich versuch’s ohne: Kurt Wagner und seine Mannen haben sich auf dem neuen Werk selbst übertroffen.

Der Opener „The Daily Growl“ beginnt mit einem präsenten Piano, wird von einer noch präsenteren Gitarre gekrönt, um den Weg freizumachen für Kurt Wagner. Mit seiner sonoren, ruhigen Stimme füllt er jede Lücke aus und ist klanglich noch viel weiter vorne als alle Instrumente. „Is A Woman“ lebt von einer fast physischen Präsenz, von einem Ausfüllen der Zwischenräume und klingt trotz aller Behutsamkeit so dicht, dass man meint die Nähe der Musiker zu spüren.

Die drei verschiedenen Drummer/Percussionisten streicheln so behutsam die Felle, dass „Schlagzeuger“ schon fast eine Beleidigung ist, während Pianist Tony Crow mehr als einmal an das Cave’sche Intensitätslevel heranreicht. Feinster Singer/Songwriter Stuff mit jazzigem Feeling und einer seelenvollen Stimme – ich krieg den Lämmerwahnsinn.

Lambchop
Is A Woman
City Slang/Labels/Virgin