Fuck: Conduct

Sie gelten bei der amerikanischen Journaille als schwer zu definieren, die vier Komiker, die unter dem treffenden Namen FUCK ziemlich abgefuckte, coole Musik schreiben, die sich tatsächlich in keine Schublade zwängen läßt. Mit Gitarren-Rock könnte diese Musik ausreichend umschrieben sein, würde dem Ganzen aber keineswegs gerecht werden. 1994 wurde mit der ersten Single der Grundstein für eine Fülle von Veröffentlichungen gelegt, die momentan in dem Release des vierten Albums eine kurze Pause erfährt.

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Dubadelic: Bass Invaders

„Propelled beyond the time zone into a dark dimension of space we rejoin the story after the end of the world.“

Da sitz ich jetzt. Nach dem Ende der Welt. In einer dunklen Dimension des Weltraums und ich bin schon wieder mittendrin in der Story. Ging der erste Teil (Dubadelic-„2000: A Bass Odyssey) bekanntlich damit zu Ende, daß Prinzessin Leia mit Darth Vader in den Honeymoon zum Planeten Deirdre im Quadranten Casopeia 9834 entschwand um endlich einmal vor diesen beiden Blecheimern sicher zu sein sind unsere Helden (Bill Laswell, Spectre, Dr. Israel und The Eye), auch diesmal beschützt von der „Mighty Unseen Force“, wieder unterwegs zur Erforschung des Geheimnisses der verschollenen Dubplates. Und wieder einmal sind faszinierende Abenteuer im Tieffrequenzbereich zu bestehen.

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Sheryl Crow: The Globe Sessions

Das CD-Cover bringt es schon zum Ausdruck, die Platte „The Globe Sessions“ ist klar auf eine Person zugeschnitten: Sheryl Crow. Vorn das Gesicht, hinten ist sie ganz zu sehen, nachdem Aufklappen sieht man sie halb. Legt man die Platte auf geht es weiter, die Stimme von Miss Crow ist eindeutig im Vordergrund, der Rest der Band macht seinen Job. Naja macht auch Sinn, Frauen sind in der letzte Zeit weit oben in den Charts und Sheryl Crow ist ja eh ein Star.

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Clipper: Schön gedacht (Demo-MC)

Sechs Titel von der jungen Band aus dem Saarland. Gut produziert und schön verpackt. Songs der etwas anderen Art mit deutschen Texten von bisher unerreichter Qualität, zumindest das Saarland betreffend. Gut , ich hör‘ euch schon „Hamburger Schule“ rufen und seh‘ euch schon gähnen, aber obwohl „Hamburger Schule“ und „Pullunder Rock“ Begriffe sind, auf die sich Clipper in ihrem Info auch direkt beziehen, werden diese abgedroschenen Schlagwörter der Band nicht gerecht.

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Desert Boot: Craving

Die Trüffelschweine des Labels „Blue Rose“ schnüffeln auch down under, und dort haben sie Desert Boot ausfindig gemacht, eine Art australischer Walkabouts. Ich hab nicht gewußt, wie kerzengrade sich Härchen bei ´ner Gänsehaut stellen können – bis ich Desert Boot hörte! Sie praktizieren einen zeitlupenmäßigen bis getragenen, ruhigen Rock mit warmen Gitarren, dezenten Piano- und Hammondorgel-Untermalung und sparsamen Drums. Und dann noch diese Sängerin Rebecca Hancock mit der wunderbar klaren, ausdrucksstarken, einfühlsamen Stimme. Schwärm… Natürlich hat da auch Freund „Hall“ im Studio etwas nachgeholfen, doch das ist gut so! Unendliche Weiten tun sich da auf, rund ums Lagerfeuer…

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Fink – Loch in der Welt

Nach dem letztjährigen Debüt- Album „Vogelbeobachtungen im Winter“, das schon überall gehypt wurde, legen FINK aus Hamburg, mit „Loch in der Welt“ jetzt noch Einen nach, wenn nicht sogar noch Einen drauf.

FINK sind die legitime, deutsche Antwort auf „16 Horsepower“. Für die Unwissenden unter euch: Bei beiden Bands dient amerikanische Country- Musik als Basis für das Songwriting, das aber auch Rockeinflüße mit einbezieht.

Wurde der amerikanische Country auf dem ersten Album noch fast 1:1 übernommen, gelingt es FINK auf dem neuen Album, die bilderreiche Sprache desselben in eine eigene Sprache umzuwandeln. Und die ist nun einmal „Deutsch“. Aber es funktioniert trotzdem. FINK erzählen in ihren Songs Geschichten von entwaffnender Einfachheit und ergreifender Schönheit. Sänger Nils Koppruch balanciert mit seinem Gesang und seinen Texten konsequent auf dem schmalen Grat zwischen Wolf Maahn und Element of Crime, zwischen Garth Brooks und Merle Haggard oder einfach zwischen Dummheit oder Genialität. Und während er so die Mitte hält, setzt er immer wieder zu Höhenflügen an, um im nächsten Moment wieder volle Bodenhaftung zu haben. Und genau dadurch erhalten die Songs eine Spannung des Banalen und Privaten.

Dank FINK wird einem klar, daß das echte Action-Kino im Alltäglichen liegt und, daß der echte Horror gleich um die nächste Straßenecke geschlendert kommt. Das fängt dann gleich morgens um sechs mit dem Aufstehen an und endet, wenn überhaupt, mit dem letzten Drink auf Pump an der Theke der „netten“ Banhofskneipe. Diese Platte solltet ihr eigentlich immer hören. Zumindest aber solange, bis die Kühe nach Hause kommen.

Fink
Loch in der Welt
(iXiXeS-records/Indigo)

Matthias Opdenhövel: Die Schnellficker-Schuhe

Sie halten Matthias Opdenhövel für eine Knalltüte (ja, Red), hatten aber gehofft, in seinem Buch das ein oder andere Detail über VIVA-Inside zu erfahren? Pech gehabt! Jede halbstündige Führung durch die VIVA-Studios ist aufschlußreicher als Opdenhövels pubertäre Selbstbeweihräucherung. Der Mann erlebt die Geburt des ersten deutschen Musikkanals mit, reist für VIVA mit Atomgegnern zum Mururoa-Atoll, trifft U2, Kylie Minogue, die Toten Hosen und dergleichen mehr, aber hängengeblieben sind nur banale Details: VIVA-Pratikanten kommen nur zum Promo-CDs-Schnorren, auf den Fidschis verknallt sich ein Schwuler in Opdenhövel, und mit Bono versteht er sich so gut, dass ihm nach dem Interview sogar ein Tisch im Restaurant von Bonos Bruder reserviert wird.

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Farmer Not So John: Receiver

Es ist, als hätte Biolek gekocht: auf dem Speiseplan steht bewährte Hausmannskost, die aber so gekonnt zubereitet wird, daß sich Haute-Cuisine-Köche nur noch verlegen am Kopf kratzen. Ein Blick aufs Label genügt, um zu wissen, was Sache ist: „Blue Rose“ veröffentlicht stets traditionellen, aber glasklar produzierten Stoff – vom klassischen Singer-Songwriter über Rockiges bis hin zu Country&Western.

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Duffy – I love my friends

So kanns gehn: da ist man Frontman einer der zugkräftigsten Bands der 80er, aber schon wieder draußen, noch bevors richtig losgeht. Stephen Tin Tin Duffy war in der Pop-Geschichtsschreibung bislang kaum mehr als eine Fußnote in der Duran Duran-Story. Einzig 1985 konnte er auch mal selbst smashen mit einem Song namens „Kiss me“. Der traurige Verlauf einer typischen One-Hit-Wonder-Karriere? Mitnichten!

Zwar ward Duffy, der sich selbst als „kreatives Stehaufmännchen“ bezeichnet, seither nicht mehr in den Charts gesehen, aber von der Musik konnte er gottlob nie lassen.

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Forbidden City Cop

Dank der Komödien des asiatischen Kung Fu-Asses Jackie Chan ist uns Westlern bereits ansatzweise der Weg zum Verständnis des fernöstlichen Humors geebnet worden: Lustig sind demnach überdrehte Mimik und Action-Szenen, in denen es ordentlich kracht und scheppert. Wer sich nun die Hardcore-Packung kantonesischer Lachnummern geben möchte, schaut am besten in den Hong Kong-Fantasyfilm „Forbidden City Cop“ hinein, der in seiner Heimat als erfolgreichster Film des letzten Jahres gilt.

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Marylin Manson: Mechanimal Animals

Eins will ich gleich klarstellen: Das Image des Herrn Manson, die alberne Kostümierung, sein idiotisches Verhalten auf der Bühne und sein Drang zur Selbstzerstörung gehen mir gehörig auf die Nüsse. Seit ein paar Wochen habe ich eigentlich die Nase gestrichen voll von dem Manson-Trubel. Ob es nun die einschlägigen Musikmagazine waren, oder die bekannten Musiksender, überall sein Gesicht und sein Gelaber. Das nervte! Tja, und dann kam dieses Album in meine Hütte geschneit.

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Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 3

Dem Himmel sei dank, ich bin eine Erstgeborene. Für Erstgeborene ist die ganze Welt ein Abenteuerland, denn sie haben keine älteren Geschwister, die sie ihnen erklären. So können sie entdecken und immerzu entdecken und dabei viele kuriose Erfahrungen machen: lots of stuff, mit dem sich später Kolumnen füllen lassen. Man sieht: es ist nicht unwichtig, an welcher Stelle man in der Geschwisterchronologie steht. Langjährige Forschungen ergaben, daß Rebellen und Rädelsführer (Che Guevara und Konsorten) meist jüngere Geschwister sind, die sich gegen alles, aber auch einfach alles auflehnen. Anders werden sie nämlich nicht beachtet, denn die angesehenste, verantwortungsvollste Position haben ja schon die Erstgeborenen inne. Die sind in der Regel damit beschäftigt, jüngeren Geschwistern Vorschriften zu machen und die Delegationswünsche der Eltern zu erfüllen. Viele von ihnen werden Kolumnisten. In der Tat ist es Zeit für eine empirische Untersuchung, die klärt, wieviele aller Kolumnisten Erstgeborene sind. Ich wette, eine ganze Menge. Gott schütze uns Erstgeborene.

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