Die neueste Sau

Es gibt aber auch Tage, da möchte man, dass dieses ganze abgeschmackte Spiel zur Hölle fährt: dieses quasi-natürliche Bedürfnis der britischen Popkultur, in regelmäßigen Wellen den Rest der Welt mit Kleingangs von Jungs zu überschwemmen, die unter Zuhilfenahme von zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug davon singen, was es heißt, jung, britisch, mächtig breit und pleite zu sein.

Die taz über die → Arctic Monkeys, das kommende große Ding von der Insel, das locker einen Club in Berlin füllt – mit Engländern (dank Billigfliegern): England schüttelt sich

Kaiser Chiefs: Employment

Für eine Nähmaschine sind die Kaiser Chiefs ganz schön musikalisch! Zackig, mit der Präzision und Geschwindigkeit der ratternden Nadel feuern sie ihre Akkorde und Silben ab, dass die einem nur so um die Ohren fliegen. Und obwohl ihre Songs sound-technische Gesamtkunstwerke sind – fett und funkelnd, mal geschmeidig, mal scharfkantig -, schaffen sie´s, so einfach und struppig wie der Straßenköter von der nächsten Ecke rüberzukommen.

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Oasis: Standing On The Shoulder Of Giants

Oasis ist eine Band, die man gut finden muß oder wenigstens sollte. Seit 1993 versuchen alle Musikjournalisten dieser Welt uns begreiflich zu machen, wie wichtig diese Band ist. Es wurde sogar eine eigene Schublade für sie kreiert: Brit-Pop. Folglich hatte kein Musikkritiker den Mut, etwas Schlechtes über die Beatles-Klone zu schreiben und jeder Konsument, der etwas auf guten Musikgeschmack hält, kaufte artig die CD´s.

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The Auteurs – How I learned to love the Bootboys

„How I learned to love the Bootboys“ ist ein Album mit 12 Singles. Vielleicht nicht mit 12 Hits, aber auf jeden Fall mit 12 Singles.´ O-Ton Auteurs-Frontman Luke Haines. Der Mann hat ja so recht! Jeder Take ein kleines Pop-Meisterwerk und dabei so cool und so ironisch, dass Pulp sich daneben warm anziehen müssen. Die Auteurs klingen allerdings weniger nach Britpop als nach Glam Rock und Motown, nach New Wave, Disco und dem Rüpel-Rock von Slade. Die Songs auf ihrem vierten Album heißen etwa „The Rubettes“, „1967“ und „Johnny and the Hurricanes“. Eingespielt wude das Ding in den legendären RAK Studios.

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Blur: Blur

Mit diesem Album verabschiedeten sich Blur vom ‚Britpop‘. Damon Albarn verkündete, daß ‚Britpop‘ tot sei und Graham Coxon durfte seine Gitarre wieder etwas lauter sprechen lassen. So kam es zu „Song#2“, der – äh – sehr amerikanisch klingt. Überhaupt war Amerika nicht mehr der Feind (Oasis auch nicht, die spielten schon längst in der R.E.M.-Liga), nein, man fand Pavement entzückend und Beck schien auch ein dufter Typ zu sein.

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Blur: Leisure

Mit ihrem Debüt versuchten Blur auf den Rave-Zug aufzuspringen, was allerdings – zumindest stilistisch – ein wenig mißlang: Raving Madchester war eine Sache von ‚Northern-Boys‘, wie zum Beispiel den Stone Roses. Blur dagegen trugen ihre Songs mit einem aufgesetzten Londoner Akzent vor und erinnerten durch ihre Gitarrensounds manchmal sogar eher an das damals Grunge-orientierte Amerika.

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Blur: 13

Und wieder mal ein Abschied: 1993 sagten Blur dem Indie-Dance-Ding ihres Debüts „Leisure“ auf Wiedersehen und schufen ihre ‚Britpop‘- Trilogie, bestehend aus „Modern Life Is Rubbish“, „Parklife“ und „The Great Escape“, von der man sich mit dem Album „Blur“ wiederum distanzierte. Und was jetzt?

Natürlich haben sich Blur wieder mal selbst neu erfunden und sich, um auf den Abschied zu sprechen zu kommen, von ihrem langjährigen Produzenten Stephen Street getrennt. Statt dessen produzierte William Orbit, der, der die zahlreichen Spuren des letzten Madonna- Albums zugeknallt und ihr ein moderneres musikalisches Antlitz verschafft hat. Was entsteht, wenn so einer eine der kreativsten (quantitativ und qualitativ) britischen Bands im Studio coacht?

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Duffy – I love my friends

So kanns gehn: da ist man Frontman einer der zugkräftigsten Bands der 80er, aber schon wieder draußen, noch bevors richtig losgeht. Stephen Tin Tin Duffy war in der Pop-Geschichtsschreibung bislang kaum mehr als eine Fußnote in der Duran Duran-Story. Einzig 1985 konnte er auch mal selbst smashen mit einem Song namens „Kiss me“. Der traurige Verlauf einer typischen One-Hit-Wonder-Karriere? Mitnichten!

Zwar ward Duffy, der sich selbst als „kreatives Stehaufmännchen“ bezeichnet, seither nicht mehr in den Charts gesehen, aber von der Musik konnte er gottlob nie lassen.

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Live: Oasis

Prag, Sportovni Hala, 21. November 1997.

„Ladies and gentlemen, O – A – S – I – S ….“
…Jubel bricht los, man könnte meinen, Götter steigen vom Himmel herab, um den Sterblichen ein Konzert zu geben. Langsam öffnet sich die Tür einer gigantischen roten Telefonzelle, drinnen stehen zwei etwas gelangweilt wirkende junge Männer mit Sonnenbrillen, die zu ihren Instrumenten beziehungsweise Mikrophonen schlendern.

Na das kann ja heiter werden, denke ich mir, und beginne die Minuten zu zählen, bis Bierbecher die Jungs von Oasis treffen. Doch die merken innerhalb von kurzer Zeit, daß das Publikum über alle Maße begeistert ist, schreit und klatscht, was Lunge und Hände hergeben und sogar vergißt, Bier zu trinken. Das imponierte anscheinend auch Liam und Noel Gallagher und dem Rest von Oasis.

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Blur – Beetlebum

Blur Beetlebum

„Beetlebum“ ist kein Knaller á la „Parklife“ oder „Boys and Girls“ und ist auch nicht so bombastisch (brit)poppig wie „Country House“. Der Song hätte problemlos auf der „Parklife“-Vorgänger „Life is rubbish“ gepaßt. Er ist viel gitarrenlastiger als die drei obengenannten Songs, poppig, aber charmant spinnert. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werden BLUR mit „Beetlebum“ nicht die britischen Chart-Spitzen erobern. Vielleicht gelingt es ihnen aber durch ihren „neuen“, etwas verschrobenen Weg, eine „Class of it’s own“ zu werden.

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Lush – 500 (Shake Baby Shake)

Mittlerweile die dritte Auskopplung aus ihrem letzten Album ‚Lovelife‘ und auch hier gibt es keinen Ausfall. Das Klassenziel hat man in der britischen Pop-Liga als Neueinsteiger längst erreicht, meiner Meinung nach sogar übertroffen. Die Zeiten der schwindsüchtigen, noisigen Schwebemusik mit Engelschorälen sind vorbei und Lush eroberten gleich mit der ersten Single (sinnigerweise) ‚Singlegirl‘ Anfang des Jahres den Britpopmarkt im Sturm, liessen solche Bands wie Echobelly sogar auf der Strecke liegen. Wer demnächst ein Picknick planen sollte, darf auf keinen Fall die neue Lush zu Hause vergessen.