A Fine Frenzy – One Cell In The Sea

Das Debütalbum von A Fine Frenzy ist eine gute Gelegenheit, um die Namen einiger zu wenig beachteter Künstlerinnen in die Runde zu schmeißen. „One Cell In The Sea“ ist der gut verdauliche Querschnitt aus Over The Rhine, Terami Hirsh und Kristin Hoffmann und präsentiert mit Alison Sudol eine Pianistin und Sängerin, die so viel Potenzial mitbringt, dass man ihr zutraut, sich langfristig durchzusetzen.

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Ivo Stourton: Die Nachtgänger

Ich habe fast zeitgleich „Schilf“ von Juli Zeh und Ivo Stourtons „Die Nachtgänger“ gelesen. Danach ist man bis ans Lebensende mit Metaphern ausgestattet und hat für nahezu jede Alltagsbegebenheit eine blumige Beschreibung parat. Wie immer liegt es in erster Linie am Leser selbst, wie geduldig er diese Bildersprache erträgt.

„Die Nachtgänger“ ist Ivo Stourtons Debüt und fällt nicht nur durch seine Metaphern auf. Kurz gesagt ist der Roman fast so gut wie „Die geheime Geschichte“ von Donna Tartt. Der Handlungsrahmen ist ähnlich, aber man fragt sich, wo dieses Kerlchen (*1982) die Lebensweisheit und Erfahrung geborgt hat, die durch sein erstes Buch schimmert.

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Cho-Jin: Woanders

Die Schublade hätte ich beinahe zu schnell zugeschlagen. Die junge Düsseldorfer Band (!) veröffentlicht ihr Debütalbum auf dem Label von Wölli (!!) und huldigt direkt in der Strophe des Openers „Schattenläufer“ Düsseldorfs Rock-Export Nr. 1. Als Cho-Jin dann auch noch im Refrain gefährlich in Richtung Crossover/NuMetal abrutschen, scheint dieser kurze Kampf schon verloren. Aber bereits im zweiten Song „Carpe Diem“ stehen die Jungs wieder auf und präsentieren sich Schritt für Schritt als erstaunlich reife und druckvolle Band.

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Swosh! – The Whole Nine Yards

Nach „Spin Around“, der Vorabsingle gilt es jetzt, das Debütalbum der vielversprechenden Newcomer Swosh! genau unter die Lupe zu nehmen. So intensiv und kritisch man sich auch mit diesem Album befasst, hier Fehler oder Mängel zu entdecken, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder Song ein Kracher. Die Produktion von Guido Lucas und Kurt Ebelhäuser angemessener und besser nicht sein. Über Sänger Tino Oac noch groß Worte zu verlieren, wäre wie Eulen nach Athen zu tragen. Er zeigt seit längerem schon bei den Söhnen Mannheims, dass er sein Handwerk meisterlich beherrscht. Axel Niers, Schlagzeuger, und Enzo Miucci, Bassist, rollen souverän den groovenden Rhythmusteppich aus, auf dem sich die Gitarristen Mita Troup und Woolf Schönecker mit ihren präzisen und harten Riffs austoben.

Wenn im Zusammenhang mit „The Whole Nine Yards“ von Queens Of The Stone Age, Soundgarden, Muse, Tool oder gar Blackmail die Rede ist, dann ist das keine Spinnerei eines übereifrigen Promoters oder eines überschwänglichen Musikkritikers. Es ist schlichtweg Fakt. Parallelen zu Muse sind etwa in „Front Door“ auszumachen. Der Einfluss von Tool und Queens Of The Stone Age schimmert in dem dröhnenden „Bound“ durch. Was aber alles gar nicht heißen soll, dass Swosh! sich überall etwas abgekupfert hätten. Ihr Sound ist einzigartig. Sie haben eine eigene Nische im Alternative Rock-Bereich gefunden und sich dort hoffentlich langfristig eingenistet.


Swosh!
The Whole Nine Yards
Capitol/EMI)
VÖ: 9.8.2004

Tiger Lou: Is My Head Still On?

Meine Damen und Herren, wir möchten ihnen einen jungen Mann vorstellen, der auf sein Debütalbum wundervolle melancholische Songs gepackt hat, von denen wir noch lange zehren werden. Er ist 23 Jahre jung, glücklich verheiratet und heißt Rasmus Kellermann, tritt uns allerdings als Tiger Lou entgegen. Er ist ein zahmer Tiger. Würde jemand sagen, Kellerman käme nicht aus Skandinavien, aber aus Großbritannien, niemand würde zweifeln. „Is My Head Still On?“ ist gefühlvoller Singer/Songwriter-Pop; mal zerbrechlich und persönlich, mal schwelgerisch und bis zu gigantischer Größe aufgebauscht. „Mir ist es sehr wichtig, nett zu den Leuten zu sein. Ich mag keine Musiker mit arroganter Attitüde. Ich finde das langweilig. Es sind immer die gleichen dummen Sprüche„, erklärt einer, den Selbstzweifel plagen, bei dem, was er macht. Er sollte sich um seine musikalische Zukunft keine Sorgen machen – zumindest nicht, wenn er den Weg weiterverfolgt, den er mit diesem beeindruckenden Debüt eingeschlagen hat.


Tiger Lou - Is My Head Still On?
V2/Rough Trade
VÖ: 1.6.2004

Ritual – Ritual

Das Debütalbum der schwedischen Band Ritual ist ein Leckerbissen für all diejenigen Prog-Metal-Fans, die ein Mittelding zwischen Dream Theater, Fates Warning, Yes, Queensryche und gelegentlichen Folk-Auswüchsen suchen. Es erschien bereits 1995 und kommt jetzt in neu bearbeiteter Fassung auf den Markt.

[7 Fritten]

Ritual
Ritual
Tempus Fight/Inside Out/SPV

Schock: Erwacht

Gibt es derzeit eine Szene, die mehr stagniert als Gothic/Dark-Pop? Diese düsteren Bands, die alle klingen wie Camouflage für Grufties? Ich glaube kaum! Um so mehr grenzt es an ein Wunder, wenn es sich überhaupt lohnt, genauer hinzuhören. Das Label greift zwar etwas hoch, wenn es die Band zwischen HIM und Marilyn Manson stellt, aber Schock passen nicht in das starre Schema der Düster-Szene.

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Goldfrapp: Felt Mountain

Wenn die Sängerin von Goldfrapp auf der Bühne steht – mit Brianna-Corrigan-Gedächtnis-Frisur und Wallekleid -, dann sieht sie aus, als wäre sie gerade aus dem Orchester von André Rieu geflohen. Brianna Corrigan war übrigens die Sängerin der Beautiful South. Ihr Lockenköpchen sah aus wie das von kleinen Plastikpüppchen, die nach Erdbeer riechen. Und es könnte zum Insignum guter Popmusik werden.

Denn auch Goldfrapp machen das, was von allen Menschen der Welt wohl am besten die Briten können: aus den berühmten 8 Tönen kleine Melodien so zu drapieren, dass sie wie der Schlüssel zu einer verzauberten, besseren Welt klingen.

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Blur: Leisure

Mit ihrem Debüt versuchten Blur auf den Rave-Zug aufzuspringen, was allerdings – zumindest stilistisch – ein wenig mißlang: Raving Madchester war eine Sache von ‚Northern-Boys‘, wie zum Beispiel den Stone Roses. Blur dagegen trugen ihre Songs mit einem aufgesetzten Londoner Akzent vor und erinnerten durch ihre Gitarrensounds manchmal sogar eher an das damals Grunge-orientierte Amerika.

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Beangrowers: 48k

Ziggy Stardust und seine Spiders sind wieder da, und sie klingen wie Garbage in silbernen Plateaustiefeln! Aber erst mal die Fakten: die Beangrowers sind ein junges Trio aus Malta (!), zwei Jungs und ein Mädel: Alison Galea (voc, git, synth), Ian Schranz (dr, synth) und Mark Sansone (bs, synth, voice art). „48k“ ist ihr Debüt-Album. Ich geb ihm vier von fünf möglichen Punkten, denn das Rad haben sie nicht grad neu erfunden (s. Verweis auf obige Band), und wer weiß, was zudem noch auf das Konto von Produzent Gareth Jones (…) geht, ich bin da ein bißchen mißtrauisch…

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The Secret Goldfish: Aqua-Pet … you make me

Very british, indeed. Genau gesagt: schottisch. Aus Glasgow kommen The Secret Goldfish und pünktlich zur Fußball-EM auf der Rindfleisch-Insel veröffentlichen sie ein Debüt-Album, das so unverschämt unverblümt an die britische Musik der späten Achtziger anknüpft, daß dir der Ball verspringt.

Und da sind sie plötzlich wieder, all die vertrauten Namen aus diesen Zusammenhängen: Vergleiche mit den Buzzcocks, mit Orange Juice, mit Jesus and Mary Chain, der New Musical Express ist begeistert und John Peel hat auch mal wieder eingeladen.

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