Würde man Steven Wilson als Perfektionisten beschreiben, wäre er wahrscheinlich noch nicht mal beleidigt. Bisher hat er die Grenze zum Antiseptischen zwar nicht überschritten, aber es tut auch gut, ihn etwas gelöster zu hören als bei Porcupine Tree üblich. Auf der Blackfield-Spielwiese mit Aviv Geffen scheint er auch mit simpleren Songs leben zu können und traut sich, ohne Stimmverzerrung zu singen.
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Joe Strummer – The Future is unwritten
Egal wie man zu U2-Star Bono steht, in „Joe Strummer – The Future is unwritten’ sagt er einen Satz, den man ihm voll und ganz abnehmen muss: „Was mich an The Clash wirklich anpisst, ist die Tatsache, dass es diese phantastische Band nicht mehr gibt.“
1985 löste sich die Gruppe auf, eine Reunion ist bekanntermaßen ausgeschlossen: Joe Strummer, Sänger und Gitarrist der Band, starb 2002. Einen Tag vor Heiligabend, an einem angeborenen Herzfehler. Der 50-Jährige saß auf dem Sofa und las den „Observer“. Julien Temples Film „The Future is unwritten“ setzt ihm ein Denkmal. Und was für eines: It´s a hell of a film.
WeiterlesenMichael Weston King – The Crowning Story
So richtig auf einen “grünen Zweig’ ist der sympathische englische Singer/Songwriter mit seiner doch an sich eigenständigen und charakteristischen Musik noch nicht gekommen. Seit Anfang der 1990er Jahre ist Michael Weston King „on the road“, hat nach eigenen Angaben weltweit über 400.000 Meilen hinter sich gelegt und rund 1.400 Gigs absolviert.
Mit seiner ersten Band, den noch stark „Americana“-angehauchten GOOD SONS, war er schon häufig unterwegs, aber eben auch später als Solist und mit Duo-Partnern (z. B. Alan Cook), wobei Sessions mit prominenten Gastmusikern (Nick Cave, John Cale, Steve Earle u.v.a.) zustande kamen. Insgesamt zwölf Alben und Compilations gehen bis dato auf sein Konto, oft mit guten Kritiken versehen, aber leider auch nicht die kommerziellen Renner.
WeiterlesenKurt Krömer: Na, Du Alte Kackbratze!
Allein für zwei Wörter muss man Kurt Krömer dankbar sein: ‚Kackbratze‘ und ‚Pummelfee‘ gehören in jeden Wortschatz und können gleichermaßen als Schimpfwort und Kosename eingesetzt werden. Seit Jahren im Humoruntergrund aktiv, trat Krömer in den vergangenen Monaten aus dem Schatten seiner „Kurt Krömer Show“ auf RBB. Der Duft der medialen Übersättigung weht zwar schon zu uns rüber, aber noch kann man für Neuköllns bekanntesten Sohn die Lanze brechen.
WeiterlesenRefused: Refused Are Fucking Dead
Vor zwei Jahren machte zum ersten Mal das Gerücht die Runde, Refused stellten eine DVD zusammen. Aus diesem Anlass wurden die Fans aufgerufen, Videoaufnahmen von Shows zur Verfügung zu stellen. Nun ist die DVD tatsächlich fertig, allerdings enthält sie keine Handy- und nur wenige verwackelte Amateuraufnahmen.
WeiterlesenBruno Bozzetto
Anobella → zeigt sich begeistert von einem Flashfilmchen, das uns zeigt, wie die Italiener Auto fahren. Als Zusatzinfo weisen wir gerne darauf hin, dass die Animation von Bruno Bozzetto stammt und dass Bruno Bozzetto natürlich toll ist, denn Bruno Bozzetto war in früheren Tagen mal der Schöpfer von Herrn Rossi. Der Herr Rossi, der immer auf der Suche nach dem Glück war (Hinternet-Rezension → hier) und heute seine Rente als Werbefigur für die Glücksspirale aufbessern muss.
Weiterlesen300 Meter Liebesidylle
Geschichtsschnipsel aus über 90 Jahren Filmstudio, von „Der Deutsche Kaiser in Rom“ bis „Aeon Flux“‚. Catrin Barnsteiner in der Berliner Morgenpost über erste deutsche Filmversuche und einen Besuch in der Halle, in der einst Marlene Dietrich drehte: „Haben Sie einen Unglücksfall?“
Es hat geblasen
Auch wer kein Fan des Bollywood-Kinos ist könnte an → dieser DVD-Kritik des Films „Parineeta“ seinen Spaß haben. Zumindest die → Untertitel haben die Klasse von Gebrauchsanweisungen koreanischer Haartrockner und eignen sich auch für lustige Quizspiele: was könnte „…hat es zugestöpselt und Schwule! Es hat geblasen!“ wohl im Original bedeutet haben?
archive.org revisited
Ein Blick auf archive.org zeigt, dass sich in den letzten Wochen das Angebot wieder erweiter hat. U.a. um
- Hitchcocks „The Man Who Knew Too Much“(das Original von 1934, nicht zu verwechseln mit Hitchs eigenem Remake von 1956 mit James Stewart und Doris Day!)
- John Hustons „Beat the Devil“ (1953), dtsch.: „Schach dem Teufel“, mit Humphrey Bogart und Gina Lollobrigida
- „The Inspector General“ (1949, dtsch: „Der falsche Revisor“) mit Danny Kaye
- „Mr. Moto’s Last Warning“, der 6. Film um den japanischen Detektiv Kentaro Moto, gespielt von Peter Lorre (der auch in „The Man Who Knew Too Much“ und „Beat the Devil“ mitspielt)
Massenweise Downloadmasse
Auf die Vielfalt von → archive.org haben wir im Hinternet schon mehrfach hingewiesen. Jetzt ist mal wieder Zeit auf das Angebot an Spielfilmen hinzuweisen. Aktueller Anlass: seit kurzem gibt’s dort Buster Keatons Meisterwerk → The General zum ebenso kostenlosen wie legalen Download. Und wie gewohnt in den Geschmacksrichtungen 64Kb MPEG4, 256Kb MPEG4, MPEG1 und MPEG2 (77MB, 175MB, 210MB, 733MB).
Weitere aktuelle Download-Empfehlungen:
The Flaming Lips: The Fearless Freaks
Er sollte eigentlich Professor am College oder Anwalt werden. Das zumindest wünschte sich seine Mutter seinerzeit. Doch Wayne Coyne wurde Musiker. Gott sei Dank! Seine nimmermüde Band The Flaming Lips ist eine Bereicherung für die Pop- beziehungsweise Rockmusiklandschaft.
WeiterlesenNight of the Living Dead
George Romero wird heute 65. HipHipHurra!
Zur Feier des Tages sei noch einmal daran erinnert, dass die Copyrightrechte für seinen Zombie-Klassiker vor Kurzem abgelaufen sind und man den Film jetzt als public domain beim Internet-Archiv archive.org herunterladen kann.
Link: Night of the Living Dead-Downloadseite.
Zur Auswahl stehen die Formate MPEG1 (622MB), MPEG2 (4.1GB!) und MPEG4 (249MB).
Autofocus
Comedystar ist sexsüchtig, verliert seine bürgerliche Fassade und wird am Ende umgebracht. Alles echt passiert, nämlich Robert Crane aus „Ein Käfig voller Helden“. Paul Schrader hat´s verfilmt – und man muss es nicht mögen. Man kann sogar über mangelnde psychologische Entwicklung klagen (zu Recht, übrigens). Aber wer Retro-Ausstattungsfilme liebt, so wie ich, der sollte sich „Autofocus“ unbedingt anschauen.
WeiterlesenHonkong-Perlen, aufpoliert
Manche Kinobilder brennen sich ein – etwa wenn man als Pubertierender im dörflichen Kino einen Trailer (was damals noch Vorfilm hieß) zu einem Film wie „Die fliegenden Guillotinen“ sah: Schnurrbärtige Asiaten werfen darbenden Bauern ein merkwürdiges Gebilde auf den Kopf, das wie Omas Sonntagshut aussieht – und Sekunden später stolpern die Landwirte kopflos durch die blutbespritzte Steppe. Typisch für die Filme des legendären Hongkonger Shaw Brothers-Studios.
WeiterlesenDVD: Escape From New York
Die Nacht hat es John Carpenter angetan – „Dark Star“ und „Anschlag bei Nacht“ heißen seine erste Filme, und in seinem jüngsten, „Ghosts Of Mars“, geht die Sonne für die Helden erst gar nicht auf. Und als er Franka Potente für eine „arte“-Dokumentation traf, schleppte er das Fräuleinwunder erst mal auf den nächsten Friedhof (wo er ihre altklugen Einwürfe stets mit einem höflichen „Oh, interesting“ quittierte).
1979 brachte der US-Regisseur eine finstere Utopie auf die Leinwand: „Escape From New York“, bei uns etwas unglücklich „Die Klapperschlange“ betitelt. Die USA von 1997 ist ein Polizeistaat, der Manhattan mit einer Mauer umgeben hat und hinter ihr Kriminelle und sonstige Unerwünschten deponiert. Das funktioniert solange gut, bis der US-Präsident dort abstürzt. Nur ein Mann kann ihn herausholen: Snake Plissken, ein nihilistischer Kriegsheld, der zum Lächeln in den tiefen Keller geht und so heiser flüstert wie Clint Eastwood in seiner Italowestern-Phase.
Der Klassiker-Status sollte dem Film eine schöne DVD-Umsetzung sichern, doch hierzulande nicht: Die deutsche Veröffentlichung kommt ohne Extras daher und beschneidet das breite Bildformat – Todsünde, gerade beim Cinemascope-Fan Carpenter. Die US-DVD ist dagegen ein Geschenk des Himmels: Brillantes Bild, auf der zweiten Disc eine Dokumentation, Einblicke in die Produktionsgeschichte, dazu ein Ausblick auf die kommende Snake Plissken-Comic-Serie und endlich die legendäre Bankraub-Szene, die gedreht, aber aus dem Film wieder herausgeschnitten wurde. Die Krönung ist der Audiokommentar von Carpenter und seinem Star Kurt Russell. Zwei alte Freunde in Bierlaune, beim detailfreudigen Erzählen, wie das damals so war, beim Drehen eines modernen Klassikers.
John Carpenter
Escape From New York
(Special Edition DVD, RC1)
La Linea 2
Ja, das kleine Strichmännchen ist wieder da. Noch mehr des ewig schimpfenden, plappernden und manchmal schadenfroh lachenden Männchens auf und aus der Linie.Wieder hat es seinen Zeichner fest im Griff. Wenn´s auf den Roller regnet, muss es zeichnerisch zum Auto aufgestockt werden. Und wenn das über zu holprigen Untergrund rattert, kriegt es Rotoren und Heckflosse und wird zum Hubschrauber. Aber Vorsicht nicht jeden überstehenden Zipfel der Linie darf man einfach abschneiden. Manchmal ribbelt sich dann die gesamte Linie weg. Auch die Kontur des Männchens…
WeiterlesenLa Linea 1
Ich hab gestern abend fast zwei Stunden lang eine Linie angeguckt. Hör ich da schon die Pfleger, die mich gleich abholen kommen? Ja, wahrscheinlich. Denn dieser Abend war auch ein Selbstversuch: wie lange ertrage ich einen bewegten Strich, der cholerische Ausbrüche kriegt, wenn irgendwas nicht nach seinem Gusto läuft?
Ziemlich lange. Und es geht mir wunderbar dabei. Denn die Linie ist natürlich La Linea. Das kleine Knollenmännchen, das nur aus einem weißen Umriss besteht. Jeder kennt es: es schlendert immer auf einer weißen Linie entlang, die eigentlich eine Fortsetzung von ihm selbst ist. Im Hintergrund wechseln die Farben, es klimpert lustige Jazzmusik, und aus der Linie wachsen die unmöglichsten und überraschendsten Dinge: eine Treppe, ein Fernseher, Tiere, Frauen, Wellen, Gitter und – Löcher! Ende Gelände. Dann kann das Strichmännchen nicht weiter, denn ohne Linie kein La Linea! Und schon geht das wütende Gezetere los. Geduld ist nicht die Sache des Männchens. Erst wenn die Hand des Zeichners erscheint und die Linie verlängert, kehrt wieder Ruhe ein.
WeiterlesenHerr Rossi träumt
So wie Herr Rossi müsste man leben. Sicheren Büro-Job, dazu einen treu sorgenden Hund und wann immer möglich: Abtauchen in exotische Welten. Abenteuer erleben in poppigen Farbräuschen und psychedelischen Paralleluniversen, mit rasanten Actionszenen, surrealen Mini-Opern, steppenden Tierballetten, betrunkenen Raketen, geklonten Prinzessinnen, rasierten Dschungeltieren und – Entschuldigung. Es ging mit mir durch.
WeiterlesenGangs Of New York
Das große Missverständnis um Martin Scorsese beginnt mit der Feststellung, dass er der größte lebende amerikanische Regisseur sei. Niemand weiß das besser als er selbst: Als er jüngst den Golden Globe für die „Beste Regie“ in Empfang nahm, waren ihm die „standing ovations“ seiner Kollegen schon fast peinlich. Gefragt nach seinen diesjährigen Oscar-Chancen, meinte er lapidar „Wenn ich je einen verdient haben sollte, dann wohl in den 70ern!“ (da drehte er Filme wie „Taxi Driver“ und „Wie ein wilder Stier“). Seit nunmehr fast zehn Jahren stellt Scorsese Film für Film eindrucksvoll unter Beweis, dass mit ihm nicht mehr zu rechnen ist: ob nun das siechende Kostümdrama „Zeit der Unschuld“ (1993), die lieblos recherchierte Las-Vegas-Saga „Casino“, das nie wirklich zur Kenntnis genommene Lama-Drama „Kundun“, die ebenso kryptische wie belanglose Rettungssanitäter-Mär „Bringing Out The Dead“, alle machen sie klar, dass Scorsese schon lange filmisch nichts mehr riskiert, keine Geschichten mehr zu erzählen hat, die wirklich berühren, der künstlerische Offenbarungseid kurz bevorsteht.
WeiterlesenThe Tuxedo – Gefahr im Anzug
„Kleider machen Leute“ – nie war dieser Satz so wahr wie in „Tuxedo – Gefahr im Anzug“, denn wenn Jackie Chan als tolpatschiger, liebeskranker Chauffeur in den Smoking seines Herrn schlüpft, mutiert er plötzlich zum Superman, der Frauen übers Parkett wirbelt, Kugeln ausweicht wie sonst nur Keanu Reeves in „Matrix“ und an Wänden hochklettert, als wäre Schwerkraft reine Glaubenssache.
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