Nightmares On Wax: Car boot soul

„Car boot soul“ ist im Grunde ein Instrumental-Werk, und der musikalische Navigationsdienst ortet die Scheibe irgendwo zwischen Trip Hop und Funk-Jazz. Synthetik mit nervösen Rhythmen zu coolem Gewaber in gemäßigtem Tempo: für meinen Geschmack leider etwas uninspiriert, denn zum einen fehlen packende Melodien – ach was, hier fehlen Melodien schlechthin, wahrscheinlich lenken die beim Chill Out zu sehr ab. Aber so nudelt das Teil halt fade vor sich hin…

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DJ Krush: Kakusei

Einer der Musiker der ersten Stunde des Genres Trip-Hop meldet sich nach seiner letzten für MoWax produzierten LP „Holonic-The Self Megamix“ vom letzten Jahr in verändertem Soundgewand zurück. Spartanisch und abstrakt heißt die Devise für das erste Major-Projekt. Zurückgezogen auf die Wirkung des Beats mit so viel Harmonieschnipseln wie gerade nötig, wirkt diese weitestgehend programmierte und auf wenige Samples reduzierte Platte wie eine Studie, was man mit verschiedenen Drumsounds und Rhythmusverschiebung im traditonellen Breakbeatbereich an Variation erreichen kann.

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Plexiq: 20000

Die erste Scheibe von Plexiq „Bambi Dragon Spits No Fire“ erinnerte mich an den Versuch einer deutschen Band „international“ zu klingen, was durch Infozitate auch noch belegt wurde. So auch beim zweiten Streich „20000“. Warum haben deutsche Promoter immer wieder das Problem, dass sie scheinbar erklären müssen, dass vorliegendes, englischsprachiges Produkt „Made in Germany“ mit native speakern gleichziehen kann, wenn es um Songwriting, Produktion, Image, etc. geht? Im Fall von z.B. Faithless oder Snap gibt es diese Bergründungsarmut WARUM eine deutsche Band das RECHT hat, eine moderne Tanzscheibe auf den Markt zu bringen nicht, weil die Musik für sich alleine sprechen kann, und zwar im Sinn von Verkaufszahlen, medialer Präsenz und natürlich kommerziellem Potential.

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Talking about the revolution, Vol.3

Nun sitz ich hier und wunder mich, wie ich es jetzt doch tatsächlich wieder geschafft habe, mich zu einer neuen Ausgabe meiner Kolumne aufzuraffen. Doch, wie auch immer, die Gründe für die Re-Aktivierung sind differenziert und werden für euch zunächst verschlossen bleiben. Aber einer der ausschlaggebenden Gründe war mit Sicherheit die Wieder-Veröffentlichung des ersten Suicide-Albums (Blast First/EMI). Ein frühes Meisterwerk der New Yorker Punk-Szene der Siebziger Jahre. Dabei sollte der Suicide-Neuling sich allerdings nicht zu vorschnellen Brat-Gitarren-Assoziationen hinreißen lassen, denn die New Yorker Punk-Szene war, anders als die Londoner Szene, nicht so sehr vom Pub-Rock dominiert. Vielmehr war sie ein Sammelbecken für Musiker, Filmemacher und Performer, die sich nicht in den mittlerweile etablierten Hippie- Kulturbetrieb eingliedern wollten. Ein guter Platz für viele, wie z.B. Lou Reed, Jim Jarmusch, Patti Smith und eben auch: Suicide. Im CBGB’s fand sich eine Bühne, und der Rest ist Geschichte.

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Idlewild: When I Argue I See Shapes

Das Gitarrenintro hört sich fast identisch nach „Crash“, einstiger Hit der leider verschiedenen Primitives an. Dann prescht man auch mit gleicher Dringlichkeit nach vorne und wenn der Sänger einsetzt, schaue ich aufs Cover: Ist das vielleicht ein Adorable-Nachfolger??? Nee, kann nicht sein, die Jungs sind ja gerade mal der Pubertät entwachsen. Verdammt coole Single für den Start.

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The Soundtrack of our lives: Instant Repeater ´99″

Weiß der Himmel, warum sich die renommierte Musik-Journaille zu schade ist, „The Soundtrack of our lives“ eines Rezensenten-Blicks zu würdigen! Geht das schmale Schweden-Budget schon für die Kenntnisnahme der Roxette-Reunion drauf? Oder liegt es daran, daß die sechs Skandinavier mit längst erprobten, nichtsdestotrotz probaten Zutaten und verdächtigem Stampf-Rhythmus für Laune sorgen? Zuviel 80er-Simplizität? Who cares?!

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The Rotosonics: P. M. Undercover

Der Terminus „Band“ ist hier fehl am Platz: „The Rotosonics“ sind eine „Kapelle“! So anglophil und technisch ihr Name auch anmutet, so altmodisch ist doch ihr Retro-Sound: historisch zwischen 50s und 60s angesiedelt und strikt instrumental! Im Vordergrund stehen dabei elektronische Tasten-Geräte, allerdings weniger moderne Synthie-Klänge, auch nicht space-ige Moogs, sondern flächige Orgel-Harmonien, jedoch wiederum nicht ganz so plüschig wie eine echte Hammond. Schade! Für den optimistischen Easy Listening-Touch reicht´s trotzdem, und klassische Tanz-Rhythmen sorgen für nostalgisches Ach-Damals…-Flair. Der Baß arbeitet konservativ an der Basis, und die Gitarre macht sich gern den Hall-Effekt der Surfer zunutze.

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Geschmeido: Zwischen den Mahlzeiten

Großer Gott, lange hab ich beim Rezensieren nicht mehr aus den Label-Waschzetteln zitiert, aber diesmal tu ich´s wieder, denn hier kommt Freude auf: Album und Single sind „behutsam produziert und können sich eines gewissen amtlichen Touches nicht erwehren“, in jedem Song findet sich eine „kleine Melodie, die auch ein Kind hätte erfinden können, hätte es sich nur an die Aufgabe gewagt und ab und zu ein paar Bier gesoffen“, „was im Hintergrund der durchaus klassisch-gitarristischen Instrumentierung noch orgelt und fönt, is so subtil eingesetzt, daß man dem Synthie nun endlich sein verdientes Comeback im Poprock gönnen möchte. Trotzdem, Europa braucht die Gitarre, und zwar so schnell wie möglich“, anderslautende Argumente werden beim Hören „geknickt wie Schilf im Sturm“. Kompliment!

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Beangrowers: Astroboy

Einer Band aus Malta (!) gehört schon vorab meine ganze Sympathie, denn wer schenkte uns vor wenigen Jahren beim Grand Prix de la Chanson Eurovisien den einzigen Punkt?! Ja-ha, das war Malta! Die Beangrowers sind ein Trio: eine Frau und zwei Typen, allesamt Jahrgang ´77, die seit vier Jahren gemeinsam Musik m machen. Der Label-Waschzettel verweist auf Pixies-Einflüsse, und ich weiß, was er meint, denn lange hab ich nicht mehr eine solch spannende und frische CD in Händen gehalten!

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Faithless ft. Sabrina Setlur: Bring my familiy back

Die Kombination von Faithless und Sabrina Setlur provoziert zwangsläufig Polemik, denn krasser kann man Qualität und Müll kaum zusammenbringen. Wie unvorsichtig von Frau Setlur, ausgerechnet mit der wohlklingendsten, voluminösesten und charismatischsten Stimme des Rap eine gemeinsame Scheibe zu besingen, denn gerade auf engstem akustischem Raum mit Hohepriester Maxi Jazz, auch genannt GOD (Grand oral disseminator), wird offenbar, wie dünn, blechern und gekünstelt ihre pseudomäßig hingerotzte Ich-bin-ein-Kind-der-Straße-Attitüde mit den unschönen hessischen Artikulationsschwächen klingt.

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Blur: 13

Und wieder mal ein Abschied: 1993 sagten Blur dem Indie-Dance-Ding ihres Debüts „Leisure“ auf Wiedersehen und schufen ihre ‚Britpop‘- Trilogie, bestehend aus „Modern Life Is Rubbish“, „Parklife“ und „The Great Escape“, von der man sich mit dem Album „Blur“ wiederum distanzierte. Und was jetzt?

Natürlich haben sich Blur wieder mal selbst neu erfunden und sich, um auf den Abschied zu sprechen zu kommen, von ihrem langjährigen Produzenten Stephen Street getrennt. Statt dessen produzierte William Orbit, der, der die zahlreichen Spuren des letzten Madonna- Albums zugeknallt und ihr ein moderneres musikalisches Antlitz verschafft hat. Was entsteht, wenn so einer eine der kreativsten (quantitativ und qualitativ) britischen Bands im Studio coacht?

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King’s X: Tape Head

1998 war ein ergiebiges Jahr für King’s X-Fans. Im Sommer erschien das geniale Solo-Album von Ty Tabor („Moonflower Lane“), bald danach unter seiner Mitwirkung das All-Star-Projekt „Platypus“ mit Mitgliedern von Dream Theater und jetzt liegt das neue Werk von King’s X vor. „Tape Head“ ist ihr siebtes Album, aber das erste auf dem Label Metal Blade. Auch zum ersten Mal haben Ty Tabor und King’s X ein Album im Alleingang produziert. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Der erste Titel „Groove Machine“ trägt seinen Namen zurecht und die elf folgenden Titel untermauern – wieder einmal – die Ausnahmestellung von King’s X (Randbemerkung: Es gibt noch einen dreizehnten, nicht ganz so ernst gemeinten Live-Track, aber den hört sich wahrscheinlich niemand zweimal an !).

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Jim O´Rourke: Eureka

Hoppala, nicht gerade eine Platte, die ich in einem Magazin wie d!zko 2000, welches hauptsächlich Techno, Disco und Hip-Hop featured, erwartet hätte vorzufinden. Die technischen Elemente dienen dem Ex-Gastr Del Sol-Mitglied lediglich als Untermahlung seiner American-Songwriter Tradition. Daß er damit umgehen kann, hat er schon früher als Produzent von Stereolab bewiesen. Spartanisch und mit viel Akustikgitarren-Gezupfe wirken diese Stücke wie aus einer anderen Zeit. Gute Songs bleiben halt immer aktuell.

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Bangbang: Je t´aime Je t´aime

Air – die Zweite. Stilistisch geht Bangbang den Pfad weiter, den die Abräumer der Polls im vorherigen Jahr beschritten. Ätherische Analog-Synthies, ultraweiche Gesänge (u.a. von Jay-Jay Johanson) und trippige Beats machen das Chanson anno 99 aus. Die Titel – halb englisch, halb französisch – lassen Bangbang, seines Zeichens Leader dieses gleichnamigen Projektes, wie einen Bastard aus Morcheeba und Dimitri from Paris dort zurück, wo erstere sich zu sehr dem „Big Calm“ hingeben und der zweitgenannte auf zuviel Zuckerwatte setzt.

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Neurosis: Times Of Grace

NEUROSIS sind und bleiben (vielleicht) für alle Ewigkeit eine meiner absoluten Favoriten im Bereich „harte Musik“. Ihren die Seelen reinwaschenden, produktiven Szenarien zu lauschen ist für mich immer und immer wieder ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Vor allem wenn ich mal nicht die Sonne in mein Herz gelassen habe und lieber schmolle und den Rest der Welt hasse, dann lege ich gerne eine Platte besagter Band auf. Und mit dieser Vorgehensweise bin ich nicht ganz allein, denn meines Wissens nach erfreuen sich NEUROSIS ständig wachsender Beliebtheit. Das kommt nicht von ungefähr. Ihre Alben und ihre Auftritte versprechen höchste Qualität. Von den alles andere als oberflächlichen Interviews ganz zu schweigen.

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Nobodys: Generation XXX

Die ersten Takte dieses Album sind Geschrammel und krachende, scheppernde Becken-Tuschs, die normalerweise das Ende eines verschwitzten und erfolgreichen Konzertabends beschließen. Nicht aber bei den Nobodys. Hier bilden sie den Auftakt für 25 Stücke puren Rock’n’Rolls – und das frei nach dem Motto: „Chuck Berry was born to create rock-n-roll, we were born to destroy it.“ Dieser Devise folgen die Nobodys, die heftigst mit einem leicht durchschaubarem Proletenimage kokettieren und mit arroganten (oder doch nur provokanten?) Songtiteln um sich werfen.

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