Bowery Electric: Lushlife

Ich gebe zu, dass ich Bowery Electric bis dato nicht gekannt habe (Früher bei Kranky unter Vertrag.). Ein Fehler wie mir nach Anhören von „Lushlife“ erscheint. Doch wer kann schon alles mitbekommen, jeden Insidertipp verfolgen und auf Rentabilität prüfen? Ich auch nicht, macht euch nichts draus. Bowery Electric, das sind die Multiinstrumentalisten Lawrence Chandler und Martha Schwendener, deren bezaubernde Stimme Besitz von meinem Gehirn ergriffen hat. Sie singt fast nicht, sondern flüstert, ja haucht ihre Texte ins Mikrofon.

Weiterlesen

Ian Brown: Golden Greats

Länger als ein Jahr ist es her, dass Ian Brown, früher Mitglied bei der britischen Gruppe Stone Roses, mit den Arbeiten zu seinem weiten Soloalbum begann. Zuvor verbrachte er allerdings unfreiwillig 60 Tage hinter schwedischen Gardinen. Einige der Songs auf „Golden Greats“ sind insofern von diesem ungewollten Aufenthalt im Gefängnis gezeichnet – u.a. „Free My Way“, „Babasonicos“ und „So Many Soldiers“. Sie strahlen allerdings Optimismus und nicht – wie man annehmen könnte – Pessimismus aus.

Weiterlesen

Asian Dub Foundation: Community Music

Viele Gazetten der internationalen Musikpresse – siehe NME, Select (beide U.K.) und The Source (US) – sind derzeit von der Diskussion beherrscht, ob Musik nicht wieder politischer werden sollte. Eine durchaus sinnvolle Erörterung, schließlich könnte zuviel oberflächliches, belangloses Geseiere aus der Pop-Ecke die Gehörgänge schnell verschmalzen. Diesen Stein ins Rollen gebracht haben in den vergangenen Wochen/Monaten mitunter Acts wie Rage Against The Machine (The battle of Seattle?), Primal Scream, Dead Prez (HipHop-Newcomer der besonderen Art) und nicht zu vergessen die britische Revoluzzer-Formation Asian Dub Foundation, die schon immer gegen politische und gesellschaftliche Missstände revoltiert haben.

Weiterlesen

LTJ Bukem: Journey Inwards

Über LTJ Bukems Good Looking-Label wurde in Hinternet schon oft, viel und begeistert geschrieben. Jetzt hat der Labelchef endlich sein erstes eigenes Album auf den Markt gebracht. Und Fans von Good Looking werden auf „Journey Inwards“ schon mit Spannung gewartet haben. Er ist ein Meister seines Fachs und das zeichnet sich durch ultra-lässigen, beschwingten Drum’n’Bass aus, der schnell ins Ohr geht und dort gerne lange hängen bleibt. Nichts wurde hier dem Zufall überlassen. Jedes Sound-Segment erfüllt seine für ihn erdachte Aufgabe mit Bravour.

Weiterlesen

Brazilification (Remixes 95-99)

Schon das erste Stück dieser vorzüglichen Remix-Doppel-CD läßt mir die Nackenhaare zu Berge stehen und einen kalten Schauer nach dem anderen den Rücken runter laufen. Die Stimme Thom Yorkes und ganz wenige Gitarrenparts wurden genommen, um „Climbing The Walls“ von Radiohead (vom Album „OK Computer) in ein neues Licht zu rücken. Im Vordergrund die einfühlsamen Vocals und ein satter Beat. Phantastisch.

Weiterlesen

Immense: Evil Ones And Zero

Diese Musik ist ein Segen. Ein Segen für angespannte Nervenkostüme, für Menschen deren Nervenstränge blank liegen und die sich nach innerer Ruhe sehnen, aber wiederum keine Geduld haben, sich in ein Buch zu vertiefen. Oder: Ihr fühlt euch verdammt down, so down wie selten zuvor? Ihr glaubt, ihr seid eine Null und habt keine Zukunftsvisionen in der Schublade liegen? Die letzten Tage waren also unheimlich übel? Ich sehe. Hm. Wieso nicht „Evil Ones And Zeros“ auflegen, die schweren Lider schließen und frei von Gedanken, aber gebannt zuhören? Das könnte helfen, zumindest mir hat es das, das Album von Immense.

Weiterlesen

Larry Garner: Once Upon The Blues

Ja, ja, die Zeiten ändern sich. Hatten Bluesmusiker früher den „Blues“ wegen Frauen, Alkohol, Arbeit usw. hat Larry Garner den „Virus-Blues“. Wer hätte gedacht, daß Begriffe wie Hacker, Anti-Virus-Scan und Cyberspace Einzug ins Blues-Vokabular halten? Ansonsten erzählt Larry Garner nette, kleine Geschichten, die man am besten mit einer Zeile aus dem letzten Lied beschreiben kann: „The blues ain´t nothing, nothing but life´s ups and downs“.

Weiterlesen

Ezio Higher

Der Klang der „Black Boots On Latin Feet“ ist auf der „Saxon Street“ schon eine Weile verklungen. 1995 startete die englische Band Ezio recht vielversprechend mit ihrem Debütalbum und dem dazugehörigen Song „Saxon Street“. Seitdem ist es um sie immer stiller geworden. Nach einer zweiten CD (Diesel Vanilla) und einem Labelwechsel ist die Band nun mit einem neuen Werk und ausgedehnter Tournee wieder am Start

Weiterlesen

Konzertvorschau: Aynsley Lister

Über Aynsley Lister muß Gott das Talent aus großen Kübeln ausgeschüttet haben. Wahrscheinlich standen Jonny Lang und Kenny Wayne Sheperd direkt daneben. Anders ist es nicht zu erklären, daß drei „junge Burschen“ von Anfang 20 über eine solch enorme Fingerfertigkeit auf der Gitarre verfügen. Darüberhinaus röhren alle drei, als würden sie von jeher ihre Cornflakes mit Jim Beam anrühren. Aynsley Lister kommt aus England und ist von den drei Blues-Youngstern bisher der unbekannteste.

Weiterlesen

Axxis: Back To The Kingdom

„Kingdom Of The Night“ – so hieß 1989 das Debütalbum von Axxis. Da die Akzeptanz und der Erfolg in dieser Zeit am Größten waren, braucht es nicht viel Phantasie, um zu erahnen, wohin die Reise geht. Nachdem die beiden letzten Alben (Matters Of Survival, Voodoo Vibes) musikalisch vielseitig aber vergleichsweise erfolglos waren, beamen sich Axxis mit ihrem siebten Album zurück in vergangene Zeiten.

Weiterlesen

Pink Cream 69: Sonic Dynamite

Ich staune immer wieder, wie viele Melodic-Metal-Veröffentlichungen es im Moment gibt. Da strecken Leute ihren dauergewellten Kopf aus dem Loch, von denen man gar nicht wußte, daß es sie noch gibt. Während die meisten Bands die Suppe der vergangenen, erfolgreichen Jahre wieder aufkochen, versuchen Pink Cream 69 das so wenig beachtete (und von Kritikern so wenig geliebte) Genre ins neue Jahrtausend zu retten.

Weiterlesen

Megaherz: Himmelfahrt

NDH – Neue Deutsche Härte nennt man das wohl, was Megaherz hier kredenzen. Düstere Synthies, fette Gitarrenwände und ein Sänger, der die Texte interpretiert, als wäre er Hauptdarsteller in einem drittklassigen Horrorfilm. Ihr lieben Jungs von Megaherz – ist das Eure Vorstellung von „böse“? Grimmig gucken und lüstern sabbernd die Texte herauspressen? Das ist nicht böse, sondern gruselig – aber nicht im eigentlichen Sinn des Wortes!

Weiterlesen

Paula: Als es passierte

Vor circa sechs Jahren knallte ein Sommerhit in das Leben der Allermeisten, der so lässig groovte, dass es fast tödlich war. Das Ganze zu dezenter Western-Atmo und mit einer Frauenstimme, die eigentlich mehr redete denn sang, aber es war klasse, und es war Sheryl Crow. „Als es passierte“ atmet zumindest den Geist von „All I Wanna Do“. Derselbe Schlenz, derselbe Swing. Und ein ähnlich nonchalanter Gesang, wobei hier nun tatsächlich gesungen wird, noch dazu mit engelsgleicher Stimme.

Weiterlesen

Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 17

Blöde ARD. Normalerweise hack ich ja auf dem ZDF rum, das war schon mein großes Thema im letzten Jahrtausend. Bleibt es vermutlich auch in diesem, etwa in bezug auf Herrn Herles. Der ist seit ein paar Monaten der neue Aspekte-Mensch, vielleicht sogar neuer Kultur-Chef beim ZDF. Das funktioniert ungefähr so wie im Bundeskabinett: Wer gestern Bau-Minister war, wird morgen vielleicht Gesundheits-Minister, who cares. Muss sich halt nur ein bißchen einlesen und auf seine Mitarbeiter vertrauen.

Weiterlesen

Gry: Summer Wine

„Summer Wine“ ist Bestandteil eines Projekts namens „FM Einheit präsentiert: Gry – Public Recording“. Public Recording ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn die Aufnahmen im Münchener Marstall fanden unter ausdrücklicher, wenn auch offenbar lautloser, Einbeziehung des Publikums statt. Über-Die-Schulter-Gucken-Dürfen als Avantgarde? Klingt eher nach Workshop. Zugucken-Dürfen, wie die Profis es machen. Oooooooooh! Gaff!! Staun!!! Nein Nein, würden die Künstler wahrscheinlich sagen: die Anwesenheit von Publikum beeinflusst die Atmosphäre zutiefst und fliesst unterbewusst, also keineswegs unhörbar, ins Resultat ein. Eine Konserve mit Aufführungscharakter, also quasi live! Eine radikale seinsgeschichtliche Absage an Zwänge der Reproduzierbarkeit, die die Schranken der Kultuindustrie in herrschaftszerstörender Absicht unterläuft.

Weiterlesen

The Life And Music Of Nick Cave

Eins gleich vorweg: „The Life And Music Of Nick Cave “ ist keine gewöhnliche Biographie. Zum einen ist da das übergrosse Format, zum anderen spricht die Tatsache, dass das Buch jeweils zur Hälfte aus Bildern und Texten besteht dafür. Es gibt nicht nur einen ausgiebigen Überblick über den begnadeten Musiker Nick Cave, der als Nicholas Edward Cave am 22. September 1957 im australischen Wangaratta geboren wurde und der weltweit mit The Birthday Party und Nick Cave & The Bad Seeds für Furore sorgen konnte, es beleuchtet auch den mystischen Privatmann, der sich hinter einem zumeist düsteren und melancholischen Image versteckt.

Weiterlesen