Interview: Tarnation

Paula und ihre Männer

Meine Mutter sagte immer: „Ehrlich währt am längsten“. Sie sagte aber auch: „Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, sag lieber gar nichts.“ Jetzt stehe ich vor einem Problem, denn ich muß etwas über Tarnation sagen, diese in San Francisco beheimatete Band, die mit „Mirador“ gerade ihr drittes Album veröffentlicht hat. Also denn (sorry, Mom!):

Weiterlesen

Roh – Ich möchte nicht mehr mit der Kelly Family verwechselt werden

„Ich möchte nicht mehr mit der Kelly Family verwechselt werden“ singen die Jungs von Roh. Warum eigentlich nicht? Ich meine: Besser doof und erfolgreich als doof und erfolglos.

Das Titelstück dieser 3-Take-Single klingt für mich wie ein billiger Abklatsch von Tocotronic. Vielleicht sollten Roh beim nächsten Versuch doch lieber die Kellys imitieren. Oder besser gleich ’ne Banklehre machen und was Anständiges lernen.

You Am I: Hourly, Daily

Es gibt einen Haufen guter Bandnamen. YOU AM I gehört sicher nicht dazu, das klingt sowohl auf englisch, als auch in deutsch (Du bist Ich) ziemlich scheiße. Normalerweise haben die Australier doch immer Stil. YOU AM I sind ein Trio und kommen aus Australien, klingen aber nicht so und sind dort allerdings schon groß, so ging das aktuelle Album „Hourly, Daily“ auf Platz 1 der Aussie-Albumcharts. Nicht umsonst erscheint das Album bei Warner Bros. und ist eine clever gemachte Produktion.

Weiterlesen

Supersuckers: Must’ve Been High

Im Beipackzettel des Labels SubPop zur neuen CD der Supersuckers heißt es:
„Ob es Dich interessiert oder nicht. Die Supersuckers machen was sie wollen. Ohne Dich zu fragen, haben sie ihr neues Album Must’ve Been High genannt. Und ohne mit Dir Rücksprache zu halten, haben sie daraus ein astreines Country Album gemacht. Die Supersuckers wären nicht die Supersuckers, wäre dieses Album nicht supercool geworden. Sie haben Must’ve Been High so eingespielt, wie man ein echtes Country – Album einspielen muß. Nach einem Tag voller harter Arbeit haben sie sich abends zusammengefunden und alles gegeben. Das klang schon mal nicht schlecht. Dann haben sie sich professionelle Outlaw-Musiker gemietet, um ihre Fehler zu kaschieren..“

Weiterlesen

Yo La Tengo: I can hear the heart beating as one

Nach der B-Seiten Veröffentlichung („it smells like a B-Side“) „Genius and Love = Yo La Tengo“ gibt es nun das reguläre Album der alten Tante Yo La Tengo. Das Werk ist ganz poetisch mit „I can hear the heart beating as one“ betitelt. Der Cosmos von Yo La Tengo ist begrenzt, Veränderungen spielen sich nur im marginalen Bereich ab, unerwartete Dinge gehören nicht zu den bevorzugten Lebensgefühlen. Nukleus der seit 1984 bestehenden Band ist das Ehepaar Georgia Hubley (Drums, Voc) / Ira Kaplan (G, Voc), ergänzt um den etwas fülligen James McNew am Bass, der nach wechselnden Besetzungen so etwas, wie ein festes Bandmitglied zu sein scheint, was auch seine wachsendes Bedeutung bei den Songs erklären könnte. Das Idyll wird durch Produzent Roger Moutenot ergänzt, der nun auch schon seit Jahren dieses Job macht. Bei Yo La Tengo ist alles etwas langsamer und gemütlicher, man könnte anders aber auch sagen, sie sind in ihrem seelischen Gleichgewicht. Na ja, sie machen ja auch keine twenty-something-Musik sondern eher thirty-and-more.

Weiterlesen

Jupiter Coyote: Ghost Dance

Da muß ich jetzt im Trüben fischen, da leider auf die Schnelle kein Bandinfo aufzutreiben war. Es handelt sich wohl um Mitt-Dreißiger Amerikaner, die immer noch ihrem Hobby frönen. Ansonsten haben wohl alle ihren eigenen Gitarrenladen (Hallo, Tocotronic!) oder sind schlimmstenfalls Studiomusiker in Nashville. Na ja, immerhin haben sie es geschafft, 12 für meinen Geschmack überlange Songs (im Schnitt etwa 5 Minuten) aufzunehmen. Was mir wiederum Schwierigkeiten bereitete, das Album am Stück anzuhören. Könnte natürlich auch an meinem permanenten Schlafdefizit liegen, aber ich tippe eher auf zu glatte Produktion in Kombination mit zu platten Ideen.

Weiterlesen

Swell: Too Many Days Without Thinking

Raum
Um ihr viertes Album aufzunehmen, haben Swell das Haus mit der Nr. 41 in San Francisco verlassen. Bei Swell wohl eine sehr bewußte Entscheidung, denn keine andere Band stellte den Aufnahmeort so in den Vordergrund. Der Raum wurde als natürlicher Resonanzkörper verstanden, der den eigenen Sound der Band schuf. Als Zuhörer konnte man sich der Musik von Swell sehr nahe fühlen. Man befand sich im gleichen Raum. Dieser Eindruck wurde durch die Aufnahmen mit einem Mikrofon, welches die Band einfach aus dem Fenster hing noch verstärkt. Ein Bus hielt vor der Tür, Leute stiegen aus und redeten, Autos fuhren vorbei und Swell begann zu spielen. Ich stellte mir vor in einer Ecke zu sitzen und zuzuhören.

Weiterlesen

Eläkeläiset: In Humppa we trust – live

Tja lieber Leser, bei dem Bandnamen ahnt man es schon. Wieder einmal hat sich eine CD aus dem hohen Norden Europas in meinen CD-Player verirrt. Finnischer Humor in Musikform. Bildlich gesprochen: Man nehme einen Haufen wenig oder merkwürdig (Bärte, Cowboyhüte, etc.) gekleidete Finnen, stelle sie auf eine Bühne und lausche ihrere Interpretation moderner Pop- und Rockmusik. Eigentlich spielen sie nur Polka und singen Humppa. Andererseits sind es Songs von Queen, Oasis, Billy Idol, The Cure, The Cranberries, Jim Morrison und anderen. Schon die Auswahl der Musik zeigt daß die Jungs vor wenig zurückschrecken.

Weiterlesen

Fred Konkret (1)

Nichts Neues von der Insel-Na und?!

Mangelnder Einfallsreichtum und Eigenbrödlertum- so wird die Musikkultur Großbritanniens in der deutschen Musikpresse oftmals stigmatisiert und kritisiert. Ist diese Art Allergie deutscher Rezensenten auf den englischen Musikmarkt die Folge amerikanischer Indoktrinierung während der Besatzungszeit? Ist dieses sich Wehren gegen den Einfluß der Popkultur schlechthin ein Unverständnis für eine Tradition weil man in Deutschland selbst keine große Pop-Tradition vorzuweisen hat? Fred Scholl geht dem Phänomen auf den Grund.

Weiterlesen

Locust Fudge: Business Express

Und mal wieder eine neue Veröffentlichung der aktivsten Mitglieder in der ostwestfälischen Musikszene. Schneider/Uhe (Ostwestfalen) meets mal wieder Weilheim (Bayern). Erklärtes Ziel der Musiker ist es von den Früchten ihrer (musikalischen) Arbeit leben zu können (siehe auch die Interviews mit Sharon Stoned und Hip Young Things). Da man sich aber nicht beim Massenpublikum anbiedern möchte, muß halt ständig neues und überarbeitetes Material unter die kleine Fangemeinde gebracht werden.

Weiterlesen

Boywonder: Deep Fried Peace

Man stelle sich vor: die Zeit nach Erscheinen der legendären „Ten“ von Pearl Jam. Anfang der 90er der große Boom des Sounds aus Seattle. In den folgenden Jahren entwickelten sich alle großen Protagonisten weg von diesem ursprünglichen, sehr markanten Sound in Richtung Standard Moderne Rockmusik der sicher auch sehr interessant und schön ist aber doch kaum vom Rest der Welt zu unterscheiden ist. Die aktuellen Scheiben der Pearl Jam, Soundgarden und wie sie alle heißen könnten auch von der Ostküste oder sogar aus Europa kommen.

Weiterlesen

Hans Platzgumer: Aura Anthropica

Hans Platzgumer – was für ein Name – da denkt man doch eher an die lustigen Volksmutanten, als an eine gelungene CD mit weitgehend elektronischem Material. Hans Platzgumer?? Moment … der Kenner erinnert sich – der Mann hinter H.P. Zinker! Aber was ist das jetzt? Wo sind die Gitarren? Sie sind nur noch spärlich zu finden, dafür schöne epische Piano-Läufe, coole Loops, ein „verlangsamter schwermütiger Ambient-Techno-Sound“ wie der Rolling Stone schreibt.

Weiterlesen

11th Dream Day: Eighth

Mit „Eighth“ überraschen uns EDD, sie veröffentlichen eine neue Platte, mit der keiner mehr rechnen konnte. Eher hätte man eine Randnotiz in einer Musikzeitschrift erwartet, die lautet : „Amerikanische Underground Kultband Eleventh Dream Day hat sich aufgelöst“. Die letzte Platte (Ursa major – 1994) lief nicht übermäßig gut, Konzerte der letzten Deutschlandtournee wurden abgesagt und Mitglieder der Band sind auch in anderen Formationen aktiv. So ist Bassist Dough McCombs bei Tortoise an den Saiten und Universalgenie (Produzent und Mitmusiker) John McEntire ist eh überall (Tortoise, Sea and the cake, Gastr Del Sol) tätig. Mit diesen Bands ist z. Zt sicherlich eine bessere Mark zu machen, deswegen überrascht eine neue EDD-Platte und eine geplante Deutschland-Tournee schon.

Weiterlesen

Interview: Stella

„Glaubst Du, wir meinen das nicht ernst?“

„Stella“ sind zwar nicht mehr jung, dafür aber trotzdem neu. Sie kommen aus der Hamburger Schule, haben aber mit ihren Kollegen nicht viel gemeinsam. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist streiten und auf elegante Art und Weise politische Utopien unters Volk zu bringen.

Das Debut nennt sich ==>„Extralife“: Ein elegantes Stück Musik zwischen Rock, Pop und Wave, das es in sich hat. Hinternet-Mitarbeiter Martin Schrüfer sprach mit den Stellas Elena Lange und Thies Mynther.

Weiterlesen

Interview: Laika

Erneuerer der abendländischen Popkultur

„Silver Apples On The Moon“ – so hieß eine der eigenständigsten Platten die im Jahre 1994 auf dem Musikmarkt erschienen sind, und trotzdem waren die Reaktionen seitens der Medien bescheiden. ‚Too Pure‘, eine Art englisches Avantgarde-Label, auf dem zwar schon viele kleine Meisterwerke veröffentlicht wurden, das aber im Allgemeinen als eine Art Insider-Nische für spinnerte Künstler betrachtet wird, saß mit Laikas Erstlingswerk mal wieder zwischen allen Stühlen. Lediglich PJ Harvey, die ihr Debut bei selbiger Plattenfirma veröffentlichte, schaffte den Sprung zum Major-Act. Andere hervorragende Bands, wie Stereolab, Mouse On Mars oder auch Moonshake bleiben den Insidern vorbehalten.

Weiterlesen