Großer Gott, lange hab ich beim Rezensieren nicht mehr aus den Label-Waschzetteln zitiert, aber diesmal tu ich´s wieder, denn hier kommt Freude auf: Album und Single sind „behutsam produziert und können sich eines gewissen amtlichen Touches nicht erwehren“, in jedem Song findet sich eine „kleine Melodie, die auch ein Kind hätte erfinden können, hätte es sich nur an die Aufgabe gewagt und ab und zu ein paar Bier gesoffen“, „was im Hintergrund der durchaus klassisch-gitarristischen Instrumentierung noch orgelt und fönt, is so subtil eingesetzt, daß man dem Synthie nun endlich sein verdientes Comeback im Poprock gönnen möchte. Trotzdem, Europa braucht die Gitarre, und zwar so schnell wie möglich“, anderslautende Argumente werden beim Hören „geknickt wie Schilf im Sturm“. Kompliment!
WeiterlesenSubway to Sally: Henkersbraut
Hilfe, hilfe, hilfe! Ougenweide trifft Rammstein! Hatten wir das nicht schon? Bands, die beim geringsten Zucken der Mundwinkel auf die Streckbank müssen, mit grimmigem Blick vom Cover starren, erbarmungslose Texte über infantile Folter-Phantasien schreiben und ihre Gitarren mit Brechstangen bearbeiten?! Ja, aber vielleicht noch nicht ganz so schlecht wie von „Subway to Sally“.
WeiterlesenThe Rotosonics: P. M. Undercover
Der Terminus „Band“ ist hier fehl am Platz: „The Rotosonics“ sind eine „Kapelle“! So anglophil und technisch ihr Name auch anmutet, so altmodisch ist doch ihr Retro-Sound: historisch zwischen 50s und 60s angesiedelt und strikt instrumental! Im Vordergrund stehen dabei elektronische Tasten-Geräte, allerdings weniger moderne Synthie-Klänge, auch nicht space-ige Moogs, sondern flächige Orgel-Harmonien, jedoch wiederum nicht ganz so plüschig wie eine echte Hammond. Schade! Für den optimistischen Easy Listening-Touch reicht´s trotzdem, und klassische Tanz-Rhythmen sorgen für nostalgisches Ach-Damals…-Flair. Der Baß arbeitet konservativ an der Basis, und die Gitarre macht sich gern den Hall-Effekt der Surfer zunutze.
WeiterlesenThe Soundtrack of our lives: Instant Repeater ´99″
Weiß der Himmel, warum sich die renommierte Musik-Journaille zu schade ist, „The Soundtrack of our lives“ eines Rezensenten-Blicks zu würdigen! Geht das schmale Schweden-Budget schon für die Kenntnisnahme der Roxette-Reunion drauf? Oder liegt es daran, daß die sechs Skandinavier mit längst erprobten, nichtsdestotrotz probaten Zutaten und verdächtigem Stampf-Rhythmus für Laune sorgen? Zuviel 80er-Simplizität? Who cares?!
WeiterlesenIdlewild: When I Argue I See Shapes
Das Gitarrenintro hört sich fast identisch nach „Crash“, einstiger Hit der leider verschiedenen Primitives an. Dann prescht man auch mit gleicher Dringlichkeit nach vorne und wenn der Sänger einsetzt, schaue ich aufs Cover: Ist das vielleicht ein Adorable-Nachfolger??? Nee, kann nicht sein, die Jungs sind ja gerade mal der Pubertät entwachsen. Verdammt coole Single für den Start.
WeiterlesenFaithless ft. Sabrina Setlur: Bring my familiy back
Die Kombination von Faithless und Sabrina Setlur provoziert zwangsläufig Polemik, denn krasser kann man Qualität und Müll kaum zusammenbringen. Wie unvorsichtig von Frau Setlur, ausgerechnet mit der wohlklingendsten, voluminösesten und charismatischsten Stimme des Rap eine gemeinsame Scheibe zu besingen, denn gerade auf engstem akustischem Raum mit Hohepriester Maxi Jazz, auch genannt GOD (Grand oral disseminator), wird offenbar, wie dünn, blechern und gekünstelt ihre pseudomäßig hingerotzte Ich-bin-ein-Kind-der-Straße-Attitüde mit den unschönen hessischen Artikulationsschwächen klingt.
WeiterlesenBlur: 13
Und wieder mal ein Abschied: 1993 sagten Blur dem Indie-Dance-Ding ihres Debüts „Leisure“ auf Wiedersehen und schufen ihre ‚Britpop‘- Trilogie, bestehend aus „Modern Life Is Rubbish“, „Parklife“ und „The Great Escape“, von der man sich mit dem Album „Blur“ wiederum distanzierte. Und was jetzt?
Natürlich haben sich Blur wieder mal selbst neu erfunden und sich, um auf den Abschied zu sprechen zu kommen, von ihrem langjährigen Produzenten Stephen Street getrennt. Statt dessen produzierte William Orbit, der, der die zahlreichen Spuren des letzten Madonna- Albums zugeknallt und ihr ein moderneres musikalisches Antlitz verschafft hat. Was entsteht, wenn so einer eine der kreativsten (quantitativ und qualitativ) britischen Bands im Studio coacht?
WeiterlesenJim O´Rourke: Eureka
Hoppala, nicht gerade eine Platte, die ich in einem Magazin wie d!zko 2000, welches hauptsächlich Techno, Disco und Hip-Hop featured, erwartet hätte vorzufinden. Die technischen Elemente dienen dem Ex-Gastr Del Sol-Mitglied lediglich als Untermahlung seiner American-Songwriter Tradition. Daß er damit umgehen kann, hat er schon früher als Produzent von Stereolab bewiesen. Spartanisch und mit viel Akustikgitarren-Gezupfe wirken diese Stücke wie aus einer anderen Zeit. Gute Songs bleiben halt immer aktuell.
WeiterlesenStereophonics: Performance And Cocktails
Rawk’n’Rooooollll. Das Trio um Brian-Adams-Sound-Alike Sänger Kelly Jones läßt mit der ersten Nummer keinen Zweifel an ihrer Gitarren-Integrität. Im Vergleich zum kanadischen Chartsabräumer haben Stereophonics kein Kiss meets Smokie-Klau mit Sporty-Spice nötig um einen Siebziger Schmock-Rock Song rauszuhauen. Der Unterschied ist, daß die Engländer keine Top-Ten-Garantie durch ihren Bekanntheitsgrad inne haben. Was den Mangel an Popularität angeht, könnten sich die drei durch eifriges Herzschmerz-Drama mit Sehnsuchtsfaktor-Melodien gepaart, so zum Beispiel „Hurry Up and Wait“, als nächster Anwärter auf einen neuen Robin-Hood-Soundtrack wärmstens empfehlen.
WeiterlesenDoob Doob O´Rama
Das Beste an diesen ganzen Indien-, Asia- und Türkenshops sind doch immer noch die Ecken mit den Musik-Kassetten bzw. die schreiend-bunten, kitschigen Bildchen darauf: irgendwelche schmachtenden Schönheiten mit riesigen Plastik-Wimpern und Schmalz-Typen mit bonbonfarbenen Gewändern und mindestens drei Kilo Goldschmuck.
Auch „Doob Doob O´Rama“ erfreut schon auf dem Cover mit hemmungloser Koloristik und läßt die Rezensentin zum CD-Player eilen.
Underworld: Beaucoup Fish
Nach ewig langer Wartezeit und immer wieder verschobenen Releasedates halte ich hier das neue, epochale Machwerk von einer DER führenden englischen Elektronik-Kollektiven in meinen Händen.
Zuviele Superlative im Aufmacher?-Keineswegs! Die Geschmackspolizisten, Gralshüter der Underground-Attitüde und Feinde von ravigen Klängen durften sich ja bereits wie die Mainstream-Fraktion, der es gar nicht groß(-kotzig) genug klingen darf, auslassen. Die Kritiken fallen demnach, was erste Gruppe angeht, zerreißerisch aus, die zweite Gemeinde äußerte sich euphorisiert.
Timbaland: Tim’s Bio:
Hey, yo, Timbaland is da man. Was Puff Daddy kann, kann er schon lange. Und wahrscheinlich wohl besser. Timbaland kommt auch ohne biedere Samples aus und produziert gern und viel. Seinen ganz eigenen Stil hat er auch und sogar ein Label (‚Z-Man/Blackground Records‘). Wer kennt sie nicht diese sonderbaren Aha-Laute und die alles beherrschenden abgehackten, wummernden bassigen Beats, die Alben wie Missy „Misdemeanor“ Elliotts Überraschungshit „Supa Dupa Fly“, Aaliyahs „One In A Million“ und Ginuwines „The Bachelor“ schmücken.
WeiterlesenSleep: Jerusalem
Die Doom-Ikone Lee Dorrian, Besitzer und Gründer des Labels ‚Rise Above‘, hat sich den Zuschlag für das letzte Werk von SLEEP gesichert. Leider ist die Band kurz nach den Studioaufnahmen in die ewigen Jagdgründe abgetaucht. Schade, denn was ich bis dato von SLEEP kannte, hat mich immer überzeugt. „Jerusalem“ also heißt das Abschiedswerk der Amis und darauf befindet sich offiziell ein einziger Song (obwohl mein CD-Player immerhin sechs Stücke anzeigt!), der sage und schreibe 52 Minuten und acht Sekunden lang ist. Das nenne ich Doom. Kann man länger für einen Song brauchen? Okay, allerhöchstens 74 Minuten, denn dann ist die CD schließlich voll. Aber immerhin. Ich frage mich nur, wie die Jungs dieses Mammutstück eingespielt haben? Wochenlange Versuche und dabei wieder und wieder von vorne angefangen? Oder haben sie kleinere Fehler einfach in Kauf genommen?
WeiterlesenJim O´Rourke: Eureka
Hoppala, nicht gerade eine Platte, die ich in einem Magazin wie d!zko 2000, welches hauptsächlich Techno, Disco und Hip-Hop featured, erwartet hätte vorzufinden. Die technischen Elemente dienen dem Ex-Gastr Del Sol-Mitglied lediglich als Untermahlung seiner American-Songwriter Tradition. Daß er damit umgehen kann, hat er schon früher als Produzent von Stereolab bewiesen. Spartanisch und mit viel Akustikgitarren-Gezupfe wirken diese Stücke wie aus einer anderen Zeit. Gute Songs bleiben halt immer aktuell.
WeiterlesenNobodys: Generation XXX
Die ersten Takte dieses Album sind Geschrammel und krachende, scheppernde Becken-Tuschs, die normalerweise das Ende eines verschwitzten und erfolgreichen Konzertabends beschließen. Nicht aber bei den Nobodys. Hier bilden sie den Auftakt für 25 Stücke puren Rock’n’Rolls – und das frei nach dem Motto: „Chuck Berry was born to create rock-n-roll, we were born to destroy it.“ Dieser Devise folgen die Nobodys, die heftigst mit einem leicht durchschaubarem Proletenimage kokettieren und mit arroganten (oder doch nur provokanten?) Songtiteln um sich werfen.
WeiterlesenNeurosis: Times Of Grace
NEUROSIS sind und bleiben (vielleicht) für alle Ewigkeit eine meiner absoluten Favoriten im Bereich „harte Musik“. Ihren die Seelen reinwaschenden, produktiven Szenarien zu lauschen ist für mich immer und immer wieder ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Vor allem wenn ich mal nicht die Sonne in mein Herz gelassen habe und lieber schmolle und den Rest der Welt hasse, dann lege ich gerne eine Platte besagter Band auf. Und mit dieser Vorgehensweise bin ich nicht ganz allein, denn meines Wissens nach erfreuen sich NEUROSIS ständig wachsender Beliebtheit. Das kommt nicht von ungefähr. Ihre Alben und ihre Auftritte versprechen höchste Qualität. Von den alles andere als oberflächlichen Interviews ganz zu schweigen.
WeiterlesenModest Mouse: The Lonesome Crowded West
Die Zukunft der Rockmusik scheint in den Händen von Sebadoh, Built To Spill und Modest Mouse zu liegen. So prophezeien es je nach Deutung der Rezensionen und der Interviews die Kollegen der Printmedien. Das aktuelle Werk von Built To Spill konnte mich nicht überzeugen, das von Sebadoh zuerst auch nicht, ein voreiliges Urteil, das ich später schnell revidieren mußte.
WeiterlesenKing’s X: Tape Head
1998 war ein ergiebiges Jahr für King’s X-Fans. Im Sommer erschien das geniale Solo-Album von Ty Tabor („Moonflower Lane“), bald danach unter seiner Mitwirkung das All-Star-Projekt „Platypus“ mit Mitgliedern von Dream Theater und jetzt liegt das neue Werk von King’s X vor. „Tape Head“ ist ihr siebtes Album, aber das erste auf dem Label Metal Blade. Auch zum ersten Mal haben Ty Tabor und King’s X ein Album im Alleingang produziert. Das Ergebnis kann sich hören lassen: Der erste Titel „Groove Machine“ trägt seinen Namen zurecht und die elf folgenden Titel untermauern – wieder einmal – die Ausnahmestellung von King’s X (Randbemerkung: Es gibt noch einen dreizehnten, nicht ganz so ernst gemeinten Live-Track, aber den hört sich wahrscheinlich niemand zweimal an !).
WeiterlesenMartyn Joseph: Tangled Souls
Es gibt wenige Künstler, die so häufig auf einem anderen Label erscheinen wie Martyn Joseph. Daher ist es schwierig zu verfolgen, wieviele Alben er seit 1983 eigentlich veröffentlicht hat; so langsam müßte er aber in den zweistelligen Bereich kommen.
WeiterlesenIce Cube: War & Peace Vol. I
In den vergangenen Monaten agierte Ice Cube, alias O’Shea Jackson, öfter vor oder hinter der Kamera als auf der Showbühne bzw. im Musikzirkus. Lange, viel zu lange mußten seine Fans auf ein neues musikalisches Lebenszeichen des Eiswürfels warten. Die einzige Ausnahme bildete da der Soundtrack zu seinem Film „Player’s Club“. Jedenfalls hat sich Ice Cube zum Zeichen der Wiedergutmachung etwas ganz Besonderes ausgedacht. Gleich zwei thematisch miteinander verknüpfte Alben sollen innerhalb weniger Monate auf seine Fans losgelassen werden.
„The War Disc“ ist demnach nur der Anfang. Er beschreibt auf diesem die kriegerische Seite des menschlichen Daseins, während „The Peace Disc“ die andere Art und Weise des Lebens betrachten soll (Cube: „It’s a different record than any I have done.“).
Ice Cube lag mir schon immer. Besser als sein eisiger Namenskollege mit dem großen T war/ist er allemal. Leider hat er ab und zu einen starken Anflug von Pathos und Selbstüberschätzung, was sich vor allem in aufgemotzten und gezwungen böse und ernst wirkenden Hörspielen niederschlägt. Nicht unbedingt jedermanns Sache. Daß er ausgerechnet beim Titelstück „War & Peace“ auf ein Sampel aus No Doubts Nervhit „Don’t Speak“ zurückgriff dürfte ebenfalls größeren Unmut bei seinen Fans erwecken. Ansonsten jedoch meidet Ice Cube das Glatteis. Selbst die Zusammenarbeit mit Korn in „Fuck Dying“ ist als gelungen zu werten. Natürlich hat sich der Stil des ehemaligen N.W.A.-Rappers gewandelt und den modernen Strömungen unweigerlich angepaßt. Sein Gesicht hat er sich trotz kleinerer Patzer und einer gehörigen Überportion Gettosprache trotzdem bewahrt. Wahrscheinlich war die dirty language nötig, um das thematische Konzept der ersten CD realistisch umzusetzen. Ich bin schon auf die Wortwahl auf der zweiten CD gespannt. Peace, love and happiness?
Ice Cube: War & Peace Vol. I (The War Disc) (Priority Records/Virgin)