Johnny Cash & Willie Nelson: VH1 Storytellers

Immer noch sckockiert und mit schwarzer Binde um den Arm ob der traurigen Nachricht, daß der „Man in black“ wegen Parkinson wohl nie mehr eine Gitarre ruhig halten kann, flattert mir dann doch die zeitweilige Erlösung von diesem Gedanken in Form dieser wunderbaren CD auf den Tisch. Aufgenommen für die MTV-Unplugged-Ersatzsendung beim Konkurrenzsender VH1 mit dem schönen Namen „Storytellers“, erweist der Name dem Event alle Ehre. Denn hier werden im lockeren Ambiente schöne Geschichten erzählt. Sowohl in den Songs, als auch zwischen den Songs.

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Species II

Wie schon das Kreativ-Team von „Alien“ stand auch Regisseur Peter Medak mit seiner Crew vor der schwierigen Aufgabe, die Hauptfigur einer Erfolgsproduktion glaubhaft wiederaufstehen zu lassen. War die hauptsächlich männermordende Außerirdische Sil im ersten Teil von „Species“ kläglich zu Grunde gegangen, hatte man ihr doch noch einen Strang DNA abnehmen können. Und der ist im Sequel „Species II“ gemeinsam mit menschlichen Genen die biologische Grundlage für „Eve“ (Natasha Henstridge), die von Dr. Baker (Marg Helgenberger) in ihrem wissenschaftlichen Luxuslabor unter Aufsicht gehalten wird.

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Music For Gracious Living

Lange nicht mehr ein solch amüsantes Stündchen gehabt wie mit dem musikalischen Schaufenster der „Q. D. K. Media“, welch obskure Gemeinschaft sich auch immer dahinter verbergen mag!

Im Kielwasser der Titanic sind Soundtracks zur Zeit ein heißdiskutiertes Thema, und auch dieser Sampler leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu. Ein Großteil der Songs ist filmischen Meisterwerken von Russ Meyer entnommen (also Streifen mit leicht bekleideten Damen, die das Wenige dafür um so gewissenhafter ausfüllen), aber auch Klassikern mit Betty Page (Pin-Up-Queen der 50er), dem Muppet-Splatter-Movie (!) „Meet the Feebles“ und Produktionen mit solch einladenden Titeln wie „Braindead“ oder „Henry, portrait of a serial killer“…

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IFA Wartburg: Im Dienste des Sozialismus

Mit Musik wie dieser grooven sich linksradikale Kräfte und Jungstalinisten wie ich („IM Kolumne“) auf die – zum Zeitpunkt der Rezension noch bevorstehenden – Bundestagswahlen ein. Von Wladiwostok bis Berlin-Marzahn tanzt man zu Liedern wie „Frau Gorbatschowa tanzt Bossanova“, „Es ist nicht so schlimm auf der Insel Krim“, „Zur Konferenz in Rostock“, „Der alte böse Kapitalismus“ oder „Hallo, guter Kommunist“. Das Grußwort am Anfang spricht Genosse Ulbricht: „Ist es denn wirklich so, daß wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, nun kopieren müssen? Ich denke, Genossen, mit der Monotonie des YehYehYeh und wie das alles heißt, sollte man doch Schluß machen!“ Den Rest kennen wir alle…

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Hefner: Breaking God’s Heart

Schnell einen Earl Grey und ein Blaubeer-Muffin! Das ist die CD dieses Sommers, dieses verregneten, kalten Sommers! Menschen von der Insel kennen ihn – Menschen von der britischen Insel, nicht von Mallorca oder Capri oder so.
Das Trio „Hefner“ hat in Glasgow ein herrlich schrammeliges – ja man mag das Wort schon gar nicht mehr in den Mund nehmen, und doch: – Brit-Pop-Album eingespielt, das allein schon für den Titel eine Auszeichnung verdient. (Gott selbst lächelt darüber wahrscheinlich nur müde, zu oft wurde sein Herz schon gebrochen, und das auf wesentlich uncharmantere Weise, als Hefner es hier tun.)

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Continental Drifters: Vermilion

Wo „Blue Rose“ draufsteht, kann nur brillanter Traditions-Rock drin sein. Diesmal hat das Label eine Art „Zweitliga-Supergroup“ (kommt der „zweitbesten Band der Welt“ bei den Simpsons recht nahe) unter Vertrag genommen: unter den sechs Mitgliedern der Continental Drifters befindet sich u. a. Vickie Peterson (Ex-Bangles), Peter Holsapple (Ex-dBs und stiller fünfter Mann bei REM), Marc Walton (Ex-Dream Syndicate) und Susan Cowsill (Ex-Cowsills)!

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Ronnie Lane: Tin & Tambourine

Alle Achtung! Stan Lane, der ältere Bruder (und Ex-Roadie!) des 1997 verstorbenen Singer/Songwriters und ehemaligen (SMALL) FACES-Gründers betreibt tatsächlich erstklassige Nachlaß-Pflege. Nach einer Doppel-CD mit BBC-„Live In The Studio“-Aufnahmen, einer Single-Compilation sowie einer mit Bonus-Tracks erweiterten Neuausgabe des SLIM CHANCE-Debütalbums „Anymore For Anymore“ hat Stan weiteres, bislang unveröffentlichtes Material aus den Jahren 1974 bis 1980 aufgetan und wohldosiert zusammengestellt. Es handelt sich dabei zwar um weitgehend bekannte Songs, doch eben in z. T. ungewohnten Arrangements.

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Little Blue: Angels, Horses & Pirates

Was kommt dabei heraus, wenn ein altgedienter und erfahrener Sessionmusiker sich mit Schicksalsgenossen zusammentut? Meistens irgendwelche, technisch brillante, aber uninspirierte AOR-Muzak für CD-Abschreibungsprojekte, die später in den Grabbelkisten landen. Schon mal was von Steve Postell gehört? Keine Ahnung, wie alt der Bursche ist, aber er hat schon überall seine Gitarrenkünste und seine Songwriterqualitäten untergebracht, z. B. als zeitweises Bandmitglied der PURE PRAIRIE LEAGUE, als Musical-Musiker oder als Filmmusikkomponist. Eine Solo-Platte hatte er auch schon mal eingespielt („A Travelin‘ Man“), aber die dürfte außerhalb New Yorks (da kommt er nämlich her) auch kaum jemand kennen.

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Frl. Katjas Nähkästchen, Folge 1

Okay, das ist also der erste Teil meiner ersten eigenen Kolumne, die mir mein Chefredakteur angesichts zahlloser Abschweifungen und Exkurse in meinen CD-Kritiken angetragen hat, sicher in der Hoffnung, diese so zu einem kontrollierbaren Fluß bündeln zu können und nebenbei noch eine neue Rubrik für´s Magazin zu schinden. Viel wahrscheinlicher allerdings ist, daß man auf der Suche nach CD-Kritischem etc. in Zukunft wohl besser in meiner Kolumne nachschaut, heut´ grab ich gleich mal „Dr. Zapp“ das Wasser ab.

Vorausgeschickt sei noch, wie schwer es ist, so eine Kolumne, wie sie nunmal jedes wirklich gute Magazin hat, zu füllen, deshalb guckt man natürlich erstmal, was die lieben Kollegen so machen und wo man vielleicht ein bißchen abschreiben kann. (Jeder gute Künstler fängt schließlich an, indem er seine Vorbilder kopiert bla bla…) Die besten schreibt natürlich Max Goldt, die „Zeit“ hat auch ganz nette, sogar mehrere gleichzeitig, und dann fiel mir im Buchladen meines Vertrauens noch ein Bändchen mit Kolumnen von Thomas Meinecke in die Hände, das da heißt „Mode und Verzweiflung“ (guter Titel!). Ich war ganz angetan, obwohl das eigentlich mehr Kurzgeschichten und Erzählungen sind, bis ich an eine geriet, die mit literaravantgardistischen Attitüden nur so gespickt war: der Text scheinbar willkürlich in Absätze zerlegt, z. T. nur aus einer Zeile, ja z. T gar nur aus einem Nebensatz bestehend! Diese Abschnitte wiederum waren mit römischen (!) Ziffern durchnumeriert, und dann waren auch noch einzelne Satzteile willkürlich mit Großbuchstaben gesetzt. Also, das war mir einfach zu plump und zu aufgesetzt. Herr Meinecke verschimmelt jetzt irgendwo bei mir in der Ecke… Aber zum Eigentlichen:

Unbelastet vom Empfang diverser Privatsender kann ich meinen Blick voll und ganz auf die ersten beiden Programme (und das Dritte, die „Bildungsschiene“) konzentrieren, und stelle immer wieder fest, daß sich vor allem das ZDF bis heute äußerst erfolgreich gegen den Einzug jeglichen Esprits und jeglicher Zeitgemäßheit gewehrt hat. Fast möchte man voll Anerkennung fragen: wo kriegen die nur all die blassen und verschnarchten Gesichter her, an die sich schon unmittelbar nach Ende der Sendung keiner mehr erinnern kann?

Könnte man Moderatoren kaufen, würde das ZDF sie bei „Quelle“ bestellen, während sich die hippen Musik- und Jugend-Sender bei „H&M“ bedienten (bekanntlich das McDonald´s der Mode), und nur die gute alte wertkonservative ARD würde wohl noch an der Tradition des Castings festhalten. Aber so kommt man halt auch entweder an schrille, verschleißfreudige Typen oder an Menschen mit einem Mindestmaß an Bildschirmpräsenz. Na gut, manchmal schmuggeln sich auch Leute wie Max Schautzer und Ingo Dubinski darunter, ein Wunder, daß das ZDF die noch nicht abgeworben hat. Aber offenbar ist man in Mainz zur Zeit gut versorgt mit all den Babette Einstmanns, Heike Maurers, Gundel Gaukeleys, Susanne Conrads (Susanne wer?), Monika Sundermanns, Dr. Gerhards und Joachim Bublaths.

Solcherart unscheinbaren Mitarbeitern müssen natürlich auch die passenden Sendungen auf den Leib geschneidert werden, und das stelle man sich mal nicht zu einfach vor, zumal ein 24-Stunden-Fulltime-Programm gefüllt sein will, und abzüglich solch notwendiger Übel wie Nachrichten, Sport und Serien immer noch viel zu viel Zeit und viel zu viele Gebühren übrigbleiben, und nicht jeder Sendeplatz läßt sich mit Tier-Dokus füllen.

Ich will nicht ungerecht sein – auch die ARD sendet ihre „Bahnstrecken“ – aber sie sendet sie nachts, und sie verschwendet keine Moderatoren an ihre Betreuung. Anders beim ZDF, das sich eigens einen Steinbruch für sträflich schlechte Fernsehschaffende hält. Wer mit dem Ansagen von Abendprogramm, Lottozahlen und Spielfilmen partout nicht mehr zu knebeln ist, der präsentiert fortan eben tägliche Sammelsurien aus Beiträgen, die keine Redaktion haben will, Gesundheitstips, Gewinnspielen und grottenschlechten Sketchen mit Pfitzmann und Co. Bei sparsamer Verwendung lassen sich daraus gleich zwei Ausgaben zimmern: eine mittags als „Drehscheibe Deutschland“ und ein verdünnter Ableger (nur aus vermaledeiten Beiträgen und Gewinnspielen bestehend) spätnachmittags unter dem Titel „Hallo Deutschland“ – aus jedem einzelnen Buchstaben spricht ein deutliches „Vor dem Einschalten wird dringend gewarnt“!

Aber das ist noch nicht alles: das ZDF hat auch eine wöchentliche 5 Minuten-Sendung zur Aktion Sorgenkind, einen Länderspiegel und das Wetter! Man kann zu Herrn Kachelmann stehen wie man will – beim ZDF signalisieren allein schon die Namen der Meterologen das selbe wie die schwarz-weiß-orange Färbung des Falters: Der Genuß kann tödlich sein! Ich sage nur: Inge Niedeck, Dieter Bayer, Gunter Tiersch und – last not least – Uwe Wesp! Und trotz des eklatanten Gebühren-Überschusses – ein ehernes Gesetz des ZDF besagt nunmal: ein Meteorologe muß meteorologische Fähigkeiten haben und nichts weiter! Da wird kein Pfennig an Sprech- und Stimmbildung verschwendet, da müssen immer dieselben grellen Hemden und biederen Jackets ran. Ja, die Wetter-Leute haben sich, wie man so schön sagt, eine „Nische“ geschaffen, und hätten sie ihre alles andere als schnurlose (allein die Tatsache, daß kein Positivum zu „schnurlos“ existiert, zeigt schon, wie out die Wetter-Truppe ist!) Blue-Box-Fernsteuerung zum Festhalten nicht, müßten sie ihre nervositätsgeschüttelten gespreizten Hände derart vor den Bauch halten, daß sich nur die Fingerspitzen berühren. Das hab ich mal mittags im Ersten gesehen bei einer „Wetter-Fee“ aus dem Dritten. (Eine Freundin von mir hat übrigens lange bei einem Privatsender das Wetter „gemacht“. Die hat das Wort „Wetter-Fee“ regelrecht gehaßt!)

Wem das ZDF böse will, der wird in den sommerlichen Fernsehgarten strafversetzt und muß „interessante“ Handwerkszweige vorstellen. Und wer das ausreichend schlecht macht, steigt auf und „darf“ mit Wolfgang Lippert den Wintergarten moderieren.

Unvergessen für alle Zeiten bleibt mir sicherlich die Traumkombination aus Babette Einstmann und Franz „Hammondorgel“ Lambert. Da hatten sich zwei gefunden und präsentierten im perfekten pas de deux sonntagsvormittags Ausschnitte aus Musiksendungen der 70er (ihrerzeit das Nonplusultra an Modernität, erkennbar an Deko-Hintergründen aus ganz vielen aufeinandergestapelten Fernsehern, die erst gemeinsam ein erkennbares Motiv erzeugten, etwa ein Mädchen in einer Blumenwiese oder den Sänger selbst, quasi verdoppelt), doch sie tanzten nur einen Sommer lang, den von 1993. Unverständlicherweise ließ sie das ZDF kein zweites Mal ran. Lambert muß heute auf CDU-Parteitagen orgeln, und Babette Einstmann quält unverdrossen arglose ZDF-Zuschauer.

Die wirklich tragische Figur in den Reihen des ZDF aber heißt Johannes B. Kerner. Einst sollte er die große Mainzer Unterhaltungs-Offensive tragen und hatte sich auch schon sooo ein hübsches Vertrags-Päckchen geschnürt: eine wöchentliche Personality-Show, eine Prime-Time-Familien-Show, die Menschen-Sendung am Jahresende, das Aktuelle Sport-Studio – und sozusagen als „Kirsche“ obendrauf und gerade noch rechtzeitig zur Fußball-WM! – das Kommentieren von Länderspielen auch und gerade mit deutscher Beteiligung!

Doch ausgerechnet Johannes B. Kerner unterlief ein Fehler, der selbst Laien im Mediengeschäft immer noch passiert: er übersah das Kleingedruckte! Als er dessen gewahr wurde, war es längst zu spät, und er weinte bitterlich. Denn da stand, daß es ihm strengstens verboten sei, als Kommentator irgendetwas Sachkundiges zu Taktik und Spielführung zu sagen, selbst in spielentscheidenden Situationen sei ihm jegliche Information des Publikums untersagt. Aber Johannes B. Kerner ist Profi genug, er weiß um seine Verantwortung den Zuschauern gegenüber und behilft sich und uns so gut es geht mit seinen zwangsläufig beschränkten Mitteln und trickst das ZDF förmlich aus. Keine Frage, er hält sich an die Vorschriften, aber er tut auch das, was ihm nicht verboten ist: er weist zu Beginn der ersten Halbzeit auf die imposante Stadion-Atmosphäre hin und nennt in den verbleibenden 88 Minuten fortwährend die Namen der Spieler sowie diverse Satzzeichen (Komma, Fragezeichen etc.). Gerettet!

Jaja, das ZDF. Vor einigen Wochen erschrak mancher ob der Meldung, Nachrichten-Schneewittchen Brigitte Bastgen müßte den Stuhl der 19 Uhr-Hauptsendung zwecks Programm-Verjüngung freimachen – doch jetzt gibt´s Entwarnung: für sie kommt bloß Petra „Mona Lisa“ Gerster (43). Im ZDF ticken die Uhren nunmal anders… A propos ZDF-Nachrichten: das gäb´s in der ARD nicht, daß Nachrichtensprecherinnen in Ausübung ihres Jobs, also beim Ablesen, einen Kuli (was täte ich ohne die Schräg-Setz-Funktion meines Computers?!!) zwischen den Fingern der rechten Hand halten. Was hat das zu bedeuten? Versuchen sie etwa vergeblich, ihre Betonungs- und Sprechpausen-Markierungen auf die Schreibe des Teleprompters zu kritzeln? Oder „operiert“ das ZDF in der Tat noch mit gedruckten Meldungen? Falls ja, spricht das dann für oder gegen das ZDF? Und wenn, sind die Meldungen vielleicht nur als Lückentexte formuliert und von den Sprecherinnen vorher selbst zu ergänzen? Oder müssen sie die einzelnen Meldungen mit römischen Ziffern durchnumerieren? Fragen über Fragen.

Gut möglich, daß mein heiliger Zorn auf das ZDF auch wieder verraucht, wenn Ralf Morgenstern und seine Damen wieder ihren Kaffeeklatsch zelebrieren, dann hab ich auch gar keine Zeit mehr, miese Kolumnen zu schreiben!

Wahre Philosophen – und dies der Clou, auf den ich die ganze Zeit hin will – findet man zweifellos nur in der ARD – entweder ganz spät oder ganz früh. Hier zwei Zitate aus den letzten Wochen:

Der Mensch, was macht ihn aus, wo kommt er her? Zuwenig für einen Gott, zuviel für´s Ungefähr
(Katharina Wolkenhauer (sic!) im „Nachtmagazin) und

Mit Geduld und Spucke fängt man eine Mucke
(Sven Kuntze im „Morgenmagazin“).

Auf allen Kanälen jedoch treff ich zur Zeit immer wieder auf Moderatoren, die sich fragen, wie jetzt wohl die Frauen die Zeit der WM überstehen. Nachdem Sozialwissenschaftler und Journalisten ja gerade erst mit 100jähriger Verspätung (rechnet man die Blues- und Jazz-Mammies mal dazu) bemerkt haben, daß auch Frauen Rockmusik machen, dürfte es wohl noch etwas dauern, bis sich auch weibliche Fußball-Kompetenz rumspricht. Welch irrwitzige Blüten solche Ignoranz tragen kann, zeigt die Reaktion des Pariser „Lido“, wo während der WM die „California Dream Men“ auf der Bühne stehen und for women only zum halben Preis posen. Da frag ich mich doch: welche Frau ist so bescheuert, in Men-Strip-Shows zu rennen, wenn im Fernsehen sowieso den ganzen Tag lang knackige, luftig bekleidete Männer einem Ball nachrennen. (Die französische Frau?) Aua Aua!

Ein kräftiges „Aua Aua!“ auch an Herrn Hauser: wenn nur genügend Leute ihr Kreuzchen an der „falschen“ Stelle machen, braucht Ihr CDU-„Politiker“ (was täte ich ohne die In-Anführungszeichen-Stell-Funktion meines Computers?!!) Euch ohnehin nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, wem Ihr welche Gelder streicht. Logisch, oder?!?

Ein Thema, das weh tut: der Musikgeschmack (mir mag das Wort „Geschmack“ in diesem Zusammenhang kaum über die Tasten gehen) deutscher Nationalkicker. Ans Licht kam alles durch den originellen Einfall des ZDF (sic!), eine Jukebox mit den Favoriten der Fußballer zu bestücken und diese zu den Besuchen der Treter im ZDF-WM-Studio jeweils abzurufen und mit einem Filmchen aus prägnanten Szenen des jeweiligen Sportlers (mir gehen langsam die Synonyme aus!) zu kombinieren. Einige Male stand mir das Grauen ins Gesicht geschrieben, und meine Trommelfelle versuchten sich spontan selbst zu vernichten ob des üblen Mainstream-Breis, der ihre zarten Membrane nicht benetzte, sondern tränkte. Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, und jetzt ist das Thema eben reif für eine Kolumne. Selbst schuld!

Na gut, von Mathias Sammer weiß man ja schon lange, daß er am liebsten Volksmusik hört. Und wie er das so offen und ungerührt verkündet, ist er fast schon wieder cool. Zumindest hat der Mann Profil, etwas, woran man sich reiben kann, Ecken und Kanten (jetzt: fast schon zuviel Synonyme!) – im Gegensatz zu seinen Mannschaftskameraden, die durch die Bank diese krampfhaft integrierende Gigantomanie der Mittelmäßigkeit pflegen, mit der man einfach nichts falsch machen kann. (Denken sie!) Ich schrecke den Leser hier mal nur durch die bloße Nennung einiger Titel (Sound-Bites wären an dieser Stelle völlig unangebracht): Olaf Thon z. B. wünschte sich Westernhagen („Sexy“), Jürgen Kohler hingegen Janet Jackson („Together again“ oder so ähnlich), ich glaub, Mathäus und Lehmann wählten beide Eros Ramazotti und irgendjemand wollte „Alané“ von Wes. Ich hab mir das nicht immer gemerkt, weil ich ja nicht wissen konnte, daß das mal kolumnenrelevant sein würde, denn das wurde es erst, als der noch berühmtere Tropfen als der auf dem heißen Stein und dem, der den Stein stetig höhlt, das Faß zum Überlaufen brachte: als der Bundestrainer erzählte, daß er sozusagen „on tour“ einfach einen eigenen Raum bräuche, wo er sich zurückziehen und seine Stereoanlage aufdrehen könne, woran er gleich ungefragt anfügte, daß er bevorzugt Musicals höre und Michael Steinbrecher rückfragte, ob er noch immer das „Phantom der Oper“ bevorzuge, was Vogts lächelnd bejahte. Da darf man sich nicht wundern, wenn Pur Glückwunschtelegramme schicken! (Wohl aber darüber, wozu Pur eigentlich beglückwünschen?!?)

Ich will jetzt nicht von dieser offenbar nicht auszurottenden Prollness, von Vokuhila-Haarschnitten und ähnlichem anfangen, aber es scheint doch was dran zu sein. Okay, ich kann mir, sagen wir mal, Markus Babbel und Ulf Kirsten nun wirklich nicht in den Rollen diverser Hinter-Net!-Koryphäen beim Fachsimpeln vorstellen (Babbel: „Selten hab ich eine Platte gehört, die so als Einheit wirkt. Das ganze ist immer mehr als die Summe seiner Teile.“, Kirsten: „Ja, aber die phatten Gitarren sollten doch mehr im Hintergrund stehen und der der Beat dafür mehr vorne.“), sehr gern aber würde ich einmal die Hinter-Net!-Koryphäen beim Fußballspielen sehen, in luftiger Bekleidung natürlich…

Roots – vergessen

Interview mit Robert Beckmann, Sänger der „The Inchtabokatables“

Hinter den debilen Masken verbergen sich, wie so oft – Wahrheiten. Alles, aber auch wirklich alles unternehmen die Mitglieder der Berliner Band „The Inchtabokatables“, um nicht für voll genommen zu werden. Sie geben sich selber lustige Namen wie BDeutung und Kokulorus Mitnichten und anderen Interviews, in denen die Rede ist von heißer Butter, Saufeskapaden und kranken Hirnen – aber nicht von ihrer Musik. Doch gerade die ist es wert, Worte darüber zu verlieren.

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Ihre Majestät Mrs. Brown

Großbritannien 1864: Das gesamte Königreich trauert um den jüngst verstorbenen König Albert. Allen voran Königin Victoria (Dame Judi Dench), die den Tod ihres Gatten einfach nicht verwinden kann. Die einsame Witwe trägt über Jahre hinweg nur noch schwarze Roben, ordnet ähnliche Kleidungsvorschriften für den ganzen Hofstaat an und zieht sich auf das Windsor Castle zurück. In dieser bedrückenden Atmosphäre entwickelt Ihre Majestät eine echte Depression, die auch ihren Privatsekretät Sir Henry Ponsonby (Geoffrey Palmer) nachdenklich stimmt. Zumal Victoria sich nur noch zur Erledigung der dringendsten Regierungsgeschäfte hinreißen läßt.

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Steve Wynn: The Suitcase Sessions

Die Firma NORMAL hat zwei Geschäftsbereiche, zum einen verdient die Bonner Firma mit ihrem Mailorder Vertrieb ihr Geld, zum anderen stellt NORMAL RECORDS auch ein Plattenlabel dar. Neben der Neuseelandfraktion The Chills, The Clean sind die Australier Beasts of Bourbon, Kim Salmon und die San-Francisco-Leute Chris Cacavas und Swell auf oder über NORMAL Records in Deutschland erschienen. Seit geraumer Zeit erscheint nun bei NORMAL Mailorder eine limitierte Sonderedition („Return To Sender“) von NORMAL Künstlern, die altbekanntes oder neues Material in besonderer Form präsentieren. Angefangen hat das ganze mal á la Unplugged, mittlerweile spielt die Form eine untergeordnete Rolle, häufig ist es Archivmaterial oder Livemitschnitte der Künstler. Allen gleich ist, daß es von der jeweiligen Platte nur 2000 Kopien gibt und das sie in Deutschland exklusiv nur über NORMAL Mailorder zu beziehen sind.

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