Beastie Boys: The Sounds Of Science

Um nicht wieder eine allzu lange Wartezeit auf das nächste Studiowerk ins Land gehen zu lassen, haben sich die drei Witzbolde Adam Yauch, Mike Diamond und Adam Horowitz alias Beastie Boys im Sommer dieses Jahres an einen Tisch gesetzt und überlegt, welche Songs ihre abwechslungsreiche und in der Musikgeschichte bislang einzigartige Karriere am besten auf einem Doppelalbum repräsentieren könnten. 42 Tracks haben es am Ende auf „The Sounds Of Science – The Anthology“ geschafft. Nur eines blieb hängen. Das heißt „Rock Hard“ und war eine der ersten Singles der Band. Es enthält ein Sample der australischen Langweil-Hardrocker AC/DC. Die wollten jüngst nicht ihre Zustimmung geben, den Song abermals zu veröffentlichen. Uncool, dumm und albern, aber wahr. So sind die Gesetze im Musikbiz.

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Chris Jagger’s Atcha – Channel Fever

Die Sticks und Stöpsel sind wieder drin: Nach dem „low budget“-Album mit dem Atcha Acoustic-Trio konnte Chris sich mal wieder ’ne Produktion mit einer richtigen Band inklusive Schlagzeug (Malcolm Mortimer), Bass (Paul Emile) und E-Gitarre (Ed Deane) leisten. Fiddle und Akkordeon bedient weiter wie gewohnt Charlie Hart.

Der stilistische Breitwand-Mix ist im wesentlichen gleich geblieben: also von Blues bis Roots Rock, von Cajun bis Country – nur eben alles mit dem nötigen Druck und der elektrifizierenden Dynamik. Vor allem der alte Haudegen Ed Deane läßt seine Elektro-Klampfe losbrettern, dass es eine Freude ist. Das geht alles locker von den Händen wie z. B. in dem swingenden Boogie „Law Against It“ oder der Country-Ballade „He’s In A Meeting“ mit Melvin Duffys feiner pedal steel.

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Nick Cave, Mick Harvey and Ed Clayton-Jones: And The Ass Saw The Angel

Was Henry Rollins vor zwei Jahren nicht gelungen ist, nämlich Auszüge aus seinen Büchern mit Musik zu kombinieren und auf CD zu bannen, das haben die Herren Cave, Harvey und Clayton-Jones besser in die Tat umgesetzt. Die ersten vier Tracks der mir vorliegenden Platte, die da wären „Mah Sanctum“, „Lamentation“, „One Autumn“ und „Animal Static“, sind Passagen aus Nick Caves Novelle „And The Ass Saw The Angel“ (erschienen 1988 in seinem Buch „King Ink“), gelesen von seinem Autor selbst. Um seinen Worte mehr Rhythmus und Farbe zu verleihen, spielt er zusätzlich Piano und hat dieses seinen gelesenen geschriebenen Worten untergemischt. Wer es nicht wusste, diese Tracks lagen bereits in Form einer Bonus CD der limitierten Auflage des Albums „Tender Prey“ bei. Wer ein echter Nick Cave-Fanatiker ist, wird es gewusst haben und zumindest diese Stücke des Albums in seiner Sammlung haben.

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Metallica: S&M

Wenn´s auf Weihnachten zugeht, gilt es sich vor drei Dingen in Sicherheit zu bringen: vor verstopften Fußgängerzonen, dem jährlichen Disney-Film und dem neuesten Metallica-Album. Es ist wirklich zum Verzweifeln! Vor zwei Jahren die ausgelutschte Re-Load, dann die mottenstichige Garage Inc. und jetzt eine Kooperation mit dem San Francisco Symphony Orchestra. Titel: S&M. San Francisco Dingsbums und Metallica – Habt Ihr Euch so gedacht, Ihr Herren Musiker, was? Von wegen. Sado-Maso ist schon vollkommen korrekt assoziiert: Sado eurerseits und Maso meinerseits. Hilfe, hilfe. Aua, aua.

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Counting Crows: This Desert Life


„This Desert Life“ – der dritte Streich der Counting Crows und sicher nicht der leichteste. Nach einem umjubelten Debüt (August And Everything After) und einem extrem rockigen Nachfolger (Recovering The Satellites) hatten sich die Mannen um Adam Duritz selbst in die Ecke gestellt. Nach einer langen Pause und einem Doppel-Live-Album, das hoffen ließ, liegt nun das neue Studio-Werk vor. Stilistisch nähern sich die neuen Songs wieder dem Debüt an, klingen aber leichter, nicht so verbissen. Hier wird nicht mehr um Anerkennung gekämpft, sie wird vorausgesetzt. Bemühte Ernsthaftigkeit hat ausgedient, Counting Crows scheint es scheißegal zu sein, ob diese Platte den Kritikern gefällt oder nicht. Sie haben den Spaß am Musizieren hörbar wiederentdeckt und schaukeln sich ausgelassen durch zehn Folk-Songs erster Güte.

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Big in Iowa: Bangin‘ ’n‘ knockin‘

Keine Frage, deftigen Roots-Rock mit aufgerollten Ärmeln und Southern Flair – das beherrschen Big in Iowa meisterhaft. Und der Sound ist, wie man´s von Blue Rose erwartet: klar und glitzernd. Richtig aufregend wird´s nur, wenn richtig gute Songs am Start sind. Und da steht das Verhältnis circa Sechzig-Vierzig. Der Rest ist beherztes, aber austauschbares Saiten-Gedresche.

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The Cinematic Orchestra: Motion

Ich geb´s ja zu: ich hab zweimal reinhören müssen, bevor ich was damit anfangen konnte. Aber dann war ich komplett infiziert! The Cinematic Orchestra machen irgendwas zwischen Free Jazz, Post Rock und Trip Hop. Ein spannendes Gewirr von Clustern, Hooks und Soli, zusammengemischt aus Samples und „live“ dazu gespielten Noten. Mit einem Line up aus Sopransaxophon, Flügelhorn, Akustikbass, Turntables, Piano und Drums. Den Musikern finden die Hooks zunächst auf Datenträgern im Briefkasten, dürfen sich was dazu ausdenken und spielen dass dann im Studio ein. Anschließend geht der Kopf des Sextetts, der Brite Joe Swinscoe, nochmal hin und mischt alles neu ab, arrangiert um und entwickelt weiter.

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Big Country: Driving To Damascus

Erinnert sich noch jemand an Big Country? Die Band, die 1986 mit „Look Away“ fast schon einen Hit hatte, um dann Schritt für Schritt, Album für Album in der Versenkung zu verschwinden? Daß sie dieses Schicksal nicht wert sind, haben sie unzählige Male bewiesen – ich denke an das Hammeralbum „The Buffalo Skinners“ von 1993 oder die Support-Gigs bei den Rolling Stones in Deutschland. Wahrscheinlich ist es nur ihrer Energie und ihrem Ruf als eine der besten Live-Bands zu verdanken, daß Big Country (zum Glück!) immer noch CD´s veröffentlichen. „Driving To Damascus“ ist bislang in Deutschland nicht erschienen und nur über die Homepage (bigcountry.co.uk) zu bestellen.

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NEO: Persuaders

Big Beat aus Ungarn! Mark Moldvai und Matt Milkovics sind Anfang-Mitte-Zwanzig und Riesige 80erJahre-Fans. Besitzen angeblich alle möglichen Synthies, vom Steinzeit- bis zum Hightech-Teil. Haben früher gern Depeche Mode und Kraftwerk gehört. Springt einem hier allerdings nicht sofort ins Ohr. Klingt eher nach James-Bond-meets-Norman-Cook-meets-Propellerheads. Ziemlich pathetisch und sehr funky mit jeder Menge Phyilly-Sound. Also eher 70er als 80er. Und sehr edel, mit Pseudo-Streichern und ein bißchen Symphonie-Orchester. Richtig schöner, spaciger Easy-Listening-Soundtrack! Up and away, in a wonderful balloon…

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Vienna Scientists II

Wer der „Neuen Schule der Gemütlichkeit“ einige Minuten widmen und ihr gespannt lauschen möchte, der sollte sich „Vienna Scientists II – More Puffs From Our Laboratories“ zulegen. Viele Wiener Soundtüftler haben sich auf besagtem Werk vereint, um ihre unterschiedlichen Stilistiken an die Frau/den Mann zu bringen. Das Spektrum ist weit geöffnet und reicht von lässigem Sound á la Kruder & Dorfmeister-meets-Peace Orchestra-meets-Portishead (The Menheads „K.U.S.H.“) über Dub (The Waz Exp. „Malysian Guy) bis hin zu einem völlig gediegenem einen-tief-in-den-Sessel-drückenden TripHop-Gemisch (Uko „Sun Beams“).

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VA: Soulfood

Nein, ‚Cooking Records‘ ist nicht unbedingt ein Label, das wie ein Pilz aus dem Boden geschossen kommt. Hierbei handelt es sich um ein neu initiiertes Sublabel von ‚Good Looking Records‘, dem Reich des britischen Plattenmeisters LTJ Bukem. ‚Cooking‘ hat sich laut dem der Promo-CD beiliegendem Info auf „Funky Downtempo“ spezialisiert und dies, meine Damen und Herren Elektro-Freunde, trifft voll und ganz zu.

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Salaryman: Karoshi

Die Fakten: Sie sind nicht von dieser Welt, denn solche Klänge gab es bis vor ihrer Ankunft auf unserer Welt nicht – das war im Frühjahr 1997 mit ihrem unbetitelten Debütwerk. Sie sind zu viert gekommen und haben sich bis zu ihrer Flucht in Champaigne, Illinois, niedergelassen. „Karoshi“ heisst übersetzt „Tod durch Überarbeitung“. Um richtig geil zu rocken brauchen sie keine Gitarren, Bässe und klobige Verstärker und riesige Boxentürme, sondern ein Laptop, ein Keyboard, ein Schlagzeug, einen Sampler, einen Fernseher und einen Wust an selbst gebastelten oder erstandenen Effektgeräten.

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The Auteurs – How I learned to love the Bootboys

„How I learned to love the Bootboys“ ist ein Album mit 12 Singles. Vielleicht nicht mit 12 Hits, aber auf jeden Fall mit 12 Singles.´ O-Ton Auteurs-Frontman Luke Haines. Der Mann hat ja so recht! Jeder Take ein kleines Pop-Meisterwerk und dabei so cool und so ironisch, dass Pulp sich daneben warm anziehen müssen. Die Auteurs klingen allerdings weniger nach Britpop als nach Glam Rock und Motown, nach New Wave, Disco und dem Rüpel-Rock von Slade. Die Songs auf ihrem vierten Album heißen etwa „The Rubettes“, „1967“ und „Johnny and the Hurricanes“. Eingespielt wude das Ding in den legendären RAK Studios.

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Rainer Eisfeld – Als Teenager träumten

Was sie schon immer über die 50er Jahre wußten und eigentlich nicht auch noch lesen müssen: hier steht es! „Die 50er Jahre für Anfänger“ gewissermaßen. Denn dass die Fifties in Deutschland keine bleierne Zeit waren, zumindest was die Jugendkultur angeht (so die These des Autors) – wer wollte es bestreiten? Die Politik, okay. Mief und Muff, Altnazis, Kommunistenparanoia und Wirtschaftswunder. Aber dass sich bei den Unter-30-jährigen ´was tat, hat sich mittlerweile rumgesprochen. Offene Türen zum Einrennen also allenthalben, und dafür auch noch Geld zu verlangen – wow!

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