D’Angelo – Lady

Der 22jährige Michael Archer alias D’Angelo gilt seit seinem sehr guten Debütalbum „Brown Sugar“ als mittelschwere Sensation auf dem Soul-Sektor. Als Komponist, Multiinstrumentalist und Sänger überzeugte er auf seinem letzjährigen Debüt als Follower der Hip-Hop-Generation, trotzdem ist „Brown Sugar“ 100% Soul.

Schmerzverarbeitung spielte im Soul immer schon eine große Rolle und Seelenschmerzen scheint Michael Archer schon häufig empfunden zu haben, nur so ist es zu erklären, wieso er trotz seiner jungen Jahre schon so tief aus der Seele heraus singt.

Weiterlesen

Hotel Hunger: Mars Needs Guitars

Ein Fünfer aus Dänemark entdeckt straighten Gitarrenrock mit starken WahWah-Elementen. Was dabei raus kommt, ist ein nie schlechter, aber auch nie besonders bemerkenswerter Zack-Zack-Geradeaus-Rock mit Verdacht auf Machismo (Kostprobe: „I´m A Dickhead, I´m Losing Control…“ undsoweiter). Klare Melodien, getragen von den Vocals.

Hotel Hunger: Mars Needs Guitars
(Medley/EMI)

Afghan Whigs – Honky’s Ladder

Grandios. Eine der besten Rockbands, die es zur Zeit gibt. Und ich sage Rockband, obwohl ja viele meinen, das Quartett aus Ohio sei eigentlich eine verkappte Soul-Formation. Das stimmt natürlich, vor allem wenn sie „Creep“ von TLC covern, und dennoch sind sie Rock, so wie er sein sollte: Alles, was gut und geil ist, wird integriert. Egal ob Slide-Gitarren, harte Independent-Klänge, ein trauriges Bar-Piano oder eben Soul. Und egal welche Elemente sie gerade verarbeiten, es gelingt ihnen immer, cool und funky zu bleiben. Stil statt Posen.

Weiterlesen

Lush: Lovelife

Lush haben sich entwickelt. Sicherlich in die hippe Richtung, aber das nicht schlecht. Der typische 4 AD-Sound ist gegessen, es vibriert nicht mehr alles vor heiliger Berührtheit, wenn Miki Berenyi singt. Es senkt nicht mehr alles ehrerbietig den Kopf, wenn Miki und Emma Anderson in die Gitarren greifen. Das ganze unfaßbar-sphärische macht greifbar-weltlichem Platz.

Weiterlesen

The Dreamside: Apaika


Ich behaupte, 4 AD hat Mitte der Achtziger mit den Cocteau Twins, Dead Can Dance und anderen (höre „Lonely As An Eyesore“-Sampler) alles mystisch-sphärische abgedeckt. Wahrscheinlich haben diese Vorreiter die seit etwa drei Jahren schwappende Welle der „New Romantic“-Bands ausgelöst. Immer wieder werden mittelalterliche Weisen mit Keyboardteppichen unterlegt, immer wieder wird die Stimmung zwischen Pest und drohender Apokalypse auf der einen und unstillbarer Lebensfreude auf der anderen Seite beschwört. Dazu tritt regelmäßig der „Reine-Jungfrauen-Gesang“.

Weiterlesen

Mark Eitzel – 60 Watt Silver Lining

Mark Eitzel war jahrelang Kopf des American Music Clubs, einer Band aus San Francisco, die – kommerziell eher erfolglos – viel Kritikerlob einheimste. Jetzt hat Eitzel den American Music Club aufgelöst. Angeblich weil er mit der Band nicht mehr restlos glücklich gewesen sei. Eine Begründung, die nicht so ohne weiteres nachzuvollziehen ist. Zum einen spielen auf Eitzels Solo-CD „60 Watt Silver Lining“ zwei seiner ehemaligen Klubkameraden mit, zum anderen hat sich auch am Sound so viel nicht geändert.

Weiterlesen

Dubstar: Disgraceful

Ansprechender Bandname, angenehm klingender Album-Titel, zeitgeistiges Cover (rosa Gummivagina mit Plüschverkleidung auf blauem Grund). Das ganze Konzept ist auf erfolgreiche Popband getrimmt. Eine zwitschernde Frauenstimme malt Melodien in den blauen Himmel. Die Welt ist voller Schmetterlinge – und seichten Computerprogrammings mit Schwangerbauchgitarrenklängen.

Weiterlesen

Carrie Newcomer: Visions And Dreams

Das, hüstel, erinnert mich an Sally Oldfield. Nein, wirklich! Und das ist keine Schimpfe! Ich mag die alten Sally Oldfield-Songs. Dem einfachen, klassischen Songwriting folgend baute sie aus zarten, vorsichtig arrangierten Klängen wunderschöne Melodienlinien voller Melancholie und Zärtlichkeit. So auch Carrie Newcomer: Akustik-Gitarre, Akustik-Bass, Gitarre und leichtes, beckenlastiges Schlagzeug fast ohne Bass-Drum, dazu Akkordeon, wo´s paßt. Ein Hauch, diese Musik, gut für den Frühling, gut für die Liebe!

Weiterlesen

Michael Hall: Day

Auf seinen bisherigen Solo-LPs kombinierte Hall erd- und traditionsverbundene Rocksongs und melancholische Balladen. Ähnliches findet man auch auf seiner neuen CD.
Die rockigeren Stücke sind auf „Day“ aber eindeutig in der Minderheit. Hier bemüht er sich weniger darum, eingängige Melodien umzusetzen, als vielmehr Stimmungen zu erzeugen. Reduktion heißt das Motto, bei der überwiegenden Anzahl der Stücke verzichtet Hall sogar auf das Schlagzeuger. Statt dessen überrascht er mit Instrumenten wie Standbaß oder Trompete.

Weiterlesen

Victor Bockris: Lou Reed – Walk On The Wild Side

Victor Bockris? Klar doch, den kennen wir! Der hat Ende der 80er Jahre die exzellente VELVET UNDERGROUND-Story „up-tight“ verfaßt und bald darauf noch ’ne Warhol-Bio (auch ordentlich) auf den Markt geworfen. Seine Insider-Kenntnisse bezüglich der „factory“ und der New Yorker Künstlerszene überhaupt waren da natürlich sehr hilfreich, und sie sind es auch, was diese erste, eigenständige Biographie zu Ex-VU-Frontmann Lou Reed betrifft.

Weiterlesen

Speech: s/t

Speech war der kreative Kopf hinter der Hip Hop-Kommune ARRESTED DEVELOPMENT, die mit ihrem Debütalbum einen ziemlich großen Erfolg hatten (mehrere Platinauszeichnungen und ein Grammy) und mit ihrem zusammengewürfelten „Peace und Hip Hop-Konzept“ damals auch durchaus gefallen konnten. Inzwischen macht Speech alleine weiter und verfolgt mit seinem ersten Soloalbum den eingeschlagenen Weg von ARRESTED DEVELOPMENT. Die 16 Stücke der Platte sind musikalische zwischen Hip Hop, Spul, Funk, Jazz und Soul angesiedelt. Einige Gastmusiker (u.a. Foley am Bass – hat eigentlich irgendjemand dessen gigantische Solo-Platte gekauft?) veredeln das ein oder andere Stück mit „echten“ Instrumenten (wie es so schön heißt).

Weiterlesen

Niki Kopp/Timo Würz: XCT

Kultur ist wie eine Suppe, in der alles zu einer eigenwilligen Masse verrührt wird, was einem im Alltag begegnet. Zwei Köche, die diese Rezeptur betreiben, sind Timo Wuerz und Niki Kopp. Bereits mit „Aaron und Baruch“ haben sie ein Comic-Album vorgelegt, das sich aus den Inkredenzien von hippem Zeitschriftenlayout und Werbegraphik speist. Danach schien dieser Fluch vorbei. „Lula & Yankee“ waren zwar auf der Höhe der Generation-X-Zeit, graphisch jedoch recht brav. Mit XCT, das jetzt vorliegt, haben Kopp & Würz jedoch eine Suppe angerührt in der nichts verkommt: angetäuschter Klebeumbruch, Farben wie nach Pilleneinwurf, ein gehöriges Maß an Unschärfe und Fotorealismus sowie eine Girly-Gangsta-Action-Movie-Verschwörungs-SF-Story. Was will man mehr?

Weiterlesen

Only Living Witness: Innocents

Eine der ersten Bands, die bereits jetzt die Post-Hardcore-Ära lebt. Only Living Witness bewegen sich geschmeidig in der Schnittmenge von Metal, Hardcore und alternativem Hard Rock. Bombastisch arrangierte Songs drücken Killerriffs aus den Verstärkern, bestechen durch einen außergewöhnlichen Gesang und fast zerbrechliche Melodienlinien. Only Living Witness, endlich eine Band, die sich da aufhält, wo der Durchschnittsmensch sich eben aufhält: In der emotionalen Grauzone zwischen hart und weich, zwischen roh und sensibel.

Only Living Witness: Innocents
(Century Media)