Striker: Die zweite Sintflut

Splatter im Heidiland

Endlich dringen auch die Mangas auf die deutschen Ladentheken, die das actionbetonte Gut-gegen- Böse-Spiel interessant machen und auch das zeigen, was bei der inzwischen in Ehren ergrauten Gerechtigkeitsliga stets zwischen zwei Bildern ausgespart bleibt. In diese Lücke springt Striker, der 17jährige Held der neuen Reihe von Takashige Minagawa und fühlt sich dabei scheinbar sauwohl. Bei STRIKER wird nicht gekleckert, da wird geklotzt und zwar richtig, denn es gilt „Die zweite Sintflut“, so auch der Titel des ersten Bandes, aufzuhalten, die über die Erde hereinzubrechen droht.

Daß man da als der Gute nicht zimperlich sein darf, versteht sich von selbst. Und da nimmt man auch schon mal in Kauf, daß miesen Cyborgs das Gehirn weggepustet oder wenn es sich um weniger tragische Verfehlungen handelt, ein Arm abgesäbelt wird. Der Zweck heiligt halt auch noch im Jahr 200X die Mittel. In diesem Jahr haben Archäologen, japanische natürlich, auf dem Ararat tatsächlich die Arche Noa gefunden. Bevor sie jedoch genauer untersucht werden kann, werden die Arbeiten sabotiert. Um die Wissenschaftler vor Angriffen zu schützen, setzt die Arcam Foundation eine Spezialeinheit ein, an deren Spitze der junge Striker steht. Aussehen tut er ganz normal, außer wenn er stinkig wird, dann nämlich zieht er seine Panzerung aus künstlichen Muskeln an und die Post geht ab und zwar in einem Tempo, die wir uns für die Briefbeförderung wünschen.

An Action wird nicht gespart und wer an High-Tech Kriegsführung Spaß hat und auch Freddy Krüger nicht von der Bettkante stoßen würde kommt mit dieser Reihe voll auf seine Kosten.

Takashige Minagawa
STRIKER - Die zweite Sintflut
Carlsen Verlag, DM 24,90
ISBN 3-551-72821-6

Schuiten/Peeters: Mary. Die geheimnisvollen Städte

In den achtziger Jahren begann die große Rezession in der Comicbranche. Die geburtenschwachen Jahrgänge und eine veränderte Interessenlage der Jugendlichen sorgten dafür, daß das Angebot an Kioskware zunehmend dünner wurde. Im Gegenzug dazu etablierte sich jedoch der Autorencomic, der sich an ein älteres Publikum wandte. Der Comic war erwachsen geworden, sein Publikum auch. Durch diese Entwicklung war es auch möglich, die Inhalte und die Form auf ein intellektuelleres Niveau zu heben als dies bis dato der Fall gewesen war (von Ausnahmen wie Hugo Pratt einmal abgesehen). Die Alben wurden umfangreicher und anspruchsvoller.

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Gisbert Haefs – Kein Freibier für Matzbach

Nachdem Balthasar Matzbach in seinem letzten Fall den Bonner Politklüngel auf groteske Weise aufgemischt hat – unter anderem legte er einer originalgetreuen Kanzlerkopie und einem falschen Oskar Lafontaine das Handwerk – zog sich der Universaldilletant aus diesem Metier zurück. Matzbach tauschte Revolver gegen Remoulade und eröffete ein exquisites Speiselokal auf einem angedockten Kahn am Rheinufer, das seiner Verschrobenheit Rechnung trägt: Der Kellner ist ein gestrandeter Cheyenne, den die US-Army vergessen hat, der Koch ein Ashanti und der Geschäftsführer ein Chinese. Mädchen für alles, im Besonderen auch Damenbeglücker und Bodyguard, ist ein Zwerg mit einschlägiger Halbwelterfahrung.

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Ronnie Lane: See Me

Ronnie Lane? Das muß schon länger her sein. SMALL FACES? FACES? Ah, ja! Der ist doch krank, nicht? War so was wie der Gegenpol zu den sog. „Frontmännern“ Steve Marriott und Rod Stewart und hat dann dem Rockbiz lapidar tschüs gesagt. Die BritPopper haben ihn inzwischen wiederentdeckt und festgestellt, daß er vor allem mit Marriott tolle Songs geschrieben hatte. RIDE veröffentlichte jüngst sogar ’ne CD-Single mit dem lustigen Song: „A Trip To Ronnie Lane“.

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Terry Pratchett: Nur Du kannst die Menschheit retten

Der zwölfjährige Johnny Maxwell teilt die meisten Sorgen seiner Altersgenossen: Schule, Hausaufgaben, dieStreitereien seiner Eltern. Wie die meisten anderen Kinder in seinem Alter verbringt er seine Freizeit mit Computerspielen. Der neueste Renner ist das Spiel Nur Du kannst die Menschheit retten von der Firma Gobi Software. Just in dem Moment, als er sich bereit macht, die virtuelle Gefahr aus dem Weltraum ein für alle mal zu vernichten, erscheint eine bizarre Nachricht auf seinem Bildschirm. Die Aliens geben auf und wollen verhandeln. Verständlicherweise reagiert Johnny mit einiger Verwunderung. Dieses Szenario ist schließlich im Handbuch nicht vorgesehen. Aber damit nicht genug. Die ScreeWees, so der Name der außerirdischen Invasoren, verlangen von Johnny, daß er ihnen sicheres Geleit zu der Grenze gibt. Nach anfänglichem Zögern willigt er ein, denn ein Computerspiel wird bekanntlich durch wachsenden Realismus umso faszinierender.

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Will Eisner: South Bronx, Dropsie Avenue

Neben Carl „Duck“ Barks ist der Amerikaner Will Eisner der letzte große Comic-Zeichner der alten Garde. Hal Foster (Prinz Eisenherz) hat er überlebt, ebenso Hergé (Tim & Struppi) und Hugo Pratt (Corto Maltese). Heute, im Alter von 78 Jahren gilt er als Ikone der Graphic Novel. Will Eisner ist zu einem Stück lebender amerikanischer Zeitgeschichte geworden. Dessen, so scheint es, ist er sich auch zunehmend bewußt geworden, seit er vor achtzehn Jahren zu einem Comeback ansetzte und fortan das Leben der kleinen Leute im Schmelztiegel New York in den Mittelpunkt seiner Arbeit gerückt hat.

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The Beatles – Die Bildbiographie einer Legende

Beatles als Sprechbläser

Sonst läßt er Micky Maus &Co. in Deutschland fiepen, jetzt setzt er auch noch auf die BEATLES-ANTHOLOGIE-Karte. Der Ehapa-Verlag in Stuttgart suchte und fand eine Möglichkeit, beim neuerlichen Rummel um die vier Jungs aus Liverpool mitzumischen.

John, Paul, George und Ringo also als Comic-Figuren, die komplette Beatles-Story auf 46 Schwarz-Weiß-Seiten. Von den Anfängen („Ruhm und Glück – wir kommen“) bis zum bitteren Ende anno 1969/70. Sprechblase Paul McCartney: „Wir hatten diese Streitereien, und John sagte mir, er würde gehen. Er sagte: Ich will die Scheidung. “ Die hat Lennon bekanntlich gekriegt.

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Moby – That’s when I reach for my revolver

Strubbelkopf Und wieder mal eine Coverversion, die als Singleauskopplung aus einem Longplayer herhalten muß. Das Original stammt von Mission of Burma aus dem Jahre ’81 und war später Punkrock. Die 96er-Moby-Variante wächst auf als britisches Wimp-Gedaddel und erlebt im Refrain ihr Coming Out als die monströseste Schweinerock-Nummer seit mindestens 96 Wochen. So stumpf und platt wie eine Wand aus Waschbeton. Wie ein Kollege so treffend bemerkte, groovet das kein bißchen – und das ist das Tolle daran!

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Mai: Die letzte Tochter des Mihiro Clans

Telekinese und Pubertät

Die Welt wird ein Dorf und Inseln sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren: Eine Garantie für intellektuelle Inzucht. Das haben nicht nur die Briten am eigenen Leib gespürt. Selbst im Land der aufgehenden Sonne, das sich mit fremden Kulturen sichtlich schwer tut, sind die Einflüsse der westlichen Welt nicht mehr zu leugnen. Doch bis heute gelingt es selten genug, beide Traditionen unter einen Hut zu bringen. Der üblichere Ausdruck ist ein unvermitteltes und abruptes Nebeneinanderher von japanischer und westlicher Kultur: moderne Glaspaläste neben Schreinen in traditioneller Holzbauweise. Ebensowenig wie Kleidung und Wohnungseinrichtung sind die japanischen Comics davon ausgenommen. Die zelebrieren in einem kulturellen Spreizschritt eine Art japanische Postmoderne.

Ryochi Ikegamis jüngster Wurf „Mai, the psychic girl“ (dt. Mai, die letzte Tochter des Mihiro Clans) ist ein typisches Beispiel für diese kulturelle Schizophrenie. Im Vordergrund dieser Reihe steht die 14jährige Mai Kuju, an sich ein stinknormaler Teenager, der die Schulbank drückt, Steaks brät und sich, wie wohl alle Mädels in diesem Alter, Sorgen um die Form ihres Busens macht. Wären da nicht die psychokinetischen Fähigkeiten, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Hinter Menschen mit diesen Fähigkeiten ist eine mysteriöse Organisation her, die von einem Hauptquartier in den Schweizer Bergen aus operiert und ihre Handlanger überall zu haben scheint. Kein Wunder also, daß sie von Mais Fähigkeiten Wind bekommt und versucht, sie in ihre Gewalt zu bringen.

Das klingt wie ein Potpurri aus den George Lukas‘ Yedi-Rittern, Stephen Kings Feuerkind und anderen hierzulande mehr oder weniger bekannten Motiven. Trotz dieses Hangs zum Plagiat ist Ryochi Ikegami sichtlich bemüht, diesen Motiven einen eigenen Kontext zu geben, indem er die Handlung vor japanischem Dekor ablaufen läßt und mit einigen mangatypischen Actionszenen anreichert. Ein entscheidendes Problem bleibt dabei allerdings bestehen: da die zugrundeliegenden Motive den Lesern bekannt sind, kann er sich den Verlauf der Handlung aus den Fingern saugen – und liegt damit nicht einmal falsch. Bis zum Ende des ersten Bandes zumindest. Ob Ryoshi Ikegami und sein Zeichner Kazuya Kudo noch ein paar ungeahnte Wendungen parat haben bis es zum psychokinetischen Showdown kommt, werden die nächsten Folgen zeigen. Unterm Strich ist ein ost-westlicher Manga entstanden, der durch seine konzeptionelle Unschlüssigkeit schon wieder originell ist.

Ryochi Ikegami/Kazuya Kudo
MAI - DIE LETZTE TOCHTER DES MIHIRO CLANS
Feest Comics 16,80 DM
ISBN 3-89343-756-8

Interview: Lambchop

Super Sophistication, Nashville

Offen gesagt mag ich keine Country Musik, und demzufolge habe ich auch keine Ahnung davon. Und damit sich auch die weiterhin für einen Artikel über Lambchop interessieren, denen der Begriff ähnlich dumpfe Assoziationen einjagt wie mir, werde ich mich hüten, ihre Musik als Country zu bezeichnen. Eine Nashville Band sind Lambchop aber sehr wohl, und dazu gleich mehr.

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Poetry Slam – Texte der Pop-Fraktion

Slam Catchen oder: Suhrkamp-Adepten als Underground-Literaten

Poetry Slams sind der Versuch, Literatur ins tatsächliche Leben zu bringen: Raus aus den Schreibstuben der Autoren und nicht rein in die Wohnungen der Leser, sondern in Fabrikhallen, Clubs und Kneipen, wo die Autoren ihre Ergüsse präsentieren und das Publikum lautstark darüber votiert, wie sehr oder doch nicht der Text in die Hose ging. Nicht selten werden solche Veranstaltungen zu Happenings mit bleibendem Erinnerungswert. In Deutschland sind Slams erst im Kommen, in Amiland gehören sie bereits zum Alltag.

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Die Kaltblütigen – Spring Haven

Die Kaltblütigen kommen ins Schwitzen

Wer es bedauert, daß „Taxi Driver“ nach zwei Stunden bereits zuende war und daß „Pulp Fiction“ nicht zur 378teiligen Vorabendserie avanciert ist, hat es heute schwer mit den Ersatzdrogen, vor allem seit Micky Spillane weich geworden ist und James Ellroy vor lauter Größenwahn unter Mordblockade leidet. Einziges probates Mittel ist derzeit DIE KALTBLÜTIGEN, ein Comic-Epos, das eine wunderschöne Mischung aus Hardboiled, Film Noir, Road Movie und Gangsta bringt.
Frisch auf den Ladentheken gibt es jetzt den zweiten Band, der die Flucht des Auftragskillers Hamlet, des Juniorhysterikers Huevo und der gekidnappten Wendy durch die amerikanische Wüste erzählt. Die Vorgeschichte dazu liefert der erste Band.

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Deborah Curtis: Aus der Ferne… Ian Curtis und Joy Division

Für alle, denen der Name nichts sagt: Ian Curtis war sowas wie der Curt Cobain der 80er. Bis zu seinem Selbstmord (er erhängte sich im Mai 1980 am Vorabend einer geplanten Amerika-Tournee) war er Leadsänger eines Quartetts aus Manchester namens ´Joy Division´, aus dessen Resten sich nach seinem Tod ´New Order´ formten, die musikalisch bald rein gar nichts mehr mit dem früheren Düster-Depri-Industrial-Elektronik-Sound zu tun hatten. ´Joy Division´ lag zeitlich an der Schwelle zwischen Punk und New Wave, war Inspirationsquelle für ungezählte jüngere Bands und gilt heute als Kult.
Weniger kultig und romantisch wirkt die ganze Sache allerdings aus der Sicht von Curtis´ Witwe Deborah. Jawohl, dieser bizarre und besessene „Todesengel“ war ganz bürgerlich mit seiner Jugendliebe verheiratet und gar Vater einer kleinen Tochter!

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Thumb – Thumb

Die Single enthält zwei Teile:

Intro von P.E.T.A. people for ethical treatment of animals. In verschiedenen Sprachen (25) spricht man sich gegen das Töten und den Mißbrauch von Tieren Ein eher klassisches Crossover/Hardcore-Stück der deutschen Formation Thumb in dem sie das Motto von P.E.T.A. herausschreien. Sie haben nicht nur dieses Stück, sondern auch ihre letzte Tour dem Motto »No more blood« gewidmet. Sicher eine gute und unterstützenswerte Aktion.

You should rather go naked than wear fur!

Thumb
Thumb
Spin/EMI