Kev Russell’s Junkers – Buttermilk & Rifles

Wenige kennen ihn, den kleinen Bruder von Lucky Luke. Mit seinem Pferd Sad Hobbler reitet er im Schatten seines großen Bruders durch die Welt. Apropos Schatten – dieser Mann zieht definitiv nicht schneller als derselbe, weil er so unscheinbar ist, dass er gar keinen hat. „Buttermilk & Rifles“ ist randvoll gestopft mit kleinen, sympathischen Looser-Balladen, die mit ihrem hintergründigen Humor erst beim zweiten oder dritten Mal zünden. Kev Russell war früher bei The Gourdes und hat jetzt mit einer Armada von Gastmusikern ein Album aufgenommen, das all denen gefallen müsste, die auch nicht schneller ziehen als ihr Schatten und dabei Mark Olson oder Mary Gauthier hören.

Kev Russell's Junkers
Buttermilk & Rifles
(Munich Records/Indigo)

Lambchop – Is a Woman

Das sechste Album von Lambchop wirft bei Schreiberlingen die Manierismus-Maschine an. Ungläubig sitzt man vor diesem Werk, und versucht krampfhaft, Eingebungen wie: „unterkühlte Jazzatmosphäre“, „blaue Nacht“, „gepflegte Arrangements“ zu verwerfen. Ich versuch’s ohne: Kurt Wagner und seine Mannen haben sich auf dem neuen Werk selbst übertroffen.

Der Opener „The Daily Growl“ beginnt mit einem präsenten Piano, wird von einer noch präsenteren Gitarre gekrönt, um den Weg freizumachen für Kurt Wagner. Mit seiner sonoren, ruhigen Stimme füllt er jede Lücke aus und ist klanglich noch viel weiter vorne als alle Instrumente. „Is A Woman“ lebt von einer fast physischen Präsenz, von einem Ausfüllen der Zwischenräume und klingt trotz aller Behutsamkeit so dicht, dass man meint die Nähe der Musiker zu spüren.

Die drei verschiedenen Drummer/Percussionisten streicheln so behutsam die Felle, dass „Schlagzeuger“ schon fast eine Beleidigung ist, während Pianist Tony Crow mehr als einmal an das Cave’sche Intensitätslevel heranreicht. Feinster Singer/Songwriter Stuff mit jazzigem Feeling und einer seelenvollen Stimme – ich krieg den Lämmerwahnsinn.

Lambchop
Is A Woman
City Slang/Labels/Virgin

Live: White Stripes

Dortmund, FZW, 9. 3. 2002

Nachdem jeder Ausschnitte von diesem Konzert bei Viva Zwei sehen konnte, ist meine Meinung vielleicht genauso irrelevant wie verspätet; Ihr kriegt sie aber trotzdem!

Und zwar: der White Stripes-Hype stimmt! Zehn Tage nach dem Strokes-Konzert, das ganz OK und nicht mehr war, zeigte Jack White, was Charisma bedeutet. (Und übrigens hat Meg das Schlagzeug mit beeindruckender Kraft gespielt.) Jack schauspielerte auf der Bühne, mit verschiedenen Stimmen (und zwei Gesang-Mikros für verschiedene Echo-Effekte), die seinen Blues-Liedern zu gute kamen. Als Zugabe sang er sehr theatralisch ein Marlene Dietrich Stück und ich schnallte plötzlich, dass die ganze Lo-Fi/Bruder-Schwester/kein-Bass-Geschichte nur Nebensache ist. Mit seinem Talent hätte er auch als Frontman eines ganz normalen Quartetts zum Indie-Star werden können.

Eileen Rose: Long Shot Novena

„Die Leute können es nennen wie sie wollen, solange sie meinen Namen richtig schreiben“, sagt Eileen Rose. Okay, das mit Namen hat geklappt. Nun zur Umschreibung der Musik: Die kann in der weit gefächerten Kategorie Singer/Songwriter einsortiert werden. Genauer gesagt hat Eileens Stimme etwas von Tori Amos (sobald ruhige Töne dominieren) und ansonsten von PJ Harvey beziehungsweise Patti Smith. Auch Parallelen zu Marianne Faithfull wurden ihr angedichtet.

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Pentagram: First Daze Here

Eines der Doom-Meilensteine überhaupt kommt von Pentagram: „Be Forwarned“ (1994). Eine Band, die den meisten vielleicht unbekannt ist. Bis dato hoffentlich nur. Denn in diesem Monat beschert uns Relapse die Veröffentlichung einer Raritätensammlung der Band um Sänger Bobby Liebling. Er, Bassist Greg Mayne und Schlagzeuger Geof O’Keele trafen sich 1970 zur ersten Probe. Ihr habt richtig gelesen: Seit den frühen Siebzigern gibt es Pentagram schon – sieht man von zwischenzeitlichen Pausen, Auflösungserscheinungen, Drogenexzessen und Besetzungswechseln ab.

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Favez: (from Lausanne, Switzerland)

Warum Favez mit dem Titel des Albums unbedingt auf ihren Herkunftsort hinweisen wollen, bleibt zunächst schleierhaft. Bei genauerer Überlegung könnte es mit dem vielen Touren zusammenhängen. Zwei Jahre waren Favez auf europäischen und amerikanischen Bühnen unterwegs, und jeden Abend sagte sie bestimmt so etwas wie: „Hi, we are Favez from Lausanne, Switzerland.“ Man definiert sich als Musiker zwangsläufig über seine Heimat.

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Saliva: Every Six Seconds

Sie wollen nach ganz oben, wie sie uns im Opener „Superstar“ versichern: „Make me a superstar, no matter who you are“. Ihr Geheimrezept: Melodien und Härte so miteinander verbinden, dass Alternative Rock- und Nu Metal-Fans in gleichem Maße Gefallen daran finden. Ein erfolgversprechender Ansatz, schließlich schafften es Saliva 1997 bis ins Finale eines Talentwettbewerbs und konnten sich so gegen 6.000 Mitbewerber durchsetzen.

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All Star United: Revolution

Mastermind Ian Eskelin ist einfach ein verrückter Hund. Er mischt alle Einflüsse zwischen Brit-Pop und Rock zusammen, haut ’ne Portion gute Laune drauf und schafft es trotzdem, nicht lächerlich zu wirken. Auf dem dritten Album von All Star United ist zwar eine gewisse Melodie-Repetierung zu den beiden vorangegangenen Werken festzustellen, was aber dem Spaß keinen Abbruch tut. Oder, um eine alte Weisheit zu zitieren: In einem guten Rocksong ist in rund drei Minuten alles gesagt.

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Elliott Murphy: Soul Surfing

Ups, beim Seelensurfen wurde Elliott Murphy anscheinend vom Schunkelheinz heimgesucht. Speziell die ersten drei Songs zeichnen sich durch 1A Schunkelrhythmus aus und haben mich eingangs doch ziemlich überrascht. Im weiteren Verlauf öffnet Mr. Murphy zwar das ein ums andere Mal den Beutel der feinen Weisen, aber „Soul Surfing“ erreicht nicht die hypnotische Geschlossenheit von „Rainy Seasons“ oder dem famosen „La Terre Commune“ mit Iain Matthews.

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Brendan Benson: Lapalco

Würde die Vokabel „schön“ das Album nicht so unzureichend beschreiben , wäre die Kritik an dieser Stelle zu Ende. Was soll man sich auch immer zu Superlativen hinreißen lassen – „Lapalco“ berührt mehr als nur die Ohren, auch wenn das Album recht unspektakulär durch die Tür kommt. Eigentlich erst nach drei bis vier Durchläufen wird klar, was hier für ein Kleinod im Player liegt.

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Blind Guardian: A Night At The Opera

Krefeld – vier junge Männer mit Namen Hansi, Thomen, André und Marcus helfen der alten Dame Heavy Metal wieder auf die Füße und beruhigen das arg geschundene Mütterlein. Schlecht wurde sie behandelt von wiederkäuenden Rockern dies- und jenseits der Alpen und von den jungen Wilden mit den dicken Hosen. Wer das neue Blind Guardian Album hört weiß, warum die Metal-Gemeinde seit drei Jahren sehnsüchtig auf dieses Werk wartet.

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Tait: Empty

Wie angekündigt hat jetzt auch das dritte Mitglied von DC Talk sein Soloalbum am Start. Nach Kevin Max und Toby McKeehan legt der farbige Part des Trios, Michael Tait, lustigerweise das „unschwärzeste“ Album vor. „Empty“ ist eine straighte Rockscheibe, die ihr Heil in poppigen Melodien und gitarrenlastiger Umsetzung sucht. Michael Tait hat eine Band mit Gitarre, Bass und Drums aufgestellt, 13 Songs geschrieben und losgelegt.

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David Usher: Morning Orbit

David Usher ist der Sänger der kanadischen Rockband Moist, die in unseren Breitengraden bisher leider nicht mehr als Achtungserfolge erzielen konnten. Auf seinem zweiten Soloalbum „Morning Orbit“ probt er jetzt den ganz großen Spagat: Vom sensiblen Songpoeten über den modernen Popmusiker bis hin zum straighten Rocker versucht er, mit seiner sanften, ungewöhnlich hohen Stimme, alle Stile abzudecken.

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