Röyksopp: Melody A.M.

Zu dem unaussprechlichen Bandnamen gesellen sich die ebenso exotischen Namen der Protagonisten: Torbjorn Brundtland und Svein Berge. Beide kommen aus (Achtung!) Tromsö. Ist das nicht süß? Okay, dann eben nicht. Sie selbst würden, müssten sie denn eine gute Umschreibung ihrer Musik finden, sagen: „Eine Kombination der Harmonien von Filmmusik, klassischen Komponisten wie Erik Satie und den Melodien von (Kunstpornofilmproduzent) Francis Lai in Verbindung mit der analogen Wärme der Siebziger und der fatness of the eighties over a thorough beat programming“. Wow! Ich bin beeindruckt und applaudiere ob der treffenden Definition.

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Lammbock OST

Keine Ahnung, auf was für einem Qualitätslevel der Film „Lammbock“ spielt, aber der Soundtrack ist ziemlich cool. Die meisten vertretenen Bands sind dafür bekannt, dass sie immer dezent neben der Spur liegen: Ween, Calexico, Sportfreunde Stiller, Kings Of Convenience und das 80er-Relikt Captain Sensible mit „Wot“. Die Newcomer Oblivia machen mit „My Friend“ eine gute Figur und auch unbekannte Bands wie Muki verheddern sich im Trommelfell. 16 Titel, cool zusammengestellt, mit extrem assoziativer Färbung – was will man mehr von einem Soundtrack?

Lammbock OST
(Zyx)

Phantom Ghost: Phantom Ghost

Staksige Beat-Boxes, Elektronik-Klänge, so schüchtern wie der Morgentau, und unschuldige Low-Fi-Simmen. Die Musik von Phantom Ghost hat etwas bezaubernd Naives, obwohl zwei ausgebuffte Profis dahinterstecken: Thies Mynther (Stella, Egoexpress) und Dirk von Lowtzow (Tocotronic).

Sperrig und spröde klingen die meisten PG-Songs, ihr Pop-Wesen springt einen nicht wirklich an. Man harrt aus, lässt sie auf sich wirken und guckt, was sie mit einem anstellen. Schräg und ungeübt scheinen sich Phantom Ghost besonders gern zu geben, sie kokettieren mit ihrer längst vergangenen (?) Pubertät.

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Urban Tale: Urban Tale

Journey! Mehr muss man zum Debüt des schwedischen Quintetts gar nicht sagen. Sänger Kimmo Blom klingt an manchen Stellen so sehr nach Steve Perry, dass dieser wahrscheinlich denkt, er wär’s. „Passion Takes Over“ oder „Runaway Train“ hätten auch auf jeder Journey-Scheibe dabei sein können. Wer also seine alten Scheiben von Neal Schon & Co. Schon dünn genudelt hat, kann Urban Tale eine berechtigte Chance geben.

(5 Fritten)

Urban Tale: Urban Tale
(Frontiers / Point)

Gillian Slovo: Roter Staub

„Schuld und Sühne“, „Gut und Böse“, „Schwarz und Weiß“ – seit jeher ein in Büchern vorherrschendes Thema. Wobei „Schwarz und Weiß“ bei „Roter Staub“ nicht nur metaphorisch gemeint ist. Im Südafrika der späten 90er treffen sich vor der Wahrheitskommission zwei Männer wieder, deren Rollen jetzt vertauscht sind. Der inhaftierte ex-Polizist Dirk Hendricks und der schwarze ehemalige ANC-Kämpfer Alex Mpondo.

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Good Times 2

In Anbetracht der jüngsten weltpolitischen Entwicklungen traue ich mich kaum, es in den Mund zu nehmen. Aber diese Platte ist der Stimmungsmacher überhaupt. Man sagt ja überall, dass das Leben weitergehen muss. Irgendwie halt. Selbst wenn es unglaublich schwer fällt. Mit „Good Times 2“ fällt es zumindest mir etwas leichter, auf andere Gedanken zu kommen und die Bilder des Terrors aus dem Kopf zu jagen.

Joey und Norman Jay heißen die beiden tollkühnen Discjockeys, die mit diesem Sampler wieder mein Herz zum Tanzen gebracht haben und mich aus der Beklommenheit und Lethargie gerissen haben. Wenn ihr schon immer eine Doppel-CD mit absoluten Partytunes haben wolltet, das vom guten alten Soul und Funk regiert wird, dann kommt ihr an dieser Compilation nie und nimmer vorbei. Hier steppt der Bär. Ich bin zu diesen Klängen selbst schon durch die Wohnung getanzt. Das will was heißen. Wir sollten den Gebrüder Jay dankbar sein, dass sie sich die Mühe gemacht, zwei CDs bzw. vier Vinylscheiben voll großartiger Stimmungsmacher zusammenzustellen. Und nicht wundern, wenn Funk und Soul Hand in Hand mit dem ein oder anderen Stück Reggae, HipHop, House oder Dance gehen.

Eins bleibt allen Tracks auf „Good Times 2“ gleich: Sie knallen, packen dich und reißen dich binnen Sekunden mit. Das liegt an deren vollkommen positiver Ausstrahlung.

Sampler
Good Times 2
(Nuphonic/Zomba)

Neal Morse: It’s Not Too Late

Der rührige Sänger von Spock’s Beard hat neben diversen Projekten jetzt auch sein zweites Soloalbum am Start. Überraschend ist die poppige Leichtigkeit, die er diesmal in die Songs einfließen lässt. Prog ist Fehlanzeige, Neal Morse zeigt vielmehr, dass das Klavier sein Heimatspielfeld ist und kommt dabei gefährlich nahe in Gefilde von Joshua Kadison und Elton John, um sie dann doch zu umschiffen.

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In Extremo: Sünder ohne Zügel

Bin ich mittelalter-müde oder liegt es daran, dass In Extremo auf ihrem neuen Album gar nicht mehr so richtig nach Mittelalter klingen? Gut, der neue Gitarrist Basti ist wirklich eine Bereicherung. Sein Spiel ist um einiges heftiger und variantenreicher als das seines Vorgängers. Auf der anderen Seite haben In Extremo jetzt eine unheimliche Schlagseite bekommen. Düster gemurmelte Strophen unterlegt von harschen Riffs münden in hymnischen Refrains. Wer sich jetzt an Combos wie Oomph! oder Megaherz erinnert fühlt, der liegt damit genau richtig.

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John Hiatt: The Tiki Bar Is Open

Wem noch das letztjährige Meisterwerk „Crossing Muddy Waters“ im Ohr klingt, der sollte jetzt wieder auf „elektrisch“ umschalten. John Hiatt hat wieder seine Begleitband The Goners reanimiert, mit der er das letzte Mal 1988 „Slow Turning“ auf Platte gebracht hat. Obwohl überraschend rockig, knüpft „The Tiki Bar Is Open“ doch an die akustischen Klänge des Vorgängers an. Direkt, spontan, unverkrampft – es sind die gleichen Attribute, mit denen man beide Platten beschreiben kann. Und nach einer kurzen „Einhörphase“ hat man sich auch daran gewöhnt, dass die Folk- und Countryeinflüsse diesmal gering sind.

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Slipknot: Iowa

Was bliebe von dieser Band, hätte sie ihr Image nicht? Das neunköpfige Psychokollektiv hat zu seinem zweiten Schlag ausgeholt und haut dem Hörer auch gleich standesgemäß „People = Shit“ um die Ohren. Einbetoniert in einen Mix aus allen deftigen Metalspielarten mit dem selbst formulierten Ziel: „I’m about to punch you as hard as I can in the fucking face“. Buh, die Jungs sind ja richtig böse. Deswegen gibt es auch ganz viele gruselige Sounds und Gestöhne – so ein bisschen wie in der Geisterbahn. Dass Sänger Corey dazu immer die Luft einzieht wie ein Lustmörder, der sich in Stimmung bringt, macht das Ganze auch nicht authentischer.

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