Earthlings?: Human Beans

Wer hätte das gedacht: Raumfahrer des 21. Jahrhunderts tragen Hemdsärmel! Und sie haben eine Farm in Kalifornien, nahe der Mojave Wüste und des Joshua Tree Monuments, wo es auch den seligen Gram Parsons ein letztes und noch ein allerletztes Mal hinzog. Earthlings? sind ein US-Trio (Fred Drake, Dave Catching, Pete Stahl), in dem jeder quasi alles spielt, und kennengelernt haben sie sich sinnigerweise 1994 während einer kalifornischen UFO-Konferenz…

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Eels: Daisies Of The Galaxy

Mark Oliver Everett hieß er früher, heute nennt sich der Frontmann und Kopf der amerikanischen Band Eels nur E. Ihm zur Seite stehen Butch (Drums), Peter Buck (Gitarre, Bass, Piano, ansonsten in den Diensten von R.E.M.) und Grant Lee Phillips (Bassist, von Grant Lee Buffalo ausgeliehen). Nach der düsteren Thematik auf dem Vorgänger „Electro-shock Blues“, dessen Produktion der Selbstmord seiner Schwester und der Tod seiner Mutter vorausgingen, vertritt E auf „Daisies Of The Galaxy“ eine optimistischere Haltung. „Ich wollte eine schöne, fröhliche Platte machen“, gibt er zu Protokoll und ergänzt: „So passierte es, dass wir in Wirklichkeit gleichzeitig zwei ganz unterschiedliche Alben eingespielt haben: Die eine war laut, dunkel, erschreckend und voller Feedback, die andere war ‚Daisies Of The Galaxy‘. Obwohl beide zur gleichen Zeit entstanden sind, wollte ich nur das eine Album jetzt veröffentlichen.“

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Funki Porcini: Zombie

Die Genrebezeichnung „Freestyle“ ist eine hübsche Umgehung ungeliebter Schubladen und soll vermutlich auch Attribute wie „kreativ“ oder „originell“ mitschmuggeln. Funki Porcini ist für seine Fans ohnehin all das zusammen, und zwar auf dem Elektronik-Sektor. Für „Zombie“ hat er sich mal wieder einen Soundtrack vorgenommen beziehungsweise es sollte so ´was wie ein Soundtrack dabei rumkommen, auch wenn die Inspirationsbasis eine sehr freie (sic!) und eigenständige ist. Was nun konkret einen „Soundtrack-Sound“ ausmacht, sollte vielleicht auch mal generell geklärt werden. Ich vermute, es geht weg von den üblichen Songstrukturen, eher hin zu einer Aneinanderreihung von Stimmungen und Sequenzen, ziemlich flächig das Ganze, im Zweifelsfall wohl auch eher illustrativ als narrativ (also mehr Beigabe als Erzählung) und sicherlich verdammt experimentell. Right? Ach ja, und instrumental sollte das meiste wohl sein.

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Josh Rouse – Home

In den vergangenen Monaten hatte ich häufiger den Verdacht, dass neue CDs immer kürzer werden. 10 Titel, je knapp 4 Minuten und schon paßt ein ganzes Album wieder auf eine Seite der 90er Cassette. Ich dachte, diese Laufzeiten und die MC als Medium hätten wir hinter uns gelassen – scheinbar nicht. Josh Rouse hat mit einer Gesamtlänge von rund 38 Minuten auch ein wenig gegeizt. Wenigstens erspart er uns dadurch irgendwelche Füller.

Seine 10 Titel plätschern bei flüchtigem Hören nett vorbei, lohnen aber einer häufigen und intensiven Zuwendung. „Home“ ist voller schräg-charmanter Pop-Songs mit liebevollen, einfallsreichen Arrangements. Durch massiven aber kitschfreien Streicher- und Bläsereinsatz entfalten sich bei den einzelnen Songs immer neue Feinheiten. Das funktioniert bei dem treibenden „Directions“ genauso wie bei der Abschlussballade „Little Know It All“ mit den klagenden Klängen einer Posaune und Trompete. Sehr entspannte CD, die ihren Reiz in den Zwischentönen hat.

Josh Rouse
Home
Slow River Records

Konzertvorschau: Walter Trout

Der 6.-beste Gitarrist der Welt (lt. BBC) kommt auf Tour. Sein letztes Studioalbum „Livin´ Every Day“ liegt zwar schon fast ein Jahr zurück, aber im April kommt Walter Trout nochmal für vier Termine nach Deutschland. Um den Saitenvirtuosen – der jeweils 5 Jahre zu John Mayall´s Bluesbreakers und Canned Heat gehörte, ist es in den vergangenen Jahren sehr ruhig geworden. Das bei Ruf Records erschienene Album „Livin´ Every Day“ wurde wieder weltweit veröffentlicht und läßt keine Zweifel über Walter Trouts Bedeutung im modernen Blues-Rock aufkommen. Sein Stil und seine Stimme sind noch immer unverwechselbar und die Hingabe an seine Musik, den Blues, machen sowohl die CD als auch seine Liveauftritte zu einem Leckerbissen ehrlicher, handgemachter Musik.

Laika: Good Looking Blues

Keine Minute, und man weiß: Laika, unverkennbar. „Good looking Blues“ ist kein Ausbruch, sondern eine behutsame Weiterentwicklung. Die Markenzeichen sind geblieben, aber eingedampft zu einer weichen Klangmasse und durch neue Kanäle geleitet. Der spacige, gedämpfte Elektronik-Sound ist um einiges leichter geworden, tupft und federt wie auf Watte gebettet durch den Raum und schimmert edler denn je. Lounge pur, zarte Moog-Loops steigen wie Bläschen auf, weich puffend und mit dezentem Hall. Die Rhythmen federn, schwingen und sind trotzdem voll funkiger Spannung. Laikas Geräuschekosmos aufzudröseln, wäre was für Sisyphos. Die irrsinnigsten Sounds sind hier verwoben. Oft weiß man nicht: Industrielandschaft, Dschungel oder Paradiesgarten?

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Wollie Kaiser TIMEGHOST: New Traces For Old Aces: Re-cover-ing Small Faces

Remember the Small Faces? Na klar, „swinging sixties“, booze & speed, girls & fun, musikalisch umgesetzt mit Rhythm & Blues, Melody Beat und Psycho Rock: Songs wie „Here Come The Nice“, „Itchycoo Park“ oder „Lazy Sunday“ wurden zu Hymnen einer Generation, eines Lebensgefühls. Den Mod-Helden die Ehre zu erweisen hatten schon immer durchaus namhafte KünstlerInnen mehr oder weniger originell versucht; vor drei Jahren gab’s ein komplettes Tribute-Album mit dem Titel „Long Agos And Worlds Apart: A Tribute To The Small Faces“ (mit dabei u. a. PRIMAL SCREAM, BUZZCOCKS).

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Konzertvorschau: Rawlins Cross

Tja, wir leben schon in einer kuriosen Welt. Schauspieler wollen rappen, Susan Stahnke will als ernsthafte Journalistin anerkannt werden und Rudi Carell glaubt immer noch, er wäre lustig. Und jetzt kommen Celtic-Rock-Bands auch noch aus Kanada. Genauer gesagt aus dem kleinen, unbedeutenden Staat Nova Scotia. Aber im Gegensatz zu all den Obengenannten wird hier nicht einfach ein Anspruch erhoben, sondern erfüllt.

Die Presse-Info schwärmt von „der besten keltischen Folk-Rock Band, die es derzeit auf der Welt gibt.“ Mit Superlativen dieser Art sollte man sehr vorsichtig sein, aber Rawlins Cross haben in ihrer Heimat beachtliche Erfolge vorzuweisen; die Band hat rund 100.000 CD´s verkauft und in fünf Kategorien den East Coast Music Award verliehen bekommen, u.a. als beste Live-Band, bestes Album und „Entertainer Of The Year“. Wenn man ihre beiden Alben „Make It On Time“ und „Living River“ (Magnetic Musik/Inakustik) hört, spürt man sofort dieses Flair, das von keltisch inspirierter Musik ausgeht.

Stilistisch ist das Sextett nicht so bierselig wie die Pogues und weit entfernt von dem Pseudo-Celtic-Rock, den die Nervbacken No. 1, Paddy Goes To Holyhead, fabrizieren. Obwohl Rawlins Cross in Kanada beheimatet sind, versprüht ihre Musik einen authentischen Charme. Klanglich unterscheiden sie sich von vergleichbaren britischen Bands durch einen latenten amerikanischen Einfluß. In fast allen Songs blitzen Westcoast- oder Country-Einflüsse durch, die aber sofort „niedergeflötet“ werden. Wer jemals auf dem Konzert einer guten Celtic-Rock-Band war weiß, daß man solche Parties nicht versäumen sollte.

Loreena McKennitt: Live In Paris And Toronto

Es gibt CDs die man nur begreift, wenn man sich auf den Boden legt, das Licht abdunkelt und sich ausschließlich auf die Musik konzentriert. Und jetzt kommt, was keiner vermutet hat: „Live In Paris And Toronto“ ist so eine Aufnahme! Selten treffen bei Live-Mitschnitten alle Faktoren so glücklich zusammen: Eine nahezu perfekte 8-köpfige Band, stimmige Songs, glasklarer Sound und eine spürbare Magie zwischen Künstlern und Publikum.

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Platypus: Ice Cycles

Wer seine Band „Schnabeltier“ nennt und ein zehnminütiges Rock-Epos in die Abschnitte „Yoko Ono“, „Yoko Two-No“ bis „Yoko Outro“ unterteilt, ist wahlweise hell wie ein Fläschchen Dunkelbier oder ein Freak. Für das Sideproject Platypus haben sich vor zwei Jahren die Freaks Ty Tabor (King´s X), John Myung (Dream Theater), Derek Sherinian (Ex-Dream Theater) und Rod Morgenstein (Dixie Dregs) zusammengefunden.

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Jedem seine Zeitschrift

„Für Leute mit langen Haaren, die gerne rülpsen, gibt es Rock Hard, für Briefmarkensammler den Oldie-Markt, für komplett Bekloppte die Monatsschrift spex, die Vorruheständler lesen den Rolling Stone, und Leute, die sich überhaupt nicht für Musik interessieren, kaufen den musikexpress.“

aus: Michael Rudolf: „Strictly verkehrt herum. Münchner Journalismus a la musikexpress/SOUNDS“ in Jürgen Roth/Klaus Bittermann [Hg]: „Journalismus als Eiertanz“ (Edition Tiamat, 1999)

Live: Wire

London, Royal Festival Hall, South Bank Centre, 26.2.2000

Gäste:
Immersion (Colin Newman/Malka Spigel)
He Said (Graham Lewis and Friends)
DJ x DJ (Seth Hodder/Daniel Miller)
Michael Clark

Seit 23 Jahren arbeiten Wire konsequent daran, ihr Publikum insoweit zu ‚erziehen‘, dass bloß niemand mit irgendeiner Art von Erwartungshaltung zu einem ihrer Konzerte kommt. So weigerten sie sich Ende der 70er Jahre konsequent, Songs aus bereits veröffentlichen Alben live zu spielen und präsentierten auf der Bühne durchweg neues Material. Nach drei hervorragenden Veröffentlichungen zwischen 1977 und 1979 inszenierte die Band ihr erstes vorläufiges Ende mit einem dadaistisch angehauchten Experimentalevent im Camden Electric Ballroom (als Konserve zu hören auf ‚Document and Eyewitness‘).

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