Attwenger – Song

Von meinen Lieblings-Ösis kenne ich von den bisher erschienen CDs Most (91), Pflug (92) und Luft (93) die erste und dritte. Das Debut versuchte erfolgreich einen Crossover (erinnert sich noch jemand?) zwischen Ösi-Folk und Punk; Luft führte die Herren Falkner und Binder in eine Hiphop – Rhythmik, auf deren Grundlage uns Falkner den Hendrix auf der Zieharmonika (und so manches andere) machte. Was mich jedoch ziemlich umgehauen hat, waren diese merkwürdig – abgespaceten Texte, die wie eine Mischung aus Abzählreim- und Alltagsrap wirkten – jedenfalls das, was der Nicht-Ösi davon verstehen konnte. Damit sind wir schon beim Thema: der Titel bedeutet auf Österreichisch „sagen“. Mit der englischen Bedeutung gibt das schon mal einen ziemlich fiesen Doppelsinn.

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Janet: The Velvet Rope

Daß sie aus einer groovy family kommt ist ja allgemein bekannt, doch die Wege, die sie jetzt geht, dürften für viele überraschend kommen. Produziert, gemischt und engineered wurde „The Velvet Rope“ in den Flyte Tyme Studios in Edina von Steve Hodge, Jimmy Jam, Terry Lewis und – natürlich – Janet selbst. Komponistenhilfe gewährten ihr Terry Lewis, James Harris III und René Elizondo. Das Ergebnis: 15 Stücke (plus hidden track), die mit verschiedenen Interludes vermischt werden, bilden ein in sich schlüssiges Album. Grooves beherrschen noch immer das Geschehen, doch ihre Texte sind eine Stufe weitergegangen, nicht mehr ganz so brav, nicht mehr ganz so sanft, aber nicht minder soulig. Stücke wie „‚Til It’s Gone (featuring Q-Tip and Joni Mitchell) hätte man ihr so gar nicht zugetraut.

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Fischmob: Tranqilo und Doors Of Passion

Der Wecker piepst, aber Fischmob bleiben liegen und schlafen lieber noch ein bißchen. Und die Wohnung wird auch nicht saubergemacht. Ok, morgens nicht aufstehen als subversiver Akt, das gab`s auch schon bei LUCILECTRIC, auch die Rave-Kultur warb auch schon mal mit einem ähnlichem Lebensentwurf (immer noch tanzen, wenn die arbeitende Bevölkerung grad Mittag macht). Aber das hier ist Spinnerkram der höheren Sorte. Hier werden Abenteuerland und Dreams Are My Reality gnadenlos hintereinander abgefeiert. Hier hat das Kribbeln im/am Bauch (Ungeziefer!) Platz neben dem Grauschleier, den die Fehlfarben seinerzeit nicht weggewaschen haben. Charming.

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Hole: My Body the Handgranade

Ja ja, sieht ganz so aus, als habe Frau Liebe erstmal wieder genug von der Schauspielerei, und wolle sich mal wieder dem Musikmachen zuwenden. Wer auf Handgranade jedoch einen neuen kreativen Outburst erwartet, wird ziemlich enttäuscht: das hier ist – bis auf ein paar Tracks – nichts neues; unter diesen allerdings die erste Aufnahme der Band, Turpentine, das mordsmäßig Gesäß tritt: Punkphase der Künstlerin, oder so. Damit aber hat es sich in puncto Interessantes.

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Walter Mosley: Mississippi Blues

Leben bedeutet Leiden. Welche Musik kann dieses Gefühl besser ausdrücken, als der Blues, der im schwarzen Mississippi-Delta geboren wurde. Soupspoon Wise ist einer der Männer, die mithalfen dem Blues das Laufen beizubringen. Doch das ist lange her. Alt geworden und voller Schmerzen, wird er von seinem Vermieter aus seiner Wohnung geworfen. Als er inmitten seiner Möbel auf der Straße sitzt, begegnet er Kiki, einer jungen Weißen. Selber ein hartes Leben hinter sich, nimmt sie ihn auf und bringt ihn wieder auf die Beine. Doch Soupspoon weiß, daß er nicht mehr lange Zeit hat und will etwas hinterlassen, woran man sich erinnern kann.

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Sixteen Horsepower – Low Estate

„Hillybilly“ nannte man Anfang des Jahrhunderts in den USA einen Bewohner der Appalachen – und meinte damit wenig schmeichelhaft soviel wie „Hinterwäldler“. Der Begriff stammt übrigens noch aus den zwanziger Jahren, als Plattenfirmen anfingen, mit dem Etikett „Hillybilly“ für weiße amerikanische Volksmusik zu werben und sich so von der vermeintlich kommerzielleren Country & Western-Stilart abzusetzen.

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Marketing oder die Kunst Platten zu verkaufen

Die Plattenindustrie stöhnt! Der Tonträgermarkt stagniert bzw. die Absatzzahlen gehen sogar zurück. Hier ist der Marketingmann (oder -frau) der Plattenfirma gefragt. Die haben sich in der letzten Zeit etwas einfallen lassen. Nicht umsonst war es gerade dieser blinde Tenor, der mit Henry Maske im Duett die Verkaufs- charts erstürmte. Der Mix zwischen Song, Sport, Fernsehübertragung und entsprechender Werbung hat hier wohl den Erfolg gebracht. Im folgenden will ich nun drei weitere Möglichkeiten darstellen, Platten (genauer Maxis) an die Frau oder an den Mann zu bringen.

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Trieb: Mein Gott ist weiblich

Hardcorer verknallt

Trieb – Deutscher Hardcore der besseren Sorte. Sind Hardcore-Rocker verknallt, verlieren Sie meist die Härte. Auch im vorliegenden Fall sind die Verzerrer ausgeschaltet und die Anzahl der Overdubs wurde reduziert. Das Ergebnis ist ordentlich, hätte man den Jungs nicht zugetraut. Auch textlich nicht nicht platt. Die Titelzeile singt er so überzeugend: der ist wirklich verknallt.

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Pixies: Death to the Pixies

Ein Abgesang auf eine große Band, deren Einfluß auf die Rockmusik der späten Achtziger und der frühen Neunziger wahrscheinlich immer noch unterschätzt wird. Eventuell ist diese Doppel-CD ja auch nicht das letzte, was wir von der Band aus Boston, oder besser gesagt, aus den Archiven der Band noch hören werden. „Death to the Pixies“ enthält bekanntes Studiomaterial und neu veröffentlichte Live-Aufnahmen der Band um Black Francis (bzw. Frank Black). Für den Fan hat die Compilation mit ausgewählten Songs der Jahre ’87 bis ’91 keinen großen Wert, da er die regulären Alben wahrscheinlich alle besitzt.

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Michael Palin: Hemingways Stuhl

Das Ambiente kommt mit Rosamunde-Pilcher-Charme daher – Meer, Möwen und Moor. Im Morast der Langeweile sumpft auch Martin, der Anti-Held. Er ist sechsunddreißig und lebt bei seiner Mutter. Ein Durchschnittstyp mit einem Durchschnittsgesicht und einem Durchschnittscharakter. Von Beruf Postbeamter in der südostenglischen Kleinstadt Theston. Leidenschaft lodert bei ihm nur dort, wo es sich um Papa Hem dreht, seinen Abgott und Ersatzvater. Sproale ist durch und durch Hemingway-Aficionado. Sein Jugendzimmer enthält ein Sammelsurium von Reliquien. Und nur dort, miteinem vollen Glas Grappa vor seiner Reiseschreibmaschine, einer CoronaNr.3, erwacht er für Momente zum Leben.

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Charles d‘ Ambrosio – Ihr wirklicher Name

Bei einem guten Buch wie diesem kommt man nie ganz dahinter, warum es so gut ist. Phrasen von der „unverwechselbaren Stimme des großen Erzählers“, wie sie der Klappentext bemüht, helfen da nicht weiter. Über den Autor erfahren wir nur, daß er 1960 geboren ist – ganz so neu ist die Stimme also auch nicht mehr – und in Seattle lebt. Im Nordwesten der USA spielen auch die sechs Stories, die unter dem Titel ‚Ihr wirklicher Name‘ bei btb erschienen sind.

Erzählt wird von Menschen zwischen Meer und Schnee, die unter der sogenannten ‚Schwere des Seins‘ leiden, zugleich aber „spüren, wie die Ewigkeit auf einen herabblickt“. Die große Welt ist immer da, im Hintergrund. Vor Augen die kleinen Dinge des tätlichen Lebens, ein Weingummi, eine gebackene Kartoffel, die – so glasklar wie d’Ambrosio betrachtet – eine neue Dimension gewinnen. Alles eine Frage der Perspektive und d’Ambrosio entdeckt aus seiner Persprektive im Unbedeutenden etwas, das eine neue Leichtigkeit mit sich bringt.

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