Die Gitarre von Tom Liwa muß sehr tapfer sein. Nie, einfach nie kann sie mit der Stimme ihres Herrn konkurrieren. In Liwas Gesang liegt einfach mehr Musik als in all den wunderbaren, swingenden Holz-Arrangements auf „Evolution Blues“ zusammen. Diese leise, samtige Stimme singt die ganze Band an die Wand.
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Blumfeld: Testament der Angst
Das ist Demokratie, langweilig wird sie nie.
Man kann ja über Blumfeld sagen, was man will, eines ist sicher unbestritten: Langweilig wird’s nicht mit der Band um Jochen Distelmeyer. Waren beispielsweise Tocotronic bei ihrem Debüt angetreten, zehnmal dieselbe Platte aufzunehmen (was sie bei aller strukturellen Ähnlichkeit der Scheiben aber doch nicht taten; auch die werden schließlich älter und entwickeln sich oder haben einfach mehr Geld für längere Studiozeit und komische Soundeffekte), scheint zu Blumfeld die garantierte Veränderung zu gehören.
WeiterlesenDie Aeronauten – Bohème pas de problème
Sind das kleine Gamaschen, da an den Füßen der Aeronauten? Weiter oben ein Gehrock und ein Stöckchen? Ja doch. Geschmeidige Dandys sind sie geworden, mit elastischen Beinen und purem Sex im Blut.
WeiterlesenAm Telefon: Nils Koppruch (Fink)
Fink-Interviews sind was Schönes. Kurzweilig, ergiebig und entspannt. Sie haben nur einen Nachteil: der Journalist trägt die Telefon-Gebühren. Und die laufen bei Freiberuflern auf der Privatrechnung auf. Immer heißt es „Du wirst von der Plattenfirma angerufen“, immer sieht die Praxis so aus: „Kannst Du zurückrufen? Wir sind grad unterwegs“ resp. „Ich bin noch zu Hause, das wird sonst zu teuer“. Für mich auch. Aber was tut man nicht alles als guter Fink-Fan…
WeiterlesenRingsgwandl – Gache Wurzn
Ringsgwandl? Der telegene Kauz mit dem Sprachfehler? Quatsch. Chuck Berrys „C´est la vie“ als eingedeutschter Opener stellt klar: That´s Rock´n´Roll. Und das Kauderwelsch ist Bayerisch. Komma nix moachn. Warum auch? Wertkonservativ und rustikal, wie man´s in Bayern nunmal mag, pflegt man dort auch den akustischen Schrammelrock alter Schule. Und zwar so beseelt, wie vielleicht nichtmal in Hamburg, London, Tennessee.
WeiterlesenIch kann nicht gut spielen, aber es klingt toll
Bernd Begemann im Hinternet-Interview
Hinter-Net!: Du wirst oft als „elektrischer Liedermacher“ bezeichnet? Trifft es das?
Begemann: Ich bin eher ein Solo-Pop-Künstler. Liedermacher sind Leute, die auf einer Wandergitarre spielen und gegen Atomkraft sind. Nun ist Atomkraft zwar nicht so toll, aber ich würde nicht die kostbare Zeit meiner Zuhörer damit verschwenden.
Hinter-Net!: Aber zu Deinen Vorbildern zählt Ulrich Roski.
Begemann: Ja, ich hab mit neun die ersten Lieder geschrieben, und die waren unheimlich Roski-beeinflusst.
WeiterlesenPaula: Als es passierte
Vor circa sechs Jahren knallte ein Sommerhit in das Leben der Allermeisten, der so lässig groovte, dass es fast tödlich war. Das Ganze zu dezenter Western-Atmo und mit einer Frauenstimme, die eigentlich mehr redete denn sang, aber es war klasse, und es war Sheryl Crow. „Als es passierte“ atmet zumindest den Geist von „All I Wanna Do“. Derselbe Schlenz, derselbe Swing. Und ein ähnlich nonchalanter Gesang, wobei hier nun tatsächlich gesungen wird, noch dazu mit engelsgleicher Stimme.
WeiterlesenFink – Fließen lassen
Country oder nicht. Nach drei CDs sind Fink zur beliebtesten deutschen Band im Hinternet-Hauptquartier aufgestiegen. Höchste Zeit also für ein Interview mit Nils Koppruch und Co. Ein Gespräch über Polkas, Eselsgebisse und Küchenkonzerte.
WeiterlesenSchweisser: bitte warten
Die neue CD der fünf Bayern ist eine echte Überraschung. Dem düsteren Dumpf-Rock haben sie den Rücken gekehrt, um sich jetzt melodisch und pop-rockig zu präsentieren. Deutsche Texte ohne den Klang der „Hamburger Schule“ oder den abgehackten Grönemeyer/Westernhagen-Gesang zu vertonen schaffen bislang nur eine Handvoll Bands.
WeiterlesenFink – Mondscheiner
Mondscheiner heißt eigentlich moonshine und ist ins Deutsche übersetzt illegal gebrannter Whisky. Die amerikanische Regierung macht je gerade mächtig Front gegen das illegale Schnapsbrennen, hebt Lager aus, zerstört den Fusel und verhaftet die Schwarzbrenner. Einige dieser Fusel sollen gar lebensgefährlich sein. Fink sind das nicht. Trotz aller Melancholie und schwarzem Humor in ihren Texten ist ihnen die Freude am Leben geblieben. Auch der Weggang zweier Musiker konnte die nunmehr wieder zum Quartett angewachsene Gruppe nicht erschüttern geschweige denn in den Tod treiben. Wer ein richtiger Cowboy ist, der kennt doch keinen Schmerz. Da heißt es Augen-zu-und-durch und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Wäre auch blöd gewesen einfach die Flinte ins Korn zu werfen und den Sattel für alle Ewigkeit an den Nagel zu hängen. Ich hätte sie vermisst, die Musik von Fink.
1998 auf der Popkomm schleifte mich Kollege Keimel mit auf ihr Konzert und plötzlich ging mir ein Licht auf. Country ist verdammt cool und sexy. Hundertprozentig Country ist das nicht unbedingt, was uns mit „Mondscheiner“ in die Stube flattert. Auch Pop und Indie Rock erfüllen den Raum. Jedenfalls ist der Hang zur berittenen Musik unüberhörbar. Die dazugehörigen Texte sind teilweise sehr abstrakt und bizarr und immer wieder wunderschön und wunderbar zum Zuhören geeignet. Nils Koppruch hat nicht nur eine gute Stimme, er hat zudem Charisma und beneidenswerte lyrische und (mit seinen Kollegen) musikalische Ergüsse zutage gebracht.
Fink
Mondscheiner
(L’Age d’Or/Indigo)
Blumfeld: Old Nobody
Es könnte ganz gut passieren, daß sich Herr Distelmeyer mit seinem neuem Album „Old nobody“ von seiner alten Fangemeinde verlassen sieht. Er macht es ihr auch nicht gerade leicht. Hat er doch jetzt den Sound der Achtziger für sich entdeckt. Insbesondere der Sound von George Michael und von Prefab Sprout hat es ihm angetan. Dumm nur, daß sich der größte Teil seiner Hörerschaft von diesem Sound eher peinlich berührt fühlen dürfte und damit wohl auch kaum Verständnis für seine neu entdeckte Liebe zu cleanen Pop-Sounds aufbringen kann. Unverdient, wie ich meine. Denn Jochen Distelmeyer hat die seltene Gabe Emotionen in Worte zu fassen und damit auch dem Zuhörer verständlich zu machen. Er hat wohl auch die Frau seines Lebens getroffen, zumindest hat er sich die letzten beiden Jahre ausführlich mit der Thematik beschäftigt.
WeiterlesenInterview: Aeronauten
Intelligente Soulband?
Als letztlich die Aeronauten, eine erklärte Lieblingsband von Hinter-Net! und Hinternet-Radio, in unserer Hometown aufspielten und sich trotzdem kein Mitarbeiter fand, der die Band interviewen wollte, zwangsverpflichtete die Chefredaktion kurzerhand die Jungs der Vorband Clipper (eine der saarländischen Hoffnungen), das Gespräch mit den Aeronauten (hier vertreten durch Frontmann Olifr M. Guz und Bassist Hipp Mathis) zu suchen. Hier das Ergebnis:
WeiterlesenBeginner: Bambule
Die Hamburger Beginner dümpelten bislang im deutschen Underground und haben heuer die Chance, mit einem Major-Deal in der Tasche und einem überzeugenden Album in der Hinterhand, das HipHop-Feld von hinten aufzurollen. Wollten sie früher so viel wie möglich experimentieren, heißt das diesjährige Motto „weniger ist mehr“. Insofern wurden die Tracks auf das Grundgerüst Samples-Beats-Rap reduziert und mit sehr flüssigen, groovigen Ergüssen versehen (dank der beiden sahnigen MCs Eißfeldt und Denyo übrigens), die sich schon beim ersten Hören ins Ohr bohren. Ohrwürmer produzieren die Beginner anscheinend am Fließband, denn bereits beim zweiten Hördurchgang überzeugen die Tracks durch hohen Wiedererkennungswert.
WeiterlesenInterview: Beginner
Musikalisch paaren
1992 fand sich auf der deutschen Compilation „Kill The Nation With A Groove“ der Song „K.E.I.N.E.“, die erste Veröffentlichung aus dem Hause Absolute Beginner. Ein Jahr später stand die EP „Gotting“ in den Läden, der Monate darauf die Single „III Stylez“ folgte. Zwei Jahre gingen (wegen einiger Nebenaktivitäten) ins gelobte Land bis „Flashnizm (Stylopath)“, das Debüt, im Kasten war. Das Warten hatte sich gelohnt; das Album wurde mit Lob überschüttet. Mit dem Erfolg kam der Major auf den Plan.
Schnitt! Die Zeitrechnung zählt 1998. Es hat sich was getan. Der neueste Stand der Dinge: „Bambule“ heißt auf hochdeutsch „Krach“. Mit Krach hat das zweite Album der Hamburger HipHop-Crew Beginner jedoch absolut nichts gemein. Und absolut sind die Beginner auch nicht mehr, da Martin, der dritte MC im Bunde, zuletzt das Handtuch warf. Das Adjektiv wurde in Folge gedroppt.
Clipper: Schön gedacht (Demo-MC)
Sechs Titel von der jungen Band aus dem Saarland. Gut produziert und schön verpackt. Songs der etwas anderen Art mit deutschen Texten von bisher unerreichter Qualität, zumindest das Saarland betreffend. Gut , ich hör‘ euch schon „Hamburger Schule“ rufen und seh‘ euch schon gähnen, aber obwohl „Hamburger Schule“ und „Pullunder Rock“ Begriffe sind, auf die sich Clipper in ihrem Info auch direkt beziehen, werden diese abgedroschenen Schlagwörter der Band nicht gerecht.
WeiterlesenFink – Loch in der Welt
Nach dem letztjährigen Debüt- Album „Vogelbeobachtungen im Winter“, das schon überall gehypt wurde, legen FINK aus Hamburg, mit „Loch in der Welt“ jetzt noch Einen nach, wenn nicht sogar noch Einen drauf.
FINK sind die legitime, deutsche Antwort auf „16 Horsepower“. Für die Unwissenden unter euch: Bei beiden Bands dient amerikanische Country- Musik als Basis für das Songwriting, das aber auch Rockeinflüße mit einbezieht.
Wurde der amerikanische Country auf dem ersten Album noch fast 1:1 übernommen, gelingt es FINK auf dem neuen Album, die bilderreiche Sprache desselben in eine eigene Sprache umzuwandeln. Und die ist nun einmal „Deutsch“. Aber es funktioniert trotzdem. FINK erzählen in ihren Songs Geschichten von entwaffnender Einfachheit und ergreifender Schönheit. Sänger Nils Koppruch balanciert mit seinem Gesang und seinen Texten konsequent auf dem schmalen Grat zwischen Wolf Maahn und Element of Crime, zwischen Garth Brooks und Merle Haggard oder einfach zwischen Dummheit oder Genialität. Und während er so die Mitte hält, setzt er immer wieder zu Höhenflügen an, um im nächsten Moment wieder volle Bodenhaftung zu haben. Und genau dadurch erhalten die Songs eine Spannung des Banalen und Privaten.
Dank FINK wird einem klar, daß das echte Action-Kino im Alltäglichen liegt und, daß der echte Horror gleich um die nächste Straßenecke geschlendert kommt. Das fängt dann gleich morgens um sechs mit dem Aufstehen an und endet, wenn überhaupt, mit dem letzten Drink auf Pump an der Theke der „netten“ Banhofskneipe. Diese Platte solltet ihr eigentlich immer hören. Zumindest aber solange, bis die Kühe nach Hause kommen.
Fink
Loch in der Welt
(iXiXeS-records/Indigo)
Diverse: Willkommen zuhause
Auf die Inneren Werte kommt es nicht nur im wahren Leben an, sondern auch in der Musik… Wer würde schon von einer Band wie PUR, die gigantische Verkaufszahlen vorweisen kann, auf die gesamte deutsche Musikszene Rückschlüsse ziehen? Zugegeben, die Versuchung ist groß, vor allem nach einem kurzen Abstecher in die Welt des Dudelfunks und der Plattenabteilungen der Kaufhäuser… Wieder nichts gefunden? Abhilfe schafft der Sampler „Willkommen zuhause“.
WeiterlesenDie Aeronauten – jetzt musik
Sind Die Aeronauten Hamburger Schüler? No, Schweizer kann man nicht so einfach in Norddeutschland vereinnahmen. Inzwischen sollte darauf verzichtet werden, deutschsprachige Rockmusik mit Alltagstexten die Erinnerungen auslösen nur nach Hamburg einzuordnen. Vielleicht hatten die Norddeutschen zuerst den kommerziellen Erfolg. Jungs wie Die Aeronauten sind aber schon länger im Geschäft und Lado hat kaum abgefärbt. Im Gegenteil. Die Aeronauten sind sich und ihrere Musik treu geblieben. Passend daß die Texte sich mit dem Alter der Texter entwickeln, während die Tocos immer noch über die Abi-Zeit singen.
WeiterlesenRoh – Ich möchte nicht mehr mit der Kelly Family verwechselt werden
„Ich möchte nicht mehr mit der Kelly Family verwechselt werden“ singen die Jungs von Roh. Warum eigentlich nicht? Ich meine: Besser doof und erfolgreich als doof und erfolglos.
Das Titelstück dieser 3-Take-Single klingt für mich wie ein billiger Abklatsch von Tocotronic. Vielleicht sollten Roh beim nächsten Versuch doch lieber die Kellys imitieren. Oder besser gleich ’ne Banklehre machen und was Anständiges lernen.
Andy & Die Anitas – Banditen der Liebe
Laut Plattenfirma finden wir Andy & Die Anitas in der Schublade (Achtung!) „House-Schlager“. „House“ ist also, wenn es losgeht wie bei ‚Don’t You Want Me‘ von Felix, um dann doch rüberzuwechseln zur Flamencogitarre von Jam+Spoon. Und „Schlager“ ist, wenn es um „brodelnde Hormone“ geht, natürlich alles sooo witzich. Kaum zu glauben, daß diese Band einen wunderschönen Autobahnsong auf ihrer LP hat, nämlich ‚Mit Elvis Im Regen‘. Das ist aber schon alles, was von denen überhaupt hörbar ist.
Andy & Die Anitas
Banditen der Liebe
Spin/ EMI