Favez – Bigger Mountains, Higher Flags

Vakante Posten in einer Rockband mit gleich zwei Tastenspielern zu besetzen ist mit Sicherheit eine interessante Variante. In diesem Fall führt sie dazu, dass Favez zwar weniger gitarrenlastig sind, aber fantastische Songs geschrieben haben. Die Schweizer bewahren ihre Trademarks, schaffen aber mit „Bigger Mountains, Higher Flags“ den Schritt zur Adoleszenz, der kurioserweise im Springsteen-Gestus mündet und mehr als einmal an US-Stadien denken lässt.

Aber egal, ob großartige Hymnen wie der imposante Opener „The Highways Are Deserted“ oder die düstere Ballade „The Goodbye Song“ — Favez haben wieder Druck auf den Reifen und machen Hoffnung, dass die Gentlemen diese Maschine noch einige Male anwerfen.

Link: www.favez.com

Stephan Pörtner – Köbi Santiago

Pörtner, Stephan: Köbi Santiago:

Ja, der Köbi. Mit der Schweiz hat er abgeschlossen, in Spanien, in Santiago de Compostela, lebt es sich behaglicher. Geld steht ihm – woher eigentlich? – reichlich zur Verfügung und die Vergangenheit liegt weit hinter den sieben Bergen. Da passiert es. Köbi trifft einen Freund aus alten, stürmischeren Tagen in den Achtzigern, als „Züri brennt“ wörtlich zu nehmen war. Aber der Freund ist doch seit Jahren tot, oder? Ermordet…

Der Einstieg in Stephan Pörtners Roman ist klassisch. Ein Totgeglaubter lebt, er will seine Tochter in der Schweiz besuchen, die Tochter ahnt nichts von ihrem Glück, Köbi soll vermitteln. Dann ist der Wiederauferstandene zum zweiten Mal tot, diesmal endgültig, und Köbi, der in einem früheren Leben als Privatdetektiv gearbeitet hat, macht sich auf die Suche nach Täter und Tathintergründen.

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Favez: Old And Strong In The Modern Times

Darf man einer großartigen Band empfehlen, sich aufzulösen? Nein! Aber wenn Favez sich mit diesem Gedanken tragen, sollten sie es jetzt tun.Ihr fünftes Werk „Old And Strong In The Modern Times“ ist die Essenz aus allen bisherigen Alben. Ungestüm wie „(From Lausanne, Switzerland)„, aber gleichzeitig mit ‚Hits‘ gesegnet wie „Gentlemen, Start Your Engines“ und „Bellefontaine Avenue“. Neben dem auffallend gelungenen Songwriting wächst hauptsächlich Drummer Fabrice über sich hinaus. Im treibenden Opener „Looking For Action“ schiebt er Chris Wicky ein furioses Schlagzeuggeboller unter die Stimme, gegen das Wicky mit dem ihm eigenen Enthusiasmus ansingt. Mindestens unentschieden! Aus Fan- oder Musikersicht kann man nur eine Plattitüde verwenden: „Die Band platzt vor Spielfreude“.

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Die Aeronauten – Zu gut für diese Welt (Best of)

Vor so ca. einem Jahrzehnt sah ich die Aeronauten als Vorband von Tocotronic und fand sie gar nicht so toll. Das tut mir inzwischen furchtbar leid, denn die Aeronauten sind ein bemerkenswerter Haufen! Die Schweizer touren und produzieren scheinbar rund um die Uhr, spielen eine schmissige Mixtur aus poppigem Garagenrock und Soul und sind (neben schwachen Momenten, aber wer hat die nicht?) immer wieder witzig, traurig und weise.

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Favez: Bellefontaine Avenue

Die fleißigen Schweizer haben auf ihrem vierten Album die Zügel selbst in die Hand genommen und „Bellefontaine Avenue“ komplett in Eigenregie eingespielt und produziert. Zierte das zweite und dritte Werk noch der große Name von John Agnello, kann man das Fazit ziehen, dass die Sympathen aus Lausanne dem Herrn fleißig auf die Finger geschaut haben. Das Album klingt frisch und unverbraucht und pendelt auf angenehme Weise zwischen jugendlichem Heißsporn und Erfahrung.

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GUZ: Geheime Weltregierung

GUZ – das stand früher mal für einfache, kluge und äußerst originelle Popmusik. Low-Fi-Pop, eher schräg als schmeichelnd. Aber trotzdem eingängig, ja fast naiv. Das ganze als eine Art bilaterale Beziehung zwischen Hamburg und der Schweiz. Besser gesagt: Schaffhausen, wo GUZ alias Olifr Maurmann herkam. Irgendwie war er mit seiner Band Aeronauten in die „Hamburger Schule“ hineingeraten, wo sie die irrsten Späße von allen trieben. Mit Texten, die so antiintellektuell waren, wie es nur ging. Und mit viel Understatement vorgetragen wurden.

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Favez: (from Lausanne, Switzerland)

Warum Favez mit dem Titel des Albums unbedingt auf ihren Herkunftsort hinweisen wollen, bleibt zunächst schleierhaft. Bei genauerer Überlegung könnte es mit dem vielen Touren zusammenhängen. Zwei Jahre waren Favez auf europäischen und amerikanischen Bühnen unterwegs, und jeden Abend sagte sie bestimmt so etwas wie: „Hi, we are Favez from Lausanne, Switzerland.“ Man definiert sich als Musiker zwangsläufig über seine Heimat.

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Favez: Gentlemen start your engines

„Hier ist es schön ruhig. Die Schweiz eben. Kriegt man da nicht Lust, ein bißchen Krach zu machen?“ Favez über Favez. Momentan ein Gitarren-Quartett mit offenbar erheblichem Drummer-Verschleiß. Guter, alter Rock mit weiten Melodie-Bögen, Harmoniegesang und schrammeliger Pop-Attitüde. Straight und schnörkellos. Mit Hang zum Melancholischen, viel, viel Drive und trotzdem sehr leichtfüßig. Kaum zu glauben, dass diese Band ein rein akustisches Debütalbum („A sad ride on the line again“) vorgelegt hat.

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Schweizer Kolumne (2)

Wenn die Leute im Konzert klatschen

Musikproduzent Ry Cooder, Wiederentdecker der kubanischen Altstars vom „Buena Vista Social Club“ hat es schon selbst gesagt: Die Musik der „Supergrossväter“ von der Zuckerinsel locke vor allem die weisse Mittelklasse an, die Jugend in den lateinamerikanischen Ländern könne damit nicht viel anfangen. Cooder störte das ein bisschen, und er hoffte, mit dem Nachfolge-Album von Ibrahim Ferrer ein grösseres und gemischteres Publikum zu finden. Der „Social Club“ ist seit drei Jahren Lieblingstonspur für unzählige Bar-Abende, am liebsten unter freiem Himmel, und der Schmelz in der Stimme des fünfundsiebzigjährigen Ibrahim Ferrer ist kaum zu überbieten. Ihre Songs beschwören wie der Rauch einer feinen Zigarre Bilder herauf aus alten Filmen, in denen die Welt noch einigermassen in Ordnung, das heisst romantisch und leidenschaftlich war.

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Schweizer Kolumne (1)

Ein Text zur Aufbewahrung in der Toilette

Typische KloleserlektüreIm Gespräch mit einer Bekannten aus dem virtuellen Raum ergab sich das Thema der Toilettenlektüre und was man als Gast daraus erlesen kann. Es ist ja so, dass die Sitte, auf dem stillen Örtchen der Lektüre zu frönen, recht verbreitet ist. Jüngere Kloleser stapeln gerne Stadtmagazine und andere junge Erzeugnisse der gedruckten Presse neben der Schüssel, die die Erleichterung bedeutet. Das „Soda“, das „forecast“, leicht erotische Comics von Milo Manara und so weiter. Die Betreiber solcher Toiletten legen wert darauf, dass der Gast weiss: „Hier wird im offiziellen Wohnbereich richtiger Lektüre nachgegangen. Du, Gast, befindest dich in gebildetem, gemässigt trendigem Umfeld. Wir möchten aber, dass du dich auch wohl fühlst, wenn wir gerade nicht für dich sorgen können.“

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Interview: Aeronauten

Intelligente Soulband?

Als letztlich die Aeronauten, eine erklärte Lieblingsband von Hinter-Net! und Hinternet-Radio, in unserer Hometown aufspielten und sich trotzdem kein Mitarbeiter fand, der die Band interviewen wollte, zwangsverpflichtete die Chefredaktion kurzerhand die Jungs der Vorband Clipper (eine der saarländischen Hoffnungen), das Gespräch mit den Aeronauten (hier vertreten durch Frontmann Olifr M. Guz und Bassist Hipp Mathis) zu suchen. Hier das Ergebnis:

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Die Aeronauten – Honolulu

Wenn die Aeronauten ins Studio geh´n, schütteln alle Bandmitglieder wahrscheinlich nur mal kurz die Ärmel, und das war´s. Richtiger Low-Fi-Sound muß eben klingen wie ein Schuß aus der Hüfte. Jedenfalls wirken Aeronauten-Werke immer, als wären sie grad im Vorbeigehen eingespielt. Aber das ist mit Sicherheit nicht der Fall, denn aus zahlreichen Interviews mit Eiskunstläufern und Zirkusclowns weiß man ja, daß gerade „die einfachen Sachen“ die schwersten sind!

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Die Aeronauten – Schuldigung

Neben den beiden Hits „Schuldigung“ und „Countrymusik“ vom 97er Album „Jetzt Musik“ sind 4 weitere Tracks (2 aus dem 95er Album „Gegen Alles“, einer aus der Maxi-CD „Bettina“, einer aus dem Album „1:72“) auf der Maxi. Man erhält hier also einen günstigen Einblick in das Schaffen der Band. Schön sind vor allem die Bläser bei den beiden Hits und früher oder später fängt man sowieso an sich für Countrymusik zu interessieren! (6-Track-Maxi, Laufzeit 19:40)

Die Aeronauten – jetzt musik

Sind Die Aeronauten Hamburger Schüler? No, Schweizer kann man nicht so einfach in Norddeutschland vereinnahmen. Inzwischen sollte darauf verzichtet werden, deutschsprachige Rockmusik mit Alltagstexten die Erinnerungen auslösen nur nach Hamburg einzuordnen. Vielleicht hatten die Norddeutschen zuerst den kommerziellen Erfolg. Jungs wie Die Aeronauten sind aber schon länger im Geschäft und Lado hat kaum abgefärbt. Im Gegenteil. Die Aeronauten sind sich und ihrere Musik treu geblieben. Passend daß die Texte sich mit dem Alter der Texter entwickeln, während die Tocos immer noch über die Abi-Zeit singen.

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