In & Out

Der Nominierte für den Oscar in der Kategorie „Bester männlicher Hauptdarsteller“ ist Cameron Drake (Matt Dillon). Gebannt verfolgt seine gesamte Heimatstadt Greenleaf die Verleihung vor dem Fernseher. Unter ihnen befindet sich auch Howard Brackett alias Kevin Kline, der ehemalige Lehrer Camerons. Tatsächlich bekommt der Newcomer die begehrte Trophäe und spricht in seiner Rede auch Mr. Brackett seinen Dank aus. Allerdings sorgen seine Worte für einen wahren Sturm im kleinen Greenleaf, denn Cameron behauptet vor laufender Kamera, seine Inspiration für die soeben ausgezeichnete Leistung sei sein ehemaliger Lehrer Brackett – und der sei schwul.

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Cop Land

Ray Donlan (Harvey Keitel) und einige seiner Kollegen vom New Yorker Police-Squad haben es sich kurz vor den Toren des Big Apples in der Kleinstadt Garrison gemütlich gemacht. Damit die Cops nach der Arbeit ihren Geschäften mit der Mafia in Ruhe nachgehen können, haben sie den einseitig tauben und lammfrommen Freddy Heflin (Sylvester Stallone) als Sheriff engagiert, der noch nicht einmal ahnt, wie die von ihm bewunderten Kollegen ihre schmucken Häuschen im Ort finanziert haben.

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Live: Sisters of Mercy

Prag, 17.01.1998

Eine Insel im ewigen Eis
Auf dem Musikplaneten gibt es neben den Kontinenten auch kleine Inseln, die wenig erforscht sind. So auch die Insel, die Andrew Eldritch, Sänger der englischen Gothic-Rock-Band „Sisters of Mercy“, bewohnt.
Die Insel ist von Nebelschwaden verhüllt, liegt im ewigen Eis, ist voll von der Hoffnungslosigkeit der langen polaren Nächte. Auf ihr ist kein Platz für Liebe und Lachen. Eldritch vegetiert dort, schemenhaft seine Kontouren, gerade noch sichtbar in einer der Dimensionen, die das menschliche Auge sehen kann.

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Der Verlierer in uns allen

Eine Abhandlung über das Phänomen Dilbert

Dilbert bei der Arbeit

Dilbert ist ein moderner Held. Ein Mann mit edlen Qualitäten, der im Kampf gegen das Übel dieser Welt das wertvollste Gut eines Menschen aufs Spiel setzt: seine Karriere. Unermüdlich kämpft er tagtäglich gegen fiese Kollegen, unfähige Vorgesetzte und den inneren Schweinehund. Das er den ungleichen Kampf langfristig verliert, kann ihn nicht abschrecken. Der untersetzte Ingenieur mit dem weißen Kurzarm-Hemd, der widerspenstigen gestreiften Krawatte und den stilsicheren weißen Socken ist in den USA längst zu einer Kultfigur geworden. Der Versager, der regelmäßig feststellen muß, daß Intelligenz nur sehr wenig praktische Verwendung findet, hat in der Realität einen Erfolg, von dem der Comic-Held in seiner zweidimensionalen Welt nur träumen kann: Er wurde vom US-amerikanischen Time Magazine zu einem der 25 einflußreichsten Amerikaner gekürt.

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Der König von St. Pauli

Da will sich Dr. Zapp mal einen fernsehfreien Abend mit gepflegten Telefongesprächen unter Hinter-Net! Kollegen gönnen und dann so etwas: Wohin man auch ruft, überall das gleiche Echo: „Da läuft gerade ‚Der Dingsda von St. Pauli‘. Vielleicht können wir ja später…“ Nach dem dritten Anruf gibt man seufzend auf, greift wieder zur Fernbedienung und beteiligt sich am Sat.1-Quotenhoch.

Jetzt – nach sechs Folgen und ungezählten Werbeunterbrechungen hat „der neue Wedel“ ein Ende. „Und?„, höre ich die Redaktion schon rufen, „Was ist Dein Fazit?„.

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Live: Brenda Kahn

München, Café der Muffathalle, 20.01.1998

Einfach zauberhaft
„Damn your good intentions“ – Ein Zitat aus einem Song von Brenda Kahn. Die Folksängerin aus New York weiß, was sie will. Ein Plattenvertrag mit einer Major-Firma stiftete Chaos, also zog die junge Sängerin erstmal durch die Staaten und tourte ausgiebig. Dabei entstanden eine Handvoll Songs, festgehalten auf der aktuellen CD „Outside the Beauty Salon“. Im Rahmen einer kleinen Tour durch Europa trat Brenda Kahn im Café der Münchner Muffathalle auf.

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Leonard Nimoy, William Shatner: Spaced Out

Nach dem erfolgreichen Start der STAR TREK-Serie 1966 fand man in den DELISU-Studios, die Akteure könnten sich auch mal im Singen hervortun. 1967 erschien dann die erste LP von Leonard Nimoy: „Leonard Nimoy presents Mr.Spock’s Music from Outer Space“. Produziert wurde sie natürlich von STAR TREK-Erfinder Gene Roddenberry. William Shatners Debut „The Transformed Man“ erschien 1968 bei Decca und enthält eine Mischung aus Songs und dramatischem Sprechgesang.

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10 Insel-Platten von Ralf Boeck

Eigentlich ein Klacks, die Frage. Wenn man, wie ich, an der Schwelle vom UFU (unner fuffzich) zum UHU (unner hunnert) steht, sollte einem die Beschränkung aufs Wesentliche nicht schwerfallen. Außerdem kennt man sein eigenes Stimmungsspektrum so weit, dass es sich mit 10 Platten einigermassen vollständig abdecken lässt (was auch heisst, dass die folgende Liste keine Rangliste ist).

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Mark Eitzel: Caught in a trap and I can’t back out ‚cause I love you too much, baby

Caught in a Trap.. - Eitzel,Mark: Amazon.de: Musik-CDs & Vinyl

Bereits bevor sein letztes Album „West“ erschien, hatte Mark Eitzel seine nun veröffentlichte neue CD mit dem schönen, aber langen Namen schon eingespielt. Im Interview, das er Hinter-Net! im letzten Jahr gab, erzählte er davon. Warum „West“ zuerst veröffentlicht wurde, erzählte er uns nicht. Es ist nur eine Mutmaßung, aber vielleicht sollte die Zusammenarbeit mit R.E.M.-Gitarrist Peter Buck auf „West“ dem eigenwilligen Künstler den Weg zum breiteren Publikum ebnen und wurde deshalb zeitlich vorgezogen. Vermutungen über die Beweggründe des Songwriters aus San Francisco, ausgerechnet mit dem „Vielspieler“ und musikalischen Mastermind der sanften Rocker aus Athens/Georgia eine Platte aufzunehmen, gab es ja viele.

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10 Insel-Platten von Monika Grünwald

  1. Hubert von Goisern & die Alpinkatzen: Wia die Zeit vergeht…

Niemand hat diesen Schmelz. Auf jeden Fall niemand, den ich kenne. Und soviel Chemie wie Hubert von Goisern und Sabine Kapfinger, wenn sie sich zusammen austoben. Und niemand macht mich so traurig im Herzen, wenn ich unterwegs bin und „Weit, weit weg“ hoere. Dann bin ich wirklich weit, weit weg.

  1. Rush: A Show of Hands

Science Fiction und Gute Laune pur. Ueberdimensional. Galaktisch. Vermutlich auch auf keiner der bekannten Inseln als Flaschenpost zu finden.

  1. Miles Davis: Tutu

Diese Platte ist einfach ein Klassiker, und in jeder Stimmung und zu jeder Uhrzeit bestens zu ertragen. Melancholisch, aufbauend, fetzig, eben wie das Leben auf der Insel. Glaube ich.

  1. Quincy Jones: Back on the Block

Das ist der Meister. Ausserdem bietet mir diese Platte einen Querschnitt durch viele Jahre Quincy Jones UND andere Kuenstler, von New York bis Regenwald. Und sie macht immer froh. (Mich jedenfalls). Und wenn Barry White die erotische Stimme auspackt, und „Secret Garden“ singt, dann frage ich mich, wo Freitag so lange bleibt…

  1. The Waterboys: The Whole of the Moon

Es gibt so Platten, die hoert man irgendwann, so mit sechzehn oder achtzehn, und sie bleiben im Ohr kleben. Weil das Taschengeld dann nicht reicht, laesst man sie von irgend jemand auf eine Cassette ziehen, die dann den Weg alles Irdischen geht. Es folgt die naechste Cassette. Dann die LP selbst. Dann die CD. Und dann ist es immer noch die Platte, die man auflegt, wenn alles andere zuviel ist, oder die Entscheidung mal wieder rasend schwerfaellt.

  1. Gabriel Fauré: Requiem

Fuer die traurigen Momente auf der Insel ein Requiem, das enorm viel Kraft hat, die Trauer aus den Angeln zu heben und Besserung zu versprechen. Schon die ersten zwei Stuecke, vor allem das „Requiem Aeterna“, treffen das Herz mit voller Wucht.

  1. Crosby, Stills & Nash: Daylight Again

Noch so ein Klassiker. Viele gute Musiker und viele schoene Lieder, die stimmungsunabhaengig gut bleiben. Fuer den Abend am Strand, oder in der Strandbar, falls vorhanden. „Southern Cross“ passt dann richtig gut zum Cocktail.

  1. Yngwie Malmsteen: Eclipse

Mindestens eine gute Hard&Heavy-Scheibe muss immer mit. Die hier ist besonders gelungen: harte, schnelle Riffs, eine kristallklare Stimme des Saengers, von dem nie einer weiss, wie der jetzt heisst, ein Schlagzeuger, der wahrscheinlich abhebt, wenn man ihn laesst, und alle zusammen hoeren sich an, als seien sie in furchtbarer Eile gewesen, als das Album aufgenommen wurde. Jeder treibt jeden, aber immer ganz praezise…

  1. Massive Attack: Protection

Die Kultplatte ueberhaupt. Samtweich, immer gut und viel mehr als originell oder einfach einfallsreich. Mehr schoene Musik braucht kein Mensch.

  1. Joe Satriani: Live

Noch Fragen? Wenn die Sonne langsam untergeht, das Dach wieder gerade auf der selbstgebauten Huette sitzt und „Crying“ aus dem Lautsprecher schwebt, ist die Welt wieder in Ordnung und selbst ein Leben auf der Insel zu ertragen.