Metallica: Reload

Okay. Anderthalb Jahre hab ich sie verteidigt, hab sie unermüdlich in Schutz genommen gegen den Vorwurf, das alte Feuer sei erloschen. Und sind wir mal ehrlich: die Jungs sind alle über dreißig, da macht man keine Revolution mehr. Die Innovationen leisten Jüngere, außerdem – Metallica haben ihre Pflicht mehr als erfüllt mit fünf grandiosen Alben. Und was ist peinlicher als eine Band, die sich selbst kopiert?
Genau das ist jetzt passiert. Dabei hätte ich es wissen müssen: das Album heißt RE-Load, das Material stammt zum Teil aus den Load-Sessions, von denen ja bekannt ist, daß der Stoff für eine Doppel-CD gereicht hätte. Aber um nicht alles auf EINER Tour abfackeln zu müssen und dann vielleicht wieder ein halbes Jahrzehnt abzutauchen, wurde der Rest nun nach besagten anderthalb Jahren nachgeliefert.

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Interview: The Hellacopters

Ein kräftiger Tritt in den Arsch

Wenn über die schwedische Szene philosophiert wird, denke ich als ehemaliger Metaller natürlich gleich an die glorreichen Death Metal-Zeiten. Aber in den letzten Jahren hat sich im Land der Elche einiges getan (außer, daß dort ein Auto der A-Klasse nach dem anderen abschmiert). Alternative Rock, uriger Metal, Hardcore und auch rotzfrecher Punk’n’Roll haben sich in den Metropolen und Dörfern breitgemacht. Eine der derzeit besten Punk’n’Roll-Bands ist ohne jeden Zweifel die Truppe um den mittlerweile ehemaligen ENTOMBED-Schlagzeuger Nicke Andersson: THE HELLACOPTERS. Nach ihrem fulminanten Debüt „Supershitty To The Max!“ und einer Split-EP mit dem artverwandten Newcomer GLUECIFER liegt nunmehr mit „Payin‘ The Dues“ ein weiterer Geniestreich aus dem Hause HELLACOPTERS auf meinem Plattenteller. Grund genug bei Schlagzeuger Robert nachzuhaken.

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G. Love & Special Sauce – Yeah It´s That Easy

Der G-Punkt der Liebe und seine Specialsauce habe eine neue Platte gemacht und alles dreht sich um Philadelphia. So wird im Song I-76 ausführlichst über die Philadelphia 76ers berichtet. Angefangen von den Legenden Moses Malone und Julius Erving („Dr. J“) steht vor allem Charles Barkley („Sir Charles“) im Vordergrund („Charles Barkley dissed Larry Bird“). Auch die aktuellen Stars Allen Iverson (Rookie of the year 96/97) und Jerry Stackhouse finden Erwähnung. Das haben sie ja auch verdient, bedenkt man doch, daß die 76ers in der letzten Saison das sechstbeste Offense-Team der Liga waren (100,2 Punkte pro Spiel). Damit waren sie sogar besser als die Lakers! Mit der grottenschlechten Defense (106,7 Punkte pro Spiel) war das Erreichen der Playoffs natürlich unmöglich. Ob es in diesem Jahr besser wird, bleibt zu bezweifeln. Zwar wurden mit Jim Jackson von den Dallas Mavericks und Terry Cummings von den Seattle Supersonics zwei halbwegs ordentliche Leute verpflichtet, aber ob sie der Defense den nötigen Halt geben?

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Live: Chris Cacavas

Café der Muffathalle, 10. November 1997.

Keine Ahnung, welche Atmosphäre die ersten Konzerte von Neil Young prägten. Ich stelle es mir so vor: Ein verrauchter Club, eine improvisierte Bühne, drei bis vier Musiker, die ruhig und ohne jeglichen Glamour ihre Songs spielen. Songs von Liebe und Tod, schräg, erdig und unwiderstehlich.
Wenn Musikgeschichte sich wiederholt, dann beim Auftritt von Chris Cacavas, im Cáfe der Münchner Muffathalle, mehr als drei Jahrzehnte später: Denn genau diese Atmosphäre herrschte.

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Pizzicato 5 – Happy End of the World

Japanische Verwirrungstaktiken.

Da klingt ein Stück nach leichtfüssigem, französischem Chanson, heißt auch noch „Ma vie, lété de vie“, der Text ist aber auch für Frankophone gänzlich unverständlich – weil japanisch.
Da sind die Fotos im CD-Booklet, die Pizzicato 5 als Menschen mit altmodischem (Mode)Geschmack und zugleich einem Hang zu moderner Technik ausweisen.
Und da ist der Widerspruch des CD-Titels.

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N.O.H.A. – Noise Of Human Art

Dieses Album entführt einen in die Welt der lauten und leisen Klänge der (unbekannten) Spezies Mensch. Die hier in Töne gebannte facettenreiche Gefühlswelt der beiden Sänger, zieht einen in den Bann. Die Geschichten die hier erzählt werden sind von der Art, wie sie nur das wahre Leben schreiben kann. Denn N.O.H.A. besteht nicht aus Computern und Programmen, N.O.H.A. besteht aus vier Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Zusammengebracht und zusammengehalten durch Philip Noha, dem Gründer der Band, setzten ihre Gefühle und Visionen soviel Energie frei, daß sie die Welten von Drum’n’Bass, Trip Hop, Jazz und Klassik einfach miteinander verschmelzen.

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Attwenger – Song

Von meinen Lieblings-Ösis kenne ich von den bisher erschienen CDs Most (91), Pflug (92) und Luft (93) die erste und dritte. Das Debut versuchte erfolgreich einen Crossover (erinnert sich noch jemand?) zwischen Ösi-Folk und Punk; Luft führte die Herren Falkner und Binder in eine Hiphop – Rhythmik, auf deren Grundlage uns Falkner den Hendrix auf der Zieharmonika (und so manches andere) machte. Was mich jedoch ziemlich umgehauen hat, waren diese merkwürdig – abgespaceten Texte, die wie eine Mischung aus Abzählreim- und Alltagsrap wirkten – jedenfalls das, was der Nicht-Ösi davon verstehen konnte. Damit sind wir schon beim Thema: der Titel bedeutet auf Österreichisch „sagen“. Mit der englischen Bedeutung gibt das schon mal einen ziemlich fiesen Doppelsinn.

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Janet: The Velvet Rope

Daß sie aus einer groovy family kommt ist ja allgemein bekannt, doch die Wege, die sie jetzt geht, dürften für viele überraschend kommen. Produziert, gemischt und engineered wurde „The Velvet Rope“ in den Flyte Tyme Studios in Edina von Steve Hodge, Jimmy Jam, Terry Lewis und – natürlich – Janet selbst. Komponistenhilfe gewährten ihr Terry Lewis, James Harris III und René Elizondo. Das Ergebnis: 15 Stücke (plus hidden track), die mit verschiedenen Interludes vermischt werden, bilden ein in sich schlüssiges Album. Grooves beherrschen noch immer das Geschehen, doch ihre Texte sind eine Stufe weitergegangen, nicht mehr ganz so brav, nicht mehr ganz so sanft, aber nicht minder soulig. Stücke wie „‚Til It’s Gone (featuring Q-Tip and Joni Mitchell) hätte man ihr so gar nicht zugetraut.

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Fischmob: Tranqilo und Doors Of Passion

Der Wecker piepst, aber Fischmob bleiben liegen und schlafen lieber noch ein bißchen. Und die Wohnung wird auch nicht saubergemacht. Ok, morgens nicht aufstehen als subversiver Akt, das gab`s auch schon bei LUCILECTRIC, auch die Rave-Kultur warb auch schon mal mit einem ähnlichem Lebensentwurf (immer noch tanzen, wenn die arbeitende Bevölkerung grad Mittag macht). Aber das hier ist Spinnerkram der höheren Sorte. Hier werden Abenteuerland und Dreams Are My Reality gnadenlos hintereinander abgefeiert. Hier hat das Kribbeln im/am Bauch (Ungeziefer!) Platz neben dem Grauschleier, den die Fehlfarben seinerzeit nicht weggewaschen haben. Charming.

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Hole: My Body the Handgranade

Ja ja, sieht ganz so aus, als habe Frau Liebe erstmal wieder genug von der Schauspielerei, und wolle sich mal wieder dem Musikmachen zuwenden. Wer auf Handgranade jedoch einen neuen kreativen Outburst erwartet, wird ziemlich enttäuscht: das hier ist – bis auf ein paar Tracks – nichts neues; unter diesen allerdings die erste Aufnahme der Band, Turpentine, das mordsmäßig Gesäß tritt: Punkphase der Künstlerin, oder so. Damit aber hat es sich in puncto Interessantes.

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Sixteen Horsepower – Low Estate

„Hillybilly“ nannte man Anfang des Jahrhunderts in den USA einen Bewohner der Appalachen – und meinte damit wenig schmeichelhaft soviel wie „Hinterwäldler“. Der Begriff stammt übrigens noch aus den zwanziger Jahren, als Plattenfirmen anfingen, mit dem Etikett „Hillybilly“ für weiße amerikanische Volksmusik zu werben und sich so von der vermeintlich kommerzielleren Country & Western-Stilart abzusetzen.

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Pixies: Death to the Pixies

Ein Abgesang auf eine große Band, deren Einfluß auf die Rockmusik der späten Achtziger und der frühen Neunziger wahrscheinlich immer noch unterschätzt wird. Eventuell ist diese Doppel-CD ja auch nicht das letzte, was wir von der Band aus Boston, oder besser gesagt, aus den Archiven der Band noch hören werden. „Death to the Pixies“ enthält bekanntes Studiomaterial und neu veröffentlichte Live-Aufnahmen der Band um Black Francis (bzw. Frank Black). Für den Fan hat die Compilation mit ausgewählten Songs der Jahre ’87 bis ’91 keinen großen Wert, da er die regulären Alben wahrscheinlich alle besitzt.

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Trieb: Mein Gott ist weiblich

Hardcorer verknallt

Trieb – Deutscher Hardcore der besseren Sorte. Sind Hardcore-Rocker verknallt, verlieren Sie meist die Härte. Auch im vorliegenden Fall sind die Verzerrer ausgeschaltet und die Anzahl der Overdubs wurde reduziert. Das Ergebnis ist ordentlich, hätte man den Jungs nicht zugetraut. Auch textlich nicht nicht platt. Die Titelzeile singt er so überzeugend: der ist wirklich verknallt.

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Marketing oder die Kunst Platten zu verkaufen

Die Plattenindustrie stöhnt! Der Tonträgermarkt stagniert bzw. die Absatzzahlen gehen sogar zurück. Hier ist der Marketingmann (oder -frau) der Plattenfirma gefragt. Die haben sich in der letzten Zeit etwas einfallen lassen. Nicht umsonst war es gerade dieser blinde Tenor, der mit Henry Maske im Duett die Verkaufs- charts erstürmte. Der Mix zwischen Song, Sport, Fernsehübertragung und entsprechender Werbung hat hier wohl den Erfolg gebracht. Im folgenden will ich nun drei weitere Möglichkeiten darstellen, Platten (genauer Maxis) an die Frau oder an den Mann zu bringen.

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Untitled


Ja ja, sieht ganz so aus, als habe Frau Liebe erstmal wieder genug von der Schauspielerei, und wolle sich mal wieder dem Musikmachen zuwenden. Wer auf Handgranade jedoch einen neuen kreativen Outburst erwartet, wird ziemlich enttäuscht: das hier ist – bis auf ein paar Tracks – nichts neues; unter diesen allerdings die erste Aufnahme der Band, Turpentine, das mordsmäßig Gesäß tritt: Punkphase der Künstlerin, oder so. Damit aber hat es sich in puncto Interessantes.

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Mike Grier: Shaken not stirred

Dieser Mann ist Kanadier,. Was an sich ja nichts Ehrenrühriges ist. Er könnte aber genausogut Japaner sein. Wenn es um die Kunst des Imitierens geht legt Grier nämlich eine Kunstfertigkeit an den Tag, die ihresgleichen sucht. Vielleicht hat er aber auch nur ein Identitätsproblem.

Vor einem halben Jahr veröffentlichte er mit seiner Band THE HOOBLERS eine CD, die als gelungene NEIL YOUNG & CRAZY HORSE Kopie durchging. Auch seine erste – nach dem James Bond Motto betitelte – CD beginnt er wieder als Neil „Gott“ Young-Imitat. Nicht die heftig rockende Crazy Horse Phase auch wenn er zwischendurch gerne mal in die Seiten brettert.

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Guided By (female) Voices

Ein Telefoninterview mit Hindernissen

Vielbeschäftigter Hinternet-Mitarbeiter

Hinter-Net! Mitarbeiter sind vielbeschäftigte Menschen und die Redaktion mangels spendabler Sponsoren (haaallloo! hört uns jemand da draußen?!) arm wie eine Kirchenmaus. Das heißt u.a. grüner Tee (Iiigitt! die Red.) und Salzstangen statt Champagner und Kaviar bei den Redaktionssitzungen. Und natürlich keine Flugtickets zu Interviewterminen in München, Hamburg oder London. Wenn der zu interviewende Berg nicht zu uns kommt, bleibt als letzte Möglichkeit meist nur noch ein Telefoninterview

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