Planet ohne Erinnerung 1, Der zweite Mond

Es war einmal auf einem fernen Planeten, in einer fernen Galaxie. Dort blühte eine reiche Zivilisation, die alles hatten, von der Mikrowelle bis hin zu bezahltem Urlaub. Doch eines Tages – man und frau weiß ja: Hochmut kommt vor dem Fall – rebellierte das geschundene Volk der Zwerge gegen ihre menschlichen Unterdrücker, die den Turm, den mystischen Ort des Reichtums und des Wissens bewohnten. Der Tradition eines ordentlichen Bürgerkriegs folgend, löschte dieser die Infrastruktur und das Wissen der Hochkultur aus, und es brachen nun düstere Zeiten herein.

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Wir sehen zunehmend egoistischen und zynischen Zeiten entgegen

Ein Roman im Internet? – Der Schriftsteller Ilja Trojanow sieht darin keinen Widerspruch und legt mit „Autopol„ein respektables Werk vor

Einem Schriftsteller bei der Arbeit zuzusehen, ist eine spannende Sache. Von März bis August diesen Jahres konnte der Internet-Nutzer Ilja Trojanow (32) beim Schreiben des Science-Fiction-Romans „Autopol“ beobachten. Der Roman, vor kurzem bei dtv premium erschienen, ist das jüngste Werk der sogenannten Web- Literatur: „Novel in Progress“ (fortschreitende Geschichte) nennt beispielsweise das ZDF sein Web- Literatur-Projekt. Ilja Trojanow sprach mit Hinternet-Mitarbeiter Martin Schrüfer in München Ende November über die düstere Zukunftsvision seines Buches und über Literatur im Internet.

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Live: Die Popette Betancor

Passau, Scharfrichter. 11/1997.

Chanson mit Augenkullern

Ach, Sie wissen nicht, was eine Popette ist? Macht nichts. Die Gattung ist jung, und es gibt eigentlich nur eine würdige Vertreterin: Die Popette Betancor, eine gewagte Mischung aus POPsängerin und ChansonETTE. Susanne Betancor heißt sie in Wirklichkeit, lebt in Berlin, und singt mit zunehmendem Erfolg ihre Lieder und Chansons.

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Live: The Prodigy

München, Zenith. 29.11.1997

Maschinen für die Massen
„Seltsame Dinge passieren in einer Musik, die wir früher einmal, vielleicht voreilig, als Techno belächelt und abgetan haben“ bemerkte der „Rolling Stone“ in seiner April-Ausgabe. Und richtig: Daß zum Beispiel die englische Band „The Prodigy“ zu einem der wichtigsten Acts wurde – bei Konzerten wie auch am Plattenmarkt – sahen wenige voraus. Ein exzellenter Kurzauftritt beim „Go Bang!“-Open-air im Sommer ließ auf die Tour im November hoffen.

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Live: Savatage

28.11.1997, Passau, Music-Hall

Hardrock, der wehmütig macht
Der Ozean braust durch die Passauer Music-Hall. Ein alter Fischer begibt sich auf`s Meer, um dort zu sterben. Statt dessen rettet er einen Ertrinkenden und lernt den Wert des Lebens schätzen. Schöne Geschichte, die die Mitglieder der amerikanischen Hardrock-Gruppe „Savatage“ vor 800 Fans am Freitag abend musikalisch darzustellen versuchten, ehrlich.

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Interview: Twenty Ton Fly

Twenty Ton Fly sind kurz nach Veröffentlich ihrer ersten CD für 14 Tage auf Tour. Mit den Melvins und Schweisser. Es gibt sicher schlechtere Voraussetzungen eine neue Platte zu promoten. Bisher (10 Termine) scheint alles sehr gut gelaufen zu sein für die 5 Jungs aus München mit Proberaum in Landshut.

„Wir haben befürchtet als Opener vor leerem Saal spielen zu müssen. Meist hatten wir aber Glück und das Publikum hat nicht nur an der Bar gesessen und Aufwärmbiere getrunken. Wir sind viel besser angekommen, als wir zu träumen gewagt hätten.“ meint Sänger Gigi, der erst relativ kurz bei der Band ist.
Anläßlich ihres Auftritts in der Batschkapp zu Frankfurt (am 20. November 1997) sprach Carsten Frank mit der Band.

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L.A. Confidential

Es gibt wenige Filme, denen es gelingt, die spezifische Spannung und Atmosphäre eines Buches auf die Leinwand zu übertragen – „L.A. Confidential“ ist einer davon. Vorlage für den Streifen ist der gleichnamige Roman von James Ellroy, der 1990 in den Staaten erschien. Ein Jahr später kam er in Deutschland unter dem Namen „Stadt der Teufel“ bei Ullstein heraus. Einen 534-Seiten-Roman muß man natürlich für die Leinwand kürzen, aber da fangen die Probleme meist schon an. Was ist für den Charakter einer Geschichte wesentlich, was darf fehlen?

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Metallica – Reload

Okay. Anderthalb Jahre hab ich sie verteidigt, hab sie unermüdlich in Schutz genommen gegen den Vorwurf, das alte Feuer sei erloschen. Und sind wir mal ehrlich: die Jungs sind alle über dreißig, da macht man keine Revolution mehr. Die Innovationen leisten Jüngere, außerdem – Metallica haben ihre Pflicht mehr als erfüllt mit fünf grandiosen Alben. Und was ist peinlicher als eine Band, die sich selbst kopiert?

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Live: Oasis

Prag, Sportovni Hala, 21. November 1997.

„Ladies and gentlemen, O – A – S – I – S ….“
…Jubel bricht los, man könnte meinen, Götter steigen vom Himmel herab, um den Sterblichen ein Konzert zu geben. Langsam öffnet sich die Tür einer gigantischen roten Telefonzelle, drinnen stehen zwei etwas gelangweilt wirkende junge Männer mit Sonnenbrillen, die zu ihren Instrumenten beziehungsweise Mikrophonen schlendern.

Na das kann ja heiter werden, denke ich mir, und beginne die Minuten zu zählen, bis Bierbecher die Jungs von Oasis treffen. Doch die merken innerhalb von kurzer Zeit, daß das Publikum über alle Maße begeistert ist, schreit und klatscht, was Lunge und Hände hergeben und sogar vergißt, Bier zu trinken. Das imponierte anscheinend auch Liam und Noel Gallagher und dem Rest von Oasis.

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Interview: 16 Horsepower

Dem Tod ins Auge blickend…

Gerade durch den wiedergewonnenen Underground-Status eines Johnny Cash hat Country-Musik neuen Boden gewonnen und kann sich ständig wachsender Beliebtheit erfreuen. Wir reden hier schließlich nicht von Weichspülcountry der Marke Garth Brooks, sondern von einer alteingesessenen Größe. Wie kaum ein anderer versteht er es, mit bissigen, sarkastischen Texten und einer cool gezupften Klampfe die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. Nicht ungern würden 16 HORSEPOWER, die wie eine „ländliche“ Kreuzung aus Nick Cave und GUN CLUB klingen, mit dem „alten“ Herrn touren.

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Metallica: Reload

Okay. Anderthalb Jahre hab ich sie verteidigt, hab sie unermüdlich in Schutz genommen gegen den Vorwurf, das alte Feuer sei erloschen. Und sind wir mal ehrlich: die Jungs sind alle über dreißig, da macht man keine Revolution mehr. Die Innovationen leisten Jüngere, außerdem – Metallica haben ihre Pflicht mehr als erfüllt mit fünf grandiosen Alben. Und was ist peinlicher als eine Band, die sich selbst kopiert?
Genau das ist jetzt passiert. Dabei hätte ich es wissen müssen: das Album heißt RE-Load, das Material stammt zum Teil aus den Load-Sessions, von denen ja bekannt ist, daß der Stoff für eine Doppel-CD gereicht hätte. Aber um nicht alles auf EINER Tour abfackeln zu müssen und dann vielleicht wieder ein halbes Jahrzehnt abzutauchen, wurde der Rest nun nach besagten anderthalb Jahren nachgeliefert.

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Interview: The Hellacopters

Ein kräftiger Tritt in den Arsch

Wenn über die schwedische Szene philosophiert wird, denke ich als ehemaliger Metaller natürlich gleich an die glorreichen Death Metal-Zeiten. Aber in den letzten Jahren hat sich im Land der Elche einiges getan (außer, daß dort ein Auto der A-Klasse nach dem anderen abschmiert). Alternative Rock, uriger Metal, Hardcore und auch rotzfrecher Punk’n’Roll haben sich in den Metropolen und Dörfern breitgemacht. Eine der derzeit besten Punk’n’Roll-Bands ist ohne jeden Zweifel die Truppe um den mittlerweile ehemaligen ENTOMBED-Schlagzeuger Nicke Andersson: THE HELLACOPTERS. Nach ihrem fulminanten Debüt „Supershitty To The Max!“ und einer Split-EP mit dem artverwandten Newcomer GLUECIFER liegt nunmehr mit „Payin‘ The Dues“ ein weiterer Geniestreich aus dem Hause HELLACOPTERS auf meinem Plattenteller. Grund genug bei Schlagzeuger Robert nachzuhaken.

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G. Love & Special Sauce – Yeah It´s That Easy

Der G-Punkt der Liebe und seine Specialsauce habe eine neue Platte gemacht und alles dreht sich um Philadelphia. So wird im Song I-76 ausführlichst über die Philadelphia 76ers berichtet. Angefangen von den Legenden Moses Malone und Julius Erving („Dr. J“) steht vor allem Charles Barkley („Sir Charles“) im Vordergrund („Charles Barkley dissed Larry Bird“). Auch die aktuellen Stars Allen Iverson (Rookie of the year 96/97) und Jerry Stackhouse finden Erwähnung. Das haben sie ja auch verdient, bedenkt man doch, daß die 76ers in der letzten Saison das sechstbeste Offense-Team der Liga waren (100,2 Punkte pro Spiel). Damit waren sie sogar besser als die Lakers! Mit der grottenschlechten Defense (106,7 Punkte pro Spiel) war das Erreichen der Playoffs natürlich unmöglich. Ob es in diesem Jahr besser wird, bleibt zu bezweifeln. Zwar wurden mit Jim Jackson von den Dallas Mavericks und Terry Cummings von den Seattle Supersonics zwei halbwegs ordentliche Leute verpflichtet, aber ob sie der Defense den nötigen Halt geben?

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Live: Chris Cacavas

Café der Muffathalle, 10. November 1997.

Keine Ahnung, welche Atmosphäre die ersten Konzerte von Neil Young prägten. Ich stelle es mir so vor: Ein verrauchter Club, eine improvisierte Bühne, drei bis vier Musiker, die ruhig und ohne jeglichen Glamour ihre Songs spielen. Songs von Liebe und Tod, schräg, erdig und unwiderstehlich.
Wenn Musikgeschichte sich wiederholt, dann beim Auftritt von Chris Cacavas, im Cáfe der Münchner Muffathalle, mehr als drei Jahrzehnte später: Denn genau diese Atmosphäre herrschte.

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Pizzicato 5 – Happy End of the World

Japanische Verwirrungstaktiken.

Da klingt ein Stück nach leichtfüssigem, französischem Chanson, heißt auch noch „Ma vie, lété de vie“, der Text ist aber auch für Frankophone gänzlich unverständlich – weil japanisch.
Da sind die Fotos im CD-Booklet, die Pizzicato 5 als Menschen mit altmodischem (Mode)Geschmack und zugleich einem Hang zu moderner Technik ausweisen.
Und da ist der Widerspruch des CD-Titels.

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N.O.H.A. – Noise Of Human Art

Dieses Album entführt einen in die Welt der lauten und leisen Klänge der (unbekannten) Spezies Mensch. Die hier in Töne gebannte facettenreiche Gefühlswelt der beiden Sänger, zieht einen in den Bann. Die Geschichten die hier erzählt werden sind von der Art, wie sie nur das wahre Leben schreiben kann. Denn N.O.H.A. besteht nicht aus Computern und Programmen, N.O.H.A. besteht aus vier Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Zusammengebracht und zusammengehalten durch Philip Noha, dem Gründer der Band, setzten ihre Gefühle und Visionen soviel Energie frei, daß sie die Welten von Drum’n’Bass, Trip Hop, Jazz und Klassik einfach miteinander verschmelzen.

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