Ol´ Dirty Bastard: Return To The 36 Chambers

The Other Face Of Hip Hop – The baddest, meanest guy in the music business. So kündigt er sich an und von Übertreibung kann man nicht mal sprechen. Hier bekommt der geneigte Hörer eine eindeutige Antwort auf die Frage, was Hardcore im Hip Hop-Kontext wirklich bedeutet. Vergeßt selbsternannte Gangster wie Bushwik Bill, Wilie D. und Scarface – here is the real dope. Alleine die Art und Weise, in der Ol‘ Dirty Bastard seine Gedankenergüsse dem Publikum näher bringt, ist einzigartig. Wenn sich das personifizierte Böse in Ekstase rappt, kommt der Schaum von seinem goldzähnegeschmückten Mundwerk förmlich aus den Boxen gekrochen.

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Ruby: Salt Peter

Schade, aber es wird spannender sein, zu beobachten, was jetzt in den Medien aus Lesley Rankine gemacht wird, als diese CD zu hören. Dabei hatte sich bei mir große Vorfreude auf das erste Solo-Album der ex-Silverfish-Sängerin eingestellt. „Paraffin“ nämlich, die Vorweg-Auskopplung, war bester zeitgenössischer Pop und klang etwa nach Portishead ohne James Bond. Bei besagtem Stück klappt das auch noch mit dem tollen Refrain. Leider aber wird der oft auch da bemüht, wo ein Track dadurch spannend geblieben wäre, wäre er offen gehalten worden.

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Ice-T: Who Gives A Fuck

„Who Gives A Fuck“ ist der deutsche (?) Titel von Ice-T’s „The Ice Opinion“. Bereits die Überschriften der einzelnen Kapitel („Gesetz des Dschungels“, „Verbrechen und Strafe“, „Männer, Frauen und Sex“, „Rap: Die Kunst, Scheiße zu reden“) zeigen, daß Ice T hier zum großen Rundumschlag ausholt. Von der Kindheit im Ghetto über seine Zeit als Gangmitglied („Die Gangkultur ist auf die Spitze getriebene Männerfreund- schaft“) und als Zuhälter („Aber um ein guter Zuhälter zu sein, muß man auch seine eigene Superhure sein“) und seinen Aufstieg zu einem der erfolgreichsten Rapper Amerikas spricht er über sein bisheriges Leben. Dabei sieht er sich selbst aber stets nur als Beispiel für die Probleme und Möglichkeiten seiner schwarzen „Brüdern und Schwestern“.

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Interview: Funki Porcini

Bleibt am Fließen

Einer der weiteren gelungenen Versuche, Beats und Sounds zu abstrahieren, läßt sich auf Funki Porcinis Langspielplatte ‚Hed Phone Sex‘ finden. Wie Funki selbst erklärt, ist bei seiner Arbeitsweise der Beat das Kernstück, und der soll sinnlich klingen. Die meist ambient-artigen Klanglandschaften, die dann um diesen Kern gewebt werden, klingen dazu seltsam belebt – wie eine Mischform aus Kriechtier und Insekt etwa.

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Wilco: A.M.

Jeff Tweedy ist kein Unbekannter: er spielte vor Wilco bei den famosen Uncle Tupelo, die uns in Deutschland irgendwann auch mal als Support von Sugar verzauberten. Ihr beseelter Country’n’Schrammel findet bei Wilco seine würdige Fortsetzung. Die Besetzung hat einen Fachmann für Banjo, Mandoline und Slideguitarre, der sich gefühlvoll ins Ganze einordnet. Als Gastmusiker ist noch der Pedal Steel-Spieler Brian Henneman lobend zu erwähnen, der Tweedys Gesangslinien sanft umschmeichelt.

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Interview: Sharon Stoned

Es scheinen bessere Zeiten anzubrechen! Wenn eine Band wie Sharon Stoned ausgiebig tourt und noch (relativ) viel Unterstützung von Seiten der deutschen Musikmedien erhält, gibt dies Anlaß zur Hoffnung für alle, die das „Mein Gott was sind wir so hart“-Ding satt haben. Noch verwunderlicher erscheint die Tatsache, daß 250 zahlende Gäste den Weg in das Dampfbad „Haifischbar“ nach Saarbrücken gefunden hatten, dachte ich immer, daß diese Stadt eine Art Wasteland für artverwandte Musik darstellt. Ein Hoch also auf Mingo Diener, den Herausgeber des „GOAR“, der die hohe Kunst Christofer Uhes schon zu Speedniggs-Zeiten, zu schätzen wußte. . .

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Fischmob: Männer können seine Gefühle nicht zeigen

Der Name, das Cover und dieser „Wie meinen die das denn“ – Titel legen den Gedanken an eine superfiese Spaßmacher und -habertruppe nahe. Er wird noch verstärkt von Titeln wie „Hasch un Rock“ (Hallo Prollhead!), „Bonanzarad“.

In Wirklichkeit widersetzt sich dieser Hamburger Hiphop-Vierer hartnäckig einer Kategorisierung à la Rödelheim Vier und Konsorten. Denn zu den Spaß-hab-Drogen-Nummern kommen noch diverse Stücke mit, äh, Anspruch (Political Correctness darf man ja nicht mehr sagen!).

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Scott Walker: Tilt

Vor fast 30 Jahren war Scott Walker mit den Walker Brothers ein weltweit gefeierter Teenie-Pop-Star. Vor mehr als 10 Jahren erschien seine letzte Solo-LP „Climate of hunter“, die – wie er selbst scherzhaft meinte – schlechtestverkaufte Platte in der Geschichte der Plattenindustrie.

Seine neue CD „Tilt“ treibt die Nicht- Kommerzialität jetzt noch einen – oder zwei – Schritte weiter. Alles, was dem Zuhörer den Zugang erleichtern könnte, fehlt hier: keine eingängigen Melodien oder eindeutigen Geschichten mehr, kein durchgängiges Klangbild. Stattdessen wirft er seine Hörer in ein Wechselbad von Klängen, abrupten Dynamikwechsel, pendelt zwischen bedrohlichen Percussionsounds und großen Streicherarrangements hin und her.

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18th Dye: Tribute To A Bus

Als ich 18th Dye zum ersten Mal live im Vorprogramm von The Notwist sah, dachte ich mir, daß diese Band ihre Sonic Youth – Lektion hinsichtlich der Verarbeitung von Noise-Elementen gut gelernt hat. Beim zweiten Mal, im Vorprogramm von Shellac, und erst Recht nach dem Anhören ihres bis dato dritten Albums, mußte ich meine Meinung modifizieren; lassen Sonic Youth öfters ihre Songs in Gitarrenlärm zusammenbrechen, um dann wieder den Faden aufzunehmen, verlieren 18th Dye denselbigen nie. Krach-Passagen werden in die Songs so eingebaut, wie andere Bands Soli gebrauchen, also als sich in den Kontext eingliedernde Einheiten.

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Fettes Brot: Auf einem Auge blöd


Deutscher Rap die 1235te. Mittlerweile dürfte wohl jeder mitbekommen haben, daß auch deutsche Menschen gerne rappen. Frühestens seit den Fantastischen Vier, spätestens seit dem Rödelheim Hardreim Projekt und Schwester S ist dieser Musikstil massenkompatibel. Einen großen Vorsprung bekommt jeder deutsche Rap-Act, wenn die Texte „lustig“ sind – also weg mit den „Hardcore-Acts“, die teilweise doch zu ernst/links/sexistisch/radikal/weiß der Geier was noch sind…

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Clawfinger: Use your Brain

Das Cover ziert eine Gehirn-Handgranate. Clawfinger sind also offensichtlich der Ansicht, unsere Hirnmasse sei ein hochexplosiver Stoff, der als Kampfstoff einsetzbar ist. Es ist Clawfingers gutes Recht, dieser Meinung zu sein, aber ich mach‘ mir echt Sorgen um all die zwölfjährigen, die die CD (wahrscheinlich wie bescheuert) kaufen werden: werden sie sich nicht am nächsten Kinderfasching auf die Idee kommen, sich lustige Knallkörper vermittels Hirnentnahme (womöglich an ihren Erziehungsberechtigten!) zu verschaffen. Man sollte die jungen Menschen behutsam auf die Gefahren hinweisen.

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Tindersticks: Tindersticks

Die Tindersticks sind ein Beispiel dafür, daß manche Musiker auch heute noch in die Metropolen ziehen müßen, damit „etwas“ aus ihnen wird. Ursprünglich aus Nottingham – also: musikalischer Provinz – gelang ihnen erst in London der Weg zur Kultband (mit einigen Kultsingles) und dann zur vielbeachteten Debüt-LP. Und das, obwohl die Tindersticks sich beharrlich unmodern geben. Daran hat sich auch mit ihrer zweiten CD nichts geändert.

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Sugartown: Swimming In The Horsespool

„You broke my heart…“ mit diesen Worten beginnt die Debüt-CD von SUGARTOWN, einem Duo aus Glasgow. Und bereits mit diesem ersten Satz stecken SUGARTOWN den Rahmen für die gesamte CD ab.
„Swimming In The Horsespool“ ist erschienen auf Marina-Records, einer kleinen, feinen Plattenfirma aus Hamburg, die spezialisiert ist auf neue britische Bands mit Hang zu ruhigen Songs und großen Gefühlen (Bathers, Cowboy Mouth, Paul Quinn). Und auch SUGARTOWN präsentieren auf „Swimming In The Horsepool“ bittersüße Lieder über zwischenmenschliche Probleme und Sehnsüchte, darunter auch zwei Coverversionen von Willie Nelson und Velvet Underground.

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Flowerpornoes: ich & ich

Lieber Tom Liwa!
Wieder mal hast Du mit Deinen Kumpels (und Kumpelinen, to be p.c.) eine neue Schallplatte aufgenommen. Die Musik ist ganz nett und schön tiefgehende, nicht zu intellektuelle Texte hast Du auch geschrieben. Viele Deiner Freunde, Freundinnen und vor allem die Ex-Freundinnen hatten Angst Du würdest wieder schlimme und unangenehme Dinge über sie schreiben. Andere Menschen schreiben ja Briefe, wenn sie Schwierigkeiten haben, Dinge direkt zu sagen, aber Du mußt sie ja gleich in aller Öffentlichkeit kompromittieren und auf Platten darüber singen. Sie konnten (fast) alle aufatmen. Hast Dich zu ihrem Glück zurückgehalten. Oder sind sie einfach nicht mehr Deine Freunde ?

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Plastikman: Musik

Vor sich hinpluckernde Rhythmusmaschinen, darber wabernde Synthesizersounds; dazu vielleicht noch ein paar – äußerst dezente – Noiseeffekte und fertig ist die Musik auf „Musik“ der CD von PLASTIKMAN. Was zunächst verdächtig nach Das-könnte-ich- auch- Produktion klingt, erweist sich bei genauerem Anhören jedoch als gelungene Leichtigkeit des Techno-Seins und zeigt auf der anderen Seite deutlich, daß Techno in seinen Spielarten einiges 70er Jahre- Krautrock-Elektronikern verdankt.

Plastikman: Musik
(Nova Mute/Intercord)

Ted Hawkins, der ewige Straßenmusiker

„Ich war schon viele Male tot, aber ich war einfach zu stur, um liegen zu bleiben.“

(Ted Hawkins – zu Lebzeiten)

Seine Musik, eine Mischung aus Blues, Soul und Country, war vor allem geprägt durch seine rauhe, stark an sein großes Vorbild Sam Cooke erinnernde, Stimme und eine Ausdrucksstärke in der sich wohl all die Niederlagen und Nackenschläge seines Lebens widerspiegelten.

Foto Ted Hawkins

Hawkins wurde am 28. Oktober 1936 in Lakeshore, Mississippi geboren. Er wuchs in äußerst ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater machte sich früh davon, seine Mutter war Alkoholikerin. Mit 12 Jahren kam er in eine Besserungsanstalt. Das Beste was ihm dort widerfuhr war wohl ein Besuch der New Orleans Legende Professor Longhair, ein Besuch, der in Hawkins die Liebe zur Musik weckte. Im Alter von 15 Jahren wurde er in die berüchtigte Parchman Farm State Strafanstalt in Mississippi eingewiesen, weil er eine Lederjacke aus einem Harley-Davidson Laden gestohlen hatte.

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Quinn and the Independent Group: Will I Ever Be Inside Of You

Nachdem Scott Walker uns schon seit Jahren seine neue Solo-LP schuldig bleibt, schickt sich jetzt Paul Quinn an, die vakante Stelle des Bombast-Schnulzen- Sängers-für- gehobene-Ansprüche anzutreten. „Will I Ever Be Inside Of You“ kommt daher mit Stücken bis zu 9 Minuten Länge, so viel Theatralik in der Stimme, wie Scott Walker in seinen herzergreifendsten Zeiten und jeder Menge Herz-Schmerz- Thematik.

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The Grassy Knoll: s/t

Eine Platte wie diese macht es dem Kritiker alles andere als einfach. Alle Stücke auf dem unbetitelten Debüt von The Grassy Knoll sind instrumental (geben also nichts her für hochintellektuelle Textinterpretationsversuche). Der Gruppenname The Grassy Knoll (zu deutsch etwa: Grashügel) ist genauso nichtssagend wie das Cover (ein Grashügel? Ha ha!). [Ja, der Hügel spielt eine Rolle in den Verschwörungstheorien um die Ermordung JFKs – das bringt mich aber inhaltlich auch nicht weiter]. Und zur Gruppe selbst gibt es außer ihrem Herkunfsort San Francisco keinerlei biografischen Angaben oder Fotos.

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