10 Insel-Platten von Ralf Boeck

Eigentlich ein Klacks, die Frage. Wenn man, wie ich, an der Schwelle vom UFU (unner fuffzich) zum UHU (unner hunnert) steht, sollte einem die Beschränkung aufs Wesentliche nicht schwerfallen. Außerdem kennt man sein eigenes Stimmungsspektrum so weit, dass es sich mit 10 Platten einigermassen vollständig abdecken lässt (was auch heisst, dass die folgende Liste keine Rangliste ist).

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Mark Eitzel: Caught in a trap and I can’t back out ‚cause I love you too much, baby

Caught in a Trap.. - Eitzel,Mark: Amazon.de: Musik-CDs & Vinyl

Bereits bevor sein letztes Album „West“ erschien, hatte Mark Eitzel seine nun veröffentlichte neue CD mit dem schönen, aber langen Namen schon eingespielt. Im Interview, das er Hinter-Net! im letzten Jahr gab, erzählte er davon. Warum „West“ zuerst veröffentlicht wurde, erzählte er uns nicht. Es ist nur eine Mutmaßung, aber vielleicht sollte die Zusammenarbeit mit R.E.M.-Gitarrist Peter Buck auf „West“ dem eigenwilligen Künstler den Weg zum breiteren Publikum ebnen und wurde deshalb zeitlich vorgezogen. Vermutungen über die Beweggründe des Songwriters aus San Francisco, ausgerechnet mit dem „Vielspieler“ und musikalischen Mastermind der sanften Rocker aus Athens/Georgia eine Platte aufzunehmen, gab es ja viele.

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Leonard Cohen: More Best Of

Nur fünf Jahre nach dem Erscheinen von „The Future“ hat sich der Meister also wieder herabgelassen, eine Studio-Arbeit zu veröffentlichen.
Was jedem anderen Künstler einen wütenden Lynchmob auf den Hals gehetzt hätte, ist für Cohen-Fans schon mehr als sie je zu träumen wagten: „More Best Of“ enthält gerade mal einen einzigen neuen Song, „Never Any Good“. In dem im Stil der beiden letzten Alben gehaltenen Song gesteht Cohen seine Unfähigkeit zu lieben. Vielleicht war ihm, neben kommerziellen Aspekten natürlich, das fast schon autobiographisch zu nennende Thema des Songs so wichtig, daß er ihn in die zweite Sammlung seiner besten Songs aufnehmen mußte, obwohl er sich noch im Frühjahr 1996 nicht scheute, vor laufender Kamera zu verkünden, er fände den Song mit seiner eigenen Stimme nicht gut genug und ließe ihn deshalb lieber von einem anderen Sänger (Billy Valentine) singen. Ob Cohen also wirklich hinter diesem Song steht, ist eher fraglich.

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Ira B. Nadel: Various Positions

Über Leonard Cohen ist schon viel geschrieben worden. Möglicherweise mehr als er selbst geschrieben hat. Warum also noch eine Cohen-Biographie ins Bücherregal stellen? „Various Positions“ von Ira B. Nadel ist zwar auch keine autorisierte Biographie, zumindestens aber eine „wohlwollend tolerierte“. Cohen öffnete nicht nur seine Archive für Nadel, er stand ihm auch für Gespräche zur Verfügung. Die Biographie ist auch dementsprechend detailliert ausgefallen. Die Kindheit Cohens, seine Zeit als Student, die ersten literarischen Erfolge, seine Reisen, seine Wandlung vom Geheimtip der Kulturszene zum Star der Popkultur werden dem Leser präzise nahegebracht.

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Zensur!? Music & Comix gegen Zensur

Im Juli 1995 beschlagnahmte die Polizei in den Räumen des Alpha Comic Verlags und der „Edition Kunst der Comics“ in Sonneberg etwa 150 Bücher und Comics – die Begründung: Verbreitung gewaltverherrlichender und pornographischer Schriften. Ein Jahr später wurden in 1200 Buchhandlungen Alpha-Comic-Bücher beschlagnahmt. Ungeachtet davon, wie die anstehenden Gerichtsverhandlungen ausgehen, setzt sich der Verlag zur Wehr: Zwei Benefiz-CDs und ein Comic-Album sind erschienen. Auf ihnen bekunden bekannte Bands und Musiker wie „Die Ärzte“, Herbert Grönemeyer, „J.B.O.“, „Die Fantastischen Vier“ oder „Tocotronic“ ihre Solidarität mit dem Verlag.

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Die Toten 1997

31.12.: Floyd Cramer
Als Pianist galt Floyd Cramer als einer der besten Sessionmusiker der Nashville-Szene. Er ist zu hören auf Aufnahmen von Leuten wie Patsy Cline, Roy Orbison, Brenda Lee oder den Everly Brothers.
Sein „Last date“ aus dem Jahr 1961 ist eines der meistverkauften Instrumentals aller Zeiten. Sein bekanntestes Werk ist aber sicher die Titelmusik zu Fernsehserie „Dallas“.
16.12.: Nicolette Larson
Die Sängerin starb mit 45 Jahren an einer „unusual accumulation of fluid in the brain“. Sie arbeitete als Backgroundsängerin für Emmylou Harris, Linda Ronstadt, Neil Young, Willie Nelson, die Beach Boys und die Doobie Brothers. Ihre erste LP (mit Neil Youngs „Lotta Love“) erschien 1978, fünf weitere Platten folgten. 1984 wurde sie von der Academy of Country Music zur Best New Vocalist gewählt.
30.11.: Kathy Acker
Die Schriftstellerin, die vor ein paar Jahren eine Platte mit den Mekons veröffentlicht hatte und mit der Band auch auf Tour gegangen war, starb in Tijuana (Mexico) an Krebs. Sie wurde 49 Jahre alt.
29.11.: Fenton Robinson
Der Bluesgitarrist und -sänger starb 62jährig an einem Gehirntumor. Bekannteste Titel: „Somebody Loan Me a Dime“ und „Tennessee Woman“.
22.11.: Michael Hutchence
Der 37jährige INXS-Sänger erhängte sich in der Nacht zum 22. November in einem Hotelzimmer mit einem Gürtel. Die Gründe sind bislang unklar.
??.11.: Epic Soundtracks
Am 22. November wurde Epic Soundtracks (Bürgerlich: Kevin Paul Godley) tot in seiner Londoner Wohnung aufgefunden.
Bereits im zarten Alter von 12 Jahren gründete er zusammen mit seinem Bruder Nikki Sudden die Band Swell Maps, wo er Schlagzeug und Keyboards spielte. 1978 erschienen die ersten Singles, später zwei LPs ‚In Jane From Occupied Europe‘ und ‚A Trip To Marineville‘. Nachdem sich die Swell Maps 1980 aufgelöst hatten spielte ES ein gutes Jahrzehnt lang in diversen Gruppen: Red Krayola, Nikki Sudden and the Jacobites, Crime & the City Solution und These Immortal Souls.
Seit 1992 arbeitete Soundtracks solo und hatte drei CDs veröffentlicht. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte er bereits einige Titel für ein neues Album aufgenommen.
12.10.: Tommy Tedesco
Mit 67 starb der Studiogitarrist (der u.a. mit den Beach Boys und Jan & Dean gearbeitet hatte) an Lungenkrebs.
12.10.: John Denver
Der am 31. 12. 1943 in Roswell, New Mexico (X-Files-Fans kennen diesen Ort) als John Henry Deutschendorf geborene Sänger starb bei einem Flugzeugabsturz vor der kalifornischen Küste. Seine musikalische Karriere begann Anfang der 60er Jahre als er sich neben seinem Architekturstudium als Folksänger betätigte. 1964 wurde er Mitglied des Chad Mitchell Trios, dem er vier Jahre angehörte. Danach begann seine erfolgreiche Solokarriere. Peter, Paul & Mary hatten 1969 einen Nummer1-Hit in den USA mit seinem „Leaving on a jet plane“.
In den 70ern kamen dann (selbstgesungene) Hits wie „Annie’s Song,“ „Rocky Mountain High“, „Sunshine on My Shoulders“, „Take me home country roads“ und – passend zu seiner musikalischen Entwicklung in den 70ern – „Thank God I’m a Country Boy“. Sein „Greatest Hits“-Album verkaufte weltweit über 10 Millionen Mal. 20 seiner US-Alben wurden vergoldet. „The NME Book of Rock“ bescheinigte ihm „zuckersüße akustische Melodien und Texte, die neue Tiefen an Naivität erreichten.“ und stellte fest, daß „sein Mäusezahngrinsen und seine hausgemachten Banalitäten den US-Äther, die Fernsehbildschirme und die Charts“ während der 70er Jahre beherrschten .
In den 80ern ließen die Erfolge nach und Denver wandte sich mehr anderen Aktivitäten zu. Er war in der Umweltbewegung aktiv, trat 1987 zugunsten der Tschernobyl-Opfer in der Sowjetunion auf und war der erste US-Amerikaner, der in Vietnam nach dem Ende des Krieges auftrat. 1993 wurde ihm für sein humanitäres Eintreten der (festhalten) Albert Schweitzer Music Award verliehen.
7.10.: Jimmy Ferguson
Das Originalmitglied der Irish Rovers starb mit 56 während einer Tournee in Massachusetts.
18.9.: Jimmy Witherspoon
der Blues- und Jazzmusiker starb in seinem Haus in Los Angeles im Schlaf. Gleich seine erste Single „Ain’t Nobody’s Business“ (1947) war sein größter Erfolg (34 Wochen lang auf Platz 1 der R’n’B-Charts).
12.9.: Stig Anderson
Der schwedische Songschreiber, der früher eifrig mit Abba zusammen arbeitete (er war u.a. Co-Autor bei „Waterloo“ und „S.O.S.“) starb 66jährig an Herzversagen.
16.8.: Nusrat Fateh Ali Khan
Der pakistanische Sänger starb im Alter von 49 Jahren an Herzversagen. Der Qawwali-Sänger hatte auch außerhalb seiner Heimat Beachtung gefunden, hauptsächlich durch die Zusammenarbeit mit westlichen Musikern. So nahm er unter anderem zwei Songs („The Long Road“ und „The Face of Love“) mit Eddie Vedder für den Soundtrack von „Dead Man Walking“ auf und „Taboo“ mit Peter Gabriel für den Soundtrack zum Oliver Stone-Film „Natural Born Killers“.
12.8.: Luther Allison
Der Bluesmusiker (geb. 17. August 1937 in Widener, Arkansas) starb an Lungenkrebs.
2.8.: William Seward Burroughs
Der Autor, Waffennarr, Schauspieler und Selbstdarsteller starb 83jährig in Kansas.
–>Nachruf
2.8.: Fela Kuti
Der nigerianische Musiker starb in seiner Heimat im Alter von 58 Jahren. Gerüchte besagen, er sei an Typhus erkrankt und habe sich aus religiösen Gründen einer medizinischen Behandlung verweigert.
21.6.: Arthur Prysock
Der R’n’B-Sänger starb mit 74 Jahren.
20.6.: Lawrence Payton
Das ehemalige Mitglied der Four Tops starb mit 59 an Leberkrebs.
4.6.: Ronnie Lane
Der Bassist starb nach einem 20jährigen Kampf gegen seine MS-Krankheit in Trinidad, Colorado.
29.5.: Jeff Buckley
Der Sohn von Tim Buckley ertrank wahrscheinlich in der Nacht des 29.Mai im Mississippi. Die Leiche des 30jährigen wurde erst eine knappe Woche später gefunden. Buckley arbeitete in Memphis an seinem neuen Album.
23.5.: Tim Taylor
Der 28jährige Brainiac-Sänger kam bei einem Autounfall in Dayton/Ohio ums Leben.
9.5.: Glen Taylor
Das Gründungsmitglied der Dicks starb in Austin an Leber- und Nierenversagen (eine Folge jahrelangen Alkoholmißbrauchs), gerade einen Monat nachdem Alternative Tentacles mit der CD „Dicks 1980-1986“ eine Würdigung seiner ehemaligen Band veröffentlicht hatte. Taylor hatte die Band 1983 verlassen, als die übrigen Mitglieder, darunter Sänger Gary Floyd (später Sister Double Happiness und Gary Floyd Band) von Austin nach San Francisco umzogen.
8.4.: Mae Boren Axton
Die Mutter von Hoyt Axton und Co-Autorin von „Heartbreak Hotel“ starb im Alter von 82 Jahren in Hendersonville, Tennessee
8.4.: Laura Nyro
Die Singer/Songwriterin, die in den 60er und 70er Jahren für andere Hits wie „Stoned Soul Picnic,“ (Fifth Dimension), „Stoney End“ (Barbara Streisand) oder „Eli’s Coming“ (Three Dog Night) geschrieben hatte und als großer Einfluß auf Kolleginnen wie Rickie Lee Jones und Suzanne Vega galt, starb im Alter von 49 Jahren an Krebs.
24.3.: Harold Melvin
Der Sänger von Harold Melvin and the Blue Notes („If You Don’t Know Me By Now“) starb in Philadelphia an den Folgen mehrerer Schlaganfälle.
10.3.: LaVern Baker
Tod durch Diabetes mit 67.
9.3.: The Notorious B.I.G. aka Biggie Smalls aka Christopher Wallace
Der 1972 geborene Rapper wurde auf einem Parkplatz erschossen. Verdächtigungen gibt es bislang viele, einen Verdächtigen – laut Polizei – nicht.
10.2.: Brian Connolly
Der Sänger, der in den 70er Jahren mit The Sweet Hits wie „Ballroom Blitz,“ „Little Willy,“ „Blockbuster“ und „Teenage Rampage“ hatte, starb in einem Londoner Krankenhaus, in das er zwei Wochen zuvor wegen eines Herzanfalls eingeliefert worden war.
23.1.: Richard Berry
Der 61jährige Songschreiber starb in seinem Haus in Los Angeles In seinem Leben hatte er über 100 Songs geschrieben, berühmt gemacht hat ihn ein einziger Songs, den er angeblich auf einige Blätter Toilettenpapier geschrieben haben soll: „Louie Louie“. Die Kingsmen waren die erste Band, die das Stück aufnahmen, es folgten bis heute mehr als 1200 weitere Aufnahmen des Titels. Die Rechte an dem Stück hatte Berry für die sprichwörtlichen Appel+Ei verkauft.

22.1.: Billy MacKenzie

Am 27.3. 1957 in Dundee als William MacKenzie geborener Sänger der Associates, die zu Beginn der 80er ihre größte Zeit (mit Songs wie „Tell Me Easter´s On Friday“, „Kitchen Person“ oder „White Car in Germany“) hatten.
21.1.: „Colonel“ Tom Parker
Elvis Presleys Manager starb 87jährig in Las Vegas. Bevor er den King managte (von 1955 bis zu dessen Tod 1977) hatte er sich mit Shows wie Colonel Tom Parker and His Dancing Chickens über Wasser gehalten. Danach schrieb er quasi im Alleingang das erste große Rockmanagement-Kapitel der Musikgeschichte. Und wurde mit 25-50% der Einnahmen von Presley alles andere als schlecht bezahlt.
10.1.: Kenny Pickett
Der Sänger der CREATION (Making Time, Painter Man) und kurzzeitige Roadmanager von Led Zeppelin starb im Alter von 49 Jahren an einem Herzanfall.
2.1.: Randy California
Der Kopf von SPIRIT kam bei einem Badeunfall vor der Küste von Hawaii ums Leben.
–>Nachruf
1.1.: Townes van Zandt
Der von Kritikern und Kollegen hochgeschätzte texanische Singer/Songwriter starb im Alter von 52 Jahren an Herzversagen.
–>Nachruf

Martin Schrüfers Inselplatten

Zehn Platten für einsame Inseln – Mehr noch als das Goodbye für unsere Gesellschaft würde mich schmerzen, Dutzende andere Scheiben zurücklassen zu müssen. Trotzdem wäre ich optimistisch! Die zehn LPs, die auf der nachfolgenden Liste zu finden sind, repräsentieren Eigenständigkeit, Witz, begnadetes Können und so unterschiedliche Musikrichtungen wie möglich – Jede steht für einen Teil meiner Seele, die mit den entsprechenden Klängen unterlegt, tanzt und sich ausbreitet in der Leere.

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Thomas Marx‘ Inselplatten

Seit Wochen finden nachts in meiner Plattensammlung Kämpfe statt. Und ich höre die Vinylen „Nein. Ich bin besser!“ und die Silberlinger „Hau ab, Naßabgespielter!“ geifern. Ganz klar: Mobbing unter den Tonträgern, um in die Insel Top Ten zu kommen. Das hat ziemlich genervt. Den Vinylen kann man ja noch drohen, wie zum Beispiel: „Ruhe, oder ich kauf‘ dich auf CD!“. Aber die Silberlinger sind sich natürlich ihrer Vormachtstellung bewußt und ich wollte sie auch nicht bevorzugen, weil mich die Vinylen schon ein Leben lang begleiten und irgendwie mehr Charakter haben.
Also, hier sei offen gesagt: Ich liebe Euch alle!

Ach so, äh, also … ich bitte Pop Warner um Nachsicht bei meiner Insel Top Ten.

  1. Elvis Presley: From Elvis In Memphis
    Die LP „From Elvis In Memphis“ (1969) bildet zusammen mit den beiden LP´s „The ’68 Comeback Special“ (1968) und „In Person/Back In Memphis“ (1970) meiner Meinung nach den Höhepunkt in der Karriere Elvis Presleys.
    Nach endlosen Verträgen mit Filmstudios (und den größtenteils beschissenen Soundtrackalben) und 8 Jahren Bühnenabstinenz meldete sich Mr. Presley im Mai 1969 mit dieser furiosen LP im Musikbusiness zurück.
    Sicherlich sind die Aufnahmen Presleys zu Beginn seiner Karriere in den Sun-Studios und während der frühen RCA Zeit unerreicht, aber die Aufnahmesessions in den American Sound Studios im Januar und Februar 1969 waren, im Gegensatz zu den Anfangserfolgen, die aus einem „inneren Trieb“ heraus „passierten“, so gewollt und bewußt „Anti-Mainstream“ produziert. Die Hitsingle war „In The Ghetto“ und bildete eher eine Ausnahme auf der ansonsten Rhythm’n’Blues orientierten Scheibe.
    Natürlich war die „Are You Lonesome Tonight“-Fraktion der Elvis-Fan-Liga nicht so begeistert vom plötzlichen „Back To The Roots“-Gedanken Presleys. Elvis jedoch nutzte die Chance, die ihm der Erfolg mit dem „’68 Special“ bot, setzte sich gegen seinen allmächtigen Manager durch und nahm die Platte seines Lebens auf.
  2. Pink Floyd: The Wall
    „Goodbye cruel world, I’m leavin‘ you today, goodbye, goodbye, goodbye.“
    Der Soundtrack zur Pubertät. Die Platte verfolgt mich bis zum heutigen Tag und ich komme einfach nicht von ihr los. Das heißt, entweder dauert meine Pubertät noch an oder irgendwie ist doch mehr an „The Wall“ dran, als man beim erste Hören feststellt. Immer noch will ich Pink helfen, immer noch ziehen mich die Texte magisch an und immer noch berührt mich der Schrei des Babys nach „In the flesh?“!
    „The Wall“ war die erste Platte (natürlich abgesehen von meinen Elvis-Platten!), deren Text ich von vorne bis hinten auswendig mitsingen konnte.
    Was soll ich sagen? Ein Werk für die Ewigkeit.
    „Is there anybody out there?“
    PS: Hier sei noch angemerkt, daß ich ein großer Verfechter der „A Momentary Lapse Of Reason“ LP bin!
  3. U2: Achtung Baby
    Die perfekte Verschmelzung von „Rock“ und „Elektronischer Musik“. Bono’s Vox und The Edge’s Gitarre sind das Liebespaar der Neunziger. Das Album war für die Band ein gewagter Schritt aber auch der Grundstein für die Experimente auf den Nachfolgeplatten „Zooropa“ und „Passengers“. Bono’s Texte sind sowieso der Maßstab, den man heute anlegen muß, wenn man Texte in der Pop/Rockmusik beurteilen will, melodisch wie auch inhaltlich.
    Ich gehe davon aus, daß einem Songs wie „Love Is Blindness“ oder „Who’s Gonna Ride Your Wild Horses“ noch im ausgehenden 21. Jahrhundert die Nackenhaare zu Berge stehen lassen.
  4. Alice Cooper: Killer
    Mit diesem Album hat Mr. Furnier bewiesen, daß er immer für einen Spaß zu haben ist. Das extravagante Aufklapp-Cover mit dem erhängten Alice über einem Jahres-Kalender von 1971, die Songs, die Live-Show der Band und natürlich die fiktive Person „Alice Cooper“ bildeten eine Einheit, die man vorher wohl in dieser Art und Weise noch nicht gekannt hat.
    Zum Ausklang der Hippie-Zeit gibt Alice seine Songs „Dead Babies“ und „Killer“ zum besten. Neben der ultimativen 70er-Rockhymne „Under My Wheels“ und dem unvergänglichen „Be My Lover“ findet man auch den Song „Desperado“ (ein Tribute-Song für Alices Saufkumpan Jim Morrisson, der im Juli des selben Jahres (1971) im fernen Paris in einer Badewanne seinem Leben „The End“ gesetzt hat) auf dem Album.
  5. Glompus Van De Hloedt: Tales From The Crypt
    Die Geschichte von den Zombies, die eine Gewerkschaft gründen obwohl sie ja bekanntlicherweise kein Gehirn haben, das aber dadurch wettmachen, indem sie die Mumien überreden mitzumachen, ist noch das normalste, was bei dieser Sprech-LP (Hörspiel) geschieht. Da wird einem jungen Mann bei lebendigem Leib das Herz herausgerissen, weil man ihn mit einer Artischocke verwechselt, eine Frau wird in ihrem Badezimmer von einem Zug überrollt und das alles nur, weil der belgische Professor des Paranormalen Glompus Van De Hloedt seine Laufbahn als Geistersucher aufgegeben hat und Taxifahrer wurde. Wird der „Bishop Of Darkness“ diesmal gewinnen? Wird Van De Hloedt seine Taxifirma aufgeben? Wird seine Assistentin Sandy Cheeseburger jemals wieder das Licht der Sonne sehen? Der Soundtrack und die Backgroundmusik stammen übrigens von den brillanten Stargazers!
  6. The Sisters Of Mercy: Floodland
    Leider Gottes das Hitalbum der Sisters, was natürlich zur Folge hat, daß der beliebte Satz: „Zu kommerziell, die waren früher besser“ oft zu hören ist und gerne herausposaunt wird. Fakt ist, daß die Sisters früher größtenteils langweiliger waren, mal abgesehen von „Temple Of Love“ (Maxi-Single B-Seite übrigens „Gimme Shelter“ von den Rolling Stones, sehr zu empfehlen!) und begrenzt der „First And Last And Always“ LP.
    Auf „Floodland“ hat Eldritch Höhepunkt an Höhepunkt gereiht. Unverschämt genial interpretiert ist „1959“. „Torch“ und „Colors“ (nur auf der CD als Bonustracks) sind unübertroffen düster. Ganz abzusehen von den Hitsingles „This Corrosion“, „Dominion“ und „Lucretia My Reflection“.
  7. Sinéad O’Connor: Universal Mother
    Intimate. Eins der persönlichsten und ergreifendsten Alben überhaupt. Very special.
    Beim Hören der Platte hat man Angst, man könnte Sinéad stören. Ein Werk voller Liebe und ängstlicher Erwartung, voller Zerbrechlichkeit und voller unvergeßlicher Momente. Nachdem ich die Platte gekauft hatte, habe ich mich Zuhause hingesetzt, den Kopfhörer angezogen und die ganze LP ohne Unterbrechung durchgehört. Keinesfalls eine einfache Aufnahme, die man nebenbei anhören kann. Zu den einprägsamsten Augenblicken meiner Erfahrungen mit Musik gehört sicherlich das Konzert von Sinéad O’Connor im Sommer 1997 in Mainz. Absolut nicht von dieser Welt. Ohne Sinéad, keine Insel!
  8. Morrissey: Viva Hate
    Dieses Album beinhaltet den Gitarren-Popsong schlechthin: „Suedehead“. Besser geht’s nimmer. Ja, ich weiß: „Morrissey war nur bei den Schmitts gut“ und „Johnny Marr ist sowieso der bessere“ usw.. Alles Fuppes! „Everyday Is Like Sunday“: Ultracool, wie man heutzutage zu sagen pflegt. „Margaret On The Guillotine“: Sehr gewagt und doch irgendwie sehr spaßig. Kann sich irgend jemand vorstellen, daß Herbert Grönemeyer ein Lied mit dem Titel „Helmut auf dem Schafott“ aufnimmt?
    Von diesem Sound und der Produktion zehren heute noch Gallagher und Co. Das war noch Brit-Pop!
    Ach, übrigens: Hat jemand eine Ahnung was der Titel „Alsatian Cousin“ bedeutet? Cousin aus dem Elsaß?
  9. Helge Schneider: Es gibt Reis, Baby
    Ohne dieses Meisterwerk geht’s natürlich auch nicht. „Schüttel Dein Haar für mich!“
  10. Depeche Mode: Music For The Masses
    Meine erste Depeche Mode CD für den damals unglaublichen Preis von 39,95 DM und mein erstes Live Konzert (inklusive anschließender Behandlung wegen eines Hörsturzes).
    „Musik für die Massen“, Lautsprecher als immer wiederkehrende Symbole, schwarzweißrote Flaggen auf der Live-Bühne, einen Song namens „Pimpf“ und eine CD im Monumentalsound, das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse. Als BRAVO und PopRocky damals die Tour zu dieser LP wegen nationalsozialistischer Tendenzen als bedenklich einstuften, brachte das natürlich ein großes „Hallo“ im deutschen Blätterwald und einen Promotionschub unüberschaubaren Ausmaßes.
    Musikalisch stark weiterentwickelt gegenüber der „Black Celebration“ und das erste Depeche Mode Album mit Gitarre, die an Martin L. Gore zugegebenermaßen echt albern aussieht. Textlich ein eher stärkeres Werk von Depeche Mode, weil die Heulsusenphase von Mr. Gore damals wohl noch nicht so sehr ausgeprägt war. Glücklicherweise mußte die neue LP „ULTRA“ auch nicht so sehr darunter leiden.

Was ich noch erwähnen wollte: Um den 10. Platz stritten sich unter anderem: Peter Gabriel mit „US“, Willy De Ville mit „Live At The Olympia“, Dieter Thomas Kuhn mit „Mein Leben für die Musik“, Bryan Ferry „These Foolish Things“ und der Soundtrack „Flash Fearless Vs. The Zorg Women, Parts 5 & 6“, aber es sind eben nur Top Ten und nicht Top Fourteen oder Top Sixteen oder Top …

Carsten Franks Inselplatten

Zehn Platten für den Edelstahlzylinder bei ALCOR

Eigentlich geht es hier um Platten für die Ewigkeit. Die Erde ist so klein, früher oder später wird man auch auf der abgelegensten Insel gefunden. Musik für die Zeit bis dahin sollte in mißlicher Lage von dieser ablenken. Interessanter ist da doch der Gedanke, Scheiben mit in die Zukunft zu nehmen. Zeitmaschinen gibt es, zumindest nach der offiziellen Version des CIA, noch nicht.

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Harald Martins Inselplatten

The Beatles: Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967)
Die brillanteste, bedeutendste, schlicht beste Popband aller – auch künftigen – Zeiten mit der brillantesten etc.. Nie waren Glaube, Liebe, Hoffnung ganz ohne christlichen Firlefanz größer. Und diese Töne, meine Brüder und Schwestern, diese Töne…
Erstes Gebot auf einer einsamen Insel: Hoffe!

The Beatles: The Beatles (1968)
In den eklektizistischen 90ern ist es Mode geworden, gerade dieses Beatles-Album besonders toll zu finden. Es ist eben so: Da ist alles prima drauf, was abendländische Musik positiv ausmacht.
Zweites Gebot…: Denk an die schönsten Momente der Vergangenheit!

The Who: Who’s Next (1971)
Wie kann man nur so aggressiv sein? Hör nach beim besten Drummer, dem gradlinigsten Sänger, dem coolsten Bassisten und dem punkigsten Präpunk-Gitarristen der Historie. Abrechnung mit den 60ern, wo’s berechtigt ist. Aufbruch in die 70er, wie’s sein muß.
Drittes Gebot…: Sei wütend!

Pink Floyd: Dark Side Of The Moon (1973)
Es gibt ja den unheilvollen Kollektiv-Drang, all das zu tun, was man zu tun vermag (Atombomben basteln, Velvet Underground hören, etc.). Mitunter, selten, geschieht das mit Geschmack – dann ist es gut, wahr und schön.
Viertes Gebot…: Glaub an das Gute in der Natur!

The Sweet: Singles 1971-1977
Sigmund Freud sagt, um gesund zu bleiben, müsse man lernen zu seinen Abgründen zu stehen. Also bitte. Wir Wahrhaftigen erinnern uns: Teenage Rampage.
Fünftes Gebot…: Sei ehrlich zu Dir selbst!

Godley & Creme: Ismism (1981)
Hörkunst, die Zweite (vgl. #4). Hier geht es allerdings nicht um ein Spiel, das vorgibt, ernst zu sein, sondern um ein Spiel, das vorgibt, ein Spiel zu sein. Ein adäquates Resultat für die 80er – das postmoderne Jahrzehnt.
Sechstes Gebot…: Trau keinem, der Dir Wahrheiten verkaufen will!

Talking Heads: Stop Making Sense (1984)
Die intellektuellste Live-Platte aller Zeiten. Ergo was für Herz und Hirn. Dazu gab’s einen Film, der einem nicht mehr aus dem Schädel geht. Beste Bedingungen also.
Siebtes Gebot…: Hab Sonne im Herzen und Kino im Kopf!

The Smiths: Strangeways, Here We Come (1987)
Die beiden Haupt-Heroen der besten Band der 80er – das exzentrische Großmaul Morrissey und der geniale Schweiger Johnny Marr – sind ’86/’87 auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität und gleichzeitig am Ende ihrer Gemeinsamkeiten. Morrissey ist sowieso immer am besten, wenn der Ärger am größten ist.
Achtes Gebot…: Setz den Frust in Schaffenskraft um!

Cleaners From Venus: Going To England (1987)
Eine der wenigen Scheiben, die hält, was sie verspricht: The next thirty eight minutes you will be in England. Eigentümlicherweise kommt seit 1963 fast alles musikalisch Gute aus dem ehedem als völlig unmusikalisch verschrienen Inselreich, das sich nur dank Importware über die tonalen Jahrhunderte retten konnte (Händel!).
Neuntes Gebot…: Denk an England in der Nacht!

Kula Shaker: K (1996)
Jefferson Airplane, Cream, Jimi Hendrix, Deep Purple, Byrds, Beatles, Ravi Shankar, weißderherrwernochalles – eine göttliche Zitatenhuberei. Völlig dekadent, dieser halb mystische, halb erdige Real-Nonsense. Mehr kann man in den 90ern nicht erwarten.
Zehntes Gebot…: Gib Dich der Leere hin!